Dohm, Christian Wilhelm (ed.) Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Meyer, Lemgo 1777-79.

Internet-Edition by Wolfgang Michel, © Fukuoka, Japan March1998

    

V.
Geschichte des Japanischen Thees

Vermuthlich werden viele glauben, daß ich hier eine schon gethane Arbeit übernehme, wenn ich eine Geschichte des Thees gebe. Der berühmte Ten Rhyn nehmlich, (mein verehrungswürdiger Freund und Vorgänger in der Stelle zu Nangasacki) hat schon eine sehr umständliche und genaue Geschichte des Thees geliefert, und der gelehrte Breyn in Appendice Centuriae Exot. sie bekant gemacht. Da aber dieser sonst so sorgfältige Beobachter sich kürzre Zeit in diesem Reich aufgehalten hat, und weit eingeschränkter war, als ich, so hat er Manches vorbeigelassen, das doch ausnehmend wissenswürdig war, und zur genauern Richtigkeit der Materie gehörte. Ich habe es daher der Mühe werth geachtet, das von ihm Uebergangene nachzuholen, und die ganze Geschichte kurz zu wiederholen.

(section). 1.

Tsia - Thea frutex folio cerasi flore rosae szlvestris, fructu unicocco, bicocco & ut plurimum tricocco. Der Thee ist ein Staudengewächs, welches langsam Mannes Länge erreicht. Die Wurzel ist unordentlich getheilt, holzigt und außen schwarz; der Stam von unten auf mit Aesten beladen, deren zahlreiche Schossen und Sprößlinge sich ohne Ordnung verbreiten. Es dekt ihn eine schwache, dünne, trokne, helbraune, unterwärts grau und ganz oben grasgrüne Rinde Das Holz hat ziemlich harte Fasern, und enthält ein gar dünnes fest angewachsenes Mark. Die Blätter bleiben auf sehr kurzen, nach keiner Ordnung zerstreuten, fleischichten Stielen beständig grünend sitzen, und gleichen an Gestalt Gewebe, Farbe und Größe den sauren Garten=Kirschblättern, doch so, daß die jüngsten, die man einsammelt, vielleicht mit den Blättern des Evony. mus vulg. rub. gran. noch genauere Uebereinstimmungen, ausgenommen in der Farbe, haben. Im Herbste kommen einzeln auch paarweise zwischen jedem Blatstiel und Zweige die Blüthen hervor, fast wie wilde Rosen geformt, über einen Zol im Durchschnit, doch nie ganz ausgestaltet, von schwachem Wohlgeruch, weis, und sechsblättricht mit runden hohlen Blättern. Die Blumenstiele sind einen halben Zol lang, almählig oberwärts dicker und ein Ende mit einer unbestimten Anzahl von mehrentheils fünf oder sechs kleinen runden Schuppen stat Blumenkelchs versehen. Nach der Blüthe entstehet eine Menge einzelner gepaarter, meistens aber, wie beim Ricinus, dreifacher Früchte. Es wachsen nemlich drei kugelförmige Knöpfe wie wilde Pflaumen gros oben auf dem Stiel zusammen, und sind, wo sie einander berühren, wie Küssen eingedrückt. Jedes Knöpfgen enthält seine eigne Nus, in einem erst grünen, dann ins schwarze reifenden Saamengehäuse, das außen glanzlos, fet, häutig und etwas holzig ist, und oben, nachdem es lange auf der Staude gesessen, einen Spalt bekomt, wodurch man die Nus sehen kan. Die Nus ist beinahe kugelförmig, nur an der Seite, wo sie anliegt, etwas eingedrückt. Ihr Häutgen ist hart, dün, glänzend, rothbraun oder volkommen kastanienfarbig; nach Abzug dessen ein röthlicher Kern zum Vorschein komt, der zur Härte und dem öligten Wesen einer Haselnus reift, zuerst einen Faden süßlichten, gleich darauf aber, wie Levcojen Saamen, einen sehr bittern, unleidlichen Geschmack zurükläst, welcher viel Speichel zieht, und im Schlunde eine doch bald vorübergehende Empfindung von Ekel erregt.

(section). 2.

Noch ist in den Schulen kein Schriftzug, (der nach Japanischer Art eine Definition des Gegenstandes enthielte) geprüft und angenommen worden, der dem Thee, von den Japanern Tsjaa und den Sinesen Theh genant, eigenthhümlich wäre. Inzwischen begrügt man sich mit verschiedenen andern, die entweder nur den Klang des Wortes Thee, oder aber die Kräfte und Eigenschaften der Staude bedeuten. Von lezterer Art ist der Charakter, welcher die Augenlieder des Darma, eines berühmten heidnischen Heiligen ausdrükt. Diese seltsame Vereinbarung so verschiedner Begriff als Thee und Augenlieder, ist deshalb wichtig, weil sie den Zeitpunkt umgiebt, in dem man Thee zu trinken angefangen hat. Eine kleine Digression hierüber wird desfals dem Leser nicht zuwider seyn. Darma, des Indianischen Königs Kosjuwo dritter Sohn, ein heiliger frommer Priester, war nach dem Sjaka, einem andern schwarzen ums Jahr vor Christo 1025 gebohrnem Indianer und Stifter einer Hauptreligion der östlichen Asiens, der 25ste Nachfolger als Oberhaupt dieser Kirche. Er landete 519 nach Christi Geburt in Sina, und richtete sein ganzes Augenmerk dahin, dem Volke die Erkentnis Gottes, und wie ers nante, die wahre seligmachende Religion beizubringen. Zu dem Ende gieng er ihm nicht nur mit Lehre, sondern auch mit Beispiel vor, lebte beständig unter freyem Himmel, kasteyete seinen Leib, zähmte seine Leidenschaften, und glaubte sich auf diese Art Gottes Gnade zu erwerben. Seine Nahrung bestand in Blättern, und er suchte die höchste Volkommenheit der Heiligung darin, daß er alle Nächte in ununterbrochen Satori, d.i. in der Betrachtung des höchsten Wesens durchwachte; seinem Körper Ruhe und Rast zu versagen, und sich Gott ganz zu widmen, war bei ihm die höchste Staffel eines reuigen Lebens un der menschlichen Volkommenheit. Nach vielen durchwachten Jahren traf sichs, daß er, von langem Fasten erschöpft, endlich vom Schlaf überfallen ward. Beim Erwachen empfand er so aufrichtige Reue über sein verleztes Gelübde und so dringende Begierde solches künftighin auf ewig zu verhindern, daß er seine beiden Augenlieder, als Werkzeuge des Verbrechens, abschnit und zürnend von sich warf. Als er Tages darnach wieder an den Ort seiner frommen Quaal gieng, erblikte er als der Thee, den die Welt entweder noch gar nicht gehabt, oder dessen Eigenschaften bis dahin wenigstens verheelt geblieben waren. Er speiste die Blätgen, (ob er sie roh oder mit Wasser genossen? wird nicht erzählt) und empfand sogleich eine seltsame Lebhaftigkeit, und Frölichkeit, nebst neuen Kräften, die Beschauung des göttlichen Wesens ohn Unterlas fortzusetzen. Da er nun diese biisher unbekante Wirkung der Theeblätter und die Art sie zu genießen, der Menge seiner Jünger nie genug anpreisen konte, erschol alsbald der Ruhm dieses edlen Gewächses, und ward der Gebrauch seiner unvergleichlichen Blätter algemein. Weil also die Staude keinen eigenen Schriftzug hat, pflegt man sie unter dem von Darmas Augenliedern anzugeben. Das Bildnis des berähmten Mannes, den die Heiden andächtigst verehren, mit dem Schilf unter seinen Füßen, auf dem er über Meer und Flüsse geschwommen, wird anbei zur Erbauung des Lesers mitgetheilt. Und dies mag vom Namen genug seyn.

(section). 3.

Zur eben gegebnen Beschreibung der Theestaude, welche dem Leser am besten richtige Begriffe von dieser Pflanze machen kan, wil ich jezt noch das hinzufügen, was in einer volständigern Historie gesucht werden könte. Es scheint oft, als hätte der Stam schon ganz unten viel mehr Zweige, als doch wirklich vorhanden sind, weil mehrere Saamen in ein Loch beisammen gestekt werden, mithin etliche Stauden auf einem Punkt hervorkommen, und das unerfahrne Auge täuschen. Die Stauden werden auch zuweilen bis an die Wurzeln abgeschnitten, und schießen alsdenn eine Menge neuer büschichter Zweige auf, die alle beim ersten Anblik zu einer einzelnen Wurzel zu gehören scheinen. Dergleichen Schöslinge sowohl, als auch die ersten Saamenpflanzen sind gedehnter und reicher an Säften, obgleich einfacher als die spätern. Mit der Zeit bekommen sie immer noch neue Aeste. Die Rinde ist zäh und fest angewachsen. Ihr äußeres dünnes Häutgen geht manchmal ab, wenn es ttocken wird; die zwote Rinde ist grünlicht, nicht wie Haselblätter, doch etwas stark und widrig, und hat einen ekelhaften, bittern, wilden, zusammenziehenden Geschmak. Das Holz ist hart, grobfasericht, weislicht grün, und so lang es frisch ist, von unangenehmen Geruch. Die Aeste kommen dicht und unordentlich hervor, sind dün, von ungleicher Länge, alle aber kurz, und ohne diejenigen Ringe, an denen man das Wachsthum erkennet. So stehen auch die Blätter dicht und ohne Ordnung, und aus ihren Achseln komt eine kleine schmale Knospe zum Vorschein. Auf einem saftigen, ganz kurzen Stiel, der unten rund, oben zusammengedrükt oder scharf ist, steht das Blat, so etwas fleischigt, längstens zwei Zol lang, und einen Zol breit ist. Es fängt schmal an, und nimt almählig in einer Bogenlinie zu mit stumpfer Spitze, ist öfters auch eyförmig länglich ausgedehnt und unregelmäßig gewässert, in der Mitte eingedrukt und rund umher ein wenig zurükgebogen. Beide Seiten sind glat und glänzend, aber die Nerven liegen eeingedrukt, und machen Grübchen; die Farbe ist ein dunkel oder traurig grün, auf der untern Seite lichter; die Ständer sind in kleine breite, stumpfe, härtliche und dichte Zähngen ausgezakt. Die Mittelnerve liegt aber in einer großen Vertiefung, und steht unten sehr hervor; fünf, sechs bis sieben feinere laufen davon an jeder Seite in ungleichen Entfernungen aus, und biegen sich, ehe sie den Rand erreichen, gegen einander zurük. Zuweilen laufen noch dazwischen ohne Ordnung allerlei kleinere Adern. Das frische Blat hat keinen Geruch, und einen schwächern Nachgeschmak als die Rinde, nämlich einen grasigtbittern, zusammenziehenden, aber recht ekelhaften. Nach Maasgabe des Bodens, der Stellung, des Alters, sind die Blätter an Gestalt, Größe und Substanz unter sich sehr verschieden, weshalb man ganz unrecht aus den jungen Blättern, die geröstet nach Europa gebracht werden, auf die Figur der völlig ausgewachsenen schlieft. Sie besitzen eine gewisse böse und dem Gehirn schädliche Kraft, die Lebensgeister zu beunruhigen, durch welche das Gemüth in Taumel geräth und die Nerven eine zitternde Bewegung erhalten. Durch anhaltendes Rösten aber wird die marcotische Wirkung so völlig vertrieben, daß nur eine sanfte angenehme Kraft die Lebensgeister wieder zu erwärmen übrig bleibt. Die Menge der Blüthen ziert die Aeste unaufhörlich durch alle Herbstmonathe bis tief in den Winter. Sie haben sechs Blätter, deren ein oder anderes von den äußersten wie vom kalten Brand gerührt, den anderen an Gräße nicht beikämt. Ihr Geschmack ist unangenehm, etwas bitter, und läst sich vorzüglich unten an der Zunge fühlen. Das Innere der Blume wird von einem großen geschloßnen Haufen Staubfäden gefült, die von weißer Farbe, ganz klein wie in der Rose, und mit gelben herzförmigen Staubbeuteln versehen sind. In einer einzelnen Blume habe ich 230 gezählt. Die Fruchtkerne sind sehr ölicht, und werden gar bald ranzigt, so daß aus zehn gepflanzten kaum zwei aufkommen. Die Einwohner brauchen weder Blüthe noch Frucht, ohnerachtet ich gar keinen Zweifel habe, daß nicht im Kern ganz trefliche Kräfte enthalten seyn solten.

(section). 4.

Zur Pflanzung des Theesaamens, womit sich der Bau dieser Staude anfängt, widmen die Japaner nicht eigene Gärten oder Felder, sondern blos die Acker=Raine. Man säet die Saamen nicht in fortlaufender Reihe, so daß sie eine Hecke machen könten, sondern in mäßiger Entfernung von einander, damit die Stauden hernachmals dem Acker mit ihren Schatten nicht schädlich werden, noch die Blatsamler zu lange aufhalten. Man läst die Saamen in ihren Gehäusen, und legt wenigstens sechs, höchstens zwölfe beisammen, in ein anderthalb Handbreit tiefes Loch. Einzeln darf man die Saamen nicht pflanzen, da kaum der vierte oder fünfte aufkomt, und die mehrsten unfruchtbar oder vermöge des ranzigen Wesens, welches sie so leicht annehmen, untauglich geworden sind. Daher wollen die Saamen in Europa nicht wachsen, so oft man sie auch hingeführt hat. Ich würde rathen, daß man in Sicilien, Spanien oder Italien diese Cultur versuchte, und zu dem Ende den Saamen im Vaterlande in ein Gefäs vol Erde legte, damit denn die hervorgekeimten Pflänzchen nach Belieben herausgehoben, und verpflanzt werden könten. Die Stauden selbst aus ihrer Heimath an andre Orte zu verführen, würde nicht gelingen, denn während dem Transport durch das heiße Indianische Meer werden sie völlig ausgezehrt, und bleiben allenfals in einem so schwachen Zustande zwischen Tod und Leben, daß von ihnen keine Nachkommenschaft zu erwarten steht. Die junge Staude, wenigstens wenn sie einenfleißigen Herrn hat, wird mit Pferdemist rundherum belegt; einige thun dies jährlich, andre seltner. Ehe die Staude drei Jahr alt ist, darf kein Blat gepflükt werden; alsdenn aber gestattet sie schon eine reichliche, und zwar die allerbeste Erndte. Im siebenten Jahre, wenn sie Manns Länge erreicht hat, und weniger Blätter trägt, mus sie nach der Lese bis ganz an die Wurzel abgeschnitten werden. Es schießen alsdenn neue Zweige hervor, die mit einer größern Menge Blätter den vorigen Stam mit großem Gewin ersetzen. Sonst wird auch wohl mit diesem Abschneiden bis ins Zehnte Jahr gezögert.

(section). 5.

Ein guter Haushälter und Herr vieler Theestauden, mus zur Blatlese geschikte Arbeiter auswählen. Die Blätter müssen Stük vor Stük gesammelt, nicht bei Händen vol abgestreift werden, folglich kan ein einzelner Mensch, der diese Beschäftigung ungewohnt ist, kaum drei Catti des Tages, hingegen einer, der von Jugend auf eine Fertigkeit erlangt hat, wohl neun bis zehn Catti pflücken. Die Zeit der Lese ist nicht festgesezt; man begnügt sich auch nicht immer mit einer, sondern es müssen mehrere geschehen. Wer dreimal des Jahres sammeln wil, mus die erste Lese schon gegen das Ende des Songuat oder ersten Japanischen Monaths anfangen, der vom Neumond zunächst vor dem Frühlingsäquinoktion, es sey im Ausgang Februars oder Anfang des März, angerechnet wird. Der Blätter sind in dieser Jahrszeit nur sehr wenig, aber diese von ausnehmender Feine, noch nicht ganz ausgefaltet und nur zwei bis drei Tage alt. Dafür sind es auch die alleredelsten und kostbarsten, deren Seltenheit und hoher Preis sie lediglich zum Gebrauch der Fürsten und Reichen bestimt, und aus eben dem Grund sind ihnen die Benennungen Kaiserthee und Blumenthee eigen. Nie werden die Blüthenstengel statt der Blätter gepflükt oder gebraucht, wie man bisher fälschlich geglaubt hat. Der Name Blumenthee kan zu diesem Irthum Anlas gegeben, und unwissende Reisenden dazu verleitet haben. Der Sinesische Theebaum, und zwar die ächte und beste Sorte davon, die auch schon dort zu Lande sehr theuer ist, wird im zweiten Monath, d.i. Ende März und Anfang Aprils, vorgenommen. Man samlet alsdenn Blatter, die schon ganz entfaltet, mit solchen die es nocht nicht sind, und sondert sie nur vor der Bereitung in verschiedene Classen, je nachh ihrer Güte und Größe. Die noch unentwickelten kommen jenen Blätchen der ersten Lese an Vorzügen ziemlich gleich, werden auch mit eben den Benennungen belegt, und sorgfältig von allen andern abgeschieden. Die lezte und reichlichste Lese (die bei andern nur die zwote ist) geschieht im dritten Japanischen Monathe, wo die Blätter am häufigsten, und volkommen ausgebreitet sind. Mancher läßt die Zeit der beiden ersteren Lesen vorbeistreichen, und hält sich allein an diese lezte. Dabei wird aber sorgfältigst die Absonderung der Blätter nach ihrer verschiedenen Güte in drei Classen beobachtet, davon die erste Itziban, die zwote Niban und die dritte Sanban genent wird; leztere enthält die härtesten, zweimonathlichen Blätter, die nur vom gemeinen Volke gebraucht werden.

(section). 6.

Ueberhaupt wird ein dreifacher Unterschied bei den Blättern beobachten. Die erste Art besteht aus dem jüngsten Blätgen, die nach ihrer Bereifung Ficki Tsjaa, d.I. gemahlner Thee, genent werden, weil sie zu Pulver gemahlen und mit heißen Wasser eingeschlürft werden. Auch nent man diese Art Udsi Tsjaa, und Tacke saakki tsjaa, nach den Orten, wo sie größtentheils gesammelt wird. Allen übrigen wird sie wegen des dortigen sehr guten Bodens vorgezogen, zumal wenn sie von dreijjährigen Stauden, die unter allenn die tauglichsten sind, gepflükt worden ist, denn der Boden und das Alter der Stauden tragen gleich viel zum Wachsthum und zur Größe der Blätter bei. Doch ist die Größe vielmehr ein Kenzeichen des Alters als der vorzüglichen Güte eines Blats, es sey denn, daß damit die größte Delikatesse in der Struktur verbunden ist. Wie ich schon gesagt, ist der Sinesen Thehbuu mit dieser ersten Sorte verwandt. Die zwote Art, aus alten Blättern, und wird nach der Bereitung Too tsjaa, d.i. Sinesen Thee, genent, weil die Japaner ihn auf Sinesische Art bereiten. In Japan pflegen die Theehändler diese Gattung mehrentheils in viererlei Classen von verschiedener Güte und Werth zu theilen. Die erste besteht aus jungen Blättern, die nur im angehenden Frühlinge gesammelt werden, wenn kaum drei bis vier mehr oder weniger entfaltete Blätter auf jedem Zweig sitzen. Wenn diese gehörig bereitet werden, kostet ein Kin, wie es Fremde nennen, ein Catti, d.i. 1 1/4 Pfund Holländisch, wenn ich als ein Ausländer es anders recht gelernt habe, ein Sjumome, darnach der Fremden Art zu rechnen, etwas über ein Thail, oder noch genauer 10 bis 15 Maas Silber, d.i. 70 bis 48 Holländische Stüber, weil ein sogenantes Maas sieben Stüber beträgt. Die zwote Classe enthält etwas ältere Blätter, sie mögen in diesem oder jenem Monathe gepflükt worden seyn, und ein Catti wird sechs bis sieben Maas Silberr verkauft. Die dritte Classe hat etwas dickere Blätter, davon das Catti auf 4 bis 5 Maas zu stehen komt. Von dieser Güte ist der Thee, der in größer Menge aus Sina nach Europa kommt, und in Holland jezt fünf, sechs bis sieben Gulden kostet. Die vierte besteht aus vermischten und ohne Auswahl gepflükten Blättern, wo jeder junge Zweig ohngefähr zehn, und höchstens funfzehn Blätter giebt. Das Catti hievon komt auf drei Maas Silber, und wird um denn Preis auf allen Straßen verkauft, indem diese Art von den meisten Bürgern algemein und täglich getrunken wird. Nichts ist aber leichter, als daß die Blätter an der Staude ihren Grad der Güte schleunigst verändern, und dies geht so weit, das oft in einer Nacht, wenn die Blatlese versäumt wird, der Uebergang von einer bessern in eine schlechtere Classe geschieht. Die dritte Sorte ist Ban Tsiaa, diese enthält gebröckelte Blätter der lezten Lese, die zur Sinesischen Bereitung, d.i. zum Kräuseln, zu steif sind. Sie wird folglich nur einigermaßen zum Gebrauch der Landleute und des gemeinen Pöbels präparirt. Man behauptet, daß die Kräfte dieser Gattung mehr als bei allen andern beständig sind, und sich weder durch langes Kochen, noch an der Luft verlieren. Im Gegentheile solten die ersten Sorten, wegen ihrer flüchtigen und subtilen, obschon vorzüglichern Eigenschaften, nicht ohne merklichen Schaden der Luft und dem Kochen ausgesezt werden.
Ich habe vorhin des Udsi tsjaa erwähnet, und, um nichts in dieser Geschichte zu vergessen, setze ich noch etwas darüber hinzu. Udsi ist ein kleiner Flecken am Meere, nicht weit von der Hauptstadt und Residenz des Dairi, Miaco, in der Provinz gleiches Namens. Die dortige Luft ist für den Theebau ganz besonders vortheilhaft, mithin wird der dortige Thee für den besten gehalten. Daselbst liegt ein Berg gleiches Namens, auf dem der Thee für den Kaiserlichen Pallast gebaut wird. Ein sogenanter Oberhoftheemeister, (supremus in aula Praefectus theae) hat darüber die Aufsicht, und seine Untergeordneten sind beim Einsamlen und der Zubereitung zugegen. Der Berg bildet eine angenehme Aussicht. Ein Graben rund umher hält Menschen und Thiere davon ab. Die Stämme sind in Reihen oder allein gepflanzt, und sowohl die Gänge als Stauden werden täglich gereinigt. Die Wärter müssen dafür sorgen, daß die Blätter nicht beschmutzt werden, noch zur größern Sicherheit werden die meisten einzelnen Stauden umzäunt. Wenn die Lesezeit herannaher, müssen sich die Samler zwei bis drei Wochen lang zuvor von Fischen und unreinen Speisen enthalten, um die Blätter ja nicht mit bloßen Händen, sondern in Handschuhen pflücken. Nachdem die Blätter kunstmäßig bereitet und in papierne Tuten gefült worden, werden leztere in porcellänene Töpfe gethan, und mit einem schlechtern Thee rund herum fest gepakt. In diesem wohl verwahrten Zustande schikt sie der Aufseher des Gartens sogleich in den Pallast, welches aus schuldigem Respect für die Kaiserliche Majestät nicht ohne eine starke Bedeckung von Soldaten geschehen kan. Ist dieser Thee nun endlich angekommen, so wird ihm gleich ein unglaublicher Werth beigelegt. Ein Kin oder Catti wird nämlich nicht unter 30 bis 40 sju mome, oder Tail Silber, d.i. 42 bis 56 Reichsthalern verkauft. Der Oberhoftheemeister trägt auch kein Bedenken in der Rechnung, die er an die Kammer ablegt, einige Sorten Thee bisweilen auf einen Obani, (ein Goldstük von 100 Thalern) oder vollends auf 100 Thail, d.i. 140 Thaler anzusetzen, indem ein einziges porzellainenes Gefäs, welches kaum 3 oder 4 Catti Thee enthält, in Bedeckung von 200 Mann herbeigeführt wird. Da mir am Kaiserlichen Hofe von eben diesem Thee gereicht wurde, sagte der Bediente: Sauft nur recht und nach Appetit. Jedes Schälgen kostet einen ganzen Itzibo! Der Itzibo ist ein viereckigtes Goldstük, an Werth einem Ducaten gleich.

(section). 7.

Die Bereitung besteht darin, daß die frisch gepflükten Blätter auf eisernen Platen geröstet, und noch, wenn sie ganz heis sind, mit hohler Hand auf Matten gerolt werden, um sie kraus zu machen. Das Rösten dört nicht nur die Blätter, sondern benimt ihnen ihre schädlichen, dem Gehirn feindselige Kräfte, und schwächt sie so, daß man sie genießen kan. Das Rollen bringt sie nur in eigern Raum, damit man sie bequemer aufbewahren könne. Diese Bereitung geschieht in jeder Stadt in öffentlichen Gebäuden, Tsjasi genant, wohin jeder seine Theeblätter zum Rösten bringt, indem die wenigsten Theebauer die rechte Methode kennen, und die nöthigen Instrumente selbst besitzen. Jedes Rösthaus hat 1) etliche (5, 10 bis 20) Oefen von drei Schuh hoch, mit einem eisernen großen, flachen, runden oder viereckigten Deckel, der so gemacht ist, daß die Seite über dem Ofenloche etwas schräge liegt, damit der Röster, dessen Standplaz auf der andern Seite ist, vor dem Feuer sicher stehen, und die Blätter beim Rösten bequem umwenden könne. Es muß daher am Rande nicht die kleinste Ritze sein, wo etwan der Rauch aufstiege; 2) In jedem Rösthause ist ein (und in den größern mehrere) langer und sehr niedriger Tisch, oder vielmehr in Gestalt eines Tisches aus Holz und Mortel zusammengesezte Bühne, die mit feinen Binsenmatten bedekt werden, worauf das Rollen der Blätter vor sich geht. Es gehören 3) viele Arbeitsleute hinein, die theils bei den Oefen auf das Rösten acht haben, oder auf den Tischen mit untergeschlagenen Beinen sitzend das Rollen bewerkstelligen. Die Blätter müssen aber ganz frisch zum Rösten gebracht werden, denn bewahrt man sie nur auf den folgenden Tag, so werden sie schwarz beim Rösten, und verlieren viele Kräfte. Man bringt sie deshalb allemal an demselben Tage, an dem sie gepflükt worden, ins Rösthaus, und hütet sich, daß sie nicht lange auf einem Haufen liegen, damit sie sich nicht innerlich erhitzen, und auf solche Art ebenfals ihre Kräfte verlieren mögen. Wenn es ja einmal geschehen ist, müssen sie so bald als möglich aus einander gebreitet und mit einem Webel abgekühlt werden. Mit der Bereitung selbst wird folgendermaaßen zu Werke gegangen. Derjenige, welcher die Aufsicht übers Rösten hat, schüttet etliche Pfunde Blätter auf den vorerwähnten Deckel, der so heis gemacht werden mus, daß die Blätter, so bald sie ihn berühren, vermöge ihrer natürlichen Feuchtigkeit zischen. Dieser Aufseher mus dann die Blätter auch bald nach dieser, bald nach jener Seite herumwenden, damit sie nicht an irgend einer Stelle sich zu sehr auf einander häufen, und ungleich gedört werden. In Sina besonders ist es auch noch gewöhnlich, daß die Blätter der ersten Lese vor dem Brennen in kochendes Wasser während etwa einer halben Minute, oder so lange Jemand dreißig zählt, gelegt werden; damit die narkotische Eigenschaft, welche besonders die frischen gar zu saftigen Blätter haben, ganz herausgebracht werde. Das Feuer im Ofen mus immer so gemäßigt werden, daß es gerade von demjenigen, der mit den Händen darin arbeiten mus, ertragen werden kan; und das Umwenden der Blätter währt so lange fort, bis die Hitze derselben für die Hände ganz unerträglich geworden ist. Alsdenn werden sie mit einer kleinen Schaufel, welche die Gestalt einer Pfanne hat, herausgenommen, auf eine Matte gebracht, und den Aufrollern übergeben. Von diesen nimt dann geschwind Jeder einen Theil zu sich, wenn die Blätter noch ganz heis sind. Sie werden aber mit beiden flachen Händen aufgerolt, und zwar mit gleichförmiger, nicht abwechselnder Bewegung, damit sie völlig gleich gekräuselt seyn mögen. Da die Blätter durch dieses Rollen stark zusammengedrükt werden, so geben sie einen gelblicht=grünen Saft von sich, der den Händen beinahe unerträglich heis wird, dessen ohngeachtet aber das Rollen immer fortgesezt werden mus, bis die Blätter ganz abgekühlt sind. Denn das Kräuseln selbst kan nur geschehn, wenn die Blätter warm sind, die Figur aber, welche sie dadurch erhalten, dauert nur dann fort, wenn sie unter den Händen wieder kalt werden. In je kürzerer Zeit dieses Kaltwerden vorgeht, desto besser ist es, da die Ringe, welche dadurch entstehn, alsdann desto fester haften, welche ohnedem mit Hülfe des Stäbchens durch ein fleißiges Umrühren befördert werden. Sobald die Blätter völlig abgekühlt, bekömt sie der Brenner, als Hauptdirector der ganzen Arbeit wieder. (der während des vorigen andre geröstet hat, die er nun wieder den Aufrollern giebt,) um sie nun noch einmal zu rösten, bis alle Feuchtigkeiten gänzlich ausgedünstet sind. Dieser wendet die Blätter nunmehr nicht so unordentlich, wie vorher, sondern ganz langsam herum, damit die krausen Ringe sich nicht verlieren, welches doch, auch mit der grösten Sorgfalt, bei allen nicht ganz vermieden werden kan. Ist dieses zweite Rösten vorbei, so bekommen sie die Aufroller noch einmal wieder, die sie denn wieder auf vorige Art, aber mit ganz ungemeiner Vorsicht, aufrollen müssen. Sind endlich diese Blätter völlig ausgetroknet, so hebt man sie zum Gebrauch auf; wo nicht, so röstet und rolt man sie abermals. Bei dem wiederholten Rösten mus man ja wohl beobachten mit der almähligen Abnahme der ausgedünsteten Feuchtigkeiten auch in eben dem Verhältnis das Feuer zu vermindern; sonst können die Blätter leicht verbrant und zu schwarz werden. Einzelne Liebhaber pflegen wohl fünf, oder wenn sie Musse genug haben, siebenmal das Rösten mit dem Rollen abzuwechseln. Man mus aber alsdenn den Thee immer auf kürzere Zeit und bei gelindem Feuer rösten, damit er ganz almählig und stuffenweise warm werde. Um die schöne grüne Farbe zu erhalten, ist es nöthig, nach jeder einzelnen Brennung das Gefäß mit siedendem Wasser von den unreinen Ausdünstungen zu reinigen, die sich sonst wohl an den Seiten festzusetzen, und den neu eingebrachten Thee zu verunreinigen pflegen. Sobald die Blätter hinlänglich geröstet sind, werden sie auf den mit Matten bedekten Boden gelegt, und so wie die frischen Blätter vor der Zubereitung in Klassen getheilt wurden, eben so werden sie auch jezt nochmals wieder sehr strenge untersucht, um die zu dicken, unzierlich aufgerolten und zu sehr gebrranten in die lezte Klasse abzusondern. Die Blätter von der Gattung des Thees Ficki müssen noch etwas trokner geröstet werden, um nachher von dem Zermalmer desto besser gehandhabet und in Mehl mit leichterer Mühe verwandelt werden zu können. Ganz zarte und junge Blätter werden zuerst in siebend heißes Wasser gelegt, und dann auf einem gröbern über Kohlen ausgebreitetem Papier getroknet. Wegen ihrer ausnehmenden Kleinheit rolt man sie gar nicht auf. Die Bauern pflegen ihren Thee in irdenen Töpfen nur einigemal zu dörren, und ihn überhaupt weniger geschikt zu bearbeiten. Und doch ist der Thee, welchen sie auf diese Art erhalten, nicht von der allerschlechtesten Gattung, ob sie ihn gleich, weil er ohne viele Kunst bereitet ist, für sehr geringen Preis an das Volk überlassen können. Ist der Thee einige Monate aufbewahrt, so nimt man ihn mehrerer Sicherheit wegen wieder aus seinen Behältnissen, und röstet ihn von neuem bei einem sehr gelinden Feuer, um die noch etwa zurückgebliebnen, oder in der Regenzeit hinzugekommene Feuchtigkeiten ganz wegzunehmen. Nur dann erst kan man ihn ohne alle Gefahr der Verderbnis wieder verschließen. Die Theearbeiter halten selbst ihr Geschäfte für sehr unglüklich, weil es eine der kleinsten Sachen im Lande angehe, und doch eine so ermüdende Arbeit fodre, die ganz wider die Gesetze der Natur auch des Nachts verrichtet werden mus.

(section). 8.

Sobald der Thee hinlänglich geröstet und wieder kalt geworden ist, mus er wieder verschlossen und sorgfältig vor der Luft bewahrt werden. Seine ganze Erhaltung beruhet hierauf, weil die Luft in dem warmen Klima die feinen und geistigen Kräfte des Thees weit stärker und leichter zerstreuet, als in unserm kalten. Der zu uns nach Europa gebrachte Thee hat auch, meiner Meinung nach, seine feinsten Salze schon verloren. Denn ich finde hier weder den ausnehmend angenehmen Geschmak, noch die Kraft des Thees den Geist zu erheitern, die ich bei dem Genus desselben in seinem Vaterlande empfunden habe. In Sina macht man die Theebüchsen aus einem ziemlich schlechten Zinblech, die, wenn sie etwas groß sind, noch rund umher mit einer andern Büchse von Fichtenholz umgeben, und worin alle Ritzen von innen und außen mit Papier verstopft werden. So verwahrt wird der Thee über das Meer in andre Länder gesandt.
Die Japaner dagegen pflegen ihren Vorrath von gemeinem Thee in großen irdenen Töpfen aufzubewahren, die eine sehr enge Oefnung haben. Die köstlichen Gattungen aber, welche nur für den Kaiser und die Fürsten bestimt sind, werden meistens in porcellänen Gefäßen, und besonders, (wenn sie anders zu haben sind) in den ungemein kostbaren und ihres Alters wegen berühmten Gefüßen aufbewahrt, welche man Maatsubo nent. Man glaubt von denselben daß sie nicht nur den Thee aufzubewahren, sondern auch seine Kräfte zu erhöhen dienen, und daher der Thee immer desto köstlicher und besser sei, je länger er in diesen Gefäßen aufbewahrt worden. Auch der ganz in Staub verwanndelte Thee, oder Ficki Tsja wird in diesen Gefäßen ganze Monate lang aufbewahrt, ohne seine Kräfte zu verlieren. Ja man sagt, daß Thee, welcher der Luft ausgesezt, seine Kräfte verlohren hatte, sie in diesen Gefäßen völlig wieder ersetzt erhalte. Die Großen des Landes suchen daher auch für den höchsten Preis Gefäße dieser Art zu bekommen, und für die kostbarsten unter denselben hält man diejenigen, die zum Thee gebraucht werden, die meistens mit ganz besondrer Pracht verfertigt sind. Dieser Vorzüge wegen scheint es mir wohl der Mühe werth, hier noch eine besondre Nachricht von diesen Gefäßen zu geben, welche man auch sonst nirgend findet.
Maatsubo heist ein wahrer und ächter Topf, mit welchem Ausdruk man die kostbarste Gattung von Gefäßen anzeigen wil. Man hat dieselben seit den ältesten Zeiten aus dem feinsten Ton auf Maurigasima d.i. der Insel Mauri gemacht, welche die Götter wegen der verderbten Sitten ihrer Bewohner (wie man erzählt) in den Grund des Meers versenkt haben, daß man jezt keine Spur mehr von derselben sieht, außer einige klippige Felsen, die über das Meer hervorstehn. Sie lag nahe bei Tejovaan oder Formosa, wo ihre Stelle in unsern Seecharten mit Punkten und Sternchen bemerkt ist, um einen wegen der Untiefen und Klippen gefährlichen Ort anzudeuten. Die Geschichte der Insel erzählen nun die Sineser auf folgende Art: Mauri ga sima war eine bei den Alten, ihres ausnehmend fetten Bodens wegen, sehr berühmte Insel, unter deren Produkte auch besonders eine sehr kostbare Thonerde gehörte, aus welcher die Porcellaingefäße (bei den Alten vasa myrrhina) verfertigt wurden. Der Gewin der Einwohner durch diese Fabrik war so ausnehmend groß, daß Luxus und Pracht auch bald bei ihnen sehr hoch stiegen. Hieraus entstanden die Laster, welche gewöhnlich Folgen des Luxus zu seyn pflegen, und besonders auch Verachtung der Religion. Diese beleidigte dann die Götter auch so sehr, daß sie in einem unabänderlichen Rathschlusse beschlossen, die ganze Insel durch eine Ueberschwemmung untergehn zu lassen. Dem Regenten der Insel Peiruun, einem frommen Mann von unsträflichem Wandel, wurde dieser Rathschlus im Traum göttlich offenbart, mit der Erinnerung, daß er, um sein Leben zu retten, auf einem leichten Schiffe sich flüchten möchte, so bald er bemerkte, daß die zwei vor dem Tempel niedergesezten Götzenbilder eine ganz rothe Gesichtsfarbe annähmen. Diese Gätzenbilder waren von Holz gemacht, von Riesengröße, und hießen Injo, auch Niwo, und Awun. Der eine war über die Zeugung, der andre über die Verwesung gesezt; das eine deutete den Himmel und das thätige Principium, das andre die Erde und das leidende Principium an. Das eine, glaubte man, öfne und gebe, das andre, verschließe und nehme. Jedes dieser Bilder hatte ein Löwengesicht, mit einer Krone vorn auf der Stirne, und hielt eine kurzen Stab als Zeichen kaiserlicher Hoheit, den eine Schlange umschlingt. Aber das eine Bild (In) hielt diesen Stab aufrecht in der rechten Hand, der andre (Jo) in der linken dicht an die Hüften gedrükt. Eine vom Wind bewegte Binde umgiebt wallend den Körper, doch sind Brust und Glieder ganz nakt. Das erste Bild hatte den Mund weit geöfnet, das andre ihn stark zusammengedrükt. Ihre Namen haben auf ihre Stellung und angebliche Geschäfte Beziehung. Das erste nennen die Gelehrten In, Ni und A, gewöhnlicher aber Rikkisi woo, das andre Jo, wo und wun oder gewöhnlich Kongo woo. Diese Götzenbilder nun waren (nach der noch jezt üblichen Sitte) in den Vorhof des Haupttempels gestelt, und solten das Zeichen des bevorstehenden Untergangs gebenö
Da der König Peiruun nun, seiner Offenbarung gemäß, die zu erwartenden Strafen und den Untergang verkündigte; so verursachte er nur ein algemeines spöttisches Lachen, und zog sich selbst, als einem abergläubischen Manne, die Verachtung seiner Unterthanen zu. Ein leichtsinniger Kopf unter denselben schlich sich einst in der Nacht, ohne von Jemand bemerkt zu werden, an die Götzen, und bestrich ihre Gesichter mit rother Farbe. Wie der König dieses sah, und keine menschliche Bosheit, sondern das geweissagte göttliche Zeichen in der veräanderten Farbe vermuthete, flüchtete er sich ängstlich mit seiner Familie von der Insel nach der nächsten Provinz des südlichen Sine, Foktsju. Der Spötter und seine Gesellen befürchteten hievon nichts Böses, und so wurde bald darauf diese ganze Nation von Ungläubigen mit der Insel und einem ausnehmend reichen Vorrath der kostbarsten Porcellaingeräthe von den Wellen verschlungen. Die südlichen Sineser pflegen das Andenken dieser Begebenheit jährlich durch ein feyerliches Fest zu erneuern, da sie in dem Meerbusen Flüchtlingen gleich hin und her fahren, und den Namen des verlohrnen Regentens Peiruun ausrufen. Sie haben auch nachher dieses Fest im westlichen Japan eingeführt.
Man holt jezt diese kostbarsten Porcellaingefäße bei der Ebbe aus dem Grunde des Meers hervor, wo sie sich auf den Felsen festgesezt haben. Sie müssen aber von denselben mit vieler Vorsicht abgelöset werden, damit sie nicht zerbrechen. Durch die Conchylien, welche sich fest angesezt haben, sind diese Gefäße meistens sehr verunstaltet. Man läst zwar dieselben auch davon trennen, aber doch nicht ganz, sondern kleine Stücke daran, welche die Aechtheit beweisen. Die Gefäße selbst sind ausnehmend fein, durchsichtig, von etwas ins Grüne spielender weißer Farbe, und haben meistens die Gestalt eines Weinglases mit einem kurzen engen Halse, als wenn sie schon in jenen alten Zeiten zur Aufbewahrung des Thees wären bestimt gewesen. Die Kaufleute aus der Provinz Foktsju bringen sie (aber sehr selten) nach Japan, und erhandeln sie von den Täuchern, die sie aus dem Meergrunde geholt haben. Die allerschlechtesten Gefäße dieser Art werden etwa für zwanzig, die von Mittelgüte für hundert, auch wohl zweihundert, und die recht grpßen, welche gar keinen Fehler haben; für 3, 4 bis 5000 Tails verkauft. Aber Gefäße von dieser Güte und Preise untersteht sich Niemand, als der Kaiser, zu kaufen. Man sagt, daß derselbe von seinen Vorfahren solche Stücke geerbt habe, die mit keinem Golde zu bezahlen wären, und die daher auch den ersten Plaz in der Kaiserlichen Schazkammer einnehmen. Sehr selten findet man indes diese Gefäße ohne Risse, oder ohne daß etwas davon zerbrochen wäre. Die Arbeiter aber wissen diese Risse mit einer falschen Materie so ausnehmend geschikt auszubessern, daß auch das schärfste Auge und keine Kunst vermögend ist den Fehler zu entdecken. Nur wenn man ein solches Gefäß zwei bis drei Tage in heißem Wasser kocht, wird endlich die zugesezte fremde Materie aufgelöset. Und dies mag dem von den Maatsubo, den kostbarsten Theebehältnissen, genug seyn.
Die schlechteste Gattung Thee, Bantsja, leidet von der freyen Luft lange nicht so viel, als die andern Sorten, weil seine Kräfte nicht so flüchtig, aber auch weit geringer sind. Sie fodert daher auch keine so sorgfältige Aufbewahrung. Die Landleute verwahren dieselbe, so wie ihren Thee überhaupt, in Strohschläuchen, welche die Form von Bouteillen haben. Sie pflegen dieselbe unter ihre Rauchlöcher zu legen, damit sie vom Rauche durchstrichen werden, der, wie man glaubt, die Kräfte des Thees sehr concentrirt und erhält. Man hält auch dafür, es gäbe dem Thee einen besonders angenehmen Geschmak, wenn man ihn mit Blättern von der Artemisia vulgaris oder mit jungen Blättern von der Pflanze Sasanqua verwahre. Andre wohlriechende Sachen aber sollen bei dem Thee nicht gut seyn.

(section). 9.

Bei dem Gebrauche des Thees ist eine dreifache Bereitung desselben bekant. Die erste ist die sinesische, die der Infusion, nämlich da man über ganze Theeblätter heiß Wasser giest, das, wenn es die Kraft der Blätter eingezogen hat, alsdenn heruntergeschlürft wird. Diese Mode ist aus Sina in unsre Westländer übergebracht, und schon auch unter unserm Pöbel so bekannt, daß es keiner weitern Beschreibung derselben bedarf.
Die andre Bereitung geschieht auf folgende Art: Man zermalmet die Blätter auf einer Handmühle, die aus einem schwarzen Serpentinstein gemacht ist, zum feinsten Pulver, den Tag vorher oder noch denselben Tag, da man den Thee genießen wil; vermischt dieses alsdann mit heißem Wasser, und schöpft es alsdenn, wie einen dünnen Brey ab. Man nent ihn Koi Tsja d.i. dicken Thee, in Vergleichung mit dem Dünnen, den man durch die Infusion bekömt. Unter allen Großen, Fürsten und Reichen in ganz Japan (aber auch wohl nur hier allein) ist es üblich, den Thee auf diese Art zu genießen. Man verfährt dabei folgendermaßen: Der Theestaub wird in eine Büchse gebracht, und diese nebst den übrigen nöthigen Geräthen, der Theegeselschaft vorgesezt. Sodann wird das Behältnis geöfnet, und auf jeden einzelnen kleinen Teller, der mit heißem Wasser angefült ist, mit einen gleichfals kleinen ausnehmend niedlichen Löffel eine Portion gelegt, die etwa so viel beträgt, als man auf einer Messerspitze fassen kan. Diese wird alsdenn mit einem sehr künstlich gezakten Instrument so lange umgerührt und geprest, bis sie anfängt zu schäumen, und dann dem Gast überreicht, der sie, noch ganz warm, niederschlurfen mus.
Die dritte Art von Bereitung ist endlich das Kochen, welches fast den ganzen Tag durch bei den gemeinen Bürgern und Bauern üblich ist. Einer von den Hausgenossen nämlich mus noch vor Tages Anbruch aufstehn, und auf dem Heerde einen eisernen Kessel aufhängen, der mit Wasser angefült ist. Entweder ehe dasselbe gekocht hat, oder nachher wirft man zwei, drei, und (nach der Zahl der Hausgenossen) noch mehr Handvol Blätter Ban Tsja hinein; auf diese wird alsdenn ein Korb von der Figur und Größe des Kessels gestelt, der diesen ganz ausfült und die Blätter auf den Boden prest, damit sie hernach bei dem Ausschöpfen nicht hinderlich werden. Dieser Kessel ist nur für alle Hausgenossen die algemeine Quelle, um den Durst zu löschen; zu der Jeder, nach Belieben, freyen Zutrit hat. Ein Schöpflöffel mit einem kleinen Teller hängt daneben. Auch ist kalt Wasser zur Hand, daß man damit immer die Theeinfusion unterhalten, und sie nach Gefallen schwächer auch bei heftigem Durst einen starken Trunk ohne Zeitverlust nehmen könne. Andre lassen den Korb ganz weg, und kochen den Thee in einem kleinen Sacke, welches denn in Absicht der Wirklung auf eines hinauskömt. Man kocht aber so keine andre Gattung von Thee, als die Bantsja, weil die Kräfte derselben mehr in den faserigten Theilen enthalten sind, und nicht wohl anders, als durch ein starkes Kochen herausgeprest werden können.
Man erfodert eine ganz besondre Kentnis zum Theebereiten, und zum Präsentiren desselben in einer guten Geselschaft einen gewissen eignen Anstand, wobei es in der That nicht sowohl auf die Sache selbst, als auf die Mode und das Herkommen ankömt. Diese Kunst heist Sado oder Tsjanoi, und es giebt ganz eigne Lehrer, welche die Kinder beiderlei Geschlechts in dem Tsjanosj unterrichten. Dies Wort bedeutet: einer Theegeselschaft beiwohnen, und auf eine wohlanständige und lobenswürdige Art den Theepräsentiren. Dies mus in Japan erlernt werden, so wie man in Europa etwa tranchiren, auf eine gute Art Gerichte präsentiren, Tanzen u.d.gl. lernt.
Die armen Handwerker (besonders in der Provinz Nara) pflegen auch wohl mit dem Theewasser (sowohl dem gekochten, als blos aufgegosnen) ihren Reis, das Hauptnahrungsmittel dieser Nation, zu kochen. Man sagt, daß er dadurch mehr Nährendes und Sättigendes bekomme, so daß man mit einer Portion des auf diese Art verbesserten Reises so weit reiche, als sonst mit drei.
Von den Theeblättern der schlechtesten Sorten macht man auch noch einen äußern Gebrauch, wenn sie zum innern zu alt und verderbt sind. Man färbt nämlich seidne Zeuge damit kastanienbraun. Blos in dieser Absicht wird jährlich eine große Menge Theeblätter aus Sina nach Gutscherat (in Ostindien) gebracht.

(section). 10.

Ich habe schon gesagt, daß die Theeblätter eine betäubende und die Lebensgeister in unordentliche Bewegung setzende Kraft haben. Diese mus durch ein langssames und anhaltend fortgeseztes Brennen vertrieben werden. Doch kan dieses nie so völlig geschehen, daß nicht immer eine dem Gehirn nachtheilige Eigenschaft zurükbleiben solte, die sich aber in Zeit von zehn oder noch mehr Monaten von selbst verliert und mildert. Nach diesem Verlaufsezt der Thee die Lebensgeister nicht mehr in unruhige Bewegung, sondern reizt sie vielmehr auf eine höchst angenehme Art, macht die Organe geschmeidig, und erheitert die Seele. Wenn der Thee noch kein volles Jahr alt ist, hat er zwar den allerangenehmsten Geschmack, aber, in Menge genossen, verwirt er das Haupt, und hat Gliederweh zur Folge. Der beste, delikateste, und seelerfreuendste Thee ist derjenige, welcher eben ein Jahr alt ist. Kein Japaner trinkt ihn auch jünger, außer mit einer gleichen Portion ältern gemischt.
Die guten Wirkungen des Thees sind kurz folgende: Er zertheilt die Verstopfungen in den Därmen, reinigt das Blut, und löset besonders die gichtische und Steinmaterie auf. Dieser leztre Vortheil ist so groß, daß ich in Japan unter den Theetrinkern niemals einen mit Podagra oder Steinschmerzen behafteten gefunden habe. Die Europäer würden wohl eben diese gute Wirkung des Thees bemerken, wenn sie nicht schon einen ursprünglichen Keim dieser Uebel und eine fast unüberwindliche Disposition zu denselben in ihrem Körper hätten, und dieselbe noch oben drein mit sauern Weinen, Bier und gesalznem Fleisch unterhielten. Indeß wollen auch in Japan die Liebhaber des einländischen Reisbiers, (die Sineser nennen es Sampsu, die Japaner Sacki) dem Thee wenig gute Wirkung zugestehn, außer nur die, daß er das bloße Wasser etwas verbessere, und die Geselschaft guter Freunde besser zusammenhalte, um beim Thee eins mit einander zu plaudern. Jedoch findet man unter diesen seinen Feinden nicht selten mit laufender Gicht und Strangurie geplagte Personen.
Einige haben auch stat des Thees die Veronica oder Myrthus Brabantica gebrauchen wollen, aber nicht mit gewünschtem Erfolg. Bis jezt kent man noch keine Pflanze, deren Infusion, oder mit derselben gekochtes Wasser, in solcher Menge genossen, den Magen so wenig beschwerte, so leicht wieder abgienge, und die erschlaften Lebensgeister so geschwind wieder herstelte und belebte. Am sichersten möchte vielleicht derjenige etwas Aehnliches entdecken, der mit den wegen ihrer giftigen Eigenschaften bekanten Pflanzen Versuche machte, wenn er sie nämlich erst vorher gehörig verbessert hätte. Aber die Europäer haben diese Kentnis noch nicht; giftige Pflanzen sind ihnen so verhaft, daß sie fast schon zurükfahren, wenn sie nur den Namen hören; und sogleich befürchten, in den schändlichen Verdacht der Giftmischerei zu kommen, wenn sie sich damit beschäftigten, die verborgenen Kräfte solcher Pflanzen zu erforschen . Die geistvollen Brachmanen verstehen diese Kun stbesser. Sie wissen aus der Datura, dem Mohn (dessen edlen Saft unsre Rechtsgelehrten den Giften beizählen, S.Gothofr. ad L. 3ff. ad Leg. Corn. de Sic.) und andre solche Pflanzen ihres Bodens die heilsamsten Mittel zu bereiten, um eine angenehme Vergessenheit zu bewirken, Traurigkeit aus der Seele zu bannen, und alle und jede schöne Ideen in derselben entstehen zu machen. Und diese Kunst ist durch eine lange Erfahrung bei ihnen bewährt gefunden. Sie pflegen diese Säfte auch oft in Form einer Latwerge zu geben.
Als schädliche Eigenschaften des Thees werden von den Japanern folgende angeführt: Der Genus des Thees schwächt allemal die Wirkung der Arzneimittel. Bei endemischen Koliken ist er besonders schädlich und sehr zu vermeiden. Ganz junger Thee beunruhigt und verlezt allemal das Gehirn, und nach gewisser Erfahrung ist er besonders in Augenkrankheiten höchstschädlich.
Ein alter sinesischer Arzt sagte mir von den Fehlern des Thees folgendes: Wer den ganzen Tag einen stark abgezogenen Thee trinken wolte, der würde die Grundkraft seines Lebens angreifen, die in dem gehörigen Verhältnis der warmen und feuchten Theile besteht. Eben dieses würde, aber gerade aus dem entgegengesezten Grunde, derjenige thun, der zu viel fette Sachen und besonders Schweinefleisch (das Hauptgericht des sinesischen Tisches) täglich genießen wolte. Beides zu verbinden ist dagegen gar nicht schädlich, sondern vielmehr das zuverlässigste Mittel, Leben und Gesundheit zu erhalten. Dieses zu erläutern, erzählt man ein Geschichtchen von einer Frau, die eines unvermögenden Mannes überdrüßig war, und deshalb einen Arzt um Rath bath, seiner loszuwerden. Dieser rieth ihr, den Mann beständig mit Schweinefleisch und allen möglichen fetten Sachen zu futtern, und versicherte, daß sie hiedurch zuverläßig sein Lebenslicht binnen Jahrsfrist verlöschen würde. Die verrätherische Frau begnügte sich indes mit einem Rathe nicht, sondern holte auch noch die Meinung eines andern Arztes ein. Dieser rieth ihr, dem Mann sehr starken Thee häufig zu geben, und versprach gleichfals nach einem Jahr die gewünschte Wirkung. Diese aber erfolgte durch die Verbindung beider Mittel so wenig, daß vielmehr der gute Mann wieder viel gesünder wurde, als er vorher war, und seine verlohrne Kräfte volkommen wieder bekam. Da ich dieses schreibe, fält mir ein ähnliches Beispiel ein, wie auch eine böse Frau, die ihren Mann umbringen wolte, ihm zuerst Gift, und hernach um die Kraft desselben zu verdoppeln, Queksilber gab. Der Poet Ausonius hat diese Geschichte in einem kleinen Gedicht so schön erzählt, daß mir der Leser es gewis verzeihen wird, wenn ich es hieher setze:
Toxica Zelotypo dedit uxor maecha marito.
Nec satis ad mortem credidit esse datum.
Miscuit Argenti lethalia pondera vivi.
Cogeret t celerem vis geminata necem.
Dividat haec si quis: ffaciunt discreta venenum,
Antidotum sumet qui sociata bibet.
Ergo inter sese dum noxia pocula certant.
Cessit lethalis noxa salutiferae;
Protinus et vacuos alvi petiere recessus.
Lubrica dejectis, qua via nota cibis.
Quam pia cura divum! prodest crudelior uxer;
Et cum fata volunt, bina venena iuvant!

(section). 11.

Um diese Geschichte des Thees ganz volständig zu liefern, habe ich noch die Abbildung einer kleinen portatiblen Samlung aller zum Kochen und Genus des Thees nöthigen Gefäße beigefügt, ohne welche die Japaner niemals, auch nicht einmal beim Spaziergange, erscheinen, da sie den Thee für eine ganz unentbehrliche Würze jeder Geselschaft halten.
A. B. ist die Maschine selbst, welche man allenthalben mit sich herumführen kan, mit ihren ehernen Handhaben, Nägeln, Knöpfen, von beiden Seiten vorgestelt, nämlich A nach der Vorderseite, B nach der Hinterseite. Außer den Thüren ist alles von Holz und mit Firnis überzogen. cc. die beiden kupfernen Thüren, welche oben zussammenfallen, und mit zwei langen Haken verschlossen werden.
d. Ein Loch, das gerade oben durch die Spitze der Maschine geht, zu welchem auch die angehängte Stange ee gehört, die man hineinbringt, wenn die Maschine durch einen Bedienten auf den Schultern sol getragen werden. Die Handhabe hängt herab und kan herum gedrehet werden.
fg. fg. Das obere Stokwerk der Maschine, das zwei kupferne Gefäße P und T, die von innen überzint sind, enthält, und in denen man theils das Wasser aufbewahrt, theils kkocht. Sie können nicht eher herausgenommen werden, bis die kupfernen Thüren cc geöfnet sind, mit denen sie von oben bedekt werden.
gh. gh. Das untere Stokwerk enthält drei Reihen hölzerner Kapseln V. W. X. die ungemein schön mit Firnis überzogen sind, um die zum Theetisch nöthigen Geräthe darin aufzubewahren. i. Ein Loch für den Riegel der Hauptthüre L.
K. Eine lange eherne Stange, die aus dem Angel herausstürzt, die dazu dient, die Hauptthüre aufzuhalten, wenn sie geöfnet ist.
L. Die hölzerne Falthüre, außer den Angeln, welche das untere Stokwerk der Seite A schliest, damit die Kapseln nicht herausfallen. Man sieht in denselben den Riegel m, der in das vorhererwähnte Loch i past, und den Angel n, der zu der vorhergehenden Stange K gehört, durch welchen die geöfnete Thüre gehalten wird, wenn man die Kapseln heruasnimt.
O Ein Loch, daß man an der engegengesezten Seite B sieht, in welches man den Finger einstekt, um die Kapseln vorzuschieben, die sich auf die Art am bequemsten ausziehn lassen.
P. Ein großes kupfernes Gefäs, in welchem das Wasser gekocht wird. Es hat oben drei Oefnungen und jede derselben einen besondern Deckel, eine, um das kalte Wasser hineinzuthun, die andre, um das warme wieder herauszulassen, die dritte geht auf den innerhalb befindlichen Windofen, und dient besonders dazu, die Kohlen hineinzulassen. Ich habe diese Oefnung von inwärts vorgestelt, damit man seinen doppelten scharfen Rand desto besser sehn könne, der zum festen Verschlus dient. q. Ein kupferner cylindrischer Windofen, der in dem zu kochenden Wasser steht, und durch das schon erwähnte Loch und sein besondres Ofenloch mit dem Gefäs verbunden ist. r. Der Zug vom Ofenloch, durch welchen der Wind die Kohlen anbläset. sss. Noch kleine Ofenlöcher, um Rauch und Dampf durchzulassen.
T. Ein dem vorhergehenden in der Struktur ganz ähnliches kleines kupfernes Gsfäs, das zum Behältnis des kalten Wassers dient, und auch eine Deckel hat.
V. Eine hölzerne Kapsel, um die verschiedenen Instrumente und Geräthe zum Theemachen aufzubewahren, die mit 1. 2. 3. 4. 5. 6. numerirt sind.
W. Eine andre etwas größere Kapsel, die in zwei Gefächer abgetheilt ist, wovon das äußere zu Aufbewahrung der Kohlen und Feuerzeuges, das andre für das Theegeräthe selbst, oder was man sonst hineinthun wil.
X. Mehrere kleine Kapseln (hier z.E. drei) welche eine in der andern verschlossen sind, und alle oben einen gemeinschaftlichen Deckel haben, der hier von seiner innern Seite nebenbei gefugt ist. Man thut verschiedne Eßsachen hinein, die man beim Thee mit aufzusetzen pflegt.
1) Ein kleiner Schenktisch mit einer durchgehenden Röhre.
2) Eine Handhabe desselben, die man wegnehmen kan, wenn der Tisch niedergelegt wird.
3) Eine Kapsel vol Thee, der entweder noch ganz oder in Staub zermalmet ist.
4) Ein Löffel, um den Theestaub hineinzuthun.
5) Eine kleine Gabel, um die Ficki Tsja damit umzurühren, ehe man ihn geniest.
6) Ein kupfernes Gefäs, um Thee hineinzugießen; der untere überzinte Theil wird auf die Oefnung des Gefäßes P gesezt, um durch den aufsteigenden Dunst vom kochenden Wasser erwärmet zu werden, und zu verhüten, daß das darin befindliche Wasser nicht verfriere. Es wird mit einem Deckel sehr enge verschlossen auf eben die Art, wie ich schon angegeben habe.
Z Ein geometrischer Maasstab, den man den Abbildungen anpast, und mit dem man die Größe und Verhältnisse der verschiednen Theile und Gefäße bestimmen kan, wenn Jemand etwa Lust hat, nach dieser Abbildung eine ähnliche Maschine zu verfertigen. Die Länge desselben ist ein Sakf oder zehn Sun, die nach unserm Maaß etwa einen geometrischen Fuß ausmachen.

GO TO TOP OF PAGE GO TO TOP OF PAGE
BACK TO TABLE OF CONTENTS
inserted by FC2 system