Wolfgang Michel
1. VorbemerkungIn dieser mehrteiligen Studie möchte ich das Leben und Wirken des Dresdeners Zacharias Wagner (1614-1668), besonders im Hinblick auf die Jahre in Japan nachzeichnen, um auf einen in der Geschichte der deutsch-japanischen Kontakte fast völlig ignorierten,[1] doch verdienst- und wirkungsvollen Mann aufmerksam zu machen. 2. Zur QuellenlageWagners Name tauchte schon kurz nach seinem Tode in der Asien-Literatur auf. 1669 beschrieb Arnoldus Montanus in den gDenkwürdige Gesandtschafften der Ost=Indischen Gesellschaft in den Vereinigten Niederländern an unterschiedliche Keyser von Japanh ausführlich Wagners Reise von Nagasaki nach Edo, (1) wo er 1656 für die Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) [2] wichtige Verhandlungen führte und unfreiwilliger Augenzeuge einer gewaltigen Brandkatastrophe wurde, der er mit seiner Gefolgschaft nur knapp entkam. In Nieuhofs [3] Schilderung der gGesantschaft der Ost=Indischen Geselschaft in den Vereinigten Niederländern an den Tartarischen Cham[4] und Sinischen [5] Keyser [6] Verrichtet durch die Herren Peter de Gojern und Jacob Keisern"[7] begegnen wir wiederum Wagner an der Spitze einer in diesem Fall etwas kläglich verlaufenden kleineren Mission nach Kanton.[8] Doch während er dort als ängstlicher Haderer[9] dargestellt wird, muß sich sein Auftreten in Japan nachhaltig ins Gedächtnis der Einheimischen eingegraben haben. Denn 1692 erzählt der Dresdener Landsmann Georg Meister,[10] der von 1682-83 und 1685-86 in Nagasaki weilte, daß die Japaner dort Wagner gnoch kennten, und ihn den Donnermann heissen, weil er allezeit ernsthafft und scharff sich gegen sie gezeiget hätte".[11] Auf jeden Fall war er ein angesehener Mann, und nach seinem Tode 1668 hielt man es der Mühe wert, einen Auszug aus seinem Tagebuch anzufertigen. Dieser erschien 1704 in englischer Übersetzung unter dem Titel gA Short account of the voyages of Mr. Zachary Wagenerh im zweiten Band der gCollections of Voyages and Travels some now first Printed from Original Manuscripts In Four Volumes". [12] Heinrich Zedler, der Georg Meisters eOrientalischen Kunst- und Lustgärtnerf sehr genau gelesen und ausgewertet hatte, nimmt Wagner in sein gGrosses vollständiges Universal Lexikonh (1732-54) auf[13] Francois Valentijn nennt gWagenaarh in gOud en Nieuw Oost-Indienh (1724-26) als 25. und 27. Oberhaupt ('opperhooft') der niederländischen Faktorei in Nagasaki und gibt einen knappen Abriß der wichtigsten Begebenheiten damals in Japan.[14] Dazu kommen einige Bemerkungen im Zusammenhang mit der Kapkolonie.[15] Während Valentijn sich um die Herkunft seiner Akteure nicht kümmerte, weist das Biografisch woordenboek der Nederlanden im 20. Band von 1877 auf den Geburtsort Dresden hin, skizziert aber erstaunlicherweise nur den ostindischen Teil seines Lebens.[16] Elf Jahre später stellt Paul Emil Richter den oben erwähnten Auszug aus Wagners Autobiographie in der gFestschrift zur Jubelfeier des 25jährigen Bestehens des Vereins für Erdkunde zu Dresdenh vor.[17] Dank dieser Veröffentlichung gelangt Wagner 1896 schließlich als gsächsischer Reisenderh in die Ergänzungen der Allgemeinen Deutschen Biographie.[18] Danach läßt das Interesse an diesem weitgereisten Dresdener für geraume Zeit nach. Erst während der sechziger Jahre dieses Jahrhunderts erscheinen weitere Publikationen in Brasilien und Südafrika. Die Reihe Brasiliensia Documenta, Moderatore et Auctore Edgard de Cerqueira Falcao, enthält von Enrico Schaeffer als vierten Beitrag gZacharias Wagener: Zoobiblion, Livro de Animais Do Brasilh (1964). Neben dem unten genauer beschriebenen sogenannten gThier-Buchh findet man dort einen Nachdruck des Richterschen Auszuges als gAutobiografia de Zacharias Wagenerh.[19] Einige Jahre später erschien in Cape Town und Amsterdam ein Buch über gZacharias Wagner, Second Commander of the Capeh (1967) von O. H. Spohr und A .A. Balkema, unter anderem wieder mit Auszügen aus dem gThier-Buchh und einer englischen Version der eAutobiographie'. 1973 gibt A.J. Boeseken in Pretoria die gDagregister en briewe van Zacharias Wagenaer, 1662-1666h (Suid-Afrikaanse Argiefstukke; belangrike Kaapse Dokumente no. 2) heraus. In den Niederlanden wird 1979/80 sogar eines der Wagnerschen Aquarelle aus Südamerika ausgestellt.[20] Von mangelnder Aktualität kann daher keine Rede sein. Weiter hütet das niederländische Rijksarchief eine Reihe dienstlicher Papiere Wagners, da die Ostindische Compagnie von allen wichtigen Dokumenten Abschriften anzufertigen pflegte, die weitgehend erhalten geblieben sind. Im Kontext Japans sind hier vor allem die offiziellen Tagebücher (edaghregisterf) der Faktorei auf Dejima[21] zu nennen, wo er zwei Mal (1656-57 und 1658-59) als Oberhaupt für geordnete Geschäfte sowie die eHofreisenf nach Edo[22] zuständig war: Daghregister des Comptoirs Nangasackij in Japan sedert [23] primo November 1656 tot 27. October des jaers 1657,[24] Nangasackij Dagh-register sedert 22. October anno 1658 tot 4. November 1659. [25] Außerdem existiert noch eine stattliche Reihe von Briefen Wagners, [26] die er aus dem japanischen Comptoir an den Generalgouverneur in Batavia sowie die Leiter der Außenstationen in Siam, Formosa, Kormandel und Bengalen verschickt hatte.[27] Die meisten der Schreiben, auf die sich Wagener in seiner Korrespondenz bezog, und die Antworten darauf sind zugänglich.[28] Als überaus aufschlußreich erweisen sich schließlich noch verschiedene emissivenf und Berichte.[29] Daß die Schilderungen von Montanus wie auch die dienstlichen Korrespondenz nur eine Seite Wagners beleuchten, wird bei einem Besuch des Dresdener Kupferstich-Kabinetts klar. Dort hütet man das bereits genannte
gThier Buch / darinnen / viel
unterschiedlicher Arter der Fische vögel vierfüssigen Thiere
Gewürm, Erd= und / Baumfrüchte, so hin undt wieder in Brasilischen
bezirck, und gebiethe, Der Westin- dischen Com / pagnie[30] zu schauwen undt anzutreffen [...] Alles selbst [...] bezeiget / In /
Brasilien / Unter hochlöblicher Regierung des hochgebornen / Herren Johand
Moritz Graffen von Nassau / Gubernator Capitain, und Admiral General /[31] von / Zacharias Wagenern / von Dresdenh. [32]
Das ledergebundene Buch mit Goldschnitt im Format 36 x 21, 5 cm zählt insgesamt 111 durchnummerierte Blätter. Es enthält eigenhändige, überwiegend aquarellierte Zeichnungen, die Wagner in Brasilien angefertigt und mit Erläuterungen versehen hatte.[33] Als Beobachter war Wagner nicht unbegabt, und man darf annehmen, daß er während seiner einjährigen Tätigkeit bei dem Amsterdamer Verleger Blaeu auch eine gewisse Ausbildung seiner zeichnerischen Talente erfahren hatte. [34] Papier und Tinte standen ihm, dem bestallten Schreiber, ohnehin zur Verfügung, und an den Kämpfen jener unruhigen brasilianischen Jahre brauchte er nicht teilzunehmen. Angeregt zu solchen zeichnerischen Aktivitäten wurde er ganz sicher durch Künstler und Gelehrte wie Frans Post, [35] Georg Markgraf, [36] und Wilhelm Piso, [37] welche der Gouverneur Johann Moritz von Nassau-Siegen[38] aus Europa hatte kommen lassen, um die Schätze und Schönheiten der jungen Kolonie bekannt zu machen. Wahrscheinlich hatte Wagner einigen Anteil an Marggrafs gAtlas Brasiliensis", den Abbildungen der gHistoria rerum naturalium Brasiliae", eventuell auch an den Karten, die Caspar Barlaeus [39] in sein Werk gRerum per octennium in Brasilia et alibi nuper gestarum historiah einschloß. Es war sicher kein Zufall, daß auch der gemeine Soldat Caspar Schmalkalden aus Thüringen, der von 1642 bis 46 in Brasilien (also kurz nach der Rückkehr Wagners) und von 1646 bis 1652 in Ostasien diente, in Südamerika sein zeichnerisches Talent entdeckte.[40] Die Beschreibungen und Abbildungen des Schmalkaldenschen eReisebuchesf geben eine wertvolle Ergänzung zu Wagners gThier=Buch", ein Vergleich beider Werke ist nicht ohne Reiz. Im Kupferstich-Kabinett findet man weiter die bereits genannte eAutobiographief, eine gKurtze Beschreibung / Der 35. Jährigen Reisen und Verrich= / tungen, welche Weyland / Herr / Zacharias Wagner / in Europa, Asia, Africa und America, / meistentheils zu Dienst der ost= und West= / Indianischen Compagnie in Holland, / rühmlichst gethan und abgeleget, / gezogen aus des seelig= gehalte=nen eigenhändigen Journalh.[41] Das ebenfalls ledergebundene und goldgeschnittene Bändchen im Format von 15 x 19 Zentimetern umfaßt fünfundzwanzig, nicht paginierte Blätter: ein Titelblatt, sechzehn Blätter Text, der Rest unbeschrieben. über den Verbleib des zugrundliegenden Tagebuchs vermochte ich keine Klarheit zu gewinnen. Sein Nachlaß gelangte teils nach Dresden, teils wohl auch in die Hände von niederländischen Freunden bzw. der in Bezug auf Handelsgeheimnisse sehr restriktiven Compagnie. Besagtes Journal wurde, hält man sich die langen Jahre im Dienste der VOC vor Augen, möglicherweise in holländischer Sprache geführt. Bei dem Dresdener Manuskript, das ebenso wie das eThierbuchf bereits im ersten, Anfang des 18. Jahrhunderts von Johann Heinrich Heucher [42] kompilierten Katalog der Dresdener Sammlung verzeichnet ist, handelt es sich daher eventuell um eine eingedeutschte Version. Angesichts der doch beachtlich umfangreichen Primär- und Sekundärliteratur nimmt es sich verwunderlich aus, daß man in der Geschichte der deutsch-japanischen Kontakte einen Mann wie Wagner übersehen konnte. Doch erstreckten sich dessen Unternehmungen über vier Kontinente, und die meisten Quellen beleuchten jeweils nur einen geographischen Raum. Sehr leicht läßt man sich zudem durch die niederländische Namensschreibung irreführen.[43] Erst bei einer Anfrage im Kupferstich-Kabinett wurde mir klar, daß der Zacharias Wagenaer / Wagener, den ich ich aus den Tagebüchern der Faktorei in Japan und dem Werk von Montanus kannte, mit jenem Wagener / Wagner in Südamerika identisch ist, auf den ich bei der Beschäftigung mit Caspar Schmalkalden zufällig aufmerksam wurde.[44] 3. WagnerseAutobiographiefNachfolgend möchte ich zunächst den oben beschriebenen posthumen Auszug aus seinem gJournalh wiedergeben, da die vor rund hundert Jahren durch Paul Emil Richter editierte und sehr spärlich kommentierte Ausgabe auch im Schaefferschen Nachdruck von 1964 in Text wie Anmerkungen nicht nur hinsichtlich Ostasiens einige Wünsche offen läßt, aber auch, weil der allgemeine biographische Hintergrund wichtig wird, wenn wir eine Beurteilung der Person und Leistung Zacharias Wagners in Japan versuchen. In der Schreibung richte ich mich nach der Dresdener Handschrift.
[f.2r]
Kurze
Beschreibung der 35-jährigen Reisen und Verrichtungen, welche Weyland Herr
Zacharias Wagner in Europa, Asia, Africa und America, meistentheils zu Dienst
der Ost- und West-Indianischen Compagnie in Holland, rühmlichst gethan und
abgeleget, gezogen aus des seelig gehaltenen eigenhändigen Journal. [f.3r]
Anno 1633.
Den 3.ten Junij, bin Ich zum Ersten mahl mit einwilligung und Belieben meiner lieben Eltern, als [45] Herrn Zacharias Wagners, wohlverdienten Stadt Richters und Religion-Ambts-Verwesers in Alt Dreßden, [46] mit einem Schifflein, von daraus, längst den Elbstrohm nacher[47] Hamburg abgefahren, unterm Gleidte [48] eines Alten Chur-Sächß. [49] Cammer Dieners, nahmens Friedrich Lebzelters; Nachdehm Ich aber in gedachter [50] Stadt zu meinem Vorsatz nicht wohl gelangen konte,[51] habe Ich mich alleine mit einem Schmack Schiffe[52] über die Watten nacher Amsterdam sezen laßen, daselbsten ich mich bey einem berühmbten Buchhändler, Herrn Wilhelm Janson Blauen, [53] fast Ein Jahr auffgehalten. Als Ich aber resolviret[54] war ferner zu reisen, bin Ich mit Einrathen gedachtes Herrn Blauens von Amsterdam Anno 1634.
den 18. Julij, weiter fortgangen in einem großen Schiffe von Zwey Lagen Canonen, [55] genannt Amsterdam, worauff Ich vor einen GemeinenSoldatengedienet,[56] und nacher Brasilien [f.3v] mit abgefahren, Woselbst Wir, nach einer müheseeligen Reise von 16. Wochen, vor das Recif [57] zu Anckern kommen sind. Kurtze Zeit aber darauff ward ich von meinem Soldaten Dienste erledigt, [58] und zum Muster Schreiber[59] gemacht, unter der Compagnie des Herrn Major Bajarts, in der Fortresse Ernestus, [60] allwo mich nachmahls der General Feldherr, Ihre Excell: Graff-Johann Moritz von Naßau [61] mit dem Küchen Schreiber Ambt beneficirte.[62] Anno 1638.
Den 20.sten April, bin Ich mit hochgedachter Ihr: Excell: verreiset, [63] nebst einer ansehnlichen Flotten von 47. Schiffen starck, vor das Recif nacher Baija de Todos los Santos,[64] die Stadt Salvator [65] zu belägern, und seind wir starck gewesen in Lager 8000 weiße Köpffe [66] und 3000 Brasilianer. Nachdem aber gemelte [67] Stadt zu Lande unserm Vorhaben nach, nicht wohl kunte geschloßen werden, [68] haben Wir unß nach Zweyen Monathen unverrichteter Sachen, wieder von dar auffgemacht, und nacher Hause reteriret. [69] Anno 1639.
Bin Ich ferner weit mit gemelten Herrn Graffens Excellz. [f.4r] von Antonius Vas[70] über die Caep St. Augustin[71] und Serinhain [72] nacher Porto Calvo, [73] über Land verreiset; und alß Wir zurück gekommen, sind Wir mitten durch das Land über Bonovegid [74] nach der Stadt Pariba[75] gangen, umb allenthalben die Guarnisonen und Fortressen[76] zu visitiren, [77] wormit Wir fast 3. ganzer Monat[78] zubrachten. Nachdem Ich nun also in die Sieben Jahr in diesen Landen, 4. Jahr aber am Hoffe, [79] mich meistentheils auffgehalten, thäte Ich umb Licenz Ansuchung,[80] in willens, mich wiedrumb nach dem Vaterlande zu wenden, welches Ich auch von mehr hochgedachter Ihr: Excell: erhalten, und mit einem großgeschriebenen Attestato und Pasport [81] versehen worden; Bin also Anno 1641
primo Aprilis, [82] wiedrumb aus Brasilien mit abgefahren, auff einem Schiffe der Große Tieger [83] genannt, und waren bey Unß in Compagnie noch andere 12. Schiffe, so ingesambt mit Zucker, Brasilien Holz[84] und Taback beladen, unter dem Commando des Herrn Wilhelm Honten,[85] worauf ich sofort den 17.den Juny in Texel [86] glück [f.4v] lich angelanget, und selbigen Tag noch, auff einem Kriegs=Schiffe mit nacher Enckhuisen[87] gefahren, woselbst ich bey meinem Cameraden über Nacht logiret bin; ferner den 18.den dito, habe Ich mich mit aller früher auffgemacht, und von dar auf einen Wagen über Horn[88] nacher Pürmerent[89] gefahren, von dar weiter durch die Beemster,[90]und zwar anfänglich auff einem Fähr Schifflein so mit der Hand gezogen wurde, nachmals aber vollents auff einem Ordinar Schiffgen[91] biß nacher Amsterdam kommen. Nachdehm es aber bereits späth und Abend war, haben Wir auff der Wesopper Backerey[92] bey einem, nahmens David von der Pud, [93] unser Quartier genommen. Den 20.sten dito, bin Ich bey guter Zeit verreiset, über Harlem nach dem Haegh, [94] Delfft, Rotterdam und Leyden, umb in gesagten Städten dasjenige zu überantwortten, was mir vom Herrn Graffen [95] war mitgegeben worden, welches in Schreiben, Mahlereyen und Papegoyen[96] bestunde. Anno 1641.
[f.5r] Den 14.den Augusti, habe Ich mir fernerweit vorgesetzet,[97] vollends nach meinem Vaterlande zu reisen, und meinen Weg über Harlingen [98] durch Frießland genommen; Bin also darauff den 23st. dito, nach Hamburg glücklich angelanget. Nachdem es aber damahls daherumb gar gefährlich zu reisen war, weil hin und wieder starcke Partheyen streiffeten, [99] bin ich die Elbe langes wieder hinauff biß nacher Magdeburg, gezogen, und ferner auf einer Kuzsche[100] bis Leipzig kommen; von dar aus aber mich vollents nach meiner Geburths Stadt Dreßden verfüget, allwo ich den 12.ten Oktobris glücklich ankommen, und meine liebe Eltern in guten Zustande gefunden, welches beyderseits große Freude veruhrsachete. Als ich nun derer angenehmen Gegenwarth fast bey 4. Monathen genoßen, erfunde Ich mich [101] mit neüen Reisen zu erlustigen, und wiedrumb nacher Holland zu gehen, von dar aber in Ost Indien zu schiffen; Dann ich nicht gesonnen, Mir auch unmöglich war, in einer solchen stillen Stadt, wie meine Tugendliebende Eltern gewohnet waren, mich nach Bürgerlicher Arth auffzuhalten. Bin derohalben zum andern mahl mit dero Belieben[102] fortgangen: Welchesgeschahe: [f.5v] Anno 1642.
Den 10.den February, zu Schiffe, in Compagnie[103] Herrn Johann Dilichy, und des Herrn Hoff Marschall Heinrichs von Tauben, Sohne, welcher beyderseits gesinnet waren, in Franckreich zu gehen; da Wir dann langs den Elbstrohm wiederum abfuhren bis nacher Wittemberg; alß aber meine Gefehrden [104] von dar aus zu Lande nacher Holland reiseten, habe ich aus Mangel eines Fahr Zeüges in gemelter Stadt bleiben müßen. Und ob Ich wohl mit einer andern Gesellschafft fortzugehen genötiget wurde, haben Wir doch /: weiln die Elbe an unterschiedlichen Ohrten zu frieren anfinge, :/ bey Tangermünde anlegen und daselbst 10 Tage stille liegen müßen, eher wir haben weg kommen können. Den 2.en Martij, [105] sind Wir wiedrumb von gedachter Stadt, wiewohl nicht ohne große Gefahr, weiln die Elbe starck mit Eyß ginge, [106] auffgebrochen, kahmen aber doch. Den 6.ten Martij, in der Stadt Hamburg glücklich an, woselbst Ich mich nachmahls bey einem Schiffer vorsprach, nahmens Menne Mennes, mit demselben nach Amster [f.6r] dam zu seegeln, Worauff Wir auch also zu Schiff gangen, und den 11.ten dito, an das Seegeln gerathen,[107] den andern Tag hierauff gelangeten Wir nach Zell[108] auff Ancker, allda bin Ich ausgestiegen, und in der Güldenen Krone logirete; An diesem Orthe fand ich einen nahen Bluts Freund, welchen ich zu vorn niemahln gesehen hatte; und dieser war meiner leiblichen Mutter Schwester Sohn, mit Nahmen Herrmann, Seiner Kunst ein Mineur oder Bergmeister, in Königl. Dennemärkischen Diensten; [109] Alß mich nun dieser neuerfundener [110] Freund herrlich tractiret[111] hatte, ist Er gegen Abend mit mir nach Schiffe gangen, da Wir einander den lezten Adjeu geben, und also beyde mit naßen Augen von einander geschieden seind. Nachdem aber unser obgedachter Schiffer[112] auff der Cüste von Friesland auff einem großen Dorffe, genannt Maccon, [113] allwo er gezogen [114] und gebohren war, sich etwas lange auffhalten thäte, seind Wir zum andern mahl von großer Kälte angegriffen worden, darbey Unß auch ein großes Sturm Wetter überfiele, habe mich dahero wieder meinen Willen, in die 13. Tage bey diesem Blau Müze [f.6v] gen[115] Bauer in Frießland /: den ich nicht verstehen konte :/ auffhalten, und allda viel Geldt verzehren müßen. Unterdeßen aber machete ich mich auff, die berühmbte Stad Franecker, umb die daselbst befindliche hohe Schuhle[116] zu besehen. Alß nun das ungestümme Wetter vorbey, seind Wir den 26.sten Martij, wiedrum ans Seegeln kommen, und den 28.sten dito, zu Enckhuysen angelanget, daselbst Ich am Abend in ein Ordinar-Schiff getreten, und des andern Tages, den 29.sten dito, frühe Morgens zu Amsterdam glücklich eingelauffen, woselbst ich nachmahls einlogiret bin, bey dem alten Johann de Fries, im Graffen von Oldenburg; Weiln aber die Schiffe, mit welchen ich Vorhabens war, nacher Ost-Indien zu gehen, bereits vor etzlichen Tagen abgegangen waren, und auff andere /: welche nicht eher als im Augusto sollten abfahren :/ zu wartten, mir nicht thunlich fallen wolten, zumahlen ich erfahren muste, wie der Münzmeister anfing, mir forthin seine Freundschafft zu versagen,[117] resolvirete mich derohalben unter deßen eine kleine Reise nach der Nordt See zu thun, umb die daselbst ankommende Retour [f.7r] Schiffe[118] zu erwartten, mit welchen Ich auch nachmahls wieder zurückegangen bin. Anno 1642. den 10.den May, sind Wir mit 9. Schiffen vor den Texel gangen, und aldar nach Verlauff zweyer Monathe, nahe bey Holland 10. köstliche vollgeladene Schiffe, /: derer Werth auff 60. Tonnen Goldes aestimiret[119] wurde :/ unterm Commando des Herrn Francois Caron[120] zu sehen, bekommen, wormit Wir nachmahls im Augusto vollents in Holland glücklich einkommen seynd. Hiernechst nun folget die Reise nach Ost-Indien, und was anfänglich meine Dienste gewesen. Alldieweiln Ich demnach bey denen Herren Bewinntthebern [121] zu Amsterdam der gesagten Qualität von adsistenz[122] zu einiger sonderbaren Condition[123] nicht gelangen kunte, indem zu der Zeit neben mir wohl 40 bis 50. andere mehr, umb dergleichen sollicitirten, [124] aber ebenfalls nichts schaffen konten, [f.7v] Als habe Ich mich endlich bequemen undt mit einer Charge, die Adelporst[125] genannt, a 10 fl. [126] den Monath, benebst einer schrifftlichen Recommendation[127] an die Herren Regierende auff Batavia, [128] vorlieb nehmen müßen, worauff Ich also Den 29.sten Septembr: 1642. die lang gewünzschte Reise mit Gott habe angefangen, segelnde zu solchen Vorhaben mit einem schönen neuen Fluyt Schiff,[129] der Schwan genannt, aus dem Texel, in Compagnia zweyer andern Schiffe, nehmlich der Vogel Strauß und das Fluyt Schiff [130] genannt; Und nachdehm Wir nunmehro der Insel Wicht,[131] unter Engelland gehörig, und hernacher der Insel St. Vincent zu unsern Verfrischplätzen [132] gebrauchet hatten, eyleten Wir soviel nur möglich, mit unserer Reise, und kahmen mit unsern Schiff Anno 1643.
Den 17.den April, alle, Gott sey Danck, in salvo, [133] und zwar zur Rhede vor Batavia auff Ancker, weile Wir mit segeln geschwinder waren, denn die andern beyde. Alß Wir nun eine Zeitlang Unß alda auffgehalten, bin Ich nachmahls von [f.8r] dem Herrn Gouverneur, General Antonio von Diemen,[134] von der Miliz gezogen,[135] und Assistent worden, mit 20 fl. per Monath, auch wurde mir zur selbigen Zeit ein Copisten Dienst[136] auffgetragen. Anno 1647.
den 20.sten Maij, hat mich der Nachfolger gedachtes Herrn von Diemen, nehmlich der Edle Herr General Cornelius von der Lijn, [137] als ersten Schreiber, über alles gemacht, undt per Monath mit 28 fl.-, Salario [138] und 6. Realen [139] Costgeldt, begabet. Anno 1648.
Habe Ich mich nach Batavia begeben; Und weiln Ich nicht gesinnet war, ein alter Junger Geselle länger zu verbleiben, indehm ich bereits das 35.ste Jahr erreichet, habe ich mich demnach im Nahmen Gottes verheyrathet, mit einer Tugendbegabten Witt Frau, aus der Stadt Wesel in Holland gebürtig, nahmens Frauen Marien, Herrn Aux Brebis seel. hinterlassener Witbe, welche sich damahls bey dem Ober Kauffmann, Herrn Jacob Schweren [140] befunde. [141] [f.8v] Anno 1649.
den 29.sten Septembr: ist Mir von wohlgedachten Herrn General de Lijn, eine neue Bestallung auff 5. Jahr, nebenst meinem ersten Schreiber Dienste, nahmlich die Bedienung vor Kauffmann,[142] mit Versprechung 56 fl. Salariss und 13. Realen Kostgeldt per Monath, gegeben worden. Anno 1650.
Bin Ich mit der Equipage Meisters[143] Thys Crab, [144] mit einer offenen Chalouppe[145] von Batavia nach der Straß Sunda geschicket worden, umb ezliche Schreiben von des Herrn Maximilian le Maire [146] /: welcher mit dem Schiffe der Wallfisch, [147] aus dem Vaterlande daselbst angelanget ware :/ abzuholen; Alß Wir nun auff halben Wege, kahm Unß das Schiff Naßau[148] genannt entgegen, welches von der Sumatraschen West Küste mit Pfeffer beladen war. Indem Wir aber willens, demselben zuzusprechen, trug sichs zu, daßaus Unvorsichtigkeit des Quartiermeisters,[149] Wir mit unser Chaloupp forne an die Schärffe[150] des Großen Schiffes anlieffen, dahero Ich mein Leben zu salviren auff [f.9r] der sinckenden Chaloupp forteylete, und annoch des ausgeschnitzten Löwens Haare,[151] forne am Schiffe zu faßen bekahme; Alleine aber, ehe ich sie kaum ergriffen, muste ich selbige wiedrum fahren laßen, und mich mit Ach und Wehe! von oben herab ins Meer stürzen; Und weiln das Schiff in vollen seegeln, geriethe ich alsobald unter dem Boden, daß das Schiff über mich weg gieng, worvon ich hinter der Masse, [152] weiln an des Schiffs Boden viel große Muscheln sich feste angeleget hatten, ziehmlichen Schaden bekommen, und habe ich, alß ich endlich wiedrum hervorkommen, fast eine halbe Stunde auff den Wasser liegen, und sehr große Gewalt [153] brauchen müßen, ehe man mich wieder heraus ziehen können. Nach diesem haben Sie vor gut befunden, daß ich mit dem Herrn Wilhelm Verstegen, [154] als Extra ordinar-Rath von India(99) und auserwehlter Commissarius,[155] nach der Nordt von Toncquin[156] nacher Tayowan [157] zu verreisen geruhen möchte, dahero mein Contract auff 54 fl. mir erhöhet, und biß auff 66 fl. per Monath gekommen. Anno1651.
[f.9v] den 20.sten Aprilis, haben Wir diese gefährliche Reise mit dem Jagt[158] Delft Haven [159] von Batavia angefangen, auch glücklich ausgeführet, und alß Wir zurück kommen, sind Wir im Reich Quinam[160] angelanget, woselbst Wir mit dem Könige selbiger Lande in der Stadt Tingelay [161] einenFrieden getroffen, und unsere Gefangene wiedrumb erlöset. Nachdem Wir nun unser Vorhaben so weit volbracht hatten, seind Wir ferner gezogen, und Ultimo Decembr:[162] auff die Rhede oder Ufer vor Batavia kommen, daselbst Mir nach Verlauff weniger Tagen, von dem Edlen Herrn Carl Reiniersen[163] /: welchem anstat des verreiseten Herrn von der Lijen, das General Guverno anbefohlen war :/ eine stelle in den achtbaren Justitien Raht[164] gegeben worden. Anno 1653.
den 14. Julij, habe Ich mich, nach dem die conditionirte [165] Zeit verfloßen, fernerweit an die Edle Compagnie auff 3. Jahr lang versprochen, und mit mir der Contract per Monath auff 85 fl. gemacht worden. Bin derowegen mit 2. Jagten, nehmlich dem Schel: und Braunfisch,[166] als Commis [f.10r] sarius und Ambassadeur nachm Kanton in Siena[167] verschicket worden, woselbst ich bey dem Tartarischen Pro Rege[168] eine offene Handlung[169] vor die Edle Compagnie, procuriren mußte;[170] Weiln aber diese Tartarische Creis Völcker[171] ohne erlegung einer großen Summa Geldes, zu keinem gewißen Zweck zu bringen waren, [172] sondern man sich, wenn gleich das Geldt erleget worden, dennoch eines Wiedrigen befahren müßen,[173] Alß habe Ich mich nach vielen ausgestandenen Travallien[174] von diesen Geldtsichtigen Sinesern [175] mit meinen 2. Schiffen aus ihren Hafen wiedrumb auffgemachet, und meine Reise über Tonquin fortgestellet, auch sofort mit dem Schiffe Schelfisch allein /: weiln das andere, der Braunfisch genant, liegen bleiben und in etwas repariret werden muste :/ ungeachtet ich mit einer hefftigen Kranckheit befället war, also daß ich auch an meiner Auffkunfft fast Zweiffel trug, [176] dennoch Gott Lob! den 9ten Decembr: zu Hause glücklich arriviret bin. Nachdem es nun durch Gottes Güthe sich mit mir ziehmlichen wiedrum gebeßert, undt Ich von meinem auffhabenden Angelegenheiten Bericht gethan [f.10v] hatte, bin ich nochmahls zu einer Stimme in Justitien Raht gezogen worden. Ferner aber Anno 1656.
den 12. Julij, bin Ich alß Obrister,[177] mit dem Jagt Schiff, das Kalb[178] genannt, nacher Japan verschicket worden, auff daß Ich den Edlen Herrn Johann Buchlion [179] nach Jährlicher Gewohnheit von dar ablösen solte. Bin also darauff den 18.ten Augusti daselbst glücklich arriviret.[180] Alß Ich nun solches verrichtet, und meine von der Edlen Compagnie mitgegebenen Geschencke in des Keysers von Jedo[181] Hoffe, an Ihr: Majt:[182] überliefert hatte, erhub sich, als ich 3. tage alda zu gegen gewesen, in des Nordts Ende der gedachten Stadt Jedo eine erschreckliche Feuers Brunst, [183] mit einem großen Sturm Winde, welche in die 48. Stunden wärete, und nicht allein diese gantz Stadt /: Die alß ein Land groß war :/ [184] meist auffgefreßen, sondern auch des Keysers Pallast und über 160. Tausend Menschen im Feuer umkommen sind: Unß aber thäte der liebe Gott dennoch behütten, vor der Großen Todes Gefahr, wiewohl Wir gar genau[185] [f.11r] durchbrechen und Unß salviren [186] konten; haben also nicht mehr als billich, [187] vor diese sonderbare gnädige Errettung dem Allerhöchsten zu dancken gehabt. Anno 1657.
Den 27.sten Octobr: bin Ich mit dem Jagt Schiff Blumenthal, [188] wiedrumb aus Japan, mit dem Kauffmann Herrn Johann Detgens, verreiset, indehm Selbigen auffgetragen worden, daß Er hinführo in Tayowan des Gouverneurs Coyet [189] andere Persohn vertretten solte. Wir haben aber den Anfurth[190]selbigen Ohrts, mit großen Bedacht suchen müßen, und alß Wir endlich nach vieler Mühe daselbst angeländet, bin ich 6. Tage alda stille gelegen. Nach diesem bin Ich von Tayowan in Compagnia des Schiffs, der Hercules [191] genannt, ingleichen des Fluyt Schiffleins Der Wächter, wiedrumb abgefahren, und nach dem Wir an das seegeln gerathen, sind Wir darauff Den 18ten Decembr: vor Batavia zurückkommen, daselbst Wir die Vaterländischen Retour Schiffe /: welche nachmahls am 31.sten hujus,[192] unterm Commando des Herrn Joam [f.11v] Canaeus [193] von dar auffbrachen :/ auf Ancker angetroffen. Und weiln ich dieses Jahr Anno 1658. zum andern mahl auff meiner Reise alß Obrister ferttig stunde, der Edlen Compagnia vortreffliche Negotia [194] in Japan fortzustellen,[195] seind mir von dem Edlen Herrn Joan Maat Zuchern[196] als Nachfolgern des Verstorbenen Herrn Reyners, und denen Herren Räthen [197] 100 fl.- per Monath ohne Contract zu geleget worden. Worauff Ich alsoforth auff den Fluyth Schiff Venenburg, von Batavia wiedrumb abgereiset, auch anfänglich gar glücklich fortgeseegelt; Alß Wir aber in dem Monath Augusto, bey die Maccause Insulen [198] auff die Sienesische Cüste geriethen, sind Wir von einem grausamen und ganz gefährlichen Sturm[199] überstürzet worden, wie Wir dann nicht anders vermeynten, es wirde das Schiff und alles zu trümmern gehen müßen, wie denn das unsere gröste Noth war, daß Wir unß stets zu versehen hatten, wann Wir würden anlauffen und zu Grunde gehen. Alß Wir aber den Aller [f.12r] höchsten umb seine Göttliche Hülffe anrieffen, fing dieses große Ungewitter, nachdem es ungefehr in die 12. Stunden grassiret, [200] an, sich wiedrumb zu legen und stille zu werden, also, daß wir ferner segeln und unsere Reise fortsetzen konten: Maßen[201] Wir auch solche den 7.den Septembr: unter unsern versprochenen[202] Insulen, Schisima [203] biß in die Baya[204] vor Nangasacki, glücklich vollezogen haben Anno 1658.
Nachdem nun die Handlung[205] in Japan auff dieses Jahr, glücklich und mit guten Avance[206] zu Wercke gerichtet,[207] auch alles was Unß sonst befohlen war, zum effect gebracht,[208] habe Ich mir vorgenommen, meine Reise von dar recte[209] nach Batavia zu nehmen, maßen denn auch zu solchem ende, das Fluyt Schiff Haversen [210] seegelferttig stunde, Bin also Anno 1659.
wiedrumb von Nangasacki, nach Baij[211] verreiset; Weiln aber der Verordnete Schiffer(**) auf gedachten Schiff ganz unerfahren, und Selbiger Quartire[212] nicht kundig war, führete Er mich einmahls in der Nacht unter die gefährlichen Klippen de Parcelles[213] genannt, Als nun [f.12v] Morgens begunte der Tag anzubrechen, befunden Wir Unß rund herumb von selbigen umbgeben, welches denn sehr grausam anzusehen war, auch fast bey nahe alle ersoffen wären, weiln die dumme Schiff Leuthe die gantz Straße Bance[214] genannt, verfehlet hatten; Jedoch geriethen Wir endlich den 20.sten Decembr: nach vielen Arbeiten, mit schönen Wetter unter Paulo lingen[215] daselbsten Wir nachmahls 4. Tage in Hafen wartten musten, ehe Wir wiedrumb von dar in der gesezten Straße fortkommen konten. Seind also darauff Gott lob! gar glücklich zu Hause angelanget. Anno 1660.
Den 22.sten Augusti, bin Ich abermahls nebst dem Edlen Herrn Jacob Carack [216] mit dem Fluyt Schifft, der Postillion genannt, als Commissarien nacher Macasser [217] verschicket, daß Wir mit selbigen Könige, laut unserer mitgegebenen Instruction einen gewißen Frieden treffen solten.[218] Den 12.ten Novembr: bin Ich mit gesagten Fluyt Schiffe alleine wieder zurücke gangen, umb von allen, was Unß begegnet, und Wir ausgerichtet, ausführlichen Rapport zu [f.13r] thun, indehm wohlgedachter Herr Carack wegen ezlicher importanter Sachen[219] in unserer Fortresse Panno Kolla[220] zurücke bleiben muste. Anno 1661.
Habe Ich im Anfange dieses Jahres, damit ich auser Geschäfften nicht seyn dürffe, das Ober Bau Meister Ambt[221] angetretten, indehme solches durch Absterben Herrn Johann Listingen damahls vacant wurde; Ist mir dannenhero zum 3.ten Mahl eine Stelle im Justitien Rathe gegeben worden. Nachdem ich aber befande, daß Mir dieses Ober Bau Meister Ambt zuviel Lauffens und Reisens veruhrsachete, auch meine Gichtige Beine solches nicht wohl vertragen konten, habe ich selbiges wiedrumb fahren laßen, und um das Commandeur Ambt an Caapo de Bona Esperance[222] mich beworben, welches ich auch erhalten; Und bin kurz darauff, als Anno 1662.
Den 30. Januarij, von Batavia mit meiner Haußhaltung auffgebrochen, und auff den Jagt Schiffe der Angelier,[223] ingleichen dem Fluyt Schiffe der Starcke genannt, mich dahin be [f.13v] geben, umb den Herrn Commandeur Johann von Riebeck [224] daselbst abzulösen, /: welches Zwart [225] von Herrn Gent von Horn[226] geschehen sollen, weiln aber Selbiger, alß Er auff der Reise begriffen gewesen, verstorben, bin ich an seine statt zu solchem Ambte erkieset[227] worden, :/ Seind also ganz geschwindt und fast in 16. Tagen, mit gedachten beyden Schiffen auff der Caapo, oder Burgk Eck[228] von Affrica ankommen.[229] Alß Wir nun in der Bay daselbst fortschiffeten, [230] erfuhren Wir, daß von Denen 7. kostbaren Retour Schiffen, welche Wir in vergangenen Monath, unterm Commando des Edlen Herrn Arnold de Flamminus von Outshorn [231] ehe dann Wir verreiset, gesehen, Viere davon wegen eines zugestoßenen schrecklichen Ungewitters untergegangen wären, welches auff der Höhe der Mauritius Insel geschehen. Anno 1663.
Im Monath Februarij, habe Ich von den Edlen Herrn Bewintthebern aus Holland Brieffe erhalten, und daraus mit Freuden verstanden, daßwohlgedachte Herren nicht allein [f.14r] die Beförderung meines Commandeur Ambts approbiret[232], sondern auch resolviret, daß ich eben das Tractament,[233] so mein Antecessor gehabt,[234] genüßen solte. Anno 1664.
Ist Mir über Landt ein Schreiben aus der Bay St. Helena [235] überbracht worden, geschrieben von Herr Heinrichen von Müllern, welcher mich berichtet, daß in dem Schiffe, das Wappen Horn[236] genannt, unter dem Volcke deßelben, eine große Conspiration entstanden; Dahero Er seinen Schiffer und Officirer in Arrest nehmen lassen. Bin Dahero des andern Tages darauff mit 3. Pferden in das Fluyt Schiff, das Wasserhuhn [237] genannt, getretten, umb dahin zu fahren; habe aber den andern Tag hierauff weiter nicht alß bis in Santanhia Bay [238] kommen können, dahero ich gezwungen worden, nachmahls mit 2. Reuthern [239] über Land zu gehen; Allein, alß wir daselbst angelanget, seind Wir von ezlichen Hottentoten[240] berichtet worden, daß gedachtes Schiff den vorigen Tag wiedrumb abgangen, und nach der Caap seegeln wollen. Musten derowegen unverrichteter Sache wiedrum zurück [f.14v] nacher Santanhia Bay gehen; Maßen Wir auch sofort den 3.ten tag daselbst wieder angelanget seind. Weiln aber unterdeßen unser Schiffer die ersten Ancker quittiret, [241] und wohl 2. Meilen tieffer in die Bay geseegelt ware, haben Wir Unß selbige Nacht ganz abgemattet und müde, an dem Strande alda niederlegen und zur Ruhe begeben müßen; am Morgen frühe aber erfuhren Wir mit Schrecken, daß nur etliche wenige Schritt von Unß, ein Löwe vorbey gangan; daß offenbahrete sich des großen Menschen Beschirmers [242] sonderbahre Absicht, daß keiner von Unß Dreyen in seine grimmige Klauen gefallen war. Alß Wir nun endlich glücklich wiedrumb zu Hause angelanget, trug sichs zu, daß Anno 1666.[243]
Der Allerhöchste meine geliebte Hauß Frau /: nachdem dieselbe ohngefähr einen Monat kranck darnieder gelegen, und viel Schmerzen ausgestanden :/ durch den zeitlichen Todt abgefordert, habe mit Ihr 18. Jahr und 4. Monath, eine recht Christliche und friedliche Ehe, jedoch ohne Kinder, beseßen, und Sie nachmahls in eine kleine Capelle, die Ich selbst an der Caap [f.15 r] erbauen, darein beysezen, und begraben laßen; Welcher der Allerhöchste eine sanffte Ruhe, und dermahleinsten das Ewige Leben verleihen wolle. Nach diesen und zwar den 26.sten Septembr: Ist endlich mein lang erwüntschter Erlöser, der Edle Herr Cornelius von Qualbergen,[244] auff dem Schiffe Dordrecht genannt, angelanget, welcher anhero zu reisen, ganzer 8. Monath müheseelig zugebracht, und in die 190. Persohnen durch den Schaarbock [245] und andere Kranckheiten verlohren hatte. Nachdem ich nun auff Anordnung der Edlen Herren Sieben Zehender, [246] gedachten Herrn Qualbergen gebührliche Instruction gegeben, wie auch alle meine unterhabende Sachen transportiret, und das völlige Commando überreichet hatte, Bin Ich den 1.sten Octobr: auff obengemelten Schiffe Dortrecht, nebenst meiner Stiff Tochter,[247] so meine Seelige Frau hinterlaßen, Marien de Bucquoij[248] genannt, eine Witbe, des seel: Ober Kauffmanns, Herrn Cornelij Vorburgs, [249] nacher Batavia auffgebrochen, auch daselbst, ob es schon vielfältig sehr stille [250] war, dennoch glücklich angelanget, [f.15v] und unsern Eintritt in eines Vornehmen Bürgers Hauß alda, nahmens Herrn Jacquas Bolan, genommen, allwo ich mich nachmahls mit meiner Frau Stieff Tochter, in beyseyn Zweyer Schiedts Leute verglichen, und meine Güther getheilet, worauff alßdann ein jedes nach seinen eigenen Wohnplaze gekehret. Anno 1667.
Den 1.sten Septembr: Bin Ich von daraus, auff dem Schiffe der Erasmus genannt, an dem Keyser von Groß Javan oder Mataram, [251] nebenst 2. schönen Persianischen Pferden und zwey andern ansehnlichen Praesenten verschicket worden, umb dadurch die alte Freundt: und Nachbarschafft zu verneuern; Und ist unser erster Ancker Plaz auff der Refier[252] von Samaranus [253] gewesen, woselbst Ich des andern Tages mit allen und jeden an das Land gefahren, in 6. oder 7. Tagen darauff unsere Reise über Landt in die Stadt Mataram genommen. Alß Ich nun daselbst verrichtet, was mir befohlen worden, seind Wir mit einem großen Comitat [254] wiedrumb zurücke nacher [f.16r] Samaranus gangen, und von dar über das Meer nacher Japan, allwo Ich mich nach ezlichen Tagen Auffhaltung mit meiner Suite [255] wiedrumb zu Schiff begeben, und Ultimo Novembris mit gesagten Jagt Schiffe auff die Rhede vor Batavia glücklich ankommen bin. Worauff Ich nachmahls denen Edlen Herren, von allen, was mir befohlen, und was ich ausgerichtet, gründlich rapport gethan. Alldieweiln Ich nun der Zeit der General=Ost=Indischen Compagnie schon über 25. Jahr nacheinander gedienet, und nun gesinnet war, mich nach dem Vater Lande zu wenden, habe Ich im Rathe von India umb meinen Abschied Ansuchung gethan, selbigen auch erlanget. Wiewohln der Herr General Maat Zucker gerne gesehen, daß Ich resolviret gewesen, länger alda zu vorbleiben, maßen Er Mir Denn sein lustiges[256] Garthen Hauß vorm Thore praesentiren thäte, umb nahe bey der Refier meinen Wohnplatz auffzuschlagen; Allein aber, weiln ich mir solches fest vorgenommen hatte, thät Ich mich höfflich bedancken, und bin darauff in Nahmen Gottes [f.16v] Anno 1667.
Den 8.ten Decembr: mit 6. Schiffen von Batavia unter den Herrn Admiral Johann von der Lahn [257] abgangen, da mir die andere, als Vice-Admiral Flagge übergeben worden, das Schiff, das Wappen von Mittelburg [258] genannt, vor die Cammer in Seeland gehörig;[259] Alß Wir nun auß der Enge Meer Straße Sunda in See kommen, sind Wir alle Sechße Anno 1668.
Den 22.sten Februarij, bey schönen Wetter in der Taffel Bay [260] wohl angelanget, woselbst Wir von Caap de Bona Experance mit großen Freuden vernommen, wie nunmehr der lang gewüntschte Friede, zwischen unsern Herren Staaden und den Könige in Engelland zu Breda gemacht wäre. [261] Alß Wir nun daselbst stille lagen, seind bey Unß den 10.den Martij, die übrigen 4. Schiffe, welche zu Batavia /: weiln sie noch ein und das andere einzuladen hatten :/ zurück geblieben waren, ebenfalls in gedachter Bay glücklich arriviret. Ingleichen ist allda auch zu [f.17r] Unß auff Ancker kommen, das Schiff Thuys de Felsen, [262] genannt, welches von der Cammer zu Amsterdam ausgesand worden und 14. Gefangene Verräther /: so meistentheils Nordt Leüthe[263] waren :/ auffhatte, welche zu gewißen Zeiten ihre Officirer in der Cajut [264] am Tisch angreiffen und ermordten wollen, umb sich nachmahls des Schiffs zu bemeistern; [265] diese seind, nach dem über sie gebührliches Urtheil eingeholet, Fünffe der Vornehmsten, so zu dieser bösen intention Anleitung geben, [266] vor das Furth [267] an einen Galgen gehencket, Sieben andere gegeißelt, gebrannt, gezeichnet, und ezliche in Ketten geschlagen, welche nachmahls andern zum Abscheu und Exempel, an der Compagnie Gemeinen Wercke arbeiten musten. Anno 1668.
Den 26.ten Martij, Sind Wir mit der gantzen Flotte, nehmlich 10. köstlichen Retour Schiffen, aus obgedachter Taffel Bay, oder Taffel: auch Leuenberg[268] genannt, wiedrumb abgefahren, und waren diese Schiffe benahmet:[269] Der holländische Hayn, [f.17v] das Wappen von Mittelburg, Dortrecht, Die Freyheit, Amerongen, Cattenburg, Die Sprecan, Das Outshorn Der Tieger und Der junge Printz seegelnde also damit zwischen der festen Cüst und rothen Eyland [270] durch und geriethen gegen Abend ins geräume Meer. Worauff Wir so fort unsern Currs beschleinigten,[271] undt im Monat Julio allesambt in Holland glücklich und wohl arriviret [272] seindt. [f.18r] Nota:[273]
Tit: [274]
Herr Zacharias Wagner ist in obgemelten[275] Monat Julio mit Zehen Retour Schiffen, als Vice Admiral in See Land[276] zwart wohl dem Leibe nach, aber ziehmlich matt und schwach ankommen, nachdem er sich zu Mittelburg[277] wenige Zeit auffgehalten, ist Er, umb sich der Medicin beßer zu gebrauchen, nacher Amsterdam gereiset, und sein Logier daselbst in der sogenannten Warmstraße,[278] allwo die Stadt Prag zum Zeichen aushängt,[279] genommen, der Herren Medicorum[280] Rath und Hülffe sich gebrauchet, aber dieselbe hat allerdings nicht anschlagen wollen, also daß Er daselbst am 1sten Octobr: Anno 1668 in dem Herrn sanfft und seelig als ein guter Evangelischer Christ gestorben, und den 6.ten dieses darauff christlich und ansehnlich durch Begleitung vieler hohen und andern Persohnen in die reformirte Kirche [281] genannt, beygesetzet und begraben worden, Nachdem Er, nach vielen ausgestandenen großen, schweren, weiten und gefährlichen Reisen, so wohl zu Waßer alß zu [f.18v] Lande, sein ganzes Alter auff Vier und Fünffzig Jahr 5. Monath, alß Sieben Jahr in Braßilien oder West=Indien und Acht und Zwanzig Jahr in Ost=Indien, rühmlichst zugebracht und abgeleget hat. Literatur
Referenzwerke
Anmerkungen
[1] Montanus, S. 358-395
[2] Seit 1595 stießen die Niederländer nach Ostindien vor,
nachdem Philipp II. sie vom portugiesischen Gewürzhandel abgeschnitten
hatte. In der ersten Phase finden wir konkurrierende kleine Gesellschaften in
vielen Häfen, die sich 1602 zu einer von den Generalstaaten lizenzierten
Vereenigde Oost-Indischen Compagnie (VOC, auch OIC) mit einem Stammkapital von
rund sechs Millionen Gulden zusammenschließen. Diese Compagnie steht
unter dem Schutz der Staaten von Holland und ist mit Hoheitsrechten
ausgestattet. Sie besteht aus den sechs Kammern Amsterdam, Rotterdam, Zeeland,
Delft, Hoorn und Enckhuyzen, die je nach ihrem Kapitalanteil aus dem Kreis
ihrer Bewindhebber genannten Befehlshabern nach einem festen Schlüssel
einen bis acht Vertreter in den siebzehnköpfigen leitenden Ausschuß,
die Heeren seventienen, entsenden. Viele Aufgaben werden zwar an Kommissionen
delegiert, doch die letzte Entscheidungsgewalt hat dieses Direktorium, das sich
zwei- bis dreimal jährlich in Amsterdam oder Middelburg versammelt.
In Ostasien liegt die Entscheidungsgewalt bei einem Rat von Indien (Raad van Indie) mit dem Generalgouverneur an der Spitze. Im Mutterland interessiert man sich für die Vorgänge in den eKolonienf nur unter dem Aspekt der Gewinnmaximierung. Die Wahl der Mittel ist weitgehend freigestellt. Auch die Rechtssprechung dort verselbständigt sich. Seit 1620 ist die oberste Instanz der Raad van Justitie in Batavia, dessen Vorsitz einer der Räte von Indien innehat. Zur weiteren Expansion und zur Sicherung unterhielt die VOC eine eigene Armee, zur Verwaltung einen großen Verwaltungsapparat und zum Transport in Ostasien und für den Verkehr mit den Niederlanden eine umfangreiche Flotte. Die geographischen Dimensionen Südostasiens machten Außenstationen notwendig, an deren Spitze ein Gouverneur stand. Zur Zeit der größten Expansion zählten hierzu: Amboina, Banda, Ceylon, Coromandel, die Kapkolonie, Malakka, Makassar, Ostjava, Ternate. Überdies gab es noch eine Reihe kleiner Faktoreien, darunter die in Nagasaki, welche in der Regel von Oberkaufleuten verwaltet wurden.
[3] Jan Nieuhof (Nijhof, Nijhov), geb. 22. Juli 1618 in Uelzen
(Grafschaft Bentheim), ging zunächst für die Westindische Compagnie
als Kaufmann nach Brasilien. Eine Beschreibung dieser gBrasiliaensche Zee- en
Landreizeh gab sein Bruder Hendrik 1682 bei Jacob van Meurs heraus. Danach war
er für die VOC in Ostindien tätig, wo er 1655 die Gesandtschaftsreise
nach Peking als Hofmeister mitmachte.
[4] Cham: Khan
[5] Sinisch: chinesisch
[6] Unter den tungusischen Stämmen der Mandschurei hatte sich der
Dschurdschen-Führer Nurhaci 1616 zum Khan einer Dynastie Hou Jin (in
Anlehnung an den alten Dynastienamen der Dschurdschen) erklärt und eine
Expansionspolitik entwickelt, die sein Sohn und Nachfolger Abahai seit 1626
fortsetzte und im Zusammenspiel mit Naturkatastrophen und inneren
Schwächen des chinesischen Reiches zum Zusammenbruch der Ming-Dynastie
führte. 1635 gab Abahai seiner Nation den Namen Mandschu und 1636 seiner
Dynastie die Bezeichnung Da Qing (etwas eGroße Klare'), abgekürzt
Qing. Im Jahre 1644 schließlich bestieg der Nachfolger Abahais, Fu lin,
unter der Regierungsdevis Shun zi den chinesischen Kaiserthron und
begründete die letzte Fremddynastie in China, welche bis 1911 überdauern
sollte.
Auf diesen Fremdherrscher Shun zi weist Nieuhof mit seiner Formulierung gTartarischen Cham und Sinischen Keyserh hin.
[7] Jan Nieuhof: Het Gezantschap Der Neelandtsche Oost=Indische
Compagnie aan den Grooten Tartarischen Cham, Den tegenwoordigen Keizer van
China [...] Amsterdam 1665. (deutsche Ausgabe siehe Neuhof).
Dieses Buch schildert im wesentlichen eine von Joan Maetsuyker, dem Generalgouverneur der VOC zu Batavia, 1655 zum chinesischen Hof entsandten Delegation, an deren Spitze Pieter van Goijer und Jacob Keijser standen. Sie sollten versuchen, für die Niederländer einen freien Handel mit China zu erreichen. Jan Nieuhof hatte unterwegs zahlreiche Skizzen und Notizen angefertigt, so daß er sein Buch mit mehr als 150 Kupferstichen illustrieren konnte. Am Hofe in Peking wirkten europäische Jesuiten in hohen Positionen, Übersetzer der chinesischen Seite war der deutsche Jesuit Johann Adam Schall von Bell. Nicht zuletzt diesen Einflüssen zufolge spiegelten sich die Niederländer in den Augen der chinesischen Behörden als eine Art Seenomaden wider. Das auch für Auswärtiges zuständige Riten-Ministerium gewährte der VOC schließlich das Recht, alle fünf Jahre Tributgeschenke darzubringen, was der Kaiser Shunzi dann auf acht Jahre verlängerte.
[8] Neuhof, S. 27-29. Als Primärquelle findet sich hierzu in
der Collectie Sweers, van Vliet, Specx, e.a. Eerste Afdeling. No. 4 des
Amsterdamer K.A. unter den Oost-Indische brieven, extracten en acten sedert
1623-1655 auf den Blättern 252-268 die Abschrift einer gInstructie voor Zacharias
Wagenaar afgesant aan de Tartarische regeringe tot nader ondersoeck van acces
in China vervolg van den nieuwen Chinesen handel. Casteel Batavia, 28. Julij
1653.h (s. TOK Bd.IV, S. 355)
[9] Neuhof, S. 28
[10] Zur Biographie Meisters siehe Zedler, auch W. Michel: Die
Japanisch-Studien des Georg Meister (1653-1713). Dokufutsu Bungaku Kenkyu Nr.
36, Kyushu University, Fukuoka 1987.
[11]@ MEIS, S. 199f.: gweil bey
den großen und schrecklichen Brand zu Jedo Anno 1656. eben zu der Zeit
als der Herr Zacharias Wagner von Dreßden aus Sachsen bürtig /
daselbsten Ober=Haupt und Holländischer Abgesanter zu Jedo war / so die
Japonner zu meiner Zeit noch kennten / und ihn den Donnermann heissen, weil er
allezeit ernsthafft und scharff sich gegen sie erzeiget hätte / in welchen
schrecklichen Brande aber nicht allein über die Hundert Tausend
Häuser in wenig Zeit oder Tagen verbrennet / sondern auch über
Hundert Tausend Menschen jämmerlich verunglücket / maaßen die
große Käyserliche Residentz und viele kostbare Palläste derer
Unter=Könige auch nicht davon befreyet gewesen.h
Im Japanischen gibt es ein Verb edonaruf , das soviel wie wütend brüllen bedeutet und dem deutschen edonnernf semantisch wie auch phonetisch nicht unähnlich ist!
[12]@ London, printed for Awsham
and John Churchill, at the Black Swan in Pater-Noster-Row MDCCIV, S. 552-556.
Dieser eshort account e ist auch in den folgenden Auflagen von 1732, 1744/46
und 1752 enthalten.
[13] Zedler kannte offensichtlich nur Meisters Buch als
Informationsquelle.
[14] (Valentijn, Teil 5) Beschryvinge van den Handel en Vaart der
Nederlanderen op Japan. Negende Boek. S.43, 96f.
[15] (Valentijn, Teil 5) Beschryvinge van de Kaap der Goede Hoope.
Thiende Boek. S. 40, 127.
[16] Im BWN (Band 20) findet man weiter ein paar Literaturangaben, die -
mit Ausnahme Nieuhofs - von geringer Bedeutung sind.
[17] Kommissionsverlag von A. Huhle, Dresden 1888, S. 59-78
[18] ADB, Bd. 40 (1896)
[19] a.a.O. S. 395-414. Schaeffer hat die Richtersche Ausgabe samt den
Anmerkungen übernommen und um ein paar eigene Zusätze erweitert.
[20] Zo wijd de wereld strekt. Tentoonstelling naar aanleiding van de
300ste sterfdag van Johan Maurits van Nassau-Siegen op december 1975.
Koningklijk Kabinet van Schilderijen. 21.12.1979-1.3.1980. Siehe
Ausstellungskatalog S. 134, Abb. 101.
[21] Seit 1641 war die künstliche in der Bucht von Nagasaki
aufgeschüttete Insel Dejima (Deshima) der Sitz der Faktorei. Hier lebten
die Niederländer unter Bewachung der japanischen Behörden. Auch Inhalt
und Form des Handels unterlagen strenger Kontrolle. Das offizielle Tagebuch des
Faktoreileiters verzeichnete alle den Umgang mit den lokalen Behörden
betreffende Ereignisse, ein- und auslaufende Schiffe samt ihren Ladungen,
wichtige Beobachtungen, die Ereignisse während der alljährlichen
Reise nach Edo u.a.m.
[22] Höhepunkt dieser dem jeweiligen Leiter der Faktorei
auferlegten eHofreisef war eine Audienz beim Sho–gun
(ekeijserf) in der Hauptstadt Edo, dem man seine Reverenz zu erweisen hatte.
Außerdem wurden diverse Pflichtgeschenke überreicht und Wünsche
für das folgende Jahr entgegengenommen. Montanus wertete die Hofreise
Wagners zur Gesandtschaftsreise auf, weil dieser für die
Niederländer wichtige Verhandlungen führen sollte. Aus japanischer
Sicht handelte es jedoch nur um eine Routineaudienz.
[23] sedert: seit, von
[24] s. TOK Bd. I, S. 22f. Hiervon gibt es eine weitere gCopie
dagregister door Z. Wagenaer, enz. van 2. Nov. 1656 tot 21. Oct. 1657h (s. TOK
Bd.IV, S. 101)
[25] s. TOK Bd. I, S. 23.
[26] An dieser Stelle sei nur darauf hingewiesen, daß neben den
auf Japan bezogenen Materialien noch zahlreiche andere Dokumente aus Batavia im
Amsterdamer Koloniaal Archief lagern, welche Wagners Tätigkeit in
Südostasien und Südafrika beleuchten.
[27] s. TOK, Bd.I, S.95, 96
[28] s. TOK, Bd.I, S.95f., 97, 176
[29] TOK Bd.IV, S.100f.
[30] Im Gegensatz zur Ostindischen Compagnie war die West-Indische
Compagnie (WIC) der Niederländer nicht von langer Dauer. Sie umfaßte
die fünf Kammern Amsterdam (4/9 der Einlagen), Zeeland (2/9), de Maas
(1/9), Noordholland (1/9) und Friesland mit Groningen (1/9). Es gab insgesamt
74 eBewindhebbersf und ein Direktorium von 17 Köpfen ('Heren Negentien').
Bei ihrer Gründung 1621 erhielt sie das Handelsmonopol für die
westafrikanische Küste, die amerikanische Küste und die Inseln des
Pazifik. Sie übernahm die Besitzungen der gCompagnie van Nieuw=Nederlandh
einschließlich Nieuw Amsterdams (heute New York). Auch in Südamerika
dehnten die Niederländer ihren Einfluß aus, der sich im Zenith
über Essequibo (dann mit Demerary vereint), Verbice, Brasilien, Curacao,
St. Eustatius, Saba, S. Martin und Surinam erstreckte. An Afrikas
Westküste wurde St. Geroge d'Elmina erobert. Zu den rasch wachsenden
Defiziten gesellten sich schon bald territoriale Verluste. Brasilien mußte
1661 an Portugal abgetreten werden, 1664/74 ging Nieuw=Nederland an England.
Zwar folgte nach der Aufhebung der Gesellschaft 1674 unmittelbar eine neue
Westindische Compagnie mit begrenztem Monopol, die aber ebenfalls finanziell
wenig erfolgreich war, so daß gegen Ende des 18. Jh. der gesamte
westindische Besitz vom Staat übernommen wurde.
[31] s. Anm. 17 des Abschn. 3
[32] s. WAG1
[33] Das Buch zeigt Fische, einige Krustazeen (S.1-27), Vögel
(S.28-44), Früchte, Pflanzen (S.45-63), Vierfüßer (S. 64-83),
Insekten (S.84-90), Schlangen, Eidechsen (S.91f.), Einheimische (S.93-100),
Ethnographisches samt einem Plan von Recife (S.101-110), darunter eine
Zuckermühle (S.108) und ein Kesselhaus (S.109). Die besagte Karte findet
sich auf S.110.
[34] s. die eAutobiographief im Abschnitt 3 dieser Arbeit, 1633
[35] Frans Post wurde ca. 1612 in Haarlem als Sohn eines Malers geboren
und starb dort am 16. Febr. 1680. Er war der Bruder des berühmten
Architekten Pieter Jansz Post, dem Erbauer des eMoritzhausesf in Den Haag. Er
selbst lernte die Malerei und Gravur und ging dann durch Vermittlung seines
Bruders von 1633 bis 44 nach Brasilien. 1646 kehrte er nach Haarlem
zurück, wo er sich besonders durch seine Gemälde von tropischen
Landschaften und den dortigen Volksbräuchen einen Ruf erwarb. Eine Reihe
seiner wichtigsten Werke zeigt der Katalog der erwähnten Ausstellung im
Mauritshuis 1979 (s. Anm. 20).
[36] Georg Markgraf (Marcgraf) wurde am 20. Sept. 1610 in Liebstadt
geboren und starb im Jan. 1644 bei der Exploration der Küstenregion
Guineas. Nach medizinischen und naturkundlichen Studien und Reisen in Europa
ging er in Begleitung W. Pisos 1638 nach Brasilien und erkundete den gesamten
niederländischen Einflußbereich. Nach seinem frühen Tod durch
ein Fieber blieb der Plan einer großen Beschreibung Brasiliens
unvollendet. Seine Beobachtungen Tier- und Vergetationswelt Südamerikas
wurden mit denen Pisos zusammen publiziert: G. Pisonis de medicina Brasiliensi
libri IV; G. Marggravie historiae rerum naturalium Brasiliae libri VIII
(Amsterdam 1648).
[37] Willelm Piso (1611-?) studierte in Leyden Medizin und ging als
Leibarzt Moritz von Nassaus 1638 nach Brasilien. Neben dem 1648 erschienen Werk
(s. Marcgraf) gab er 1658 einen stark überarbeiteten Titel De India
utriusque re naturali et medical libri XIV (Amsterdam) heraus, der als dritten
Teil einen berühmten gewordenen Beitrag von Jacobus Bontius enthält:
Historiae naturalis et medicae Indiae Orientalis. In Cleve erschien 1660
außerdem ein Werk über De aeribus, locis, & aquis in Brasilia.
Nach Piso wurde die tropische Pflanzenfamilie der Pisonia benannt.
[38] s. Anm. 17 des Abschn. 3
[39] deutsche Ausgabe 1659 s. BARL
[40] s. Schmalkalden, S. 9-86
[41] s. WAG2
[42] Johann Heinrich Heucher, geb. 1677 in Wien, gest. 23.Febr.1747 in
Dresden, war Arzt und Naturforscher. 1709 zum Professor in Wittenberg ernannt,
wurde er 1713 von König August II. von Polen als Leibmedicus und Hofrath
nach Dresden berufen und u.a. mit der Ordnung und Aufstellung der Naturalien-
und Kunstkammer betraut. Diese Stellung hatte er bis zu seinem Tode inne.
[43] Im Taufbuch schreibt man 1614 gWagner", dieselbe Schreibung
benutzt auch der Auszug aus der Autobiographie, so daß ich mich dieser
Form anschloß. Der gWagenerh des eTierbuchsf ist in den Quellen der VOC
meist als gWagenaer", manchmal auch als gWagenaarh notiert.
[44] Wolfgang Joost erwähnt in seinem Nachwort (Schmalkalden,
173f.) Wagners Aufenthalt in Brasilien und die Manuskripte in Dresden. Für
weitere freundliche Auskünfte und Hilfe bin ich dem Kustos des Kupferstich-Kabinetts
in Dresden, Herrn Glaubrecht Friedrich, zu Dank verpflichtet.
[45] als (da sind): nämlich
[46] Alt Dreßden: heute Dresden-Neustadt
[47] nacher: nach
[48] Gleidte: Geleite, d.h. in Begleitung
[49] Chur-Sächß.: kursächsischen
[50] in gedachter: in genannter, besagter Stadt
[51] zu meinem Vorsatz nicht gelangen konnte: meinen Vorsatz, mein
Vorhaben nicht verwirklichen konnte
[52] Schmack Schiff: Schmack, Schmacke, Schmackschiff nannte man ein
hinten und vorne gleich breites holländisches Schiff mit einem Haupt- und
einem Besanmast, das auf Binnengewässern und zum Leichten von großen
Schiffen benutzt wurde.
[53] Buchhändler Blauen: Die Familie Blaeu in Amsterdam hatte sich
unter Willem Janszoon Blaeu zu einem der führenden Verlage entwickelt.
1633 war Blaeu zum offiziellen Kartenhersteller der VOC ernannt worden. In
dieser Funktion erhielt er alle einlaufenden kartographisch wichtigen
Informationen, die unverzüglich in die handgezeichneten Karten eingetragen
wurden. Alle auslaufenden Schiffe erhielten so stets die neuesten Unterlagen.
Diese neue arbeitsintensive Aufgabe erforderte mehr Personal, einer dieser
Mitarbeiter wurde Wagner. Nach dem Tode von Willem Janszoon Blaeu im Jahre 1635
setzte Joan Blaeu (23. Sept. 1596 - 28. Dez. 1673) das Werk seines Vaters fort,
anfangs zusammen mit seinem jüngeren Bruder Cornelis. Als
größte Leistung des Verlages gilt der Atlas Major in elf Teilen, der
zwischen 1648 und 1664 in drei Editionen erschien und alles Dagewesene
übertraf. Der Niedergang dieses Verlags wurde durch ein Großbrand im
Jahre 1672 eingeleitet.
[54]@ resolviret: fest
entschlossen (von frz. resolu)
[55] Zwey Lagen Canonen: ein Schiff mit zwei Reihen Kanonen auf
übereinander liegenden Decks
[56] vor einen Gemeinen Soldaten gedienet: als gemeiner Soldat diente
[57] Recif: Recife (port. eRiff') de Pernambuco hieß (und
heißt) das 20 bis 60m breite, 4 km lange Korallenriff 200 m vor der
Mündung des Flüsse Rio Capiberibe und Rio Beberibe. An der Spitze der
Landzunge, die den Rio Beberibe vom Meer trennt, gründeten 1526 die
Portugiesen eine Versorgungsstation, welche die Niederländer weiter
ausbauten. Die Einfahrt zu diesem durch das Riff geschützten Hafen von
etwa 5, 5 m Tiefe wurde durch je eine Festung auf dem Riff (Seekastell) und auf
der Landzunge (Fort Bruno) kontrolliert. Auf der im Westen mitten im
Mündungsgebiet liegenden Insel Antonio Vaaz (Sao Antonio) errichteten die
Holländer Mauritiopolis (Moritzstadt), die mit ihren Kanälen und
Brücken an niederländische Städte erinnerte. An der Nordspitze
befand sich außerdem das Fort Ernestus, vormals ein portugiesisches
Kloster. Gegenüber von Moritzstadt auf dem Festland lag Boa Vista (ndl.
Schoozigt) mit einem portugiesischen Palast. Von 1629 bis 1654 war Recife das
Zentrum Niederländisch-Brasiliens.
Eine Beschreibung des damaligen Recife samt Karte findet man bei Schmalkalden, S. 26ff. Vgl. dazu auch die Karten bei BARL, S. 422/23 sowie 352/353.
[58] erledigt: wurde ich vom Soldaten-Dienst befreit, abgelöst
[59] Muster Schreiber: Schreiber für die Musterrollen etc.
[60] Fortresse Ernestus: Das Fort Ernestus war ehemals ein
portugiesisches Kloster an der Nordspitze der Insel Antonio Vaaz (s. Anm. 13)
das die Niederländer in eine Festung umgewandelt hatten.
[61] Johann Moritz von Nassau-Siegen (der eBrasilianer') wurde am
17.6.1604 in Dillenburg geboren. Er studierte zunächst an den
Universitäten Basel und Genf, dann die militärischen Künste bei
seinem Onkel Graf, Wilhelm Ludwig von Nassau-Dillenburg. 1621 trat er in das
Heer der Generalstaaten ein und erwarb sich unter Heinrich von Oranien im Kampf
gegen die Spanier so große Verdienste, daß er 1636 von der
Westindischen Compagnie mit Genehmigung der Generalstaaten nach Brasilien
geschickt wurde, um dort als Statthalter die sehr instabilen Verhältnisse
der jungen Kolonie zu ordnen. Seit sechs Jahren leisteten dort die Portugiesen
mit Unterstützung vieler Eingeborener heftigen Widerstand. Mit schwachen
militärischen Mitteln eroberte er schnell einen Großteil des Landes.
Unter seiner Führung wurden die holländischen Festungen und
Niederlassungen ausgebaut. Zu den bemerkenswertesten Gründungen
zählen die Festung Moritzschloß an der Mündung des Sao
Francisco sowie die Stadt Moritzstadt bei Recife. Er ordnete die Verwaltung und
setzte eine bessere Behandlung der Indios und Negersklaven durch. Sein Konzept
des entstehenden Kolonialreiches sah eine Aussöhung zwischen den im Lande
ansässigen Portugiesen und Niederländern sowie die Freiheit der
Religion vor. Aus Europa ließ er Künstler und Wissenschaftler
kommen, um die Resourcen und Schönheiten Brasiliens bekannt zu machen.
1637 nahm eine von ihm ausgeschickte Expedition die Hauptfestung von Guinea an
der afrikanischen Küste in Besitz. Im Frühjahr 1638 drang er an der
brasilianischen Küste nach Süden vor, wo er vergeblich Bahia
belagerte. Trotz der 1640 der spanisch-portugiesischen Flotte bei Itamarica
zugefügten Niederlage kam es immer wieder zu heftigen Kämpfen. Wohl
auch, um die zahlreichen Desperados in seiner Truppe zu beschäftigen,
unternahm er 1643 eine Expedition über die Anden nach Chile. An dieser
Unternehmung nahm auch unser Soldat Caspar Schmalkalden teil, der davon einen
ausführlichen Bericht gab (Schmalkalden S.35-49). Trotz aller Erfolge kam
es zwischen dem vergleichsweise eaufgeklärten', weitblickenden Moritz von
Nassau und der ausschließlich am schnellen Profit interessierten
Westindischen Compagnie erhebliche Spannungen, so daß er im Mai 1644 nach
Europa zurückkehrte, wo er mit kurzen Unterbrechungen im Dienste des
Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg stand und vielfältige
Aufgaben glanzvoll bewältigte. 1676 zog er sich schließlich ins
eMauritshausf im Haag zurück, baute eine große Kunstsammlung auf und
erwarb sich als Förderer der Künste ebenso großen Ruhm wie
zuvor als Feldherr und Politiker. Er starb am 1679 in Bergenthal bei Cleve und
wurde in Siegen beigesetzt.
Die Lage in Brasilien verschlechterte sich nach seinem Weggang rapide, teils durch die verschärfte Ausbeutung seitens der Compagnie, teils durch das direkte und indirekte Eingreifen der Portugiesen. Eine von dem Großgrundbesitzer Joao Fernandez Vieira angezettelte Rebellion zeigte schnell die Brüchigkeit der Politik seiner Nachfolger. 1645 hielten die Niederländer nur noch die Provinz Grande do Norte, Pernambuco sowie einige Festungen und vermochten trotz Entsatzes aus Europa nicht mehr, das Kräfteverhältnis zu ihren Gunsten zu wenden. Die Kapitulation Recifes am 28. Januar 1654 signalisierte das Ende ihrer Herrschaft in Brasilien, 1661 verzichteten sie schließlich auf alle ihre dortigen Ansprüche.
[62] mich mit ... beneficirte: mir das Amt eines Küchenschreibers
zukommen ließ. Als Küchenschreiber hatte Wagner etwa die Funktion
eines Buchhalters der ohne Zweifel sehr aufwendigen Küche am Hofe des Gouverneurs.
Die Bestallung dürfte im Jahrer 1636 erfolgt sein, als J.M. von
Nassau-Siegen sein Amt in Brasilien antrat. (von frz. beneficier, Vorteil
ziehen aus)
[63] Eine eingehende Schilderung dieses Feldzuges findet man bei
Barlaeus (BARL, S. 230ff.)
[64] Baija de Todos los Santos: Bucht (Bahia) der Allerheiligen (port.)
[65] Salvator: Ciudad de Sao Salvador da Bahia de Todos os Santos (Stadt
des Erlösers an der Bucht der Allerheiligen) wurde 1549 von Thoma de
Souza, dem ersten portugiesischen Generalgouverneur Brasiliens als eine der
ältesten Städte Brasiliens gegründet. 1624 war sie für
kurze Zeit von den Niederländern besetzt worden.
[66] weiße Köpfe: Europäer
[67] gemelte: gemeldete, d.h. besagte Stadt
[68] geschloßen: Die Stadt konnte nicht eeingeschlossen', d.h. abgeriegelt
werden. Salvador liegt an einer 60-80 m hohen Steilküste, was die Einnahme
sicher sehr schwierig machte.
[69] reteriret: sich zurückziehen (von frz. retirer)
[70] Antonius Vas: Antonio Vaaz, Insel hinter dem Riff von Recife (s.
Anm. 13)
[71] Caep St. Augustin: Cabo de S. Agostinho im Süden von Recife
[72] Serinhain: Serinhaem im Süden vom Cabo de S. Agostinho
[73] Porto Calvo: im Süden von Serinhaem
[74] Bonovegid: wahrscheinlich Bonito, landeinwärts im Nordwesten
von Serinhaem auch auf der Karte Schmalkaldens erkennbar (Schmalkalden, 25)
[75] Pariba: Parahyba, Parayba (bras. großer Fluß) ist eine
Stadt im Norden von Recife 17 km oberhalb der Mündung des gleichnamigen
Flusses sowie die dortige Küstenprovinz. Die Inspektionsreise führte
also zunächst nach Süden bis Serinhaem, dann landeinwärts
über Bonito in einem Bogen nach Parayba und von dort die Küste
entlang zurück nach Recife.
Eine Beschreibung der damaligen Provinz eParaibaf findet man bei Schmalkalden, S.31 f.
[76] Guarnisonen und Forteressen: Garnisonen und Forts
[77] visitiren: besuchen (von frz. visiter)
[78] fast 3. ganzer Monat: fast ganze, volle drei Monate
[79] am Hoffe: am Hofe Moritz von Nassaus
[80] thäte ich umb Licenz Ansuchung: ersuchte, bat ich um die
Lizenz, um die Erlaubnis (von frz. licence)
[81] Attestato und Pasport: eine Bescheinigung über den geleisteten
Dienst (von frz. attestation) sowie einen Geleitbrief
[82] primo Aprilis: am 1. April
[83] De Grote Tyger
[84] Brasilien Holz und Taback: Das Brasilienholz (portugies. Pao do
Brazil) stammte von dem Baum Caesalpina echinata. Aus dessen Kernholz gewann
man den roten Farbstoff Brasilin, der zur Herstellung von Tinten, Lacken und in
der Färberei verwendet wurde. Der Name Brasiliens leitet sich von dem
einheimischen Namen dieses Baumes ab.
[85] Willem Houten (?)
[86] Texel: größte niederländische Insel im Wattenmeer
[87] Enckhuisen: Enckhuizen, niederl. Stadt an der Zuiderzee
(Ijsselmeer)
[88] Horn: Hoorn, südwestlich von Enckhuizen
[89] Pürmerent: Purmerend, Stadt und Polder nördlich von
Amsterdam
[90] Beemster: ein 1608-12 durch Eindeichung und Trockenlegung mithilfe
von Windmühlen entstandener Polder
[91] Ordinar Schiffgen: auf einem eordinären', gewöhnlichen
Schiff(?)
[92] Wesopper Backerey: Weesper Packerei, Packhaus in Amsterdam
[93] Poel(?)
[94] Haegh: Haag
[95] Herrn Graffen: Graf Johann Moritz von Nassau
[96] Mahlereyen und Papegoyen: Malereien und Papageien. Moritz von
Nassau zeigte ein großes Interesse daran, das Wissen über die
neuerworbenen Territorien zu verbreiten.
[97] fernerweit vorgesetzet: habe ich mir dann vorgenommen
[98] Harlingen: Stadt an der niederländischen Küste im Osten
von Leeuwarden
[99] starcke Partheyen streiffeten: starke kriegsführende Parteien.
Wir befinden uns 1641 noch im 30jährigen Krieg.
[100] Kuzsche: Kutsche
[101] erfunde ich mich: kam ich auf den Gedanken, ...
[102] mit dero Belieben: mit deren Zustimmung
[103] in Compagnie: in Begleitung von
[104] Gefehrden: Gefährten
[105] 2.en Martij: den 2. März
[106] mit Eyß ginge: weil die Elbe stark mit Eis ging, einen
starken Eisgang hatte
[107] an das Seegeln gerathen: die Segel setzen
[108] Zell: Dieses Wort hat im Niederländischen die Form zijl und
bedeutet soviel wie Siel. Es kommt nur als zweite Komponente in vielen
Ortsnamen vor (Harke-, Kiester-, Ropta-, Tako-Zijl usw.), so daß sich der
gemeinte Ankerplatz nicht festlegen läßt.
[109] seiner Kunst ein Mineur: seinem Beruf nach ein Bergbaumeister (von
frz. mineur)
[110] neuerfunden: neugefunden
[111] traktiret: traktiert, behandelt (von lat. tractare)
[112] Schiffer: Schiffskapitän(ndl.schipper) Auf den VOC-Schiffen
unterstanden die Kapitäne während der Fahrt prinzipiell einem
höheren Beamten der Compagnie, meist Oberkaufleuten oder Kaufleuten. Im
Falle eines Flottenverbandes übernahm ebenfalls ein Beamter in
angemessenem Rang die Gesamtleitung als Kommandeur.
[113] Maccon: Makkum, südlich von Harlingen
[114] allwo er gezogen: wo er aufgezogen worden war
[115] Blau Müzegen Bauer: bei diesem blaumützigen Bauer, den
ich (wegen seines Dialekts) nicht verstehen konnte
[116] Franeker ist kleine niederländische Stadt im Osten von
Leeuwarden (Provinz Friesland), die einst durch ihre 1585 gestiftete, 1811 von
Napoleon jedoch wieder aufgehobene Universität, Wageners ghohe
Schule", sehr berühmt war.
[117] Münzmeister anfing, mir forthin seine Freundschaft zu
versagen: nochzumal ich erfahren mußte, daß mir das Geld langsam
ausging
[118] Retour-Schiffe: die von Batavia nach Europa heimkehrenden Schiffe.
Jeweils im Juli, Oktober sowie Dezember/Januar brachen von Batavia aus die
Retourflotten (ndl. retourvloot) zur rund sechsmonatigen Heimreise auf. Die
Schiffe in die entgegengesetzte Richtung nach Batavia verließen die
Niederlande im Dezember/Januar, April/Mai und September.
[119] aestimiret wurde: veranschlagt wurde (von frz. estimer). Valentijn
kam in seiner Übersicht der eingelaufenen Retourflotten für die
Caronsche Flottilie von 1642 nur auf neun Schiffe, von denen sechs am 13.
Dezember eingetroffen seien. (Valentijn, Bevattende Een Naauwkeurige en
Uitvoerige Verhandeling van Nederlands Mogentheit [...]. Eerste Boek, S. 212
und 226.)
[120] Francois Caron (ca. 1600 - 1673) kam 1629 als Küchenjunge auf
einem niederländischen Schiff nach Japan und entwickelte sich zu einem der
wenigen Kaufleute mit vorzüglichen Sprach- und Landeskenntnissen. Vom
4.Februar 1939 bis 13. Februar 1641 leitete er als Oberkaufmann (oppercoopman)
die Faktorei in Hirado, welche dann aber im Zuge der japanischen
Abschließungspolitik zwangsweise auf die Insel Deshima in der Bucht von
Nagasaki verlegt wurde. Nach über 20 Jahren verließ Caron Japan. In
Batavia wurde er für seine Dienste mit einem temporären Sitz im Rat
von Indien geehrt und am 8. November 1641 zum Admiral der jährlichen
Retourflotte ernannt, die am 13. Dezember Batavia verließ. Alle zehn
Schiffe trafen mit Kargo im Werte von fast vier Millionen Florin wohlbehalten
in Texel ein, wo Wagner ihr Einlaufen beobachtete. Auch in den Niederlanden
wurde Carons Bericht mit großen Wohlwollen aufgenommen, er selbst aufs
Neue mit Aufgaben betraut, so daß er am 25. Januar 1643, also rund acht
Monate vor Wagners Ostindienreise, wieder nach Batavia aufbrach. Dort leitete
er zunächst eine Expedition nach Ceylon, 1644 bis 1646 war er Gouverneur
in Taiwan, 1647 bis 1650/1 Generaldirektor (die zweithöchste Position in
Ostindien) in Batavia. In dieser Funktion hatte er mit Wagner oft zu tun und
dürfte einer jerjenigen gewesen sein, die dessen Karriere wohlwollend
förderten. Infolge heftiger Auseinandersetzungen und
Mißverständnisse wurde Caron jedoch 1651 ebenso wie sein Vorgesetzter,
der Generalgouverneur van der Lijn, zurück nach Europa beordert. Van der
Lijn erreichte eine vergleichsweise ehrenvolle Verabschiedung, Caron erging es
nicht ganz so gut. Als die Franzosen 1664 eine Ostindische Compagnie
gründeten, bot ihm Jean Baptiste Colbert den Direktorenposten an. In
französischen Diensten (1665-73) erstreckte sich Carons Wirkungsbereich
erneut von Madagaskar bis hin nach Suratte, Malabar, Bantam u.a.m.
Eine sehr lebendige Beschreibung Japans aus seiner Hand findet man in: Fr. Carons, und Jod. Schoutens Wahrhaftige Beschreibungen zweyer mächtigen Königreiche Japan und Siam. [...] Alles aus dem Niederländischen übersetzt und mit Kupferblättern gezieret. [...] Nürnberg In Verlegung Michael und Joh. Friederich Endters. Im Jahr 1663. Die wohl beste Neuausgabe ist die von C.R. Boxer (s. Boxer)
[121] Bewinntthebern (von ndl. bewindhebbers): Zwar umfaßte die
Compagnie eine große Zahl von Teilhabern, doch das Wort führten
diese Großaktionäre, deren Zahl zwischen 60 und 70 schwankte. Unter
ihrer Kontrolle hatten die einzelnen Kammern (Comptoirs) in den Niederlanden
für die Ausrüstung der Schiffe, die Verwaltung und den Verkauf der
Waren zu sorgen. Aus den Reihen der Bewindhebbers wurden die Vertreter für
das 17köpfige Generaldirektorium, die Heeren Zeventien, gewählt.
[122] adsistenz: Assistenz, also soviel wie ebei der beschriebenen Art
von Beistandf (von lat. assistens, dabeistehend)
[123] sonderbaren Condition nicht gelangen kunte: zu keinen besonders
guten Vertragskonditionen gelangen konnte
[124] sollicitirten: eindringlich baten (von frz. solliciter)
[125] Charge, die Adelporst genannt: mit dem Rang eines Adelborst (ndl.
borst = junger Mann). Adelborst war die zweitletzte Rangstufe der VOC, die etwa
einem Seekadett, Fähnrich entsprach. Während der Überfahrt
wurden die Eingestellten von der Compagnie als Soldaten bzw. Offiziere
behandelt und entlohnt.
[126] fl.: Abkürzung für Gulden (von Florin, der frz.
Bezeichnung für Gulden)
[127] Recommendation: Vermutlich stammte diese Empfehlung (von frz.
recommendation) von dem Amsterdamer Verleger Joan Blaeu, denn Wagner wurde, wie
man weiter unten sieht, in Batavia als Kartenzeichner beschäftigt.
[128] die Herren Regierenden auf Batavia: 1610 gründete der
niederländische Generalgouverneur Pieter Both bei Jakatra, der Hauptstadt
eines muslimischen Fürstentums, einen Handesstützpunkt, den Jan
Pietersz Coen 1618/19 an der Stelle von Amboinas zur Residenz machte. Zwar
versuchten die Fürsten von Bantam und Jakatra mit englischer
Unterstützung, die Besatzer zu vertreiben, doch im Mai 1619 zerschlug Coen
Jakatra. Die sich rasch ausbreitende niederländische Siedlung Batavia
wurde durch ein Fort geschützt, das allen Angriffen des Susuhunan von
Mataram (des damaligen Herrschers über Zentral- und Ostjava) widerstand.
Bis in die Neuzeit blieb sie der zentrale Stützpunkt der Niederländer
in Ostasien.
[129] Fluyt-Schiff: Name eines im 17. und 18. Jahrhundert einen
mittelgroßen, vorne und hinten breit gebauten Dreimaster ohne
Kastellaufbauten mit niedriger Takelage und geringem Tiefgang. Er diente
Hamburg dem Transport von Schwergut sowie dem Walfischfang. Im Deutschen auch
Flütschiff, Fleute, Pinke.
[130] Vogel Struis. Bei dem nachfolgenden gFluyt Schiffh fehlt der Name
des Schiffes im Manuskript.
[131] Insel Wicht: Isle of Wight vor der Südküste Englands
[132] St. Vinzent, zu unsern Verfrischplätzen: Sao Vincente, eine
der Kapverdischen Inseln vor der Küste Westafrikas, wo die Schiffe Station
machten, um frischen Proviant und Wasser aufzunehmen, gegebenenfalls auch
Kranke von Bord brachten und die Schiffe ausbesserten. Von dort aus segelten
sie, um die widrigen Passatwinde der Küstenregionen zu vermeiden, in einem
weiten Bogen nach Westen zur Südspitze Afrikas, der nächsten und
größten Versorgungsstation entland der Route nach Ostindien. Wagners
eVerfrischplatzf ist eine Übersetzung des niederländischen
verversingplatsen.
[133] in salvo: in Sicherheit
[134] Antonio van Diemen: geb. 1593 in Culemborg, gest. 19. April 1645 in
Batavia. Zog nach einem Bankrott in Amsterdam nach Ostindien, wo er die
Aufmerksamkeit von J.P. Coen erregte, der ihm eine Stelle in seinem Sekretariat
gab, von wo aus er sich langsam emporarbeitete zum Assistenten, Kaufmann und
Oberkaufmann (1623). 1625 wurde er zum Rat von Indien ernannt, danach
Generaldirektor des Handels, 1631 Befehlshaber der Retourflotte und schließlich
ab 1635 General-Gouverneur in Batavia. Er organisierte unter anderem 1639 eine
Expedition zur Erkundung der Gewässer um Japan und schickte 1642 Abel
Tasman auf eine Fahrt nach Süden schickte, bei der man eNeu-Hollandf
entdeckte, das anfänglich Van Diemensland genannt wurde. Auch stellte auf
seine Initiative hin der Rechtsgelehrte Joan Maetsuyker die Batavischen
Statuten zusammen, die bis 1848 als Basis der niederländischen
Rechtssprechung in Niederländisch Indien galten.
[135] von der Miliz gezogen: vom militärischen Dienst abgezogen
worden
[136] Copisten-Dienst: Arbeit als Kopist von Karten (ndl. kopiist)
[137] Cornelius van der Lijn, geb. in Alkmaar 1608, gest. daselbst am 27.
Juli 1679. Nachfolger Diemens als Generalgouverneur in Batavia (1645-1650).
Kehrte 1651 auf Anordnung der Bewindhebber in Amsterdam als Befehlshaber der
Retourflotte mit elf Schiffen zurück und mußte zusammen mit Caron
die Amtsführung in Batavia rechtfertige, wobei er eine einigermaßen
ehrenvolle Entlassung erreichte.
[138] Salario: Lohn, Besoldung (von lat. salarium)
[139] Realen: Real (von lat. Regalis, königlich) eine bis 1870
verwendete spanische Silbermünze, bis 1835 auch eine Rechnungsstufe in
Portugal (2 Vintems von 20 Reis). In Niederländisch-Ostinden benutzte man
Real als Gewichtseinheit für Edelmetalle: 27, 343 g entsprechend dem
Gewicht des altspanischen Piasters (Rei).
[140] Jacob Schweren: Maria Aux Brebis / Auxbrebis lebte offenbar im
Hause von Jacob Sweers, einem der gewichtigen Kaufleute der VOC in Ostindien.
[141] Die Heirat Wagners hatte zudem noch den erfreulichen Effekt,
daß er dadurch Zugang zu den höheren Kaufmannskreisen Batavias fand,
was seiner weiteren Karriere sicher förderlich war.
[142] die Bedienung vor Kauffmann: den Dienst als Kaufmann
[143] Valentijn gibt im 4. Teil, S. 118 eine Aufstellung der gDienaaren
der E. Maatschappyh von 1722, von der hier nur der obere Teil wiedergegeben wird:
Gouverneur Generaal 1Ordinaris Raaden 6Dito in de Bank van Justitie 1Extra Ordinaris Raaden 3Secretaris der hooge Regeering 1Oud Gouverneur 1Raaden van Justitie 8Advocaat Fiscaals 1Water Fiscaals 1Secretaris van Justitie 1Ontsauger Generaal 1Opper Kooplieden des Kasteels 2Major 1Directeur der Fortificatie 1Equipagiemeester 1Boekhouder Generaal 1Visitateur Generaal 1Opperhoofd van Japan 1
[144] Thys Crab: Der Equipagiemeester gMatthys Craph oder gThys Crabh
taucht bei Valentijn im 1. Teil (Bevattende Een Naauwleurige en Uitvoerige
Verhandeling van Nederlands Mogentheit [...] Eerste Boek), S. 212 und 234 als
Befehlshaber der Retourflotte von 1657 auf.
[145] Chalouppe: Schaluppe (von frz. Chaloupe) nannte man leichte
Ruderboote, Beiboote, die eine Länge um die 10 m und etwa 12 Ruder hatten
und bis zu 60 Leuten aufnahmen.
[146] Maximiliaen le Maire war 1633 als Kaufmann nach Ostindien gekommen.
Er leitete die Faktorei in Japan in der schwierigen Zeit unmittelbar nach ihrer
Zwangsverlegung von Hirado auf die Insel Deshima als Nachfolger F. Carons
(14.2.1641 bis 31.10.1641). Danach übernahm er von 1643 bis 1644 das
Gouvernat in Zeelandia (Formosa), wo er dann durch Caron abgelöst wurde.
Schließlich kehrte er als Admiral der Retourflotte 1645/46 mit neun
Schiffen in die Niederlande zurück.
[147] Wallfisch: De Walvisch
[148] Nassau: Nassau, Nassauw, Nassouw
[149] Quartiermeister, Quartermeister (von engl. quartermaster)
hieß derjenige, der unter Aufsicht des verantwortlichen Offiziers das
Schiff steuerte und sich während der Liegezeit in den Häfen um die
Ordnung auf dem Quarterdeck (daher der Name) kümmerte. Für diese
assistierende, doch verantwortungsvolle Position wählte man möglichst
erfahrene Leute aus der Mannschaft.
[150] an die Schärffe des ... Schiffes: an den (scharfen) Bug des Schiffs
[151] des ausgeschnitzten Löwens Haare: wahrscheinlich die Haare der
ausgeschnitzten Gallionsfigur, jenes Löwen, der sich im Wappen von Nassau
findet
[152] hinter der Masse:
[153] Gewalt: großer Mühe und Anstrengung
[154] Willem Verstegen stammte aus Vlissingen. Auf Anordnung aus Batavia
nahm er 1635 als Unterkaufmann seinen Wohnsitz in Nagasaki, noch vor der
Verlegung der niederländischen Faktorei von Hirado nach Dejima, und wirkte
dort für die VOC. Auf der Rückreise am 7. Dez. schrieb er an den Generalgouverneur
van Diemen eine Remonstration über eine Silberinsel, die diesen zur
Ausrüstung einer Expedition veranlaßte. 1636 weilte er erneut in
Japan, 1647 fungierte er als Oberhaupt der Faktorei (nunmehr in Dejima), 1651
Commissaris in Tonkin, danach Formosa. Er erreichte die Position eines
außerordentlichen Rats von Indien, wurde 1652 jedoch in die Niederlande
zurückgerufen.
[155] Commissarius: der mit der Besorgung eines Geschäftes Betraute
(mittellat.)
[156] Toncquin: Tonkin, Tongking (Verballhornung des Annamitischen Dong-Kinh,
d.h. €stliche Hauptstadt ), war der Name eines Reiches an der Ostküste von
Indochina. Dort kauften die Niederländer ihre Seide für den Handel
mit Japan ein. Nun befand sich dieses Land gerade im Kriegszustand mit dem
benachbarten Quinam, zu dem man ebenfalls gerne die Geschäftsbeziehungen
wieder anknüpfen wollte, was die Mission Verstegens ziemlich prekär
machte. Die Versuche in Quinam sollten denn auch scheitern.
[157] Tayowan: Bucht an der Südwestseite Formosas, wo es ein
niederländisches Kastell und die eStadtf Zeelandia gab - heute Teil von
Anping. Im Zuge von Auseinandersetzungen zwischen den chinesischen
Behördern und der VOC (1622-24) hatten die Niederländer die Pescadoren
in der Straße von Formosa besetzt und wiederholt die chinesische
Küste im Raume Fujian angegriffen. Nach Verhandlungen mit der chinesischen
Seite wurden die Pescadoren geräumt und dafür die Niederlassung auf
Formosa errichtet, das außerhalb des chinesischen Hoheitsgebietes lag.
Nur dort war (mit der Ausnahme Macaos) war den chinesischen Kaufleuten der
Handel mit den Niederländern gestattet. Nach dem Zusammenbruch der
Ming-Dynastie vertrieb der auf der Seite der Ming stehende eSeeräuberf
Koxinga 1662 die Niederländer von Formosa und setzte sich dort fest.
Schließlich eroberte eine Armee des Qing-Kaisers Kangxi 1683 die Insel
und gliederte sie in das chinesische Reich ein.
Eine Karte 1640 gezeichnete Karte von Tayovan ist bei Boxer (Boxer, lxxxvi) abgedruckt. Bei Schmalkalden findet man eine Skizze der Stadt und Festung (Schmalkalden, 143).
[158] Jagt: Jachten waren kleine, schnelle Segelschiffe mit nur einem
Mast.
[159] Delft Haven: Delftshaven
[160] Quinam: eHauptstadtf eines gleichnamigen Reiches an der
Ostküste von Indochina
[161] Tingelay: Dong hai (vietnam. Dong hoi) (?)
[162] Ultimo Decembr: Ende Dezember
[163] Karel Reiniersz, geb. 1602 in Amsterdam, 1634 glandvoogdh der
Küste von Coromandel, 1639 gordinair raadh von Indien, 1646 Vorsitzender
der Schöffen. Mit der Rückberufung van Lijns, der sich zusammen mit
Caron in den Niederlanden verantworten mußte, war der Karriereweg
für Reniersz und auch Joan Maetsuyker frei. Reniersz fungierte von 1650
bis 1653 als Generalgouverneur. Er galt als christlicher Eiferer, der entgegen
der niederländischen Gepflogenheiten 1652 in Batavia sogar chinesische
Tempel abbrechen ließ. Wurde 1653 dann durch Maetsuyker abgelöst,
der das Generalgouvernat für 25 Jahre ausübte.
[164] Justitien Raht: Die Leitung aller Aktivitäten in Ostasien
sowie die Verbindung mit Holland lag in Batavia bei einem Kollegium, dem Rat
von Indien oder Justien-Rat, an dessen Spitze der General-Gouverneur stand.
Wagner hatte damit eine der höchsten Positionen erklommen, welche in
Ostindien zu vergeben war. (s. Anm. 99)
[165] conditionirte Zeit : die in den Vertragsbedingungen festgelegte
Zeit
[166] Schel: und Braunfisch: Schellfisch und Braunfisch
[167] Durch den Jesuiten Martinus Martini gelangte 1652 die Nachricht
nach Batavia, daß gder Tartersche Großherr sich des Reichs Sina
bemächtigeth hatte und allen fremden Nationen erlaubt hätte, in
Kanton Handel zu treiben. Darauf hin wurde der Kaufmann Friedrich Schedel von
Taiwan aus mit dem Braunfisch nach Kanton geschickt, doch alles was er in
verwickelten Verhandlungen erlangte, war die Empfehlung, eine Gesandtschaft mit
reichen Geschenken an den Kaiser selbst zu entsenden. Darauf schickte man einen
Bericht an die Bewindhebber in den Niederlanden, wollte aber die lange Wartezeit
nicht ungenutzt verstreichen lassen und setzte wiederum Schedel mit dem
Braunfisch sowie Wagner auf dem Schellfisch nach Kanton in Fahrt. Schedel
ließ sich an Land setzen und nahm Kontakt mit den chinesischen
Behörden auf. gMitlerweile ward Wagener, welcher den ausschlag der
verrichtung seines Mitgefährten mit großer ungeduld zu erfahren
verlangte, durch zwei oder drei schiflein mit kriegsknechten plötzlich
ümringet, und so genau bewahret, daß niemand aus oder an sein schif
zu gelangen vermochte. Dieses gewalttäthige verfahren trieb seinen geist,
gleich als eine unversehens aufgestoßene wasserwälle, bald in die
höhe, bald in den abgrund; da er ihm, eh er sich recht besinnen konte,
schon den letzten streich empfangen zu haben, einbildete. Die
bekümmernüsse und ängstliche bewägungen seiner seele
stürtzten ihn in die allertiefste betrübnus; er beklagte schon mit
oft wiederhohlten und halb abgebrochnen seuftzen seine unschuld, die man so
unverdient übel handelte, und die boßhaftigeen ränke seiner
feinde zu einem bluhtopfer bestimmet. Er bildete ihm ein, daß Schedel
auch in die klauen dieser Leuen gerahten, ja wohl gar durch ihren
bluhtdürstigen rachen schon verschlungen worden. Aber eben in dem
augenblikke, da er in seinen gedanken alle die häslichen abscheuligkeiten,
die ihm ein mensch, der in der fremde gefangen lieget, ein zu bilden pfleget,
entwarf; sahe er Schedeln wieder aus der Stadt kommen: welcher ihm, durch die
erzehlung seiner glüksfälle, ein guhtes teil seiner furcht benahmh
(Neuhof, 28). Am folgenden Tage geht Schedel wieder an Land, auch Wagner wird
mit großem Aufwand abgeholt. Doch die Niederländer mögen sich
den Geschenk-Gepflogenheit der chinesischen Seite nicht fügen, so
daß es zu keiner direkten Verhandlung kommt. Wagner gder sich bisher vor
eines tauben tühre gantz heisch gesungen", muß erkennen,
gdaß er, mit allen seinen bemühungen in liebkosung der Mandarinen,
nur wasser drosch, und nicht das geringste aus zu richten vermochte". Er
zieht nach Batavia zurück. gSeine verkümmerung, und sein langes
aufhalten hatte ihn bei weitem so viel nicht bekümmert, als es ihn
verdros, daß die geldsüchtigen Geitzhälse sich nicht
geschämet so eine große anzahl geldes zu fordern, nur allein eine
wohlgefällige und gnädige annehmung des mitgebrachten Briefes und Geschenkes
bei dem Unterkönige aus zu würken, ehe man einmahl gelegenheit und
vergünstigung bekommen von einiger unterhandlung zu sprechenh (Neuhof,
29). Wagners [rger über die Geldsucht der Chinesen kommt auch in der
eAutobiographief deutlich zum Ausdruck.
Trotz dieser mißglückten Episode rüstete man auf Weisung aus Amsterdam eine Gesandtschaft nach Peking unter Pieter van Goijer und Jacob Keijser aus, zu der Wagner und Schedel den Prolog geliefert hatten. (s. Neuhof).
[168] Tartarische Pro Rege: der tartarische Statthalter
[169] offene Handlung: freien Handel
[170] procurieren: besorgen (von frz. procurer, lat. procurare, für
etwas Sorge tragen)
[171] Tartarische Creis Völcker: die Völker im tartarischen
Bereich
[172] zu keinem gewißen Zweck zu bringen waren: nicht dazu zu bringen
waren, etwas Bestimmtes zu tun
[173] sich eines Wiedrigen befahren müssen:*
[174] Travallien: Arbeit, Mühe (von frz. travail)
[175] Geldtsichtigen Sinesern: geldsüchtigen Chinesen
[176] Zweiffel trug: daß ich fast Zweifel hatte, ob ich lebend
ankommen würde
[177] Obrister: Ableitung von obrist, dem niederdeutschen Superlativ von
ober: der an der Spitze stehende (vgl. auch Oberst).
[178] Kalb: et Kalf
[179] Joan Bochelijon war insgesamt drei Mal als Oberkaufmann Leiter der
Faktorei in Deshima: 23.Okt.1655 - 1. Nov. 1656; 27. Okt.1657-23.Okt.1658;
4.Nov.1659 - 26.Okt.1660. Zwischen 1656 und 57 sowie 1658 und 59 lag die
Leitung bei Wagner.
[180] arriviret: angekommen (von frz. arriver)
[181] Keyser von Jedo: Gemeint ist der Shôgun in Edo
(heute Tokyo), den die Niederländer als eweltlichesf Oberhaupt den Keijser
zu nennen pflegten. Die Schreibung eJef zeigt noch den heute verschwundenden i-Vokal im Anlaut der Silbe.
Bereits 1649/50 hatte Andries Frisius als Nachfolger des aus Holland entsandten, doch unterwegs verstorbenen Pieter Blockhuys in Edo versucht, bessere Handels- und Aufenthaltsbedingungen für die VOC zu erreichen. Wagner, der vom 2. November 1656 bis 26. Oktober 1657 als Kontorleiter in Dejima stationiert wurde, sollte bei seiner Hofreise einen zweiten Versuch machen. Unglücklicherweise wurde gerade 1657 das Land von Pogromen und Katastrophen aller Art heimgesucht, was die Haltung gegenüber diesen Ausländern nicht gerade günstig beeinflußte.
[182] Ihr: Majt: Ihre Majestät
[183] Feuers Brunst: Diese Feuersbrunst ist auch heute noch in allen
japanischen Enzyklopädien als eMeireki-Großbrandf (Meireki no taika
) für den 18.1. des 3. Jahres der Regierungsdevise Meireki (= 2.3.1657) enthalten. Das Feuer brach im Honmyô-Tempel aus und
verwüstete innerhalb von zwei Tagen den größten Teil der Stadt
und des Schlosses zu Edo. Die Zahl der Toten wird auf 108 000 geschätzt.
Nach dieser Katastrophe entwickelte sich dann eine neue Stadtplanung unter dem
Aspekt des Brandschutzes. (s. K. Kodama: Nihon no rekishi. Vol. 16, Tokyo 1966,
S. 37ff.) Die aufgrund der Wagnerschen Aufzeichnungen von Montanus
verfaßte ausführliche Schilderung erregte samt ihrer Illustration
nur elf Jahre später die Aufmerksamkeit des europäischen
Lesepublikums (s. Montanus, 368 ff.)
[184] die alß ein Land groß war: die so groß wie ein
ganzes Land war. Edo hatte sich als Sitz der Militürregierung sehr rasch
zu einer Großstadt mit mehr als einer Million Einwohnern entfaltet.
[185] gar genau: nur mit knapper Not, um Haarebreite
[186] salviren: retten (von lat. salvare)
[187] nicht mehr als billich zu dancken gehabt: war es nicht mehr als
recht und billig, dafür zu danken
[188] Blumenthal: Bloomendael
[189] Coyet: Frederik Coyet (geb. ca. 1615, gest. nach 1675) stammte aus
einer vornehmen Stockholmer Familie und hatte bei der VOC in der
kaufmännischen Laufbahn Karriere gemacht. Zweimal (3. Nov. 1647 - 9. Dez.
1648; 4. Nov. 1652 - 10. Nov. 1653) wurde er als Oberkaufmann zum Leiter der
Faktorei in Nagasaki bestimmt. Danach versetzte man ihn nach Zeelandia auf
Formosa, wo er zunächst als Vizegouverneur, dann von 1657 als Gouverneur
fungierte. Angesichts der drohenden chinesischen Überfälle durch den
eSeeräuberf Koxinga (jap. Koku Senya, chin. Guo xing ye) bedrängte er
die Regierung in Batavia um Verstärkung der Garnison. Doch die Hilfsflotte
kam erst, als Koxinga mit 25 000 Mann bereits gelandet war. Nach neunmonatiger
Belagerung mußten die Niederländer am 1. Febr. 1662 kapitulieren und
verloren damit nach 38 Jahren wieder die Herrschaft über Formosa. Die
Gründe für diese Niederlage sind auch in heftigen internen Intrigen
der VOC zu suchen, in deren Folge Coijet verhaftet, zunächst zum Tode
verurteilt, dann 1666 nach Pulo Ai (Banda) verbannt und erst 1675 auf Betreiben
von Verwandten und Freunden, sogar des Prinzen von Oranien wieder auf freien
Fuß gesetzt wurde. Rehabilitiert kehrte er in die Niederlande
zurück.
[190] Anfurth: die Anfahrt. Wegen der Untiefen und Klippen vor Zeelandia
war das Einlaufen in den Hafen sehr schwierig.
[191] Hercules: Auch die Hercules war auf der Rückfahrt von
Nagasaki.
[192] hujus mensis: dieses Monats
[193] Johan, Joan Cunaeus, geb. 1617 in Leiden, gest. am 12. Mai 1673
daselbst, wurde bereits 1626 honoris causa als Student der Rechte
eingeschrieben. Er trat 1644 in den Dienst der VOC als gadvocaat fiscalh (s.
Anm. 99) und machte in Ostindien schnelle Karriere: 1645-48 Sekretär des
Generalgouvernats, 1647-50 Amtsmann in Batavia, 1648-50
außerorderntlicher graad van Indie", 1650-58 ordentlicher Rat von
Indien, 1653-57 Kolonel der Bürgerwacht, 1656 President des graad van
justitie". Er nahm u.a. auch an der Gesandtschaftsreise der VOC nach
Persien teil. Im Rang eines Rats von Indien kehrte er 1658 als Oberbefehlshaber
der Retourflotte 1658 in die Niederlande zurück und ließ sich in
Leiden nieder, wo er 1667 den Doktortitel der Rechte erwarb und viele [mter
ausübte.
[194] Negotia: Handel, Geschäfte (von lat. negotium)
[196] Joan Maetsuyker, geb. 14. Okt. 1606 in Amsterdam, gest. 4. Jan.
1678 in Batavia, studierte Jura und ging 1635 für die VOC nach Batavia.
1642 war er mit der Aufstellung der Batavischen Statuten betraut, 1644 wurde er
Ordinar Rat und Gesandter zu Goa, 1646-51 Gouverneur von Ceylon. Auf die
fünfährige Amtszeit von Cornelis van der Lijn (1645-50) und Carel
Reijniersz (1650-53) übernahm er 1653 das Generalgouvernat. Maetsuyker
erwies sich für die VOC neben Jan Pietersz Coen (1619-23/1627-29) und
Antonio van Diemen (1635-45) als einer der erfolgreichsten Generalgouverneure
Batavias mit einer 25jährigen Amtsdauer bis zu seinem Tode (1653-78). Die
von seinen großen Vorgängern entwickelte und von ihm
fortgeführte Politik der Verbindung von Handels- und militärischen
Aktionen brachte den Niederländern eine erhebliche Ausweitung ihres
Machtbereiches ein. Unter seiner Herrschaft wurde Spanien und Portugal faktisch
aus Ostindien verdrängt und der Untergang des Reiches Mataram eingeleitet.
Maetsuyker förderte auch die Erforschung Südostasien und
unterstützte zum Beispiel Georg Eberhard Rumph (Rumphius), der neben
seiner kaufmännischen Tätigkeit die Pflanzenwelt des Archipels
systematisch erkundete.
[197] Herren Räthen: die Herren Räte von Indien
[198] Maccause Insulen: Macaoschen Inseln, die Inseln bei Macao
[199] gefährlichen Sturm: Hier handelt es sich offensichtlich um die
Beschreibung eines Taifuns, dessen Natur als Wirbelsturm seinerzeit noch nicht
bekannt war.
[200] grassiret: grassierte, wütete (von lat. grassari, umhergehen)
[201] maßen: so daß
[202] versprochenen Insulen: die verabredeten, ausgemachten Inseln
[203] Schisima: Gemeint ist die kleine, in der Bucht von Nagasaki
aufgeschüttete Insel Tsukishima (= egebaute Insel'), für welche sich
der Name Deshima, Dejima (= eherausragende Insel') einbürgerte.
[204] Baya: Bai, hier die Bucht von Nagasaki
[205] die Handlung: der jährliche Handel. Der Handel zwischen den
Niederländern und Japanern fand auf Anordnung der japanischen
Behörden zweimal jährlich zu jeweils festgesetzten Terminen und
Konditionen statt.
[206] Avance: Vorteil (von frz. avance)
[207] zu Wercke gerichtet: vollbracht, erledigt
[208] zum effect gebracht: ausgeführt. Während dieses zweiten
Aufenthaltes in Deshima vom 23. Oktober 1658 bis 3. November 1659 mußte
Wagner die Verantwortlichen in Edo ein weiteres Mal um günstigere
Bedingungen angehen. Wieder blieben alle Bemühungen vergebens.
[209] recte: direkt
[210] Haverson: Hilverson
[211] nach Baij: zur Bai, hier die Bucht von Batavia
[212] Quartier: Revier, Gegend
[213] Parcelles: Paracellen, Inselgruppe bei Annam
[214] Straße Bance: Straße von Banca bei Celebes
[215] Paulo lingen: Insel Peling nördlich von Celebes
[216] Jacob Carack: Jacob Ca(a)uw (s. Anm. 174)
[217] Macasser: Ma(n)kassar war ein Sultanat an der
Südwestküste von Celebes, wo die Gewürze der Region umgeschlagen
wurden. Die Niederländer, seit geraumer Zeit auf die Errichtung eines
Gewürzmonopols aus, hatten nur auf einen Vorwand gewartet. Als der Sultan
ihre Forderung, den Handel mit den Portugiesen fortan zu unterlassen, abschlug,
begann der Krieg (ndl. oorlog) mit Makassar.
[218] Valentijn beschreibt im 3. Teil unter der Naaukeurige Verhandeling
van Banda [...] ausführlich diesen gOorlog met Macassar 1660h (S. 147ff.),
bei dem auch die Portugiesen eine gewisse Rolle im Hintergrund spielten. Nach
dem Bruch des Friedens eroberte die entsandte niederländische Flotte die
Festung gPannakokeh und schlägt die Macassaren in die Flucht. Die
Gesandten des Königs bitten um einen Waffenstillstand, der nach einigem
Zögern zugestanden wird. Ein Teil der Flotte setzt sich auf die Spuren der
Portugiesen, ein Teil kehrt nach Batavia zurück. Van Dam, der Sieger, dem
man in Batavia einen großen Empfang bereitet hatte, möchte zum
formellen Abschluß des Friedensvertrags alleine nach Macassar ziehen,
doch wird ihm dies nicht zugestanden, worauf er seinen Dienst als Major
niederlegt. An seiner Stelle entsendet man gde Heer Caauw met de Heer
Wagenaar". Die endgültige Unterwerfung Macassars sollte sich jedoch
noch bis 1669 hinziehen.
[219] ezlicher importanter Sachen: wegen etlicher wichtiger
Angelegenheiten
[220] Fort Panno Kolla: Pannekoke (s. Anm. 174)
[221] Bau Meister Ambt: In diesem Amt des Baumeisters (ndl. efabriek')
war Wagner für sämtliche öffentliche Bauarbeiten in Batavia
zuständig und hatte eine beträchtliche Zahl von Handwerkern sowie
Sklaven unter sich. Allerdings gab es zu seiner Zeit keine besonderen Meriten
mehr zu erwerben, da die großen Projekte der Aufbauphase alle bereits
abgeschlossen waren.
[222] Caapo de Bona Esperance: Cabo da Bona Esperanza hatte der
portugiesische König Joao II. die afrikanische Südspitze nach der
erfolgreichen Umrundung (1487/88) genannt, um seiner Hoffnung auf den sich
abzeichnenden Seeweg nach Indien Ausdruck zu verleihen. Dem Führer jener
Expediton, Bartolomeu Diaz, schwebte eigentlich die Bezeichnung Cabo tormentoso
vor. Auf Befehl der Compagnie richteten die Niederländer im April 1652
unter dem ehemaligen Schiffsarzt Jan van Riebeeck am Kap eine
Versorgungsstation ein, die bald befestigt wurde. Die hier entstandene Kolonie
entwickelte sich rasch zum wichtigesten Verfrischplatz (ndl. verversingplatsen)
auf der Ostindien-Route.
[223] Angelier: De Anjelier
[224] Jan Anthonisz van Riebeeck (geb. 21. April 1619 in Culemborg, gest.
18. Jan. 1677 in Batavia) war 1639 als Onder-Chirurgijn, also eine Art Bader,
in den Dienst der Compagnie getreten und wirkte auf Dejima, in Tonkin und
Formosa. 1641 wechselte er in den kaufmännischen Sektor. Nach einer
Entlassung 1648 stellt man ihn 1651 erneut als Oberkaufmann mit dem Auftrag
ein, am Kap eine Verfrischstation zu gründen. Bis zur Ablösung durch
Wagner 1662 hatte er dort das Kommandeursamt inne und schuf die Grundlagen
für eine dauerhafte Kolonisation, indem er Land an verdiente
Freibürger verteilte. Zurück in Batavia wurde er Justizienrat,
Befehlshaber zu Malakka (bis 1665) und Sekretär der Regierung (s. Anm. 99),
ein Amt, das er bis zu seinem Tode innehatte.
Den Anstoß für das Gesuch um Versetzung ans Kap gab wahrscheinlich sein schlechter Gesundheitszustand, doch bleibt es verwunderlich, daß er danach erneut nach Batavia ging.
[225] zwart: zwar
[226] von Horn: wahrscheinlich Herr Gent aus Hoorn
[227] erkieset: erwählt
[228] Caapo oder Burgk Eck: Bei der Fahrzeit von g16h Tagen bis zum Kap
bzw. der Burgecke von Afrika muß es sich um einen Schreibfehler handeln.
[229] Eine eingehende gBeschryvinge van de Kaap der Goede Hoopeh gibt
Valentijn im 5. Teil (Thiende Boek) einschließlich einer Liste der
Kommandeure. Zu Wagners Wirken wird lediglich vermerkt, daß er enach vier
Jahren Regierens sehr wenig von Belang hier verrichtetf habe (S. 127).
Tatsächlich entstand jedoch während dieser Jahre ein noch heute existierendes
neues Fort, da man sich seit 1664 mit England im Kriegzustand befand und
stärkere Angriffe zu befürchten hatte.
[230] fortschiffen: absegelten
[231] Flamminus von Outshorn: Arnold de Vlaming van Outshoorn, 1647-49
gLandvoogth der VOC, 1649 gExtraordinaris Raad", ab 1650 Ordinarrat,
Superintendent, Commissar, Seevogt. Er traf laut Valentijn (1. Teil, Bevattende
Een Naaukeurig en Uitvoerige Verhandeling van Nederlands Mogentheit. Eerste
Boek, S.234) im Rang eines Ordinar Rats als Oberbefehlshaber der Retourflotte
1662 mit neun Schiffen in den Niederlanden ein.
[232] approbieret: bewilligen, billigen (von lat. approbare)
[233] Tractament: Behandlung, auch Löhnung von Soldaten (von frz.
traitement, lat. tractare)
[234] Antecessor: Vorgänger, Vorläufer (von lat. antecessor)
[235] Bay St. Helena: etwa 200 km von der Kapsiedlung entfernt
[236] Wappen Horn: et Wapen van Hoorn
[237] Wasserhuhn: Waterhoen
[238] Santanhia Bay: Saldanha Bay, nach dem Portugiesen Antonio Saldanha,
die diese Bucht 1503 entdeckte
[239] Reuthern: Reitern
[240] Bei den Hottentotten in der Gegend des Kaps handelte es sich um die
Korana, die besonders von der Zucht von Langhornrindern und Fettschwanzschafen
lebten. Unter den frühen Berichten sind die der Deutschen Caspar
Schmalkalden (s. Schmalkalden, 94f.), Johann Jacob Merklein (s. MERK, 107f.)
und Georg Meister (s. MEIS, 25ff., 244ff.) besonders hervorzuheben.
[241] die Ancker quittieret: Anker gelichtet (von frz. quitter)
[242] Menschen Beschirmer: Gott
[243] Ich habe den im Manuskript fortlaufenden Text in Anpassung an die
vorangegangenen Jahreseinteilung eingerückt.
[244] Qualbergen: Cornelis van Quaelbergen, Oberhaupt von Masoelipatam
(1652-57), Oberbefehlshaber der Retourflotte 1658, dritter Kommandant des Kaps
von 1666-68, abgesetzt, nach Batavia zurückberufen, dort aber rehabilitiert.
Gouverneur von Banda (1677-80), von Malakka (1680-84), Extraordinarrat
(1682-87), Ordinarrat (1687). Auf seine Anordnung hin unternahm Joh. Keyts eine
Expedition nach Neu Guinea, wo er einer Bucht im Südwesten den Namen
gQualberghs-baaih gab.
[245] Schaarbock: Scharbock, alte Bezeichnung für Skorbut (ndl.
scheurbuik)
[246] Herren Sieben Zehender: Das 17köpfige Direktorium der VOC in
den Niederlanden, die gHeeren XVIIh oder gHeeren seventienen", woher sich
Wagners eingedeutschte Form ableitet.
[247] Stiff Tochter: Stieftochter
[248] Marien de Bucquoij: Möglicherweise eine Tochter von Daniel de
Bucquoy und Schwester des N. de Bucquoy, der 1677 als Gesandter an den Kaiser
von gCandiah geschickt wurde, sowie des Jacques de B., der in den 70er Jahren
als Allgemeiner Buchhalter erwähnt wird (Valentijn, Teil IV, St.I, S. 377,
392, 399, 410; Teil V, St. II, S. 246)
[249] Cornelij Vorburg: möglicherweise Vater von Nicolaas Verburg,
der bei Valentijn (4. Teil, S.395) als Rat von Indien bezeichnet wird.
[250] stille: windstill
[251] Groß Javan oder Mataram: Gemeint ist Ost-Java. Damals gab es
dort ein Sultanat, das die Städte Mataram und Surakarta umfaßte,
welches die Niederländer erst 1683 endgültig unterwerfen konnten. Die
VOC bezog von hier einen großen Teil ihrer Nahrungsmittel, besonders
Reis, mit dem sie wiederum Gewürze einzuhandeln pflegte.
[252] Refier: Batavia lag an der Mündung eines Flusses, den die
Niederländer de groote Rivier nannten. Refier ist daher wahrscheinlich
eine mißlungene Eindeutschung von rivier (=Fluß). Siehe z.B. die
Karte von Batavia bei Montanus, S. 26/27.
[253] Samaranus: Samarang heißt heute Semarang und liegt
östlich von Djakarta auf Java.
[254] Comitat: feierliches Geleit (von lat. comitatus)
[255] Suite: Gefolge (von frz. suite)
[256] lustiges Garthen Hauß: Diese Angebot eines eLusthausesf vor
den Toren der Stadt als Altersruhesitz zeigt, wie sehr Wagner sich der
Wertschätzung Maetsuijkers erfreute.
[257] Johann von der Lahn: Jan van der Laan, eSchreck der Portugiesenf
zeichnete sich 1655 in Colombo aus und erwarb sich große Verdienste bei
der Eroberung Ceylons. Oberbefehlshaber der Retourflotte 1667/68 im Range eines
Sergeant Majors von Ceylon.
[258] Wappen von Mittelburg: et Wappen van Middelburg
[259] Die Kammer von Zeeland war eine der sechs Kammern, aus denen sich
die VOC konstituierte. Die Schiffe wurden jeweils von den einzelnen Kammern
gebaut, ausgerüstet und unterhalten.
[260] Taffel Bay: Bucht am Tafelberg, Kapstadt
[261] Breda ist eine Stadt in der niederl. Provinz Nordbrabant. Am 31.
Juli 1667 wurde hier nach einem zweijährigen Seekrieg zwischen England und
den niederländischen Generalstaaten der eFriedensvertrag zu Bredaf
geschlossen, demzufolge Nieuw Amsterdam (New York) bei England blieb und
Surinam wieder an Holland zurückging. Außerdem willigte England in
eine Milderung der Navigationsakte ein.
[262] Thuys de Felsen: et Huis te Velzen
[263] Nord Leüthe: Skandinavier (?)
[264] Cajut: Kajüte
[265] bemeistern: um sich des Schiffes zu bemächtigen
[266] so zu dieser intention Anleitung geben: welche für diesen
bösen Plan verantwortlich waren
[267] vor das Furth: vor das Fort (?)
[268] Leuenberg: Der Tafelberg wird flankiert durch den Duivelspiek und
den Leeuwekop (Löwenkopf).
[269] Auch hier stimmen die Angaben von Valentijn nicht mit denen Wagners
überein (Valentijn 1. Teil, Bevatt. Een Naauwk. en Uitv. Verhand. van
Nederlands Mogentheit. Eerste Boek, S. 240). Die in den Niederlanden 1667/68
eingetroffene Retourflotte unter Jan van der Laan zählt folgende Schiffe
auf: et Wapen van Hoorn (6. Okt. 1667), Alphen (dto.), De Hollandze Thuin
(dto.), Kattenburg (dto.), De Vryheid (dto.), Amerongen (23. Okt.), De Waffende
Maan (aus Ceylon, 24. Jan. 1668), Vlaardingen (aus Ceylon, dto.), Loosduinen
(aus Ceylon, dto.), et Wappen van Middelburg (6. Dez. 1667), Oudshoorn (dto.),
De Tyger (dto.), Dordrecht (dto.), De Spreeuw (31. Dez.), De jonge Prins (23.
Dez.), Constantia (6. Dez).
[270] rothen Eyland: auch Robben-Insel genannte Insel in der Tafel-Bai
[271] unsern Currs beschleunigten: unsere Fahrt beschleunigten
[272] arriviret seindt: angekommen sind (von frz. arriver)
[273] Nota: eZusatzf
[274] Tit: titulus, ursprünglich ein an die Schriftrolle
angehängter Zettel
[275] obgemelten: oben genannten
[276] See Land: Insel Zeeland
[277] Middelburg: Stadt auf Zeeland
[278] Warmstraße: die Warmoesstraat in Amsterdam
[279] wo die Stadt Prag zum Zeichen aushängt: Gemeint ist die
Herberge eIn de stad Pragf.
[280] der Herren Medicorum Rath: Rat und Hilfe der Ärzte
[281] reformirte Kirche: Dies war die sogenannte Oude Kerk, die in
unmittelbarer Nähe von Wagners Herberge lag.
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