Dohm, Christian Wilhelm (ed.) Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Meyer, Lemgo 1777-79.

Internet-Edition by Wolfgang Michel, © Fukuoka, Japan March1998

    
Buch 1, Kapitel 8

Achtes Kapitel.
Von dem Clima der japanischen Länder, und ihren Mineralien.

Clima.

Es rühmt sich dieses Reich eines gesunden Climas. Die Luft aber ist sehr ungestüm, durchgehends kalt und des Winters mit vielem Schnee beladen; allein doch in den Hundstagen unerträglich heiß. Der Himmel ist das ganze Jahr durch mildreich in Bewässerung des Landes, besonders in den Monaten Junius und Julius; welche bei ihnen deswegen Satsuki d. i. Wassermonden genant werden. Doch fält der Regen nicht so anhaltend, noch so genau auf besagte Zeiten, daß ich es einer indischen Witterung vergleichen mögte. Auch Donnerwetter hört man hier nicht selten.
See; Strudel u. s. f.

Die umgrenzende See ist vielen Sturmwinden unterworfen, mit vielen Klippen ober und unter dem Wasser besezt, und deswegen gefährlich zu beschiffen. Es giebt in demselben zween gefährliche, merkwürdige Strudel. Der eine, Faisaki genant, liegt unter Amakusa bei Simabari, und wird nur zwischen Ebbe und Fluth gemieden: weil alsdenn derselbe, da er vorhin mit der See in gleicher Fläche gestanden, nach einigen gewaltsamen Drehungen, plözlich in eine Tiefe von funfzehn Klaftern (wenn man es glauben darf) einfält, und die unwissende Fahrzeuge auf seinen Klippengrund herunter reist und zerschmettert. Die Stücke sollen einige Meilen davon oder auch gar nicht wieder hervorkommen. Der andere Strudel, Narroto genant, liegt ohnweit Kinokuni bei der Provinz Awa; man heißet ihn deswegen Awano Narroto, d. i. das Geräusch von Awa; weil nemlich das Wasser mit großer Gewalt und beständigem Rauschen sich um ein klippichtes Inselgen drehet, und solches unaufhörlich erschüttert. Dieser Strudel scheint sehr fürchterlich, wird aber nicht für gefährlich gehalten, weil man sein erschrökliches Geräusch von ferne hört, und ihn deswegen leichter vermeiden kan. Wegen dieser bewundrungswurdigen Natur und Bewegung wird der Narroto in ihren Uta, oder Liedern, und in nachdenklichen Reden sehr oft angefürt. Man sieht auch im japanischen Meer bisweilen Wasserhosen, die aus der See sich erheben, und über das Land wegstreichen. Man mahlet sie ab wie einen Drachen mit einem Wasserschwanze; und glaubt daß es ein Wasserdrache sey, der mit gewaltsamen Drehungen in der Luft fahre, und nennt deswegen diese Wirbelwinde Tats Maki d. i. Drachen wirbel.
Boden.

Der japanische Boden ist mehrentheils uneben, mager, felsigt und bergigt; aber durch unverdrossenen Fleis der Einwohner fruchtbar gemacht. Doch nicht so sehr, daß er seine Bewohner, ohne Beihülfe desjenigen, was die See an Fischen, Muscheln und mancherlei Seekräutern hergiebt, könte Narung geben: wozu noch außerdem die nicht urbaren Berge und steinigte Gründe beitragen müssen, durch Wurzel und wilde Kräuter; welche aus Dürftigkeit ihre Vorfahren gelernt haben zu bereiten und eßbar zu machen. Bei diesen Umständen kan man wohl glauben, daß die Japaner bei ihrer mäßigen Lebensart mit allen nothwendigen Lebensbedürfnissen versehen sind; und daß dieses äußerst volkreiche Land ohne die geringste Hülfe aus fremden Ländern, als eine abgesonderte kleine Welt, wohl bestehn kan, so lange die Unterthanen bei ihrem Ackerbau und Nahrung in Ruhe gelassen werden.
Flüsse.

Das Land ist mit vielen süßen und wasserreichen Strömen versehen, deren viele wegen der hohen Gebirge, von welchen sie herabstürzen, und der oftmahligen Plazregen so schnel fließen, daß man nicht wohl herüber kommen kan. Die berühmtesten derselben sind folgende: 1) der gefährliche Ujingava oder Ujinflus. Er ist ohne Brücke; eine gute Viertelmeile breit, und mus durchgewatet werden: er hat auf seinem Grund große Triebsteine und fält mit einer großen Macht Wassers wie ein Pfeil herab. Ohne kündige dazu bestelte Führer, deren fünfe bei knietiefem Wasser ein Pferd durchführen müssen, kan man nicht hindurch reiten. Wenn diese Führer jemanden verlohren gehen lassen, so kostets ihnen ihr Leben. 2) Der Oomifluß; er ist deswegen berühmt, weil er nach dem Zeugnis der Japanischen Chroniken im Jahr 285 vor Christi Geburt in der Provinz, wovon er seinen Namen führt, auf einmal und in einer Nacht entstanden ist. 3) Der Askagana wird für merkwürdig gehalten, weil er die Tiefe seines Grundes stets verändert: und dient daher den Dichtern und Liebhabern zu allerlei Anspielungen.
Erdbeben.

Der japanische Boden wird auch oft von Erdbeben erschüttert; aber aus Gewohnheit daselbst so wenig geachtet, wie bey uns ein Donnerwetter. Das gemeine Volk sagt: es krieche wieder ein Walfisch unter dem Lande her, und habe nichts zu bedeuten. Nicht selten aber ist die Erschütterung so heftig und anhaltend, daß davon die Gebäude, zum großen Ruin der Städte und mit Verlust von vielen tausend Menschen, über einander fallen. Ein solches Unglük hat sich bei der Anwesenheit der Pater Ludwig Froes1 im Jahr 1586 (nach seiner Erzählung im Opere de rebus Japonicis collecto a Joh. Hayo) und auch nach der Zeit einige mal zugetragen. Und noch im Jahr 1704 schrieb mir aus Batavia ein Freund, der von Japan zurükgekommen war, daß im vorigen Jahre daselbst ein so schrekliches Erdbeben gewesen sey, daß die große Stadt Jedo, welche am mehresten gelitten, nebst der kaiserlichen Residenz, in Trümmern liege: wobei mehr als 200,0002 Menschen durch den Ruin und durch zugleich entstandene Feuersbrünste, das Leben eingebüßet hätten. Es ist zu bewundern, daß einige einzelne Oerter in diesem Reich niemals vom Erdbeben erschüttert worden. Man schreibt dieses der Heiligkeit derer Oerter, und dem Schuz des daselbst herschenden Götzen oder Geistes zu: andere raisonniren, diese Oerter ruheten auf der Grundveste des unbeweglichen Erdcentrum. Unter besagte Oerter werden gezählt: die Inseln Gotho, die kleine Insel Sikuousima, wo der erste und vornehmste Bonzen Tempel erbauet ist, der berühmte mit Klöstern besezte Berg Kojasan, und vielleicht noch wenige andere.
Schwefel, brennende Berge, heiße Quellen.

Der Reichthum des japanischen Bodens, worin er alle bekante Länder der Welt übertrift, besteht in vielerlei Mineralien: besonders in den vornehmsten Metallen, Gold, Silber und Kupfer. Der Schwefel, die Mutter der Metalle, zeigt sich an vielen Orten durch rauchende Berge, Thäler, warme Bäder, und wird auch selbst in Substanz gefunden. Um einige dieser Oerter anzuführen, wil ich von unserer alten Niederlage Firando den Anfang machen. Nicht weit davon liegt ein felsichtes Inselgen; eine von denen, welche wegen ihrer Menge den Namen Kiu Siu Kusima, d. i. 99 Inseln führen, diese Insel, so klein und geringe sie auch ist, brent doch seit vielen Jahrhunderten beständig fort, ob sie gleich mitten in der See liegt. Auf einer andern Insel, welche Satzuma gegen über liegt, und von den Japanern mit dem portugiesischen Namen Fuogo und von den unsrigen Vulkanus genant wurde, sieht man gleichfals ein immerbrennendes Feuer. Figo zeigt eine Gruft, welche vor diesem gebrant, jezt aber aufgehört hat, nachdem sie ihre Nahrung verzehret. In derselben Provinz befindet sich auch ein Ort, Namens Aso, woselbst der berühmte Tempel Asa no Gongen, d. i. der eifrige Gott von Aso, zu sehen ist. Bei diesem Tempel steigt stets aus der Spitze des anliegenden Berges eine halbe Flamme empor; welche aber doch mehr des Nachts als bei Tage sichtbar ist. Im Lande Tsikusen bei Kuganosse brent seit undenklichen Jahren eine Grube: es ist aber eine Steinkohlenmine, die durch Unvorsichtigkeit eines Arbeiters in Brand gerathen ist. Der berühmte Berg Fusi in der Provinz Susuja, dem an Höhe nur der canarische Berg Teneriffa, an Gestalt und Schönheit aber keiner in der ganzen Welt, wie ich glaube, zu vergleichen ist, läst aus der Höhle seines oben mit Schnee bedekten und ewig grauen Hauptes zuweilen einen Rauch, wie aus einem Schornstein, aufsteigen: wievol sein immerwährender Schnee oft einen falschen Rauch vorstelt. Die Geschichte meldet, daß er vordem aus seiner Höhe gebrant habe, bis er zur Seiten geborsten, gesprungen, und seine Flamme verlöscht sey. Unsen, ein großer unförmiger, breiter und nicht gar hpher Berg Simabara, ist kahl, weis, schwefelicht und gleichsam eine ausgebrante Masse, raucht wenig, doch habe ich seinen aufsteigenden Dampf über drei Meilen sehen können. Er hat an vielen Orten einen heißen Boden, welcher dabei los und löchericht ist, daß man nicht ohne Furcht darauf gehn kan; ausgenommen wenige Oerter, wo einzelne Bäume stehen. Es kan hier wegen des schwefelichten Gestankes kein Vogel leben:3 wenn es regnet, scheint der ganze Berg zu kochen: auf und um denselben sieht man viele, so wol kalte als kochende heiße Wässer und Quellen; und unter denselben ein großes feuerheißes Bad, welches die Kraft hat, das Ferment des spanischen Giftes anzunehmen: wenn man nemlich wenige Tage nach einander sich einige Augenblicke hineinsezt, oder den Leib darin abspült; zuvor aber mus der Kranke die Cur mit einem gelindern, einige Meilen davon gelegenen Bade, Obamma genant, angefangen haben: und zugleich während der ganzen Cur warme Speisen genießen, den Leib warm halten, und nach gebrauchtem Bade zum Nachschwitzen sich bedecken. Einige Feldstraßen von diesem heißen Bade liegt ein Kloster der Secte Tendai, welches jedem heißen Brunnen den Namen eines gewissen Purgatorii für diese oder jene Beamte und Handwerksleute beigelegt hat: und zwar nach einiger Aehnlichkeit des Wassers, Schaums, Geräusches, Grundes u. s. f. mit einer Profession. So sollen die betrüglichen Bier oder Saki Brauer in der Tiefe eines trüben Brunnesn wohnen: die Kuchen= oder Mange Becker in einem Brunnen, welcher dergleichen weißen Schaum auswirft: die Zänker in einem Brunnen, der mit unterirdischem tiefen Geläut sein Wasser aufwirft u. s. f. welche Erzählungen einfältige Leute anhören, und den Mönchen dafür Almosen ertheilen.4 Dieses ist der Berg, wohin man vor Zeiten die neuen Christen geführt, und mit dem heißen Bade gepeinigt, um sie wieder zum Abfal zu bringen. Unter den warmen Bädern ist, außer dem kurz zuvor berührten, Obamma eines der heilsamsten und berühmsten; welches von jenen drei Meilen westwärts liegt. Es heilet vielerlei äußerliche und innerliche Gebrechen; und unter andern auch durch Baden und Schwitzen die Franzosen, welche aber oft nach kurzer Zeit wieder aufbrechen, wie ich glaube,weil man weder die Cur dieser Krankheit, noch den Gebrauch der Bäder recht versteht. Figo hat verschiedene warme Bäder, bei welchen, wie man sagt, große Campherbäume stehen sollen, die hohl und vol Wassers sind; das vornehmste und heilsamste ist ein süßes Bad an obbenantem Tempel Aso. In Fisen giebts ein wasserreiches warmes Bad, im Dorfe Takijo; auch ein kleineres im Flecken Urusinoi; beide heilsam, wenn man sie zu gebrauchen wüste. Ueberhaupt habe ich in ganz Asien angemerkt, daß keine Bäder länger als drei oder sehr selten und höchstens acht Tage gebraucht werden. Und wenn denn hiernächst das Uebel wieder aufbricht, beschuldigt man die Unwirksamkeit des Wassers.
Den mehrsten Schwefel liefert das Land Satzuma, aus einer in seinem Gebiet liegenden kleinen Insel, Namens Iwogasima, d. i. Schwefelinsel, welche etwa vor 100 Jahren erst entdekt worden. Denn da sie in der Zeit wegen des vielen Dampfs und der wunderlichen Erscheinungen für einen Wohnplaz der Teufel, und die Gebirge für unersteiglich gehalten wurden, hat sich ein gemeiner Mann erkühnet, nach ausgebetener Freiheit, den Zustand dieser Insel zu untersuchen. Er bestieg sie mit funfzig Mann; fand aber weder Geist noch Hölle, sondern auf ihrer Höhe einen flachen so sehr schwefelreichen Boden, daß, wo man hintrat, Dampf hervorkam. Dieser Boden bringt jezt für Schwefel seinem Besitzer über zwanzig Kisten Silber ein; und das Holz, welches am Ufer wächst, trägt gleichfals seinen Vortheil bei.
Das Land Simabara, besonders die Gegend des oben bemeldeten warmen Bades, bringt auch einen natürlich reinen Schwefel hervor, welcher aber aus Ehrfurcht, den daselbst herschenden Geist zu erzürnen, nicht gesamlet noch berührt wird; weil man gefunden, daß er denselben nicht entbehren wolle. Mehrere andere Oerter nicht zu erwähnen, weil sie mir nicht hinlänglich bekant sind.
Gold.

Gold liefern die Berge und Thäler verschiedener Landschaften. Es wird solches theils aus seinem eignen Erz, theils aus gewissem Sande, und auch nicht weniges5 aus dem Kupfer geschieden und herausgebracht. Der Kaiser übet über die Gold= und alle andere Minen im Reiche die Macht aus, daß sie ohne seinen Befehl und Erlaubnis nicht dürfen geöfnet und bearbeitet werden. Wenn das Arbeiten erlaubt ist, so bekömt er zwei Theile des Ertrags; und der Landesherr, als Besitzer des Grundes, den dritten Theil. Doch weis diese den Vortheil schon gleich zu machen.
Sador, eine nördliche Provinzialinsel, giebt das reichste Erz und feinste Gold. Man findet daselbst Adern, aus welchen ein Catti Erz ein bis zwei Tail Gold enthält. Doch ist mir auch berichtet, daß innerhalb einigen Jahren die Adern, so wol hier als auch in andern Bergwerken, nicht sehr einträglich gewesen sind; und daß dieses zu der scharfen Aufsicht und strengen Einrichtung des ausländischen Handels mit den Holländern und chinesern die vornehmste Ursache gegeben habe. Man findet hieselbst auch einen goldreichen Bergsand; welchen der Landesfürst gar wohl zu nutzen weis, ohne dem kaiserlichen Hofe davon Nachricht und Antheil zu geben. Surunga hat jederzeit das mehreste Golderz geliefert:6 und es wird auch daselbst von dem Kupfer geschieden. Satzuma hat unter andern eine Mine, von dessen Erz ein Catti vier bis fünf Tail Gold geben sol. Es ist aber verboten hier zu brechen, weil man fürchtet, es mögte dessen nicht viel seyn, und es auf folgende Zeiten aufhebt. Oomura hatte an dem Seebusen zu Okus einen überhangenden Berg, welcher vor wenig Jahren einfiel, und in die See stürzte. Man fand hierauf einen so reichen Goldsand und Erz, wie mir glaubwürdig erzählt wurde, welches die Hälfte reines Goldes enthielt, aber durch Taucher aus der Tiefe herausgeholt werden muste. Allein diese Erndte währte nur wenig Jahre. Denn bald nachher trug es sich zu, daß durch die Macht der Wellen, die aus der ofnen ungestümen See herdrangen, dieser goldene Boden Faden hoch mit Moder überschwemt und der unschäzbare Reichthum verschlungen wurde. Arme, müssige7 Leute samlen daselbst noch heutiges Tages am Ufer Sand; und erhalten durch langes Spülen einiges Gold; wiewol so wenig, daß sie sich davon nicht ernähren können. In Tsikungo beim Dorfe Fossino befindet sich eine Goldgrube, zwar voller Wasser, doch hoch und so gelegen, daß ma den Fels an der niedern Seite durchboren, und von seinem Wasser befreien kan; als man dieses ins Werk zu stellen versucht, ist plözlich ein erschrökliches Donner und Ungewitter entstanden, welches die Arbeiter genöthiget, von ihrem Vorhaben abzustehen, und alle Menschen bewogen zu glauben, daß der Cami oder Gott dieses Bodens solches nicht zugestehen wolle. Aus Furcht für seinem Zorn hat man nach der Zeit die Arbeit nicht wieder unternommen. Eben dieses urtheilt man auch von einem goldreichen Erzberge, auf der Insel Amakusa: woselbst ein hervorquellendes Wasser die Minen angefült, alle Maschinen ruinirt, und die Arbeiter zur Erhaltung ihres Lebens zum Fliehen gebracht hat.
Silber.

Silber liefert die Landschaft Bungo; in größerer Menge ein unter den nördlichen großen Provinzen gelegner Ort, namens Kittami, wie auch andere Oerter, die mir nicht recht bekant geworden sind. Die nach Osten von Japan gelegene Silber= und Goldreiche Inseln Ginsima und Kinsima, deren im 4ten Cap. dieses Buchs Erwehnung geschehen ist, gehören auch hieher, wenn anders ihr Name und Character nicht erdichtet ist.
Kupfer
.
Kupfer ist das meiste Metal dieser Länder; und wird jezt würklich gebrochen in der Provinz Suruga, Atsingo, und Kyno Kuni. Leztere Provinz giebt das feinste und geschmeidigste in der ganzen Welt; Atsingo ein sehr schlechtes; und müssen deswegen zu 70 Catti, 30 Catti, von den Kiischen zugesezt, und dadurch geschmeidig gemacht werden. Das Surugasche ist an sich ohne Tadel, und zugleich sehr goldreich: die Japaner wissen aber das Gold jezt besser davon zu scheiden als ehmals; worüber die Goldarbeiter und Brachmanen der Küste Coromandel sehr klagen. Satzama hat gleichfals Kupfererz, und der Kaiser hat jüngst wieder erlaubt solches zu brechen. Das Kupfer wird alles in der Stadt Sakai raffinirt; und daselbst in anderthalb Spannen lang und fingerdicke Stäbgen8 gegossen; welche in viereckigte Kisten zu 1 Pikel oder 125 Pfund schwer eingepakt, 12 bis 13 Mas jeder Pikel an die Holländer verkauft, und von diesen wieder in andere Länder verführt und verhandelt werden. Noch ein anderes grobes Kupfer, in Form von runden Kuchen, wird ebenfals ausgeführt; ist aber in weit geringerm Preise.
Messing.

Messing ist hier theurer als Kupfer; weil man hier keine Galmei findet, sondern dieses in platten Kuchen aus Tunkin hieher gebracht und theur bezahlet wird.
Zin.

Zin giebt das Land Bungo; zwar wenig, doch so fein, daß es dem Silber gleicht. Es wird aber dieses Metal in diesen Ländern wenig gebraucht.
Eisenerz.

Eisenerz wird allein, aber in Ueberflus gebrochen, wo die drei Provinzen Mimasaka, Bitsju und Bisen an einander stoßen. Es wird auch daselbst gereiniget und in zwei spannenlange Stäbe gegossen: und so an die einländischen Kaufleute verhandelt und abgeführt. Ich glaube, der Pries sey dem Kupfer gleich: weil man die eisernen Geräthe eben so theur als die kupfernen oder messingenen bezahlt, und das Hausgeräth - Klammern an Schiffen u. s. f. welches in andern Ländern Eisen ist, hier von Kupfer9 gemacht wird. Man gießet hier aus einer eisernen Materie ziemlich dünne Kessel und Pfannen, weil man zum Kochen kein Kupfergeschirre gebraucht. Von diesen Gefäßen werden die alten sehr hoch gehalten, weil sie dieselben nicht mehr wissen nachzumachen.
Steinkohlen.

Steinkohlen mangeln hier auch nicht; und werden in der Provinz Tsikusen um Kujanosse und verschiedene nördliche Länder häufig gegraben. -
Salz.

Salz wird an den Ufern der See vom Salzwasser gemacht; welches man über einen feinen und mit Rechen locker gemachten Sand sprüßet. Nachdem der Sand trocken und der Proces verschiedene mal wiederholt worden, wird derselbe mit Seewasser transcolirt, die Lauge eingekocht, und das erhaltene Salz in beschlossenen irdenen Gefäßen durch Calcination weis gemacht.
Agathen.

Agathen von schöner Farbe, deren einige einem schlechten Saphir, andere den Carniolen gleichen, findet man auf dem Gebirge Tsigaar auf dem nördlichsten und äußersten Lande Osju, der Insel Jeso gegenüber.10
Perlen.

Perlen, die man hier Kainotamma nent, d. i. Juwelen von Muscheln, werden hin und wieder um Saikokf in verschiednen Geschlechtern von Austern und Seemuscheln gefunden; und können von jedem frei gesamlet werden. Vor diesem sind sie von den Einwohnern nicht gebraucht noch geachtet worden, bis sie den Preis von den Sinesern erlernt; welche sie jährlich für die Weiber ihres Landes erhandeln, deren gröste und kostbareste Pracht in diesem Juwel bestehet. Die größesten und edelsten Perlen findet man in einer kleinen platten auf beiden Seiten geschlossenen Muschel oder Auster, Namens Akoja. Sie ist an Form der persischen nicht ungleich, kaum handebreit, dünne, außen schwarzglänzend und brüchig, inwendig unreif und Perlemutterglanzes. Diese Perlen aus der Muschel Akoja findet man allein um Satzuma und im Seebusen Omra: sie haben zuweilen das Gewicht von 4 und 5 Condinen, und der Preis von 100 Colan. Satzuma scheint die Seinigen an die riukuschen Sinesen zu verkaufen; und Omra verhandelt jährlich für 3000 Tail an die Sinesen. Es ist von den jetzigen Landesherren verboten, daß sie nicht mehr dürfen zur Speise eingesamlet werden, wie vordem geschahe.
Ich habe verborgener Weise und nicht ohne Mühe einige von dort abholen lassen. Es ist sehr wunderbar, (wenn es anders wahr ist) daß man unter den grösten Perlen dieses Geschlechts einige findet, welche die Eigenschaft haben, daß, wenn sie in einer Büchse unter einländischer Schminke (ein Pulver von der Muschel Takaragai) verschlossen liegen, sie eine oder zwei junge Perlen ansetzen, welche nach drei Jahren, wenn sie reif geworden, von selbst abfallen. Wer eine solche Perle besizt, lässet sie wegen der großen Seltenheit bei seiner Familie und seinen Nachkommen zum Erbe. Awabi ist eine länglich runde, tiefe, einfache, das ist, an einer Seite offene Austerschale, von der Länge einer Spanne, aber nicht völlig so breit, mit Luftlöchern ordentlich durchbohret, auswendig rauh und kalchicht und zuweilen mit darauf sitzenden Korallen und Muscheln, inwendig des allerschönsten Perlenmutterlanzes, worauf öfters einige Erhabenheiten wie Perlen sich zeigen, aber nicht so hoch hervorragen wie in den persischen Perlenmuttern. Sie werden nur wegen ihres vielen Fleisches von den Tauchern gesucht, und von den Klippen, woran sie sich mit der ofnen Seite festsetzen, mit einen Stos abgenommen. Eine andere Seemuschel, deren Namen ich nicht erfahren können, giebt nicht selten Perlen, welche 6 Condinen schwer, aber gelb, unförmig, und von geringem Werth sind. Im Fleische der Muschel Tairaggi wird auch bisweilen eine nicht untrügliche Perle gefunden. Man findet sie im Arimaschen Seebusen, zwischen Janagara und Isafage; sie gleichet einem Schilde, und hat eine etwas platte dreieckigte längliche Form; sie ist an den Seiten gekrümt, 1 1/2 Spannen lang, und am Ende beinahe eine Spanne breit, dünne, glat, durchsichtig wie ein polirtes Horn, aber brüchig.
Naphta.

Naphta von röthlicher Farbe; bei den Japanern Tsut sono abro, d. i. Erdröthe genant, wird in einer Gegend der Landschaft Jetsingo angetroffen, und aus derselben da, wo sie stille steht, abgeschöpft, und gleich Oel auf Lampen verbraucht.
Ambra.

Ambra wird bei Satzuma und Riuku, wiewol in geringer Menge gefunden; häufiger an den Ufern Kumano, ist die Südsee bei Kii Isje sc., am meisten aber in den Gedärmen eines Walfisches, der um Japan gefangen, und Fiakfiro, d. i. 100 Klafter von der Länge seiner Gedärme genant wird. In denselben findet er sich vergeselschaftet11 mit kelchichten steinharten Exkrementen, welche sich besonders in den untersten Gedärmen häufig sehn lassen, und beim Aufschneiden zu erkennen geben, daß Ambra vorhanden sey. Der unflätige Ort hat diesem edlen Erdsafte den Namen gegeben, daß er nicht anders als Kusura no fu, d. i. Walfischdrek genant wird. Der Ambra, wenn er zuerst aus dem Grunde der See durch die Wellen abgerissen und aufs Ufer gespühlet, oder von den Walfischen verschlukt wird, ist weich, unförmig, plat, schleimig, fast wie ein Kuhfladen, und eines unangenehmen Geruchs. Alsdenn wird er oft von seinem Finder in einen runden Bal, oder verschiedene kleine Stücke, in eine große Masse zusammen gedrükt; wodurch er dichter und schwerer wird. Andere wissen den frischen Ambra mit Reishülsenmehl zu durchkneten; wodurch seine Größe vermehrt wird, und der Schwarze eine höhere Farbe erhält. Es ladet aber dieser Zusaz die Würmer ein; und wird auch durch die nachgelassene Kohle beim Abrauchen leicht erkant. Andere untermischen zu Pulver gemachte wohlriechende Herze; welche aber durch den Geruch ihres Rauchs sich zu erkennen geben. Beiderlei Zusätze erkennen die Sineser durch ein heißes Theewasser; wenn er nemlich fein darüber geschadet, sich nicht genugsam vertheilet. Ambra wird von den Einwohnern nicht anders gebraucht, als wie ein Zusaz zu andern wohlriechenden Sachen, um den flüchtigen Geruch, wie sie sagen, anzuhalten. Er würde auch wohl wenig bei ihnen geachtet werden, wenn nicht die Ausländer durch theure Bezahlung sie von dem Werth desselben unterrichtet hätten. Einem jeden steht frei denselben aufzuheben, wo er ihn findet, und als sein Eigenthum zu verkaufen. Bei unserm Aufenthalt daselbst, hat man ein Stük grauen Ambra von 140 Catti gehabt: als dieses einzelen Personen zu kaufen nicht angestaden, ist es zertheilt, und in 60 bis 70 Tail ein Catti, an verschiednen Personen verhandelt worden. Den schwärzlichen Ambra habe ich daselbst zu 30 Tail eingekauft.
Seegewächse sc.

Vielerlei Seegewächse, platte, nezweise durchgewachsene, steinigte und hornigte Stauden, koralsteinerne Sträuche, rare Ansätze der Klippen, Hörner, Muscheln giebt dieser Meergarten, welche den Amboinisischen nicht viel weichen: sie werden aber nichts geachtet; oder wenn den Fischern und Taucherinnen deren irgend etwas zufällig in die Hände komt, setzen sie es zum Opfer an das Ufer und an die Dorfcapelle ihres Patronen Jebis; welcher der dasige Neptunist. -
Fremde Mineralien.

Ich wil jezt noch derer Mineralien mit wenigem gedenken, welche das Land nicht hervorbringt, und zum Theil doch gebraucht. Spiesglas und Salmiak werden hier weder gefunden noch gebraucht. Quersilber und Borax werden von den Sinesen eingeführt; wiewol mir von den lezteren zwei einländische natürliche Sorten vorgekommen, die man aber, weil sie sehr unrein sind, nicht aufhebet. Den sublimirten Merkurius verlangen einzelne Japaner sehr von den ankommenden Fremden, und bezahlen ihn sehr theuer. Sie brauchen es zum Merkurialwasser in fressenden Schäden; und ich glaube auch, als ein sicheres Mittel zum Selbstmord, wenn ihnen etwas begegnet, daß sie sich dazu entschließen. Der natürliche Zinnober wird zum Arzneigebrauch, und der künstliche zum Färben aus Sina eingeführt; darf aber nicht anders als an die Tsjusa oder privilegirte Zinnoberkrämer verkauft werden. Der natürliche ist sehr fein; und einige so theuer, daß er den Werth des Silbers weit übersteigt.

1 Ludovicus a Froes war ein jjesuitischer Missionar. In der angeführten Samlung des Hayus findet man seine Briefe. Man hat auch von ihm eine Brevia Japaniae Insulae descriptio Col. Agrip. 1582. 8.
2 Das Mscpt. des Oheims und Scheuchzers haben diese Zahl; das Mscpt. des Neffen aber nur 20,000.
3 In der englischen Uebersetzung: "daß auf viele Meilen umher kein Vogel zu sehen ist."
4 In der englischen Uebersetzung. Auf diese Weise betrügen sie den blinden und abergläubischen Pöbel; und erpressen von ihm große Summen Geldes, indem sie ihn glauben machen, daß durch ihre Vorbitten und Gebäte sie von diesen Folterpöätzen nach dem Tode befreit werden könten.
5 In der englischen Uebersetzung: "Eine geringe Quantität."
6 In der englischen Uebersetzung. Nach den Goldminen von Sado sind die Minen von Surunga immer für die reichsten gehalten.
7 In der englischen Uebersetzung fehlt das Wort, müssige; und gleich darauf steht, daß sie (die Goldsucher) kaum dadurch ihren Lebensunterhalt erwerben können."
8 In der englis. Uebersetzung: "Cylinder.".
9 In der englis. Uebersetzung: "Kupfer oder Messing" und gleich darauf stat Kupfergeschirre, "Messingene Pfannen."
10 In der englis. Uebersetzung; "der Landschaft Jedo gegen über."
11 In der eng. Uebersetzung ist noch der Zusaz, "wie ich beobachtet habe,"

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