Dohm, Christian Wilhelm (ed.) Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Meyer, Lemgo 1777-79.

Internet-Edition by Wolfgang Michel, © Fukuoka, Japan March1998

 

Eilftes Kapitel.
Von Fischen und Muscheln.


Seeprodukte.

Das Wasser giebt zum gemeinen Unterhalt der Japaner, wenn man den Reis abrechnet, eben so viel oder noch mehr als das Land. Denn dieses Meer ist überaus reich an Seekräutern, Fischen und Muscheln; und unter diesen ist wenig oder nichts, das nicht ihre ersten Vorfahren aus Armuth zur Speise gebraucht hätten; und welches nicht in späthen Zeiten und bei mehrerer Cultur zu Delikatessen und zur Ueppigkeit angewandt wäre.
Fische und Muscheln werden bei ihnen mit dem gemeinschaftlichen Namen Kiokai oder gewöhnlicher Iwokai benant. Ich werde von denselben diejenigen, welche mir vorgekommen, obgleich die mehrsten von ihnen auch in unsern Wässern gemein sind, nach ihren einländischen Namen bekant machen. Es wird dies eine Vorbereitung seyn, und dienen ein künftiges Capitel zu erläutern, worin ich von den japanischen Speisen und Küchenwerk handeln werde.
Walfische.

Unter allen Seegeschöpfen ist keines, das zur Sätigung des hungrigen Pöbels mehr beiträgt, als der Kudsira oder Walfisch. Dieser wird beinahe um ganz Japan gefangen; aber am häufigsten im See Kumano, welcher die südlichen Ufer der Insel Nipon bespühlet: nach diesen um die Insel Tsusima und Gotho, und hiernächst an den Ufern Omura und Nomo. Der Fang geschieht durch Wurfpfeile, wie bei Grönland, aber mit bequemeren Fahrzeugen; diese nemlich sind klein, schmal, von spitzig, mit 10 Ruderknechten besezt, und überaus schnell. Ein reicher Fischer in Omura, Namens Gilaijo, hat im Jahr 1680 eine neue Art erfunden die Walfische zu fangen; nemlich dieselben mit Netzen aus Stricken von der Dicke zweier Daumen zu überziehen; und hierin ist ihm bald ein Bauer in Gotho, Iwonomo genant, glüklich nachgefolgt. Dies Thier sol nemlich, so bald es sein Haupt bestrikt fühlt, nicht schwimmen können, sondern stil halten: und wird alsdenn mit Wurfpfeilen auf gewöhnliche Art geschossen und aufgebracht. Diese Art sol aber weitläuftige Zurichtungen, und weit größere Kosten erfordern als die gemeine. Denn da die gemeine nicht über zwanzig Kisten Silber erfordert, so kan diese nicht unter zwanzig Kisten ausgeführt werden: sie ist aber dagegen viel größer und vortheilhafter.
Verschiedene Arten von Walfischen.
1) Siebi ist der vornehmste und gröste. Es ist ein sehr dicker Fisch, und giebt den mehrsten Thran; er hat auch das beste und ein sehr gesundes Fleisch, dem die Arbeitsleute und Fischer, welche bei Tag und Nacht, und im kalten Wetter so viel Ungemach ausstehen müssen, die Erhaltung ihrer Gesundheit zuschreiben.
2) Awosangi, gemeiniglich Kokadsura, das ist kleiner Walfisch genant, ist kleiner als der Siebi; er hat ein aschgraues Fel, und auch eine verschiedene Gestalt.
3) Nagass ist ein 20 bis 30 klafterlanger Fisch. Er kan 2 bis 3 Stunden unter Wasser bleiben, und unter demselben etliche Meilen fortstreichen, da andere stets Luft schöpfen müssen.
4) Satoo Kudsura, oder der blinde Walfisch. Dieser Name rührt von der Figur einer Bijwa oder einländischen Laute her, worauf die Blinden in diesem Lande zu spielen pflegen, und deren Figur auf dem Rücken dieses Walfisches abgebildet ist. Es ist eine kleine Art; erlangt aber doch zuweilen die Länge von 10 Klaftern. Sie findet sich hier sehr häufig, ihr Fleisch aber ist ungesund; weil es, wie man sagt, gar zu hitzig ist, Catharrhen, Krätze und Kinderblattern verursacht, und alte Gebrechen wieder erneuert. Wer dieses Fleisch kent, kauft es nicht; es wird aber, wie das Fleisch aller andern Walfische, unter dem Namen des Walfisches Siebi aufs Markt gebracht.
5) Mako ist nur 3 bis 4 Faden lang, und wird auch nicht größer. Mako heist sonst auch jeder junge Walfisch; aber hier ist es ein eigener Nahme. Er wird um die östliche Seite von Japan, und am häufigsten bei Kino Kuni und Satzuma gefangen. Diese Art führt gemeiniglich in den Gedärmen Ambra: sie giebt aber kein Thran als blos aus dem Kopfe.
6) Iwasi Kusira, das ist Sardeinfresser; dieser hat Schwanz und Flosfedern wie ein gemeiner Fisch. Wir haben ihn gesehen im Monath April, zwischen Caminoseki und Simonoseki; und es dünkt mir, es sey der so genante Nordkaper.
Nutzung der Walfische.

Von allen diesen Walfischen wird außer den breiten Hüftbeinen gar nichts als unbrauchbar weggeworfen. Die Haut, welche schwarz ist, das Fleisch, welches roth und wie Kuhfleisch aussiehet, die Gedärme, die man wegen ihrer Länge Siakfiro, das ist 100 Klafter nennt, und alle übrige Eingeweide werden eingesalzen, gekocht und genüzt. Das Spek wird zu Thran oder Lampenöl ausgebrant, und dessen Schroten, nachdem sie zum zweitenmal ausgebraten werden, gegessen. Die Gräten sind weis und knörpelich, und werden, wenn sie noch frisch sind, zur Speise gekocht; mehrentheils aber geschabet, und getroknet und so für die Küche aufgehoben. Aus andern nerveusen Theilen, so wol weißen als gelben, werden grobe Saiten oder Schnarren gemacht, um Baumwolle damit zu bereiten; oder auch um sie auf Instrumenten zu gebrauchen. Der Abfal davon geht gar nicht verlohren, sondern findet auch einen Gebrauch in der Küche. Die Flosfedern oder Fischbein werden zu den subtilen Gold= und Silbergewichten, die auch den Namen davon haben, wie auch zu andern schwarzen Zierathen und manchelei Manufacturen gebraucht.
Satsifoko.

Satsifoko ist ein Fisch gemeiniglich 2 bis 3, zuweilen 5 bis 6 Klafter lang. Er hat zwei lange Zähne, welche aus dem Maule aufwärts hervorstehen. Man stelt dieselben zuweilen auf die Giebel der Schlösser und Tempel. Dieser Fisch sol, wie die Fischer erzählen, ein listiger Feind der Walfisch seyn; indem er ihnen in den Hals kriechen, die Zunge ausfressen, und sie so tödten sol. Und beim Einkriechen, sagen sie, wisse er seinen Kopf so zu beugen, daß seine Hörner ihm keine Hindernis verursachenö
Iruka.

Iruka ist der bekante Fisch, der durch ganz Indien Tennye genant wird.
Furube.

Furube ist ein Fisch von gemeiner Größe; bei den Holländern in Indien ein Aufblaser genant, weil er sich so dick wie eine große Kugel aufblasen kan, wird für tödtend giftig gehalten. Es giebt derselben im japanischen Meer drei Arten, und jede in großem Ueberflus. Die erste Susume buku ist klein, und wird daher wenig gegessen, die zweite Art heist Mabuku, das ist, der rechte und ächte Buku, bei den Japanern wird dieser Fisch für die gröste Delikatesse des Meers gehalten; und von jedem genossen, nachdem der Kopf, Gräthen und Eingeweide davon getrent, und auch dem Fleisch durch behutsames und fleißiges Abwaschen alles Schädliche benommen worden. Und dennoch sterben oftmals Menschen davon; man giebt aber alsdenn die Schuld einer nachlässigen Reinigung. Von diesem unabgespühlten Fleisch pflegen diejenigen, welche wegen unheilbarer Krankheit des Lebens überdrüssig sind, sich ein Todtenmal zuzurichten. Dem Nachbarn meines Dieners in Nagasakin schlugen allenthalben die spanischen Pocken aus, und es began ihm schon die Nase einzufallen. Er entschlos sich daher zu dieser Mahlzeit; und kochte sich von dem ungewaschenen zerstükten Fleisch ein Todtengericht. Er that, um das Gift noch fürchterlicher und wirksamer zu machen, aus eignem Gutdünken noch Ros aus dem Strohdach mit hinein: und legte sich nach eingenommener Mahlzeit auf sein Sterbebette. Worauf er, ängstlich mit dem Tode ringend, sich beständig erbrach, und einer Menge zähen Schleims sich entledigte; wodurch denn der Magen von dem frischen eingenommenen Gifte, und die ganze Natur von der eingewurzelten Krankheit glüklich befreiet wurde, und dieser Man unvermuthet seine Gesundheit wieder erlangte. - Vor einigen Jahren befanden sich in derselben Stadt fünf Personen nach einer Mahlzeit von diesem Fisch so übel, daß sie plözlich ihre Kräfte verlohren, in Ohnmacht, Raserei und Blutbrechen verfielen, und innerhalb wenig Tagen ihr Leben endigten. - Man wil aber dennoch, ohngeachtet der Gefahr, sich dieses Leckerbissens nicht enthalten. Indessen ist durchs ganze Reich den Soldaten verbothen, von diesem Fisch zu essen. Und wenn einer davon stirbt, so ist der Sohn der Nachfolge im Amte seines Vaters verlustig. Dieser Fisch wird viel theurer verkauft als andere gemeine Fische; er mus aber frisch genossen werden.
Die dritte Art wird Ktta makura, das ist Nordküssen, ich weis nicht warum, genant; und man nent auch so eine Person, die mit dem Haupt gegen Norden schläft. Dieser Fisch hat ein absolut tödliches Gift, welches ihm durch kein Waschen kan benommen werden. Er wird wissentlich niemals zur Speise genommen, als von denen, die sich entleiben wollen.
Wasserbauch.

Ein gewisse Fisch, Wasserbauch genant, ist so lang wie ein zehnjähriger Knabe, und ohne Schuppen und Flosfedern. Er hat ein ungeheures Haupt, Maul und Brust; einen großen dünnen Bauch wie ein Sak, welcher durchs Maul angefült eine große Menge Wasser fassen kan; scharfe dünne Zähne wie eine Schlange; fast keine Gedärme, und sehr kleine geringe Eingeweise. Unter seinem Bauche hat er zwei platte cartilagineuse Füße mit Fingern, beinahe wie eine Kinderhand, womit er scheint auf dem Grunde des Wassers fortzukriechen. Alle seine Theile, nichts ausgenommen, dienen zur Speise. Man fängt ihn zwischen Camokura und Jedo; an welchem lezteren Ort ich ihn habe zur Küche bringen sehen.
Tai.


Tai, heist ein Fisch, den die Holländer in Indien Steinbrassen nennen. Es ist der vornehmste Fisch in Japan; theils aus Aberglauben, weil er ihrem Götzen Jebis geheiligt ist, und für sehr glüklich gehalten wird; theils auch wegen seiner Schönheit und Glanzes unter dem Wasser. Er ist selten, gleicht an Gestalt beinahe einem Karpfen, und ist von Farbe roth und weislich. Das Weibchen hat rothe Kieven. Bei großen Gastmalen am Hofe wird das Stük zur Unzeit gekauft, bisweilen zu 1000 Cobang bezahlt. Es giebt noch eine schwärzliche Art von diesen Fischen, wegen ihrer Farbe Karo dai, der schwarze Steinbrassen genant; man hält sie aber für weit schlechter als die vorige Art. Sie werden um Saikokf gefangen.

Susuki, Funa, u. s. f.

Susuki ist ein sogenanter Kahlkopf; (Tab. XI. Fig. 3.) Funa ein Fisch, dem Karpfen gleich, von dem man glaubt, daß er Arzneikräfte besitze, und besonders gegen den Wurm. Nagos, eine andere längere Art wie ein Karpfe. Mé baar ein Fisch, der über seinen ganzen Leib blutroth ist; von Größe und Gestalt wie ein Karpfe oder Steinbrassen, und mit so sehr hervorstehenden Augen, daß der ganze Apfel aus seiner Grube hervorrragt; es ist ein schlechter Fisch, eine Nahrung armer Leute, der häufig gefangen wird. Koi, eine Art Barsch oder Karpfen, der bis 1 1/2 Sakf lang ist, wird in süßem Wasser gefangen. Er sezt sich gegen die Wasserfälle und schwingt sich hinauf; er ist so stark, daß er sich zween Menschen, die ihn gefast, aus den Händen entreist. Er wird so wol frisch als eingepöckelt in andere Provinzen verführt. Im Saifu oder Tensiu Teiche oder See erlangen einige die Länge von 4 Sakf. Mar oder Maar ein Salm oder Lachs wird meist in Flüssen und süßen Meeren gefangen. Ito Jori ein Salmonat. Makuts ein Harder. Sawara ein Königsfisch. Fjuwo (Tab. XI. Fig. 5.) ein Draatfisch. Ara ein durch ganz Indien von den Holländern so genanter Jacob Evers. Kusuna ein Stumpfnase. Kamas ein Schnik oder Hecht. Susuki ein Scharffisch, aber lang und schmal.
Adsi, von den Holländern Masbanker genant, wovon es verschiedene Arten giebt; die gröste, Oodsj, (Tab. XI. Fig. 6.) wird für die vornehmste gehalten. Fuka ein Kaye. Same oder Fuka same (Tab. XI Fig. 7.) ein Rogge mit Perlenfel. Dieses Fel wird häufig aus Siam in Japan verführt, weil es dort weit edler und schöner ist. Jei ein Ragfisch; von diesen giebt es eine Art, bei den Holländern Pijlstaarts genant, welche ein hornigtes Schwerdtgen am Schwanze haben. Die Japaner glauben, daß dieses wider den Schlangenbis gut sey, wenn derselbe damit bestrichen wird; es mus aber einem lebenden Fisch abgenommen werden. Sie fühlen es zu diesem Ende in ihrem Busensak unter andern Leibmedicamenten bei sich. Come oder Jei Schollen. Karei eine Butte. Bora gleicht einem Lachs; er hat ein weißes sehr delikates Fleisch, und wird von den Ausländern Songaats Fisch genant, weil er im Songaats, das ist, im ersten japanischen Monat, gefangen wird. Sein Fleisch wird wie Bremer Lachs geräuchert und verführt. Die aufgetroknete Krit,1 Karas summi genant, wird wie eine Strohgeige, je zehn nach einander, an zwei Strohstricke geheftet, und aus Nagasaki, weil der Fisch in Nomo und hier herum gefangen wird, nach Jedo und in andre Provinzen Japans, und auch von den Fremdlingen aus dem Lande verführt. Karassumi von andern Fischen wird wenig geachtet. Katsuwo: der beste wird um Gotho gefangen; man zerschneidet das Fleisch in vier Theile, kocht es im Dampf des Wassers, troknet es auf und setzet es hiernächst vor zum Trinken. Die Holländer führen es aus, unter dem falschen unbekanten Namen Comtlomaas. Mana gatsuwo, ein platter Fisch wie eine Butte, mit einem Auge in der Seite. Sake, vielleicht ein Sabliau; er wird wie ein Stokfisch getroknet, aus Jeso in Japan gebracht: seinen Namen hat er vom Geruch, weil er nemlich wie das Getränk Sake riecht. Tara, eine Art Stokfisch, komt aus den nordlichen Provinzen: der beste aus Tsjoosin; daher wird er Tsjoosin dara genant. Sajori, in Nagasaki susuno Iwo und von den Holländern Nadelfische (Tab. XI. Fig. 8.) genant, sind spannelang, dünne und haben lange spitzige Schnabel. Tobiwo, das ist ein Springer, weil er über das Wasser fliegt; er ist selten länger als ein Fus, und sehr wohlschmeckend; er wird aber wenig gefangen. Iwas, Sardein. Kissugo, Spiering oder Sandspiering. Jeso, von den Holländern vielleicht Sandkruper genant, ist eine Art zwischen dem Aal und Sandspiering. Saba, Makrelen. Ai oder aino iwo, auf holländisch Mode vis, sind sapnnelang, halten sich im süßen Wasser auf, und laufen sehr schnel. Sjiroo iwo, kleiner Stint oder Weisfisch;2 er wird im Frühling vor den Ausflüssen der Ströme im Meer gefangen. Kono sjiro, von den Holländern sah sap genant, ist eine Art Heringe, welche den schwedischen Strömlingen nahe kommen. Kingjo, Goldfisch; ein Fischgen von der Länge eines Fingers, roth und am Schwanze goldfarbig und glänzend, und wenn er noch jung ist, schwärzlich. Sie werden in Sina und Japan, und jezt auch in Indien in Wassergefäßen unterhalten; und müssen mit jungen Mücken,die noch ungeflügelt sind, gefüttert werden. Es giebt eine andere Art, welche silberfarbig ist. Unagi, ein Aal. Oo unagi, (Tab. XII. Fig. 1.) eine andere Art großer Aele. Jaatzme unagi, das ist achtaugiger Aal, (Tab. XII Fig. 2.) auf deutsch Neunauge. Do dsjoo, auf holländisch ein Puytaal, (Tab XII. Fig. 3.) ist einen Finger lange, hat einen dicken Kopf und hält sich in nassen Reisäckern und Modderpfützen auf, wie in Deutschland. Es giebt zwei Arten, eine mit und die andere ohne Bart. Man erzählt, daß sie auch durch Kunst hervorkommen sollen, und zwar aus zerhaktem mit allerlei Unflat vermischtem Stroh; wenn man nemlich dasselbe zur Brütung in freier Sonne mit Moder vermische. Fammo, bei den Holländern Congeraal, (Tab. XII. Fig. 4.) ist schmaler und größer als ein Aal; in der See aber doch wie ein Aal anzusehen. -
Ika.

Ika, eine gemeine Seekatze, wird von den Sinesern und Japanern für selten und für ein Leckerbisgen gehalten. (Tab. XII. Fig. 5. 6.) Die Fische lassen sich auch leichter mit dem Fleische desselben angeln. Tako, eine Seekatze oder Seequalm mit langen Schwänzen oder Füßen, (Tab. XII. Fig. 7.) an deren Enden sich Cotyledones befinden, womit dies Thier sich anheftet. Es wird frisch gekocht und auch aufgetroknet, und zu gemeinen Savano oder Aufsaz angewandt. Kuraijge oder weißer Qualm, (Tab. XII. Fig. 8.) ist die gemeine Art und in allen Waaren befindlich, und durchsichtig, wässerig und unbrauchbar. Die andere Art findet sich nicht allenthalten, ist aber fleischicht und esbar, nachdem sie von ihrer hitzigen Schärfe befreiet und wohl bereitet worden. Die Bereitung geschieht mit einer Beize von Alaun, womit sie drei Tage hingesezt, darnach so lange gerieben und gespült wird, bis sie durchsichtig ist; und alsdann wird sie eingesalzen und zur Speise aufbewahrt. Die Haut wird vor der Beizung abgezogen und nach fleißigem Abspülen getroknet und zur Küche aufgehoben. Man findet diese Qualmen bisweilen so gros, daß zwei Personen daran zu tragen haben.3 Diese Holothuria, wenn sie bereitet und gekocht, sind von derselben Substanz, Farbe und Geschmak, wie die so genanten Vogelnester, nidi alcyonum, welche auch ohne Zweifel aus keiner andern Materie als aus dieser zusammen getragen werden, wie mir von sinesischen Fischern berichtet ist.
Ná mako, von den Holländern auf Batavia Kaffer Küll genant, ist wohl zu essen. I mori, eine kleine giftige Wassereider, schwarz mit rothem Bauch.
Ta kano makuri, das ist, das Hauptküssen des Seequalms Tako, ist der gemeine Seestern; er wird nicht gegessen.
Schildkröte.

Unter den geschulpten Fischen mit Füßen wird von den Japanern aus Aberglauben, wegen des von ihnen geglaubten langen Lebens, für omineus und höchst edel gehalten, der Ki oder Came, das ist die Schildkröte. Eine gewisse Art von diesen, von den gelehrten Mooki, und von den gemeinen Leuten Mino game genant, die mit einem breiten Schwanz, gleich einem großen runden Bart versehen ist, sieht man durch ganz Japan, wenn nicht in der Natur, wenigstens doch in vielen glükbedeutenden emblematischen Figuren, zum Zierath der Tempel, Altäre, kaiserlicher und fürstlicher Säle. Von den übrigen Arten sind nachfolgende die gemeinsten; Isi cane oder Sanke, das ist Stein= und Bergschildkröte, weil man sie zuweilen an solchen Orten findet. Iso game oder Doo game, das ist fischichte Schildkröte, weil sie sich stets im Wasser beii Fischen aufhält. An den östlichen und südlichen Gegenden Japans findet sich eine so große Schildkröte, daß ihr Schild beinahe einen ganzen Menschen bedekt.
Krebse u. s. f
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Jebi, so werden allerlei Krebse und Garnelen genant, so wol in süßen als salzigen Wassern. Unter diesen sind mir folgende Geschlechter mit Namen bekant: Jebi sako, die gemeinen kleinen Krabben, welche die baltischen Ufer auch überflüssig liefern. Sako heist allerlei kleines Gefische. Si Jebi, sind wie gemeine Krebse. Dakma Jebi, sind desgleichen, aber über 10 Jahr ganz schwärzlich, und werden in süßen Wassern gefangen. Kuruma Jebi, das ist, Radgarnelen, wegen der Figur ihres Schwanzes so genant. Umi Jebi, große Krebse, von der Länge eines Fußes. Sie werden gekocht, dann zerschnitten, und so zubereitet, oft als Sakana (Aufsaz von troknen Gerichten) vorgesezt. Man mus sich in acht nehmen, daß man den schwarzen Schwanz davon nicht mitisset; denn er verursacht bisweilen Bauchschmerzen und die Cholera. Siakava, eine Krabbe mit breitem Schwanz, hält sich im Wasser bei andern kleinen Fischen auf; sie hat wenig und im vollem Mond beinahe gar kein Fleisch. So wie alle Testacea, ganz entgegengesezter Weise als in Europa, beim Neumond fleischichter und voller sind. Eben dieses bemerkt man auch in dem übrigen Indien jenseits des Ganges. Gemina oder Koona, ist eine Krabbe, die sich in einem bunten Schneckenhause aufhält. Kani oder Taschenkrebs, ist der gemeine europäische, der sich in Flüssen aufhält, wird mit dem algemeinen Geschlechtsnamen benant; Kabuto gani oder Unkju ist am Vordertheil seines Leibes scharf, und mit einem stachlichten Schwerdtgen geschnabelt; hinten rund und glatt. Gadsame ist eine Art von gemeiner Größe, dessen oberste Schale auf beiden Seiten scharf zugeht; und auch hinten mit ein Paar Scheren, die aber kleiner sind als die vordern, bewafnet ist. Simagani, das ist, gestreifter Taschenkrebs, so wol von Farbe als Stacheln, mit welchen sich die Schale allenthalben erhebt; nur die Hinterfüße sind glat und cylindrisch. Sie werden in der östlichen See, und auch im sirigaischen Meerbusen häufig gefangen. Ich habe vom leztern Ort ein Glied vom Fuße aus einer Garküche mitgebracht, welche an Größe und Figur eines Mannes Schiebein gleichet.
Muscheln und Schnecken, von was für Geschlecht oder Art sie auch sind, keine ausgenommen, dienen hier alle zur Speise: roh, getroknet, eingesalzen, frisch gekocht, oder gebraten. Sie werden während der Ebbe von dem Strande täglich aufgesucht, auch mit Netzen, und von Täuchern ans Land gebracht. Die gemeinsten und bekantesten sind folgende:
Awabi; diese Muscheln bestehn nur aus einer einfachen oder einseitigen Schale. Sie haben die Größe wie eine mittelmäßige persische Perlenmutter; sind aber nicht so flach. Sie sitzen tief unter der See, mit der ofnen Seite an den Klippen angeschlossen, und werden von den Fischweibern, welche durchgehends4 Taucherinnen sind, heraufgehohlt. Diese fahren mit einem Spies oder langen Messer, womit sie sich wieder den Kaije schützen können, hinab; und wenn sie eine Awabi antreffen, stoßen sie dieselbe schleunig, ehe sie sichs versiehet, mit einem Stos herunter: denn sie saugt sich sonst so feste an die Klippen, daß sie durch keine Gewalt kan abgerissen werden. Diese Muschel ist mit einem großen Stük Fleisch erfült, welches von Farbe gelblichweis, von Substanz sehr zähe und ohne Fiebern ist. Die Japaner sagen, daß dies die vornehmste Speise ihrer dürftigen Voreltern gewesen sey. Und deswegen setzen sie auch auf jedem Gastmal, zum Gedächtnis und glüklicher Deutung, ein Gericht von demselben auf. Es ist auch ein gewöhnlicher höflicher Gebrauch geworden, sowol unter geringen als vornehmen Personen, daß bei allen Geschenken, es sei Geld, Früchte, Stoffe oder irgend etwas anders, eine Strenge dieses getrokneten Fleisches beigelegt, oder wenigstens ein Stükgen davon übergeklebt werde: wie sie sagen, zu einem ehrerbietigen Gedächtnis und Glükszeichen. Die Bereitung des Fleisches besteht darin, daß mans in die Runde herum zu dünnen langen Riemen schneidet, dieselbe über ein Bret ausspant und so auftroknet.
In dieser Muschel wird bisweilen eine große Perle gefunden, welche aber unförmig, gelblich, und bei den Japanern in keiem Werth ist.
Tairagi ist eine lange, platte, spizzulaufende, dünne, große Muschel; ihr Fleisch ist auf beiden Seiten mit einer starken Sehne befestigt. Die beste findet sich im Arimaischen Meerbusen, und enthält daselbst bisweilen Perlen. Akoja ist eine flache Hornmuschel, von der Größe einer Handbreit; auswendig schwärzlich, schiefrigt, und häslich; inwendig wie Perlenmutter. Die edelste wird im Omaischen Seebusen gefunden, und giebt daselbst eine kostbare Perle. Mirukai eine gemeine schwarze Muschel, wie man in Deutschland in Flüssen findet. Tamaguri, sind Muscheln von derselben Form und Größe, aber dik und sehr glat; inwendig schneeweis und auswendig bräunlich. Sie dienen dem müßigen Dairi oder erbkaiserlichen Hofe zum Spiel und Zeitvertreib, nachdem sie inwendig mit curieusen Figuren bemalt worden sind. Das Spiel besteht darin, daß man unter die anwesende Geselschaft einen Nasch dieser Muscheln zum Grabbeln ausschütte. Nachdem nun ein jeder seine Anzahl zu sich genommen, gewinnet derjenige, der die mehrsten Paare aufweisen kan. Die zusammengehörende schließen jede mit Grundfugen von verschiedener Figur in einander, und sind daher leicht zu erkennen. Die mehrsten und schönsten werden auf den Ufern vor Quako gesaammelt. Si dsimi, ist eine kleine Muschel, gleich der Famaguri, doch dünner von Schalen, und wird im Modder gefunden. Kaki oder Utsi kaki, Austern, sind hier unförmig, rauh, steinigt, unter sich selbst und an den Klippen zusammen gewachsen. Es giebt eine große und kleine Art; die beste und zugleich große, findet sich im Seebusen Kamakura. Kisa oder Akaggi sind auswendig weis, und mit tiefen gleich ablaufenden Gruben geziert; inwendig roth. Die Schalen versieht man mit einem Stiel und braucht sie in der Küche zum Schöpfen. Nakatagai, eine große unförmige und gestreifte schwarze Muschel. Asari, eine sehr kleine, dünne, aschfarbige, weiße Muschel. Te oder Ma tei (Tab. XIV. Fig. 7.) eine hole, dünne Muschelpfeife, worin sich eine delikate Schnecke aufhält. Umi Fake, eine andere berühmte Muschelröhre, ist spannelang, und so dik, daß man sie zwischen Zeiger und Daumen beschließen kan. Ihr Fleisch wird in Salz oder andere Tunke eingelegt, und zur Tafel aufgehoben. Diese Muschel findet sich allein um Tsjkungo; dessen Herr den Fang jährlich so lange verbiethet, bis er davon des Kaisers Tafel versehen hat. Takara gai, durch Indien Kaners genant, werden aus den maldivischen und andern Inseln, in Bengalen, Pegu und Siam eingeführt; und daselbst als gemeine Land= und Scheidemünz gebraucht. Die japanischen sind verschiedner Art; die besten bringt man aus Riuku, und macht eine weiße Schminke daraus. Sasai ist eine ziemlich wohlschmeckende Seeschnecke, in einem gewundenen, dicken, rauhen, stachlichten, gebuckelten weißen Hause: dessen Eingang mit einem platten dicken, steinharten, gewundenen Schilde geschlossen wird; welches auswendig rauh und wie ein Lapis Judaicus, aber doch schärfer, inwendig aber glat und feste angewachsen ist. Nisi, ist eine Schnecke von derselben Figur, auch wol etwas größer; hat aber ein weit schlechtes Fleisch wie die Sasai; sie saugt sich wie Awabi an die Klippen feste. Gemeine Leute bedienen sich der Schalen, auf Strohkränzgen festgestelt, zu Speitöpfen. Tan Nisi, sind Schnecken in gewundenen schwarzen Häusergen von gemeiner Größe; sie werden ans dem Modder der Reisfelder zur Speise eingesamlet: ihre Wohnung schließen sie mit einem steinigten Schilde. Bai, eine Schnecke mit einem gemein länglichten, weißen Häußgen. Ras oder Mina, eine ähnliche, aber schwarz und viel kleiner. Beide werden zur Zeit der Ebbe von dem entwässerten Seestrande anfgesucht. Kabuto gai, ein kleines rauhes Geschlecht, oval und ungewunden. Sugai, eine ganz kleine gewundene Muschel.

Ende des ersten Buchs.


1 In der engl. Uebersetzung: "Diese, und überhaupt alle eingepökelte Fische, heist man Karasumi."
2 In der engl. Uebersetzung: "Die Holländer nennen diesen Fisch kleiner Stint, oder auch Weisfisch."
3 In der engl. Uebersetzung: "daß zwei Menschen sie kaum aufheben können."
4 In der entlischen Uebersetzung: "welche die besten Täucherinnen im Lande sind."


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