Engelbert Kaempfer, Werke. Kritische Ausgabe in Einzelbänden. Herausgegeben von Detlef Haberland, Wolfgang Michel, Elisabeth Gössmann. Iudicium: München, 2001. I/1 Engelbert Kaempfer: Heutiges Japan. Herausgegeben von Wolfgang Michel und Barend J. Terwiel. Iudicium: München, 2001. 779pp. I/2 Engelbert Kaempfer: Heutiges Japan. Herausgegeben von Wolfgang Michel und Barend J. Terwiel. Iudicium: München, 2001. 828pp.
Wolfenbütteler Barock-Nachrichten, Jahrg. 29, Heft 2, 2002, p.177-183 Das unwegsame Meer, aber ein Schiff fährt darüber hin, schroff ragt der Fels, aber die Taube nistet auf seinem Gipfel. “Virtuti Nihil invium”. Das emblematische Kupfer, mit dem Kaempfer das Titelblatt seiner Amoenitates exoticae geschmückt hat, erscheint als Sinnbild und adhortativum, für Adepten der Wissenschaft ganz allgemein, die species Forschungsreisende insbesondere, als Programmwort und Fazit lebenslanger Bemühungen eines bis heute wenig gekannten Forschers, der aber zu den hervorragenden Gelehrten seiner Zeit zählte, der auf seiner außergewöhnlichen peregrinatio durch Rußland, Persien und Asien unschätzbare Kenntnisse zusammengetragen hat zur Historie, Landeskunde, Geographie, Botanik, Zoologie, Medizin, Pharmazeutik, dessen Werk über Japan grundlegend geworden ist für die europäische und angloamerikanische Japanologie. Selbst Barockspezialisten dürften erst durch die in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts intensiver einsetzende wissenschaftliche Rezeption auf den “Humboldt des 17. Jahrhunderts”(Allgemeine Deutsche Biographie 15, 63) aufmerksam geworden sein. Dabei war “der größte deutsche Reisende” der Barockzeit (Hanno Beck) bereits zu Lebzeiten eine Autorität. Seine Publikationen fanden im wissenschaftlichen Diskurs regen Widerhall, sein Briefwechsel ist ein beeindruckendes Zeugnis für das Netzwerk geistigen Austausches, das Kaempfer geknüpft hatte. Leibniz erkundigte sich am 7. Juli 1711 in einem Brief an Friedrich Wilhelm Bierling, ob denn Kaempfers Reiseberichte schon erschienen wären. Europaweites Aufsehen erregte das posthum veröffentlichte Buch über Japan. Trotzdem war Kaempfer bis in die Gegenwart breiteren Kreisen kaum bekannt. Sein Werk, nur zu geringen Teilen überhaupt publiziert, wurde hauptsächlich von Spezialisten rezipiert. Und es mangelt ihm ein Fleming, der seine Fama in die Ohren der Germanisten posaunt hätte. Nun aber scheint es so weit zu sein, Kaempfers Leben und Wirken auch zu allgemeinerer Kenntnis zu bringen. Sogar eine eigene Gesellschaft wurde gegründet, die diesem Zweck verpflichtet ist, die Engelbert-Kaempfer-Gesellschaft Lemgo e.V. Deutsch-Japanischer Freundeskreis. Anläßlich des 300. Jahrestags der Ankunft Kaempfers in Japan wuerden in Lemgo und Tokyo zwei internationale Tagungen ausgetragen. Die Herzog-August-Bibliothek widmete Kaempfer eine Ausstellung. Eine Reihe von Ausgaben, Übersetzungen und Publikationen erschien. Zum 350. Geburtstag lagen die ersten Bände einer neuen kritischen Ausgabe vor - ein unübersehbarer Meilenstein der Kaempfer- [- 178 -] Forschung. Der Bundespräsident Wolfgang Thierse forderte in seiner Rede über Kaempfer und den Dialog der Kulturen am 15. März 2002 in Lemgo sogar: “In gewisser Weise müssen wir alle zu Engelbert Kaempfers werden.” Engelbert Kemper, am 16. September 1651 in der lippeschen Kleinstadt Lemgo geboren, verstand seinen Namen als Aufruf und Verpflichtung. Bereits in seinen ersten Publikationen nannte er sich Kempfer bzw. Kaempffer. Dabei ist es bis zu seinem Lebensende geblieben. Doch nicht der kriegerische Mars sollte sein Wappenschild zieren, der Pfarrersohn sah sich als einen Streiter des Geistes. Seiner Heimatstadt, deren Einwohnerzahl sich während der Kriegsjahre auf weniger als ein Drittel verringert hatte und in der Hexenwahn tobte, 34 Prozesse waren es allein 1666, kehrte er bald den Rücken, um in der Ferne sein Glück zu suchen. Stationen seiner gelehrten Studien waren Hameln, Lüneburg, Lübeck, Danzig, wo Kaempfer 1673 seine erste Druckschrift publizierte, die Exercitatio politica de majestatis divisione, Krakau und Königsberg. 1681 begab er sich nach Schweden, wo er rasch Freunde und Förderung fand. 1683 brach Kaempfer mit einer schwedischen Gesandtschaft an den russischen und persischen Hof auf. Damit begann seine zehnjährige Weltreise, die ihn zunächst, wie 50 Jahre vor ihm Paul Fleming mit Adam Olearius, nach Moskau und dort nach Isfahan führte. In Persien wechselte er in den Dienst der niederländischen Verenigden Oostindischen Compagnie (VOC), die derzeit einen bedeutenden Teil des Seehandels mit Asien kontrollierte. Als Chirurgus der VOC gelante er nach Bandar Abbas, am Persischen Golf, von wo aus er Persepolis und Schiras besichtigte, schließlich nach Batavia. In den Jahren 1690 bis 1692 war Kaempfer Arzt in der Faktorei der VOC in Japan. “Unter den Forschungsreisenden der Wißbegierigste”, mit deisem Motto charakterisierte die Wolfenbütteler Ausstellung die wissenschaftliche Sammeltätigkeit Kaempfers, der von seiner Reise eine reiche Ernte mitgebracht hat – Aufzeichnungen, Exzerpte, Zeichnungen von Pflanzen und Tieren, Beschreibungen, Landkarten, medizinische Geräte, Raritäten und Kuriosa. Überall, wohin es ihn während seines Reisedezenniums verschlug, sammelte Kaempfer in fieberhafter Eile, was er an Informationen erlangen konnte, selbst, wo er sich nur kurze Zeit aufhielt, versuchte er zusammenzuraffen, was erreichtbar war. Auf diese Weise trug er während seiner Reisejahre eine bedeutende Menge unschätzbaren Materials zusammen. 1693 kehrte er nach Europa zurück, promovierte in Leiden zum Doktor der Medizin und ließ sich in seiner Heimat als Arzt nieder, 1698 wurde er zum Leibarzt des Grafen Friedrich Adolf zu Lippe ernannt. Die Lebensjahre bis zu seinem Tod genügten Kaempfer nicht, das während seiner Reisen gesammelte Material in Publikationen zu verwerten. Lediglich eine Auswahl von Aufsätzen erschien 1712 inter dem Titel Amoenitatum exoticarum politico-physico-medicarum fasciculi V, quibus continentur [- 179 -] variae relationes, observationes & descriptiones rerum Persicarum & ulterioris Asiae multà attentione, in peregrinationibus per universum orientem, collectae ab auctore Engelberto Kaempfero. Unter anderem findet sich in diesem Werk eine Abhandlung über die Dattelpalme, die erste in Europa publizierte Beschreibung des Ginkgo Biloba und die Abbildung einer Inschriftentafel von Persepolis, für deren Schriftzeichen, die man vorher Nagelschrift nannte, Kaempfer die Bezeichnung Keilschrift fand (Detlef Haberland: Von Lemgo nach Japan. Das ungewöhnliche Leben des Engelbert Kaempfer 1651 bis 1716. Bielefeld 1990, S. 47). Auch seine 1694 in Leiden gedruckte Disputatio madica inauguralis exhibens decadem observationum exoticarum basierte auf den reinhalteigen Materialsammlungen der Reisejahre. Sie enthält u. a. Abhandlungen über die Akupunktur und die Moxibustion, die Kaempfer in Japan kennengelernt hatte. 1716 starb Kaempfer. Sein handschriftlicher Nachlaß und große Teile seiner Sammlungen wurden von Sir hans Sloane (1660 – 1753) aufgekauft und befinden sich heute in der British Library in London. Diesen Schatz, den Kaempfer-Nachlaß in der Sloane Collection, wollen die Herausgeber der neuen Ausgabe nun heben. Der erste Band bietet Kaempfers “Heutiges Japan”, der zweite Band enthält den Briefwechsel, der dritte Band, für das Frühjahr 2002 angezeigt, ist den Zeichnungen japanischer Pflanzen gewidmet. Leider läßt sich den bisher erschienenen Bänden nichts über den Editionsplan der Ausgabe entnehmen, die im Reihentitel als “kritische Ausgabe in Einzelbänden” bezeichnet ist. In seinem in den Wolfenbütteler Barock-Nachrichten abgedruckten Werkstattbericht ließ Detlef Haberland wissen, daß die Ausgabe, mit deren Vorarbeiten bereits 1991 begonnen wurde und deren erste Bände 1995 erscheinen sollten, als kritische Gesamtausgabe angelegt ist, die in 22 Bänden sämtliche durch den Druck und handschriftlich überlieferten Texte vollständig präsentieren soll (21. Jg., 1994, S. 134 – 138). Ein gigantisches Unterfangen! Gerhard Bonn listete in seiner Bibliographie des wissenschaftlichen Nachlasses Kaempfers im Britischen Museum (Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, Bd. 48, Detmold 1979, S. 69 – 116) ca. 4000 Blatt in 35 Manuskript-Konvoluten auf, darunter über 1000 Zeichnungen. Allein Sl. 3060, die Handschrift von “Heutiges Japan”, umfaßt 559 Bll. im Quart-Format. In der kritischen Ausgabe wurden zwei dicke Bände daraus (779 und 828 S.), wobei die Notizen und Materialien der Blätter 428 bis 559 (ausgenommen die Abbildungen) noch gar nicht ediert wurden. Es gibt aber daneben auch noch ein Manuskript mit Collectanea Japonnica (379 Bl. in 4º), zwei Handschriften mit Pflanzenzeichnungen (233 und 168 Bl. in 2º) und zerstreut über die anderen Konvolute weiteres Material. Ähnlich verhält es sich mit anderen Werkkomplexen.
Die Schwierigkeiten, vor die sich Herausgeber gestellt sahen und sehen, sind enorm. An Vielseitigkeit und Kompliziertheit des Materials gibt [- 180 -]
es wohl kaum etwas Vergleichbares in der Literatur. Nur ein internationales interdisziplinäres Team konnte sich der Herausforderung stellen, Kaempfer zu edieren. Weitreichende Sprachkenntnisse und ein enormes historisches Wissen sind dazu nötig, aber auch spezielle Kenntnisse der Botanik, Zoologie, Geographie, Medizin und anderer Wissenschaften. Von den formalen Schwierigkeiten gar nicht zu reden. Überliefert sind Texte und Textfragmente in den unterschiedlichsten Bearbeitungsstufen – Exzerpte, Notizen, Entwürfe, fast fertiggestellte Werkteile, im Druck Erschienenes. Trotz der reichen Sammlungen in der British Library ist die Überlieferung lückenhaft, wichtige Manuskripte bzw. Manuskriptteile sind verschollen. Bei erhaltenen Handschriften ist die ursprüngliche Ordnung oft nicht mehr zu erkennen. Dazu kommt, daß in den zeitgenössischen Drucken und selbst in den Handschriften bearbeitete Versionen vorliegen, die mehr oder weniger von den Fassungen abweichen, wie sie von Kaempfer hinterlassen wurden. Schließlich geht es um wahre Materialmassen. Daß sich die Edition etwas verzögert hat, kann bei dem Befund nicht überraschen. Band 1, “Heutiges Japan”Der erste Band der neuen Ausgabe enthält das wichtigste und umfangreichste Werk Kaempfers, seinen Bericht “Heutiges Japan In einer zwiefachen Hoff Reise durchgeschauet und beschrieben”. Trotz der für die Erforschung des Landes ausgesprochen schwierigen Bedingungen, Japan war während des 17. Jahrhunderts gegenüber der Außenwelt abgeriegelt, und der Verkehr mit Ausländern wurde streng kontrolliert, war es Kaempfer gelungen, während der beiden Jahre, die er als Arzt der VOC in der Faktorei Dejima lebte, der derzeit einzigen europäischen Handelsniederlassung in Japan, zahlreiche Informationen zusammenzutragen und seine Aufzeichnungen bei seiner Abreise auch aus dem Lande zu schmuggeln. Allerdings war es ihm nicht beschieden, sein umfassendes Werk über Japan, das auf diesen Materialien basierte, abzuschließen und im Druck erscheinen zu sehen. Es wurde erstmals 1727, elf Jahre nach dem Tod des Verfassers, publiziert, und zwar in der englischen Übersetzung von Johann Caspar Scheuchzer, der, dem zeitgenössischem Verständnis editorischer Verantwortung verpflichtet, tief in die durch das Manuskript überlieferte Textfassung eingegriffen hatte. Insbesondere ist Scheuchzer für zahlreiche Erweiterungen und Zusätze verantwortlich, die teilweise aus anderen Handschriften Kaempfers stammen. Seine unter dem Titel “The History of Japan” in London publizierte Übersetzung wurde bis zum Erscheinen der von Christian Wilhelm von Dohm 1777-79 herausgegebenen “Geschichte und Beschreibung von Japan”zur Grundlage sämtlicher Ausgaben und Übersetzungen in andere Sprachen und blieb auch danach maßgeblich neben der deutschen Ausgabe, die auf einer anderen [- 181 -] handschriftlichen Überlieferung basiert, in Teilen jedoch ebenfalls von der Edition Scheuchzers abhängig ist. Erst die 1999 publizierte neue englische Übersetzung von Beatrice Bodart-Bailey “ Kaempfer’s Japan – Tokugawa Culture Observed” geht wieder direkt auf das Manuskript zurück, bietet allerdings einen gekürzten Text. In der neuen Ausgabe von Michel und Terwiel wird der Text des Japan-Buches kritisch nach der Handschrift Sl. 3060 wiedergegeben. So kommt es, daß Kaempfers Bericht über Japan 300 Jahre nach seiner Entstehung nun erstmals in der Originalsprache in einer “unverfälschten” (Bd. 1,2, S.9) Fassung veröffentlicht wurde, so weit diese der Handschrift Sl. 3060 überhaupt zu entnehmen ist. Die Zusätze und Korrekturen, die Scheuchzer während seiner Bearbeitung in das Manuskript eingebracht hat, wurden getilgt bzw. rückgängig gemacht. Die Änderungen, die Johann Hermann Kaempfer vornahm, der einen beträchlichen Teil des Manuskripts kopiert hat, lassen sich dagegen nicht nachvollziehen, da die Handschriften, die Dohm bei der Erarbeitung seiner Ausgabe zur Verfügung standen, verschollen sind.Die Gründe für die editorischen Entscheidungen werden im Vorwort von Wolfgang Michel ausführlich dargestellt. Durch eine akribische Untersuchung der Wasserzeichen, der Schreiberhände und –gepflogenheiten, insb. bei der Anbringung von Kustoden, aufgrund einer Auswertung der Zeugnisse zur Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte sowie durch einen Vergleich der Fassungen wird die Problematik der Überlieferungssituation deutlich gemacht. Diese Ausführungen sind inhaltlich und methodisch so beeindruckend wie überzeugend. Immerhin stellt sich die Frage, ob es nicht möglich und sinvoll gewesen wäre, die Zusätze Scheuchzers und die abweichenden Fassungen in Dohms Edition im Einzelnen kenntlich zu machen. Mit der englischen Übersetzungen von 1727 liegt die wirkungsgeschichtlich prominenteste Fassung vor, und das besondere Gewicht der deutschen Ausgabe von 1777-79 steht außer Zweifel, besonders wenn man bedenkt, daß Dohm womöglich gerade in den Teilen auf die Originalhandschriften von Engelbert Kaempfer zurückgreifen konnte, die in Sl. 3060 in Abschrift von Johann Hermann Kaempfer überliefert sind. Diese Frage stellt sich insbesondere beim 10. Kapitel des 4. Buches, das Scheuchzer in eigener Leistung aus den Materialien Kaempfers zusammengestellt hatte, obwohl im Manuskript nur die Überschrift zu finden war. Außer dem Text enthält der 1. Teilband eine Auswahl von Abbildungen, die dem Materialteil der Handschrift entnommen sind, der im Anschluß an den fortlaufenden Text auf den Blättern 428 bis 559 von Sl. 3060 überliefert ist. Der zweite Teilband enthält eine von Wolfgang Michel verfaßte Einleitung, den Stellen-Kommentar, Kommentare zu den Abbildungen, einen Materialien-Anhang, ein Literaturverzeichnis. Durch Register sind sowohl der Textband als auch die Einleitung erschlossen. Außer der Abhandlungen zur Entstehung- und Überlieferungsgeschichte des Werkes bietet [- 182 -] die Einleitung einen ausführlichen Abschnitt zur wissenschaftsgeschichtlichen Einordnung Kaempfers, den die Leser dankbar und mit Gewinn benutzen werden. Die reichen Erfahrungen, die Wolfgang Michel, Professor an der Abteilung für Sprach- und kulturvergleichende Studien der Kyushu-Universität in Fukuoka, seit mehr als 20 Jahren bei seinen Studien zur Geschichte der euro-asiatischen Kulturkontakte, insbesondere zum interkulturellen Austausch medizinischen Wissens, zur Geschichte der Japan-Studien in Europa und zu den Holland- und Weststudien in Japan gesammelt hat, sind der Einführung und den Stellenkommentaren zugute gekommen. Die ersten beiden Kapitel des 1. Buches hat Berend Jan Terwiel, Professor im Fachbereich Orientalistik (Asien-Afrika-Institut) der Universität Hamburg, transkribiert und kommentiert, der als Spezialist Thailand auch die Bearbeitung der diesbezüglichen Aufzeichnungen Kaempfers übernommen hat.
Band 2, “Briefe 1683 bis 1715”Der ebenfalls recht umfangreiche 2. Band der neuen Ausgabe enthält sämtliche Briefe von und an Kaempfer, soweit sie überliefert sind. Abgedruckt sind 182 Briefe, Entwürfe und Brief-Fragmente, die bis auf wenige Ausnahmen bisher überhaupt noch nicht oder nur in regestenhafter oder gekürzter Form ediert waren. Die einzelnen Texte sind nach den Handschriften, bzw., wo diese verschollen sind, nach anderen Überlieferungträgern in der Original-Sprache wiedergegeben, jeweils in die deutsche Sprache übersetzt und durch einen Stellenkommentar erläutert. Außerdem enthält der Band eine ausführliche Einführung, ein Literaturverzeichnis sowie ein Namens- und ein Ortsregister. Ausgewählte Abbildungen illustrieren die verschiedenen Themenkreise bzw. vermitteln Bilder der Briefpartner oder genannter Persönlichkeiten, in der Einleitung sind darüber hinaus zwei Handschriftenseiten abgebildet.Was für die Komplexität des orbis kempferi und die Schwierigkeiten der Überliefrungssituation seiner Schriften charakteristisch ist, läßt sich an der Korrespondenz in nuce beobachten. Die Briefe sind in verschiedenen Sprachen abgefaßt, Deutsch, Lateinisch oder Niederländisch, darüber hinaus enthalten sie zahlreiche Einspregsel in den verschiedensten Landessprachen, oft in einer ungewöhnlichen Orthographie, schwer oder nicht zu erschließende Namen, geographische Bezeichnungen, Pflanzen- und Tiernamen usw. Der komplizierten Aufgabe, diesen heterogenen und anspruchsvollen Gegenstand zu edieren, hat sich Dr. Detlef Haberland, gegenwärtig am Institut für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Köln, gestellt, der sich in den vergangenen Jahren durch seiner zahlreichen Arbeiten einen Namen als Barockspezielist gemacht hat.
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In seiner Einleitung geht Haberland nicht nur auf die Überlieferungssituation und den Stand der Erforschung und der Edition der Briefe ein, sie enthält darüber hinaus Exkurse zur Problematik der Edition von frühneuzeitlichen Handschriften allgemein, zur Gattungstheorie des Briefes sowie zu editionsphilologischen Fragestellungen, im Einzelnen vielleicht nicht unbedingt nötig für die Ausgabe, der dadurch jedoch über ihr unmittelbares Anliegen hinaus auch ein paradigmatischer Anspruch zuwächst. Die Kompetenz Haberlands und seiner zahlreichen Helfer, allein für die Übersetzungen aus dem Lateinischen sind im Anhang vier Altphilologen benannt, hat sich in der Transkription, der Textfassung der Übersetungen und in den Stellenkommentaren niedergeschlagen, ohne die viele der Briefe für heutige Leser nicht verständlich sind. Klaus-Peter Möller (Potsdam)
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