Dohm, Christian Wilhelm (ed.) Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Meyer, Lemgo 1777-79.

Internet-Edition by Wolfgang Michel, © Fukuoka, Japan March1998

    

Buch 2, Kapitel 1

Zweites Buch.

Erstes Kapitel.
Namen der Götter, Gottmenschen und Kaiser, welche in den japanischen Chroniken als die ersten Beherscher des Reichs angegeben sind.

Um die Meinungen der Japaner über den ersten Ursprung ihrer Nation, die sie als im Lande selbst entstanden angeben, und die verschiedne Folgen ihrer Kaiser desto begreiflicher zu machen, habe ich nöthig gefunden, die ganze Geschichte und Chronologie von Japan in drei Epochen abzutheilen, die fabelhafte nemlich, die zweifelhafte und die gewisse.
Die erste und fabelhafte Epoche der japanischen Regierung gehet weit über die Schöpfung, wie sie in der heiligen Schrift angesezt ist. Sie geben nemlich vor, daß Japan eine lange Zeit unter der Regierung der sieben himlichen Geister oder unbefleischten Götter, welche sie nennen Ten Dsin Sitzi Dai, das ist, der himlischen Götter sieben Geschlechte, deren jedes eine große Anzahl Jahre regierte, gestanden habe. Diese japanische Götterhistorie ist sehr überhäuft mit sonderbaren und wunderbaren Begebenheiten und großen blutigen Kriegen, welche ihrem Vorgeben nach in diesem ersten Alter der japanischen Welt sich sollen zugetragen haben. Die zwei chronologischen Autoren, welchen ich in Beschreibung dieser Histrorie gefolgt bin, erwähnen nur ihrer Namen mit der Nachricht, daß die drei ersten nicht beweibet, sondern unverheirathet gewesen wären, die vier lezteren aber hätten ein jeder seine Gemalin gehabt, welche zugleich Mitgenossen in ihrer Regierung gewesen, daher auch derselben Namen mit wären aufgezeichnet worden. Von dieser ersten Erbfolge der Götter habe ich bereits Gelegenheit gehabt im siebenten Kapitel des ersten Buchs weitläuftiger zu reden, wohin ich also den geneigten Leser verweise, und nur hier wiederhole, daß der lezte von dieser ersten Erbfolge Isanagi Mikotto seine Gemalin Isanami Mikotto fleischlich erkant, und also ein ander Geschlecht der Halbgötter oder Gottmenschen gezeugt habe, wovon der erste in der Regierung von Japan gefolget sey.
Dieser Halbgötter sind in der Zahl fünf, welche heißen:
Dsi sin Go Dai, das ist: irdischer Götter fünf Herscher, welche in folgender Ordnung regieret haben.
1) Ten sio Dai dsin, ältester Sohn und Erbe von Isanagi Mikotto, für dessen und seiner Brüder und Nachkommen Andenken die Japoneser jedesmal große Ehrfurcht bezeugen. Man sagt, er habe 250,000 Jahre regieret. Sina soll während seiner Regierung von Ten kwo Si, welchem auch eine lange und fabelhafte Regierung beigelegt wird, beherschet seyn, und nach ihm sollen drei Descendenten seines Geschlechts die Herschaft über das Kaiserthum Sina gehabt haben.
2) Oo si wonino Mikotto, lebte und regierte in allem 300,000 Jahr. Zu seiner Zeit, wie auch unter der Regierung seines Nachfolgers bis zum Anfang der Regierung des vierten japanischen Sji sin, hat das Kaiserthum Sina der Sat Teiki beherschet.
3) Ni ni ki no Mikotto regierte 318, 533 Jahr. Die ganze Zeit seiner Regierung war Sat Teiki Kaiser von China.
4) Dé Mi no Mikotto hat regieret 637, 892 Jahr. China wurde zu der Zeit regieret durch den Kaiser Katsura Kaki, welchem fünf Prinzen von seiner Familie gefolget sind.
5) Der fünfte und lezte dieser irdischen Halbgätter war Awa se dsuno Mikotto; er regierte 836, 042 Jahr, daß also die ganze Zeit der Regierung, worin diese irdische Halbgötter das japanische Reich beherschet haben, sich beläuft auf 2,342,467 Jahr. Dieses ist alles, was die Japaner von dem alten Zustande und der Regierung ihre Reichs vorzubringen wissen, worüber kluge Japaner selbst sehr empfindlich sind, und es als eine Sache ansehen, die großem Zweifel und vieler Ungewisheit unterworfen ist, wiewol sie doch nicht alles ganz fabelhaft und erdichtet halten, weil alle, ohne Ausnahme, eine besondere Hochachtung vor Isanagi und dessen Gemalin Isanami, als Stamältern ihres Volks, bezeugen, indem diese, wenn es erlaubt ist so zu reden, ihr Adam und Eva sind.

Die Rechte, welche das Geschlecht der geistlichen Erbkaiser in Japan zur Krone und Regierung berufen, und welcher sie sich frei und ungehindert während einer viele Jahre fortdauernden Erbfolge erfreuet haben, sind auf eine in gerader Linie von Ten sio Dai dsin des Isanagi erstgebornem Sohn und Erben, und immer dessen ältestem Sohn, und so weiter herunter herrührenden Abstammung gegründet. Es ist daher kaum eine Stadt oder Dorf im ganzen Kaiserthum, worin nicht ein oder etliche Tempel zu seinem Andenken aufgerichtet wären, und wird besonders seiner Residenz, dem Vorgeben nach in der Provinz Isje, solche Heiligkeit zugeschrieben, daß zu gewisser Jahrszeit das Volk von allerlei Range, Hohe und Niedrige, Reiche und Arme, dahin wie Pilgrimme walfahrten, wovon ich im vierten Kapitel des dritten Buchs ausführlicher reden werde.
Was die zweite und zweifelhafte Epoche betrift, so ist wenig bekant von dem Zustande dieser Länder und der Lebensart der Einwohner von Anfang der Schöpfung, da nach der Beschreibung des großen Gesezgebers Misis das allerhöchste Wesen diese unsere Erdkugel aus nichts hervorgebracht hat, bis zur Zeit ihres ersten Monarchen Sin Mu Ten Oo, dessen Regierung sich im 660ten Jahre vor unsers Heilands Christi Geburt sol angefangen haben. Wenigstens ist wahrscheinlich, daß sie in dieser langen Zeit, oben und unten im Lande, wie die scytischen Einwohner der großen Tatarei noch heutiges Tages, zerstreuet in Horden, und von den übrigen Völkern der Welt durch ein felsichtes und ungestümes Meer, so ihre Insuln umgiebt, ganz abgesondert im Stande der Natur und Freiheit ohne festgesezte Regierungsform und ohne alle Künste und Wissenschaften, gelebt haben.
Das benachbarte Königsreich oder Kaiserthum China war damals bereits zu einer beträchtlichen macht und Aufklärung angewachsen. Es blühete in Künsten und Wissenschaften, welche auch nach Japan durch die Chineser überbracht wurden, und die Japaner verdanken es allerdings diesen, daß sie schon bei Zeiten cultivirt und civilisirt wurden.
Da sie nun auch von diesen ihren Nachbaren in den Grundsätzen einer monarchischen Regierung unterrichtet waren, so ist wahrscheinlich, daß sie sich mit destomehr Willigkeit unterworfen haben, als Sin Mu Ten Oo über sie zu regieren anfieng, insonderheit da dieser Prinz von einer unter ihnen beliebten und heilig gehaltenen Familie entsprossen war. Zu eben dieser Zeit, damit eine so ansehnliche Periode in ihren chronologischen Büchern nicht leer bliebe, haben sie die Lücke mit denen Namen der ansehnlichsten Monarchen angefüllet, welche nach der von Katsura Kuki niedergelegten Regierung nebst fünf andern von der Familie auf dem Thron von China gesessen haben sollen.
Der erste chinesische Kaiser, von welchem in diesem zweiten Alter Meldung geschieht, ist Fuki oder mit seinem ganzen Tittel Tako Fuki, welches die Chineser Fohi aussprechen. Dieser Fürst hatte nach einiger Bericht einen Schlangenleib, und nach andrer Meinung ein Schlangenhaupt und einen sehr hohen Verstand. Er entdekte die Bewegung der Himmel und die zwölf himlischen Zeichen, und theilete die Zeit in Monate und Jahre ein; erfand viele nüzliche Künste und Wissenschaften, welche er der Welt zum algemeinen Nutzen der Menschen mittheilte. Die Chineser machen ihn zu ihrem ersten Kaiser und Grundleger ihrer Monarchie, und viele unter ihnen geben vor, daß sie von dessen Regierung bis auf gegenwärtige Zeit eine ganz genaue und ununterbrochene Geschichte ihres Kaiserthums aufweisen können, nebst einer wahrhaften chronologischen Erbfolge ihrer Kaiser, welche vor dieser Zeit ganz zweifel= und fabelhaft gewesen sey. Der erwähnte Kaiser sol nach einem meiner japanischen Geschichtschreiber 20,446 vor Symnu oder 21,106 Jahr vor Christi Geburt, und also viele 1000 Jahre vor der Schopfung zu regieren angefangen haben. Ihm gebührt aber eigentlich in dieser andern Periode keine Stelle, sondern er solte billiger in die erste und fabelhafte Zeit versezt werden.1 Mein anderer chronologischer Autor sezt den Anfang seiner Regierung mit mehr Wahrscheinlichkeit in das 2928te Jahr vor Symnu, welches ist das 3588te vor Christi Geburt oder nach Petavio das 396te Jahr nach der Schöpfung. Er hat nach einem Autor 110 und nach einem andern 115 Jahr regiert. Da ich den leztern Autor in vielen Sachen weit accurater als den ersten gefunden, so habe ich demselben zu folgen auch hier für besser gehalten.2 Der ehrwürdige Pater Couplet sezt in der Vorrede seiner chronologischen Tabellen3 den Anfang der Regierung des Fohi in das 2953te Jahr vor Christi Geburt, welches unsers Heilandes Geburt 520 Jahr näher komt, und die Zeit ist, in welcher Xinnum und die sieben Descendenten seiner Familie auf dem chinesischen Thron gesessen haben.4
Der andere chinesische Kaiser war Sin Noo, welches die Chineser Xin Num oder Sinnum aussprechen, mit seinem völligen Titel aber Jen Tai Sin Noo Si. Einige Autoren fangen die chinesische Chronologie mit der Regierung dieses Kaisers an, welcher zu der Regierung gelangte im Jahr vor Symnu 2549, welches ist das Jahr vor Christi Geburt 3209, oder nach des Petavii Zeitrechnung 775 Jahr nach der Schöpfung. Dieser durchlauchtige Prinz war dem ägyptischen Serapis gleich, da er die Menschen im Ackerbau und denen Künsten, welche unser Leben zu erhalten dienen, unterrichtete, aus welcher Ursach er von einigen mit einem Ochsenkopfe, von andern aber nur allein mit zwei Hörnern an seinem Vorderkopfe vorgestellet worden ist. Er hat die Kraft und Eigenschaft einiger Pflanzen entdecket und hat dieselbe der Welt in einem Tractat mitgetheilt, den er besonders an seine Unterthanen geschrieben udn gerichtet hat. Sein Bildnis wird unter den Chinesern in sehr hohem Werth gehalten; die Philosophen und Naturkündiger haben es in einem der besten Gemächer ihrer Häuser aufgehangen, mit Laub oder eine Pflanze im Munde, woran er riecht. Er regierte 140 Jahr und hat sieben Nachkommen seines Geschlechts zu Nachfolgern im Reiche gehabt, also daß die Regierung in seiner Familie 520 Jahr gewähret hat.5
Nach der Absetzung des lezten Kaisers aus diesem Hause kam Xin Num Kwo Tai, oder nach der chinesischen Redensart Hoam Ti, und mit seinem vollen Titel Hon Tai Jun Hin Si,6 zur Regierung. Die chinesische Geschichtschreiber glauben einhellig, daß dieser Prinz in China regiert habe, und diejenigen, welche die Wirklichkeit der vorhergehenden Regierungen in Zweifel ziehen, fangen die Historie und Zeitrechnung des chinesischen Kaiserthums mit der Regierung des Hoam Ti an. Er machte den Anfang seiner Regierung im Jahr vor Symnu 2029, oder vor Christi Geburt 2689, oder nach dem P. Couplet (welchem Doct. Menzelius7 genau folget) 2697. Er war nur eilf Jahr alt, als er zur Krone kam. Während seiner Minderjährigkeit wurde daher das Kaiserthum von weisen und klugen Räthen verwaltet, welche denn auch großen Fleis anwanten den jungen Prinzen so zu erziehen, wie es einem großen Monarchen anständig ist, der in allen nutzlichen Künsten und Wissenschaften billig unterrichtet seyn mus. Die Chineser geben es für eine gar nicht zu bezweiflende Wahrheit von diesem Kaiser aus, daß er die Kunst des Pulsfühlens gewust, dieselbe nemlich von seinen Lehrmeistern erlernet, und nachmals sie der Welt kund zu machen, befohlen habe. Er regierte 1008 und lebte 111 Jahr; es folgten ihm fünf seines Geschlechts in der Regierung nach, bey welchen das Reich 313 Jahr geblieben ist.9
Unter den fünf Prinzen, Hoam Tis Nachfolgern, war Tai Sio oder nach der chinesischen Mundart Ti Gao,10 der allervortreflichste. Er war ein großer Sesin, das ist, ein in verborgenen Künsten und Wissenschaften unvergleichlich erfahrner Man, und dabey ein recht tugendhafter Fürst und Vater seines Landes. Sein Tod wurde überal von seinen Unterthanen beklagt, welche auf die Trauer fast drei Jahr verwanten. Er kam zur Regierung im Jahr vor Symnu 1697, vor Christi Geburt 2357,11 regierte 7312 und starb unter der Regierung seines Nachfolgers13 im 118 Jahr seines Alters. Ob er gleich zwölf Kinder, nemlich zehn Söhne und zwei Töchter hatte, überantwortete er doch die Krone und Regierung seines Kaiserthums einem ehrlichen und weisen Hausvater, an welchen er auch seine zwo Töchter vermählte.
Tei Sijun oder nach andrer Aussprache Gu und nach chinesischer Ju Ti Sijun oder Ju Ti Xun,14 war Ti Jaos Schwiegersohn und Nachfolger, regierte 28 Jahr mit Ti Jao und 30 Jahr alleine, in allem 61 Jahr.15 Mein Autor setzet den Anfang seiner Regierung ins 1634te Jahr vor Symnu, welches das 2294te vor Christi Geburt ist.16 Während seiner Regierung war eine große Sündfluht in China, welche viele Provinzen überschwemte und eine große Anzahl Einwohner ersäufte. Das Land war an einigen Orten noch einige Jahre unter Wasser. Uu und mit seinem vollen Titel Katewu, das ist, Kaiser Uu von dem Geschlecht Ka, oder wie die Chineser pronunciiren Ju, von dem Geschlechte Hia,17 regierte 17 Jahr mit dem Kaiser Tei Sjun, und 10 Jahr nach dessen Tode in allem 27 Jahr.18 Er wurde gekrönet im Jahr vor Symnu 1573 vor Christi Geburt 2233.19 Dieser Kaiser lies Canäle und Flüsse abstechen, das Wasser nach der See abzuführen, welches einen großen Theil von China unter der Regierung des Kaisers Yao überschwemte. In dieser mittelmäßigen künstlichen Tiefe erhuben sich nun die Flüsse, und das Land wurde von der Ueberschwemmung befreiet. Un lebte gegen 100 Jahr,20 und hatte eilf aus seinem Geschlechte zu Nachfolgern im Reiche, welche 431 Jahr regierten, so daß die Krone bei dieser Familie 45821 Jahre blieb. Der lezte22 von diesem Geschlechte war wegen seiner ungmeinen Strenge berüchtigt. Denn er regierte sehr grausam über seine Unterthanen, und lebte mit solcher Verschwendung, daß er durch 2000 Man eine See graben und mit chinesischem Biere füllen lies. Man sagt auch, daß er einen Thurm vom Gold und Edelsteinen für eine seiner Maitreffen erbauet habe. Im 52ten Jahr seines Alters23 wurde er abgesezt und verjagt.
Sioo Sei Too, das ist König Too von der Familie Sioo oder König Tam von der Familie Ksjam24 kam zum Regiment vor Synmu 1106, vor Christi Geburt 1766,25 als er 87 Jahr alt war. Er regierte 13 Jahre und starb im 100ten Jahr seines Alters. Unter seiner Regierung war eine große Hungersnoth in China, welche das Land sieben Jahr drukte, gleich der in Aegypten so merkwürdigen Hungersnoth, davon in der heil. Schrift Meldung geschieht. Ihm folgten 27 Prinzen seines Geschlechts in der Regierung nach, welche in allem 631 Jahr regierten, so daß das Kaiserthum bei dieser Familie 644 Jahre26 geblieben ist. Der lezte dieses Hauses war ein großer Tiranne, aus welcher Ursach die Fürsten, seine Unterthanen, Krieg und Aufruhr wieder ihn erregten; da sie ihn sehr in die Enge getrieben hatten, legte er Feuer in seinem Pallast an, und verbrante sich selbst mit seiner Familie und allen seinen Hausgenossen, und hinterlies das Reich dem Sieger. Siu no Bu O, das ist Kaiser Bu von der Familie Siu, oder nach chinesischer Mundart Uu Vam, von der Familie Sjeu;27 er kam zur Krone 460 Jahr vor Synmu und 112228 vor Christi Geburt, regierte sieben Jahr, und hatte 37 Nachfolger in der Regierung von seinem Geschlechte, bei welchem die Regierung den japanischen Geschichten zufolge 86829 Jahr geblieben, das ist, bis auf das 255te Jahr30 vor Christi Geburt, und 206 Jahr nach Synmu. Unter Soowoo nach der Chineser Aussprache Sjoo Vam31 dem vierten Kaiser von dieser Familie im 22ten Jahr seiner Regierung, welches war das Jahr vor Synmu 367, vor Christi Geburt 1027, am achten Tage des vierten Monats, wurde der große Heidenprophet Sjaka in Indien gebohren, welcher von seinen unvergleichlichen Eigenschaften nachher genant ist Fo oder Fotoge, das ist Gott und bei den Chinesern Sitjun, das ist, der Große und Volkommene. Seine Lehre wurde von seinen Jüngern zuerst in einigen Gegenden von Ostindien ausgebreitet. Er starb im 79ten Jahr seines Alters, im Jahr vor Synmu 289, vor Christi Geburt 949.
Und dieses ist denn Alles, was ich von der zweiten zweifelhaften Zeitperiode der Japaner Bemerkenswürdiges habe auffinden können.

1 Kämpfer hat hier gerade eben das geurtheilt, was nach ihm die besten Untersucher der sinesischen Geschichte behauptet haben. Herr Deguignes -- dieser beinahe einzige unter den europäischen Gelehrten, der zu sinesischen Quellen Zugang gehabt hat, sagt: "Es ist unmöglich zu bestimmen, zu welcher Zeit Fohi gelebt und regiert habe. Die chinesischen Geschichtschreiber sind hierin sehr ungleicher Meinung. Und ich glaube nicht, daß die historische Gewisheit bis auf seine Zeiten herausgehn kan, da die Chineser selbst sie nur von des Yao Zeit her behaupten." S. seine algemeine Geschichte der Hunnen sc. nach der deutschen Uebersetzung P. 4. Hr. Hofrath Gatterer trit eben dieser Meinung bei, s. sein Handbuch der Universalhistorie, p. 26. Auch der Pater du Halde behauptet, daß nach den besten sinesischen Geschichtschreibern die Zeit des Fohi schlechterdings nicht zu bestimmen sey; s. Description de l'Empire de la Chine T. I. p. 260. Auch Couplet selbst trent doch den Fohi und Xin=Num von der für wahrgehaltnen Geschichte; ob er gleich, wie wir sogleich sehn werden, dreist genug ist, denn Regierungsanhang des Fohi genau anzusetzen, doch ohne Gründe anzugeben. Kircher erwähnt einmal beiläufig, (S. China illustrata Part. VI. c. I. p. 225) daß seiner Meinung nach Fohi ohngefehr 300 Jahre nach der Sündfluht die Buchstaben der Sineser erfunden habe. Allein auch er giebt keine Gründe. Martin Martinius (in seiner sinicae Historiae Decas I 1658. 4. p. 11) sezt den Regierungsanfang des Fohi ins Jahr vor Christo 2952; Couplet folgt ihm hierin.
2 Deguignes sagt, einige gäben ihm 110, andre 101 Regierungsjahre. Martinius, Couplet und Menzel nehmen 115 an.
3 Der Titel dieses Werks ist: Tabula Chronologica Monarchiae Sinicae juxta Cyclos Annorum LX ab anno ante Christum 2952 ad annum post Christum 1683. Es pflegt gemeiniglich dem bekanten Confucius des Couplet angehängt zu seyn. Ein nicht beträchtliches Versehn ist es, daß Kämpfer sagt: Dieser Jesuite setze den Anfang der sinesischen Geschichte ins Jahr vor Christo 2953. Es ist 2952. S. die Praefat. gleich Anfangs p.1.
4 Degulgnes läst nach dem Fohi noch funfzehn Personen aus seiner Familie nachfolgen, welche -- nach seinen Quellen -- zusammen 17,788 Jahre regiert haben. Ihre sinesischen Namen sind; Niü=vashi, welche von einigen für des Fohi Gemalin gehalten wird.

Kung=kung=shi
Ta=Ting=shi
Pe=hoang=shi
Tshong=yang=shi
Lie=lo=shi
Li=lien=shi
Hao=siü=shi
Tsüu=liü=shi
Hoen=tün=shi
Tshu=siong=shi
Ko=tien=shi
Yn=kuam=shi
Vu=kuai=shi
Menzel sagt auch, daß funfzehn Familien aus dem Geschlecht des Fohi gefolgt wären, welche zusammen 1360 Jahre regiert hätten.
5 Couplet sagt, Xinnum's Familie habe 380 Jahr regiert, und Deguignes sezt sie nur auf 306. Die sieben Nachfolger -- von denen aber viele sinesische Annalen gar nicht wissen -- heißen bei ihm:
Tilin=küei ---- regiert 80 Jahr
Ti=tshing ---- regiert 60 Jahr
Ti=ming ---- regiert 49 Jahr
Ti=siuen ---- regiert 45 Jahr
Telai ---- regiert 48 Jahr
Tili ---- regiert 42 Jahr
Ti=yükang ---- regiert 55 Jahr
Diese Regenten sind allemal der Vater auf den Sohn gefolgt. -- Menzel stimt in den Jahrenund der Folge mit Deguignes völlig zusammen; nur fehlt bey ihm der Tili. Die von ihm angeführten sechs übrigen sollen zusammen regiert haben 337 Jahr. Der Xinnum selbst heist nach sinesischer Aussprache bei Deguignes; Yen=ti=Schinnong=shi. Bey du Halde und andern heist er blos Schin=nong, oder Chin=nong.
6 Deguignes nent ihn -- Hoamti=yen=hiung=shi; bey du Halde und andern heist er Hoangti. Dies Wort bedeutet gelber Kaiser oder Kaiser von der Erde.
7 In seiner Chronologie der chinesischen Kaiser, Berlin 1696 4. Dieser churbrandenburgische Leibmedikus machte mit dem Andreas Müller am Ende des lezten Jahrhunderts das Studium der sinesischen Litteratur und Geschichte sehr rege in Deutschland. Menzels Buch verdient es, meiner Einsicht nach, auch jezt (da wir freilich durch Deguignes die sinesische Geschichte geuauer und besser kennen) noch immer verglichen zu werden, da er alle seine Nachrichten aus einer sinesischen Quelle (einem Lehrbuche der Geschichte für die Jugend) gezogen hat.
8 Nach Deguignes 110 Jahr. Die andern Quellen stimmen mit Kämpfers Angabe zusammen.
9 Nach Deguignes und Couplet hat Hoamti 25 Söhne hinterlassen, von denen (wie der leztre Schriftsteller angiebt) in drei kaiserlichen Familien 85 Kaiser abstammen, die zusammen 2457 Jahr regiert haben. Die fünf zunächst folgende Prinzen heißen nach Deguignes die Uti d. i. die fünf Kaiser, die aber verschieden gerechnet werden. Ihre Regierungszeit läst sich nicht zuverlässig bestimmen, da sie von verschiednen sinesischen Annalen verschieden angegeben wird. Die Regenten vor dem Yao sind folgende:
1) Schao Hao=kien=tien=shi (nach Deguignes) Xao=Hao (nach Martinius, Couplet und Menzel) Chao=Hao (nach du Halde) regierte 84 Jahr und ward 100 Jahr alt.
2) Tshuen=Hio=kao=yang=shi (nach Deguignes) Chuen=Hio (nach Couplet, Martinius und Menzel) Tshuen=Hio (nach du Halde) regiert nach der gewöhnlichen Quelle des Deguignes 70, nachh der alten sinesischen Chronik Tsu=shu und nach den übrigen Quellen 78 Jahr, lebt 105 Jahr.
3) Ti=ko=kao=sin=shi (nach Deguignes) Ti Co, (nach Couplet und du Halde) regiert nach einer Angabe des Deguignes und nach Couplet, Martinius und Menzel 70, nach einer andern Angabe 75, nach der Tsushu 63 Jahr. Ti=tshi oder Kin (nach Deguignes) Chi (nach Menzel Tshi (nach du Halde) fehlt bei Couplet. Er regierte 5, nach der Tsushu 9 Jahr, wurde wegen seiner Wollüfte abgesezt, und wird daher nicht in der Reihe der Uti mitgerechnet. Ihm folgte sein Bruder Yao.
10 Bei Deguignes Ti=Yao=tao=Tang=shi bei Couplet, du Halde und gewöhnlich Yao.
11 Auch Martinius und du Halde nehmen dieses Jahr an; Couplet aber 2397. Deguignes giebt das Regierungsjahr des Yao nicht getan an; da dasselbe aber in das 41 Jahr des sechsten sinesischen Cyclus gesezt wird, und dieses in das 2357te Jahr vor Christo (nach deguignischer Rechnung fält;) so sehr ich, daß dieser Geschichtsforscher hier völlig mit Kämpfer zusammenstimt.
12 Yao's Regierung aht nach demTsu=shu und einigen andern deguignischen Quellen und dem Menzel 100, nach andern 98, nach Martinius 90, nach Couplet und du Halde gleichfals 100 Jahre.
13 Dies ist nicht ganz richtig gesagt, da Yao die Regierung niemals niedergelegt, sondern nur den Schün zu seinem Mitregenten erwählt, und mit ihm 28 Jahre gemeinschaftlich regiert hat. Dies ist wenigstens die hergebrachte Geschichte: und wir werden sogleich sehn, daß auch Kämpfer sie angenommen hat.
14 Nach Deguïgues Ti=Schün=yau=yu=shi; nach Couplet Xun oder Yu, nach du Halde und gewöhnlich Chün oder Schün.
15 Da 28 und 30 nur 58 macht, so ist hier wahrscheinlich ein Schreibfehler in meinen Handschriften; Scheuchzer hat richtiger, stat 30 33. Deguignes und Couplet setzen die Regierung des Schün auf 50 Jahre an; der leztre giebt ausdrüklich an, daß dieses nur von der Alleinherschaft des Schün zu verstehn sey. Eben so du Halde. Martinius hat gleichfals 33 Jahre für die Alleinherschaft des Schün, und Menzel 61 für die ganze Regierung.
16 Bei Couplet ist hier wieder die obige Verschiedenheit; nach ihm 2277 Jahr vor Christo; nach Martinius 2258.
17 Bei Deguignes heist er Ti=Yu; bei Menzel, Couplet und du Halde Yu. Man leitet ihn vom Hoamti ab. S. die genealogische Tabelle über das Geschlecht des Hoamti hinter der Tabul. Chronolog. des Couplet.
18 Nach der Tsu=shu hat er nur 8 Jahr, nach anderer Angeben Menzel, Martinius und Couplet aber 10 Jahr allein regiert.
19 Nach Deguignes und Martinius 2207; nach Couplet 2217. Du Halde folgt von nun an immer dem Couplet; nur fängt er seine Zeitrechnung erst mit dem Yao an. Mennzel folgt ihm gleichfals und fängt, wie Couplet, seine Zeitrechnung mit dem Hoamti an.
20 Eben so geben auch Deguignes Menzel und Couplet des Yü Alter an.
21 Nach Deguignes regierte das Geschlecht des Yü oder die Dynastie der Hia 440 Jahr; nach einer Berechnung der verschiednen Jahre kömt aber diese Zahl nicht heraus, und Deguignes sagt selbst, daß er für ihre Richtigkeit nicht stehn könne. Andre nehmen 471, andre 432, du Halde und Menzel aber mit meinem Autor 458 Jahre an. Die Zahl der Kaiser aus der Dynastie der Hio geht auch von der gewöhnlich angenommenen ab. S. Deguignes algemeine Geschichte der Hunnen p. 9. u. s, w.
22 Dies ist der Ti=kuei oder Kie, er lebte, nach Deguignes 1767, nach Martinius 1818, nach Couplet 1858 Jahr vor Christi Geburt.
23 Wahrscheinlich hat hier Kämpfer an stat Alters, Regierung schreiben wollen. Denn sowol Deguignes, als alle andre Quellen stimmen darin zusammen, daß Kie 53 oder 52 Jahre regiert habe.
24 Bei Deguignes und gewöhnlich heist er Tshingtang, und die Dynastie, deren Stifter er wurde, die der Scham oder Schang.
25 Es ist merkwürdig, daß Kämpfers Chronologie hier wieder so genau mit der deguignischen und der des Martinius zutrift. Nach der lezten fieng Tam's Regierung 1766, nach der erstern 1767 Jahr vor Christo an. Menzel hat 1797, welche Angabe er vom Couplet entlehnt hat.
26 Deguignes rechnet 646 Jahre, aber auch ohne seiner Rechnung sicher zu trauen; Couplet (und nach ihm Menzel) stimt Kämpfern in 644 bei. Andre nehmen 600, oder auch 496 Jahr.
27 Der deguignische Name dieses Kaisers ist Vu=vam oder Ven=Wam, und der Dynastie Tshen, oder bei Herr Gatterer Tshehu.
28 Dies stimt wieder genau mit Deguignes und Martinius überein. Couplet und Menzel haben 1137.
29 Nach Deguignes 863, und nach Herrn Gatterers Berichtigung dieser Rechnung 866, nach Couplet 873.
30 Nach Deguignes 258, und nach Gatterer 256; nach Couplet und Menzel 249, nach Martinius 425.
31 Nach Deguignes Tshao=Vam.

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