Wolfgang Michel: Kasuparu Shamberugeru to Kasuparu-ryu geka (II) [On Caspar Schamberger and Caspar-Style Surgery (I)]. Nihon Ishigaku Zasshi - Journal of the Japanese Society of Medical History, Vol.42, No. 4 (1996), pp. 23 - 48.
Wolfgang Michel
Caspar Schamberger und die Caspar Chirurgie
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Wegen der äußerst verworrenen Quellenlage bei den japanischen Handschriften, die sich auf den 1649 - 1651 in Japan wirkenden deutschen Barbierchirurgen Caspar Schamberger (1623 - 1706) berufen, steht die Erforschung der japanischen Caspar-Chirurgie und damit auch des Aufkommens der 'Rothaar-Chirurgie' (Kômôryû-geka) insgesamt in einer Stagnation, welche die vorliegende Arbeit aufzubrechen versucht. Es werden folgende Punkte behandelt:
1. Einschätzung des chirurgischen Wissens von Schamberger anhand der Prüfungsbestimmungen der Leipziger Chirurgengilde von 1627 und des "Examens der Chyrurgie" von Cornelisz. Herls.
2. Diskussion der herkömmlichen Genealogien der 'Caspar-Schule', der Frage der 'Schüler' sowie eine kurze Vorstellung der nach Ansicht des Autors wichtigsten Mittler von Schambergers chirurgischen Instruktionen: Inomata Denpei, Kawaguchi Ryôan, Inoues Leibarzt 'Tôsaku', Nishi Genpo.
3. Isolierung der verlässlichsten Handschriften der "Caspar-Chirurgie" durch einen umfassenden Vergleich zahlreicher Quellen.
4. Dataillierter Überblick über die dort behandelte Chirurgie, über Fragen des Verständnisses und der 'Übersetzung' der Begriffe, sowie über die dahinterstehenden westlichen Schriften.
5. Diskussion der Handschrift "Nanbanryû gekasho", des Buches "Oranda geka shinan" (1697) sowie der Rolle von Sawano Chûan (Christovão Ferreira) in bezug auf diese zwei Schriften. Bei beiden handelt es sich nicht, wie bislang behauptet, um eine getarnte Form der auf Ferreira und andere Iberer zurückgehenden 'Südbarbarenchirurgie'. Sie repräsentieren vielmehr im wesentlichen die Instruktionen Schambergers und seiner Amtsnachfolger, stehen also in der Tradition der 'Rothaar-Chirurgie'.