1. international symposium, lemgo 1990







Lippische Rundschau 20.9.1990

Japanforscher und Arzt Thema einer internationalen Veranstaltung Kaempfer-Symposium in Lemgo

Lemgo (Eig. Ber./ha). Das erste Internationale Engelbert-Kaempfer-Symposium beginnt heute abend in Lemgo. Fast auf den Tag genau betrat vor 300 Jahren Engelbert Kaempfer japanischen Boden. Am 24. September 1690 ankerte das Schiff mit dem Japanforscher und Arzt aus Lemgo an Bord vor Nagasaki.

Das Symposium will vor allem einen Überblick verschaffen über die zur Zeit international laufenden Forschungsarbeiten. Außerdem soll überlegt werden, wie, so die Engelbert-Kaempfer-Gesellschaft als Veranstalter, der reiche Schatz an Informationen aus dem wissenschaftlichen Nachlaß Kaempfers gehoben werden kann". Seine Themen reichen von der Archäologie Persiens bis zur japanischen Geschichte, von der Kartographie bis zur Botanik und Medizin, Themen, um die es auch beim Symposium geht. Die Veranstaltungen im einzelnen: Donnerstag um 9 Uhr steht bei Lazar (Wien) Kaempfer als Kartograph und Geograph im Vordergrund; um 11 Uhr beschreibt Wiesehöfer (Kiel), den alten Iran. Ab 14.30 Uhr setzen sich Terwiel und Sternstein aus Canberra (Australien) mit Kaempfers Beschreibung von Ayutthaya, der Hauptstadt des alten Siam, auseinander. Die Referate werden auf Englisch gehalten. Um 20 Uhr geht es bei Muntschick-Caesar (Stuttgart) um Kaempfer als Leibmedicus. Am Freitag um 9.30 Uhr beschäftigt sich Wolfgang Michel (Fukuoka-City, Japan) mit Engelbert Kaempfer und die japanische Medizin. Um 14 Uhr macht Drijvers (Groningen) den Unterschied zwischen Zeichnungen und Beschreibungen deutlich, die sowohl von Kaempfer als auch von Cornelius de Bruijn stammen. Der Vortrag ist in englischer Sprache. Ebenfalls auf Englisch sind ab 16 Uhr die Ausführungen Bräutigams (Dresden) zur Sprache Kaempfers und seines Verlegers Dohm. Um 20 Uhr erläutert Kämpfer (Münster) den Beitrag Engelbert Kaempfers zur Rußlandkunde.

Am Samstag um 9 Uhr stellt Werger-Klein (Utrecht) den Botaniker Kaempfer vor; um 11 Uhr referiert Detlef Haberland (Bonn) über den Kampf um Kaempfer-Rezeption und Forschung 1716- 1990. Die Vorträge finden -- bis auf die Abendveranstaltungen -- im Gemeindehaus St. Nicolai, dem Geburtshaus des Japanforschers, Papenstraße, statt. Am Abend ist die Alte Abtei, Breite Straße, Veranstaltungsort.



Lippische Rundschau 28.9.1990

Den berühmtesten Sohn der Stadt Lemgo endlich beim Wort nehmen


Ergebnisse werden in einer Publikation vorgelegt / Hervorragende Organisation gelobt

Lemgo-Lippe (LR). Die Ergebnisse des 1. Internationalen Kaempfer-Symposiums, das bekanntlich vom 20. bis 22. September in der Alten Hansestadt stattfand, werden in einer Publikation vorgelegt und dürften zeigen, wie wichig eine interdisziplinäre und internationale Kooperation in der Kaempfer-Forschung ist. Das hält jetzt der Leiter des Kaempfer-Symposiums, Prof. Wolfgang Michel (Japan) in einer Presseerklärung fest.
Die zweieinhalb Tage im Gemeindehaus der Kirchengmeinde St. Nicolai, so Michel, hätten ganz im Zeichen der Wißbegierde und Ernsthaftigkeit des größten Sohns der Alten Hansestadt gestanden. Die Veranstaltung, auf der Referenten aus sechs Ländern Kaempfers Leben, Werk und Wirkung in elf öffenlichen, gut besuchten Vorträgen verfolgten, sei in einer entspannten und zugleich konzentrierten Atmosphäre verlaufen. Hierzu habe nicht nur die als hervorragend beurteilte Organisation des Veranstalters, der Engelbert-Kaempfer-Gesellschaft, beigetragen.
Schon bald sei in den engagiert geführten Diskussionen deutlich geworden, daß eine fundierte Erfassung, Analyse und Beurteilung der Kaempferschen Hinterlassenschaften ebenso wie die Aufhellung der Lebensumstände, Kontakte und Motive des Lemgoer Weltreisenden von einem Forscher alleine nicht geleistet werden könne, erklärt Prof. Michel. Die Bedeutung der im Britischen Museum gehüteten und möglicherweise auch in anderen Archiven und Bibliotheken schlummernden Kaempferschen Materialien sei von Vortrag zu Vortrag klarer hervorgetreten. Die Teilnehmer seien sich einig darüber gewesen, daß neben all den laufenden Untersuchungen zu einzelnen Fragen eine systematische Erfassung dieser Materialien sowie eine textkritische Edition wichtiger Teile, beispielsweise der Reisetagebücher, aber auch des Japanwerkes, zu den vordringlichsten Aufgaben der künftigen Forschung gehöre.
Nach bald drei Jahrhunderten eines doch recht unbekümmerten Umgangs mit Kaempfer sei es an der Zeit, diesen Autor endlich beim Wort zu nehmen. Dies um so mehr, als die vielversprechende Quellenfülle es erlaube, die Entstehungsgeschichte der Kaempferschen Manuskripte sowie deren spätere Bearbeitung so genau nachzuzeichnen, wie es nur bei sehr wenigen Autorer jener Zeit möglich ist.
Gleiches gelte im Hinblick auf das graphische Material, die Skizzen, Zeichnungen, Karten, wie eindrucksvoll demonstriert worden sei. Immer wieder habe man eine Annäherung an die Person des Lemgoer Pastorensohnes versucht, die vielen Facetten und Widersprüche zeige. In seinen Schriften werde deutlich, mit welchen Tücken die Interpretation, das Verstehen fremder Kulturen und Völker behaftet ist. Außerordenlich hilfreich sei die parallel laufende Ausstellung Sakoku im Schloß Brake gewesen. Besonderer Dank gelte den Organisatoren der Stadt Lemgo, der Sparkasse Lemgo und dem Land NRW für die finanzielle Unterstützung.

 

 

TOPTOP
inserted by FC2 system inserted by FC2 system