Lippische Rundschau 28.9.1990

Den berühmtesten Sohn der Stadt Lemgo endlich beim Wort nehmen


Ergebnisse werden in einer Publikation vorgelegt / Hervorragende Organisation gelobt

Lemgo-Lippe (LR). Die Ergebnisse des 1. Internationalen Kaempfer-Symposiums, das bekanntlich vom 20. bis 22. September in der Alten Hansestadt stattfand, werden in einer Publikation vorgelegt und dürften zeigen, wie wichig eine interdisziplinäre und internationale Kooperation in der Kaempfer-Forschung ist. Das hält jetzt der Leiter des Kaempfer-Symposiums, Prof. Wolfgang Michel (Japan) in einer Presseerklärung fest.

Die zweieinhalb Tage im Gemeindehaus der Kirchengmeinde St. Nicolai, so Michel, hätten ganz im Zeichen der Wißbegierde und Ernsthaftigkeit des größten Sohns der Alten Hansestadt gestanden. Die Veranstaltung, auf der Referenten aus sechs Ländern Kaempfers Leben, Werk und Wirkung in elf öffenlichen, gut besuchten Vorträgen verfolgten, sei in einer entspannten und zugleich konzentrierten Atmosphäre verlaufen. Hierzu habe nicht nur die als hervorragend beurteilte Organisation des Veranstalters, der Engelbert-Kaempfer-Gesellschaft, beigetragen.

Schon bald sei in den engagiert geführten Diskussionen deutlich geworden, daß eine fundierte Erfassung, Analyse und Beurteilung der Kaempferschen Hinterlassenschaften ebenso wie die Aufhellung der Lebensumstände, Kontakte und Motive des Lemgoer Weltreisenden von einem Forscher alleine nicht geleistet werden könne, erklärt Prof. Michel. Die Bedeutung der im Britischen Museum gehüteten und möglicherweise auch in anderen Archiven und Bibliotheken schlummernden Kaempferschen Materialien sei von Vortrag zu Vortrag klarer hervorgetreten. Die Teilnehmer seien sich einig darüber gewesen, daß neben all den laufenden Untersuchungen zu einzelnen Fragen eine systematische Erfassung dieser Materialien sowie eine textkritische Edition wichtiger Teile, beispielsweise der Reisetagebücher, aber auch des Japanwerkes, zu den vordringlichsten Aufgaben der künftigen Forschung gehöre.

Nach bald drei Jahrhunderten eines doch recht unbekümmerten Umgangs mit Kaempfer sei es an der Zeit, diesen Autor endlich beim Wort zu nehmen. Dies um so mehr, als die vielversprechende Quellenfülle es erlaube, die Entstehungsgeschichte der Kaempferschen Manuskripte sowie deren spätere Bearbeitung so genau nachzuzeichnen, wie es nur bei sehr wenigen Autorer jener Zeit möglich ist.

Gleiches gelte im Hinblick auf das graphische Material, die Skizzen, Zeichnungen, Karten, wie eindrucksvoll demonstriert worden sei. Immer wieder habe man eine Annäherung an die Person des Lemgoer Pastorensohnes versucht, die vielen Facetten und Widersprüche zeige. In seinen Schriften werde deutlich, mit welchen Tücken die Interpretation, das Verstehen fremder Kulturen und Völker behaftet ist. Außerordenlich hilfreich sei die parallel laufende Ausstellung Sakoku im Schloß Brake gewesen. Besonderer Dank gelte den Organisatoren der Stadt Lemgo, der Sparkasse Lemgo und dem Land NRW für die finanzielle Unterstützung.

 

 

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