Dohm, Christian Wilhelm (ed.) Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Meyer, Lemgo 1777-79.

Internet-Edition by Wolfgang Michel, © Fukuoka, Japan March1998

    

Einleitung des Herausgebers.
Leben des Verfassers. - Nachricht von seinen Schriften. - Plan dieses Werks.

I.


Engelbert Kämpfer ist 1651 den 16ten September in Lemgo, der Hauptstadt der Grafschaft Lippe, gebohren. Sein Vater war Johan Kämpfer, Prediger bey der St. Nikolaikirche und Erbsaß zum Steinhofe bei Lieme. Er wurde, wie es scheint, ziemlich früh den Wissenschaften bestimt, und 1667 auf die Schule des benachbarten Hameln geschikt. Sein Trieb zu reisen, der ihn durch sein ganzes Leben begleitete, reizte schon jezt den siebenzehnjährigen Kämpfer, eine kleine Reise nach Holland zu machen. Im J. 1668 besuchte er das Gymnasium zu Lüneburg, wo ihm besonders der historische und philosophische Unterricht des Rectors Kettenbeils nüzlich wurde. 1670, als er Lüneburg verlies, machte er abermals eine Reise durch Meklenburg, Holstein und über Hamburg nach Lübeck, wo er auf dem damals sehr berühmten Gymnasium sein Studiren, besonders unter Leitung des Professor Nottelmans fortsezte. 1672 gieng er nach Danzig, disputirte daselbst unter dem Prof. Neufeld de majestatis divisione, und reisete dann über Thorn (wo er sich auch einige Zeit aufhielt) im Jahr 1674 nach Crakau. Hier legte er sich zwey Jahre mit vielem Fleis auf die Philosophie, auch erwarb er sich hier die Kentnis mehrerer Sprachen und der Geschichte mehrerer Länder, als man vor hundert Jahren zu studiren pflegte Diese leztern Kentnisse müssen in der That Kämpfern schon ziemlich früh beschäftigt haben, da es ihm nachher so leicht wurde, so mancherley ganz fremde Sprachen zu lernen, und mit so vielem Nutzen und feiner Beobachtung Länder zu bereisen, die damals noch sehr unvolständig beschrieben waren. Daß Kämpfer auch schon jezt nicht blos auf der Studierstube, sondern auch in Welt und Umgang sich bildete, folgere ich daher, weil er sich hier in Crakau die Bekantschaft des Reichsfürsten Alexander Lubomirski und des churfürstlich=brandenburgischen Geheimenraths und außerordentlichen Gesandtens zum polnischen Reichstage, Hrn. von Hoverbeek, zu erwerben wuste. Wenn Männer von so ausgezeichnetem Range einen Jünfling von 24 Jahren ihrer Aufmerksamkeit und nähern Zutrits werth finden; so mus dies gewis ein sehr gutes Vorurtheil für den jungen Gelehrten sowohl als für den Bemerkungsgeist des Großen erwecken, wenn ihr früheres Urtheil nachher durch das spätere des Publikums bestätigt wird.
Kämpfer nahm in Crakau die Magisterwürde an, und reisete dann durch einen Theil von Polen und Preussen (wo er, besonders in Danzig, wieder viele interessante Bekantschaften mit Gelehrten und Männern von Geschäften machte) nach Königsberg. Hier blieb er vier Jahre, und erwarb sich in denselben besonders die seltenen Kentnisse in einem Studium, das damals noch ziemlich unbekant war, - in der Naturgeschichte, die ihm nachmahls auf seinen Reisen so wichtig wurde, und der er so interessante Bereicherungen zurük brachte.
Vorzüglich aber widmete sich Kämpfer in Königsberg der Arzneikunde. Seine bisherige Uebung so verschiedner Geistesfähigkeiten kam ohne Zweifel diesem Studium treflich zu statten; und Kämpfer kam so wohl zubereitet zu demselben, daß er natürlich sehr geschwinde und glükliche Fortschritte machen muste. Indes fand er es doch noch jezt nicht gut, die höchste Würde in der Medicin anzunehmen, aus keinem andern Grunde, vermuthe ich, als weil Kämpfer sich noch nicht gern für ein gewisses Studium allein bestimmen, für eine gewisse Lebensart fixiren wolte. Alle seine Absichten giengen nur darauf, seine Kentnisse zu vermehren und anschauend zu machen; den Kreis seiner Begriffe zu erweitern; und nach einem so fleißigen Studium aus Büchern nun einmal aus Natur und Menschen zu studiren - kurz, zu reisen.
Die Neigung zu reisen scheint in der That Kämpfers herschende gewesen zu seyn. Sie entfernte ihn schon in früher Jugend so weit von seinem Vaterlande; sie trieb ihn immer von einem Ort zum andern; sie unterschied ihn wesentlich von den gemeinen Köpfen, welche die Wissenschaften nicht um ihrer selbst sondern nur um des kleinen Verdienstes willen schätzen, daß sie durch dieselben sich nähren können.
Noch wolte sich Kämpfer also nicht für eine gewisse Lebensart und einen gewissen Ort beschränken lassen. Aber er wolte jezt als ein vollendeter Mann (nahe am dreißigsten Jahre) noch einmal seinen Geburtsort, seinen Vater und seinen Bruder, Joachim Kämpfer Doctor der Rechte, wieder sehn, die er schon im 17ten Jahre verlassen hatte. Er reißte also im August 1680 von Königsberg ab, und kam im October über Lübeck in Lemgo an, wo er sich aber nur sehr kurze Zeit aufgehalten zu haben scheint, da ich schon am Ende dieses Monats ihn wieder auf der Rükreise in Bremen finde. Er gieng von da über Hamburg und Lübeck nach Königsberg zurük, wo er sich bis in den Julius 1681 aufhielt, da er sich nach Upsala begab.
Daß Kampfer so entfernte Akademien Crakau, Königsberg, Upsala den nähern vaterländischen vorzog, - davon war wol der vornehmste Grund seine schon angeführte große Neigung zu reisen, die immer - besonders in den frühern Jahren - mehr auf das Entferntere als Nahe gerichtet zu seyn pflegt. Auf der Reise nach Deutschland sol er indes doch auch deutsche Akademien besucht haben; ich finde aber keine Spur, daß er daselbst interessante Bekantschaften gemacht hätte.
In Upsala machte er gleich anfangs die des berühmten Olaus Rudbeck, der gerade in dieser Periode damit beschäftigt war, den Ursprung aller Nationen aus Schweden abzuleiten. Ich glaube behaupten zu können, daß der Umgang dieses Gelehrten einen Einflus auf Kämpfers Studien bewiesen habe, und daß dieser, ohne Rudbeck, vielleicht nicht daran gedacht haben würde, der Marschroute der ersten Japaner vom babylonischen Thurm bis an die östlichsten Küsten von Asien nachzuspüren.
Kämpfer zeichnete sich so sehr durch seine Talente und Kentnisse auf der schwedischen Akademie aus, daß sie auch in Stokholm ihm Gönner und Freunde und zwar an den vornehmsten und würdigsten Männern des Reichs erworben. Unter diesen war auch der berühmte Esaias von Puffendorf, damals Königl. Geheimerrath und Kanzler der Herzogthümer Bremen und Verden. Diese Verbindungen waren es ohne Zweifel, die ihm die Stelle eines Legationssekretair bey einer an den russischen und persischen Hof bestimten Gesandtschaft verschaften, deren Zwek war, eine Handelsverbindung zwischen dem schwedischen und persischen Hofe, und am zaarischen Hofe, die Erlaubnis dieses Handels und die freie Durchpassirung der Waaren zu bewirken.
Dieser Antrag muste unserm Kämpfer natürlich sehr wilkommen seyn, da er ihm eine reizende Befriedigung seiner Lieblingsneigung zeigte, und zugleich mit dem Versprechen des Königs selbst verbunden war, daß er nach seiner Zurükkunft in Schweden ansehnlich belohnt, und die beste Beförderung, (wie er es gut fände) entweder am Hofe oder bey der Akademie zu Upsala erhalten solte.
Da die Hauptquelle, aus der ich hier Kämpfers Leben weiter zu beschreiben hätte, in einem noch übergebliebnen Briefe desselben an seinen schon erwähnten Bruder Joachim Kämpfer besteht, so glaub ich, wird es meinen Lesern angenehmer seyn, wenn ich diesen Brief - stat ihn zu excerpiren - lieber ganz in seiner Ursprache und Ur=Orthographie (als Probe des Kämpferschen Styls) mittheile:
S. T. Hochgeehrter hertzwehrtester Herr Bruder!
So gegenwärtiges Ihn in solchem Stande antrifft alß Mons. Gesenius, welchen ich ao. 1683 an Russischen Grentzen rencontriret, berichten wollen, so dancke ich dem Himmel vor Bestätigung meines Wunsches. Verlangt der Hr. Bruder Nachricht von meiner Reise und Zustande, so berichte, daß ich den 20. Martii st. v. anni 1683 aus Stockholm mit Königl. nach Persien destinirten Presenten abgeschikt durch Aal - fin - und Ingermanland den 3ten April zu Abo, den 21ten zu Wieburg, den 28ten zu Narva angekommen, woselbst ich den Herrn Envoze, so meiner daselbst wartete, mit einer Suite von 30 Persohnen angetroffen. Nach wenig Tagen reiseten wir mit einander nach den Grentzen, alwo wir, wegen geringen Versehens, so in Vorsetzung des Königl. Persischen dem Zaarischen titul bestunde, mit der Abholung biß auf den 16 Junii illudiret und aufgehalten wurden. Den 15. Junii sind wir in Groß Novogorod, den 7. Julii in Mosco sehr prächtig eingeholet. Den 11. wurden wir zu öffentlicher Audientze und Handkusse beyder Zaarschen Majestäten mit fast ungleublicher Pracht aufgeholet. Wie unsere affaires in verschiedenen Conferencen nach Wunsch abgehandelt, sind wir den 5ten septemb. auf dem Stroom Mosco davon gereiset. Den 11ten haben wir den Fluß Occa bey Columna den 23ten die Wolga bey Nisen erreichet, woselbst wir 1000 Häuser in der Flammen gefunden: in Mosco sind Zeit unsers Verharrens derselben über 8000, in dreyen Feuersbrünsten in die Asche geleget. Den 1. Octobr. kahmen wir zu Casan an, von wannen wir in einem Monat die Tartareyen glücklich gepassiret, da an einigen Oertern einen Tag vor, an andern nach Unß Kosacken und Tartaren mächtig gestreifft, Güter und Menschen geraubt, und ihre Schiffe verbrant: so daß wir den 1. Nov. in Astrakan angekommen, von dannen den 8ten abgereiset und den 12ten Unß auf Caspische See begeben. Auf derselben haben wir wegen erschröcklichen Sturms, nicht minder wegen ungeschickten Fahrzeuges (so zwey Steure, und also zwey Steur Männer hatte, deren keiner dem andern subject noch seine Sprache verstunde) nicht ohne Verlust, grosse Noth und Gefahr ausgestanden, und wehren schier der Dagastanischen Tartarey zu Theil geworden, wenn nicht durch Gottes Barmherzigkeit eine plötzliche Veränderung und Abwechselung des Gewitters, so aus S. O. sich ins N. W. gewandt, Unß der gegenwärtigen Noht entrissen, und den 20. Nov. das Persische Ufer Nisabat sehen, und den 22ten mit einer gesunden Suite von 40 Persohnen erreichen lassen, alß wannehr noch selben Abend ein Polnischer Envoyé mit 20, und ein Russischer mit 40 Persohnen angelandet. Nachdem wir alhie einige Wochen in Filz=hütten ausgeruhet (die Landleute wohnen in diesen Elysischen Feldern in keinen andern Häusern) sind wir in Gesellschaft beyder bemeldeten Envoyeen mit 100 Camehlen und 100 Pferden (ohne die Lastthiere vor die Convoy) nacher Schameisi der Residence des Medischen oder Schirwoonischen Vice Roy zugereiset, welche wir den 19. Decemb. erreicht einige Tage nach einem Erdbeben, wovon wir noch die nachgebliebene Erdrisse gefunden. In selbiger verweileten wir bis der Chan unsere Anknnfft bey Hoffe angemeldet und Ordre wegen unser tractament eingeholet. Alhier hab ich in weniger Zeit, die ich meinen curieusen excursibus an umliegende Oerter entzogen, so viel verdienet, daß ich mit 100 rthl. an Gelde auf einem geschonkenen weisen Pferde selbigen Preises in guter Curage abgereiset, alß den 16 Januar 1684. Den 19. passirten wir die Kuur, da, wo sie schon mit dem Araxi vereiniget, und wurden daselbst in die deserte province Mochan, den 23 in Talisz, den 31 in die chilanische beyde gesegnete schöne provincen prächtig eingeholet. In diesem Zuge hielten wir Unß allezeit zwischen dem Caucaso und Caspischer See; von welcher wir Unß den 19. Febr. aus der Chilanischen Haupt=Stadt Rest in die Pilas Hircaniæ wandten, den 21. die Stadt Rudbar, den 1. Martii Caswin, den 12 Saba. den 15. Kom erreichten, Städte in der Province Arack oder Parthiä gelegen. In dieser Letzten haben wir Unß selbst einquartiren und aufs beste wir konten, accommodiren müssen, weil der feditieuse Pöbel ihren Magistrat hatte ausgejagt. Den 20 erhielten wir Cassjaan, den 24. Netense und den 29. unser erwünschtes Ziel und Königl. Residence Sephahuun oder Isphahaan. Obermeldete Envoyeen tardirten so lange auf der Reise, in welcher Sie durch einen andern weg geführet wurden, daß Sie erst der Polnsche einen, der Russische zwey Monaten nach Unß angekommen. Den König funden wir unter Gehorsam einer unglücklichen Constellation, die Ihn dahin vermochte, daß Er sich vor dem 30. Julii in publico nicht sehen liesse, alß wannehr Sr. Majtät dem gantzen Hoffe und Reichs=Gästen bey einem banquet. (in welchen aus massiv güldenen Gefässen, auf 10 million Goldes geschätzet, vor Menschen und Pferde aufgeschüsselt wurde) Audience verliehen. Bey diesem actu wurden gedepechirt ein Frantzösischer Gesandte, vom Papste über die Hamadanische Christen alß Bischoff gesetzt, welche doch Armenisch, und das Romische Haupt nicht, weniger seine Apostel, erkennen wollen. Daher hatt man Ihm in bemeldter Stadt (denn sein Gesuch betraf nuhr diese materie) so viel in 3 monat zugetrieben, daß der alte wackere Herr vor Hertzleid gestorben. Ein Siamischer, welcher um ein Kriegs Volk anhielte wieder seinen Nachbahren; seine presenten bestunden in rar Gevogel und 120,000 an Wehrt geschetzten Sineschen und Japanischen Porcellein und massiv silbernen und güldenen Manufacturen, von 300 Persohnen aufgetragen. Ein ander Russischer Gesandter; auch Arabische, Usbequische, und von denen Johanniter oder Sabeer Christen um Bagdad und dero Reichs=Vasallen abgeschickte. In diesen und dreyen folgenden actibus welchen ich beygewohnet, comparirten auch folgende Frembde und Botschaffter. 3 Polnische noch ein ander angekommene, andere Usbequische, Calmuckische, Arabische, Georgianische, Dagastanische, Cirkassische, item ein hochteutscher Ertzbischoff über die Römisch Catholische, um Eruan und Naktsjucan mit Päpst= und Kayserlichen Creditiven. Dieses und der Europæischen Gesuch ist nichtes anderß alß die ruptur mit dem Türckischen Kayser. Sed surdo narrant fabulas: das unsere concernirte nuhr die Negotien; doch habe in formirung derer propositionen, weilen die Instruction alles illimitiret gelassen, auch dieses Versuch hinzuthun dürffen, umb Unß der Congratulation wegen des Europæischen Sieges und unserer löblichen (doch vergeblichen) intention alhier zu Hoffe mit theilhaftig zu machen. Nach viermahliger Audience, so allezeit auf einem banquet geschiehet, ist Unß unsere Depeche im ausgange des Jahrs 1684. zugestanden. Alß wannehr ich (wiewohl dieselbe erst im martio andern Jahrs erfolget) von unserer Legation mich expediret und bey Ost=Indischer Compagnie unter einem schlechtem Titul, der mir aber am besten zu meinem dessein dienen konte, in Dienste getreten. Bin also den 21. Novembr. mit einer Geld Kaffila in Dienst von besagter Compagnie von Isphahan abgeschickt, und den 4. Dec. in Sjiras angekommen; nachdem ich die reliquien des alten Persepolis, excisas marmoreas rupes, die berühmten von Zeit Ahasveri nachgebliebene rudera, bey denen die Aegyptischen sollen wie Schatten zu vergleichen seyn, und was alles in besagter Champagne rares besehen und zu papier gebracht. Den 20. bin ich in Laar, den 29. Decembr. an den ormusischen Haffen in Gamron von den Persianern Bender-abassi genandt, Gott sey Danck wohl angelanget. Alhier bin ich wegen Changirung der aller saubersten und gesundesten Isphahanischen Lufft mit diesem allerheissesten und schädlichsten Climate gantzen Asiens [die Hitze ist nicht so wohl der obliquität des Zodiaci in der die Sonne ad tropicum verweilet, alß der eigenen Constitution des Grundes zuzuschreiben, so trucken, saltzig, sulphurisch, voller heissen und theils schädlichen Bäder und Arsenicalischen exhalationen. Sechs Monate kan kein Mensch eine halbe Virtel stunde in einer Kammer leben; Hunde und Menschen werden alßdan in der Sonne mit Schwindel befangen und fallen plötzlich todt danieder. Die heissesten Winde ersticken auch was sie auf dem Felde ergreiffen. Sechs Winter Monaten sind erträglich, und des Tages nicht heisser als unsere Hundes Tage, des Nachts aber ob patentiam pororum so unerträglich und schädlich kalt, daß man sich mehr dan in Schweden davor beschützen muß. Ein bloß Messer verrostet in einer Nacht; plötzlich wirds so extrem feucht, daß alles was die Lufft berührt, im Wasser genetzt zu seyn scheint; ein wenig darauff wirds so trucken, daß einem die Haut zusammen krumpfft. Die heissesten Winde alhier, so sie nicht feucht, machen das Wasser und alle liquida erkalten, so gar, daß es fast untrinckbar, und an der Haut unleidlich wird, und dieses je heisser und trockner die Winde seyn, so offt wie eine Flamme brennen; auch was in einer Kammer verschlossen, erkaltet alßdan, doch nicht so sehr, alß was dieser Wind in offener Luft ergreiffet] bald nach meiner Ankunfft mit gefährlichen Krankheiten befangen, und in febri maligna ohne Verstand danieder gelegen. Nach 2 Monat habe mich mit einer Wassersucht wieder aus dem Bett erhaben, diese darnach durch ein quartanam verlohren, und also durch gefährliche gradus nicht zu vorigen, sondern denen Kräften wieder gelanget so die Natur dieses Climatis dem Menschen zustehet. So viel die Hitz und mein Dienst zulässet, ergetze ich mich täglich in denen curiosesten naturalibus, die, weil kein FilomdsoV dieses orts jemahls subsistiren können, neglect, und meiner Mühe zu einem premio übergeblieben: bis die discrepantien zwischen Sr. Majt und der Edl. Compagnie verglichen, alß wannehr ich meine retour über die vornehmsten Oerter, woselbst die Compagnie negotiiret, vornehmen werde. Indeß befehle ich Mhhln Bruder in göttl. Beschirmung, und verbleibe
Gamron den 25. Novembr. 1687.
Mhhln Bruders gehorsamster und willigster Diener und Bruder Engelbert Kæmpffer.

Dieser kurze Brief ist leider! die vornehmste und fast di e einzige Quelle zu Kämpfers Leben in den Jahren 1683 bis 1687, und zur Geschichte der so interessanten Reise, die er in dieser Zeit durch eine weite Strecke der wichtigsten und unbekantesten Länder vom bothnischen bis an den persischen Meerbusen gemacht hat. Die Früchte dieser Reise liegen noch im Museo Briatnnico zu London verborgen. Ich gebe sie weiter unten genauer an, und wil hier nur noch aus meinen übrigen dürftigen Quellen einige Zusätze zu Kämpfers Briefe machen.
Am zarischen Hofe zu Moscau - der damals noch mehr einem asiatischen als europäischen glich, und wo Iwan und Peter, der erst nachher der Große wurde, noch gemeinschaftlich regierten, hielt sich Kämpfer zwey Monate auf, und hatte ohne Zweifel Gelegenheit, manche interessante Bemerkungen zu machen. Er erwarb sich hier unter andern auch die Bekantschaft der holländischen Gesandtens, Baron von Keller, und des zarischen Leibarzts von Blumentrost, der nachher Präsident der russischen Akademie der Wissenschaften wurde.
In Astrakan lernte Kämpfer einen georgianischen Prinzen kennen, und so wuste er immer an jedem Orte gerade die Menschen bald zu finden, durch deren Umgang er seinen Kentnissen Erweiterung geben konte.
Auch die stürmische Farth über das caspische Meer nüzte Kämpfer zu neuen Bemerkungen über dasselbe, er berichtigte Irthümer, welche bisherigen Reisebeschreiber einer vom andern copirten, weil es ihnen bequemer war, das Bekante zu bejahen, als das Unbekante zu erforschen. Daß Kämpfer nicht so dachte, sieht man aus dem Bericht, den er in den Amoenitatibus exoticis p. 253. 262 von seinen Untersuchungen über das caspische Meer liefert.
In Schamachie, wo die schwedische Gesandtschaft die Befehle des persischen Hofes abwarten muste, wurde Kämpfer so sehr gezwungen seine Arzneykentnisse anzuwenden, und sich damit, wie er selbst sagt, ein weisses Pferd und hundert Thaler zu verdienen, - daß er sich nur wegschleichen konte, um die alte Stadt Baku und die berühmte Halbinsel Okesra, (wie er sie nent) zu besuchen. Kämpfer hat die bekanten Merkwürdigkeiten der lezteren (das nie verlöschende Feuer - die Naphtaquellen - das Naphtafegefeuer - den Berg Jugtopa - die Salzsee) so genau beobachtet, daß seine Beschreibungen derselben (in den Amoenit. exot. von p. 262 = 286) nicht nur damals, als sie erschienen, die volständigsten und richtigsten waren, sondern diese Beiwörter gewisser maaßen noch jezt verdienen. In der That haben die folgenden Reisebeschreiber die Kämpferischen Nachrichten beinahe nur bestätigen und wenig Neues ihnen zusetzen können. Und wie ruhmvol ist es nicht für unsern Schriftsteller, wenn fast hundert Jahre nach ihm ein Mann, der durch die Volständigkeit und Richtigkeit seiner eignen Nachrichten sich so sehr empfiehlt, ihm dieses Zeugnis giebt.
Wie gut Kämpfer seinen langen Aufenthalt am Hofe von Ispahan genuzt; - wie vortreflich er die innere Verfassung desselben beobachtet habe, - davon sind seine Nachrichten von demselben, die der erste Fasciculus seiner Amoenit. exotic. enthält, die geltendsten Beweise. Und gewis würde unsre Kentnis der Geographie, politischen und natürlichen Geschichte von Persien um ein gutes Theil reichhaltiger und volständiger seyn, wenn seine Nachrichten von diesem merkwürdigen Lande noch künftig einmal aus den Schränken des Musei Britannici ins Publikum gebracht werden solte. Gewis darf man sich viel versprechen, wenn ein Mann von Kämpfers Wisbegierde einige Jahre durch ein Land beobachtet, das dieser Wisbegierde so vielen Stof darbietet, - auch sogar in dem Fal, wenn das Land schon so glüklich ist, einen Chardin zum Beschreiber zu haben.
So sehr auch Kämpfers Untersuchungen durch seine Krankheit, die ihm die pestilentialische Atmosphäre von Bander=Abassi zuzog, aufgehalten wurden; so giebt doch feine vortrefliche Beschreibung der Palme Beweis genug, wie gut er seinen Aufenthalt am persischen Meerbusen genüzt habe. Diese Beschreibung fült den vierten Fascikel der Amoenitatum exoticarum allein aus, und ist noch jetzt die beste Beschreibung des schönsten Baums der Welt, wie Kämpfer die Palme nent.
Die Reisen, welche dieser ruhmwürdige Mann in den Jahren 1688 und 1689 d. i. von der Zeit, da er Camron verlies, bis er in Batavia ankam, machte, schließen die unbekanteste Periode von Kämpfers Geschichte ein. Die wenigen Data, welche ich habe finden können, sind folgende: Noch ehe Kämpfer sich in Dienste der holländischen Kompagnie als Schifschirurgus (also mit einem geringern Charakter, als er nach seinen Kentnissen und Talenten hätte fordern können,) begab, hatte er durch seine medicinische Praxis, zu der im Morgenlande fast alle reisende Gelehrte gezwungen werden, so viel Geld erworben, daß er eine Reise auf eigne Kosten durch noch mehrere asiatische Länder und besonders über Egypten machen zu können glaubte. Er wolte von da nach Italien gehn und die Doctorwürde annehmen, alsdann sein übriges Leben dem Dienst seines Vaterlandes widmen, und seine so mühsam gesamlete Materialien in Muße ausarbeiten. Aber ein unglüklicher Zufal beraubte ihn seines Vermögens und nöthigte ihn dies Vorhaben aufzugeben. Ich kan diesen Zufal nicht genauer bestimmen; meine handschriftliche Nachricht nent ihn: "ein durch Misgunst angelegtes Uebel."
Die eine meiner Quellen (die Lebensbeschreibung des Leichenpredigers) versichert zwar, daß Kämpfer wirklich nach Egypten gereiset sey. Jöcher und andre haben dieses Vorgeben auch fortgepflanzt. Sie ist aber sicher falsch; nicht nur weil in der handschriftlichen Nachricht derselben gar nicht erwähnt wird, und weil auch unter den Mascpten im Muleo Britannico keines Egypten betrift, da doch sicher Kämpfer ein so merkwürdiges Land nicht würde besucht haben, ohne Beobachtungen zu machen, die des Aufzeichnens werth gewesen wären. Der Hauptgrund ist, weil Kämpferselbst in der Vorrede zu den Amoenitatibus sagt: cogito in Aegyptum, vocor in Georgiam archiater.
Bis nach Georgien also gieng Kämpfers Reise ins feste Land von Gamron aus gewis, und meine handschriftliche Nachricht sagt, daß er einige Zeit als Leibmedikus des Fürsten zu Teflis sich aufgehalten habe. Er genos hier sehr viele Ehre, und erhielt das Versprechen der grösten Belohnungen, wenn er sich hier auf immer fixiren wolte. Variis conditionum oblationibus lacessor, sagt er selbst in der Vorrede zu den Amoenit. Für das beste Mittel ihn zu fesseln hielt man - eine schöne Georgianerin. Aber Kämpfer kante die Stärke der Bande, mit denen man ihn anknüpfen wolte, so gut, daß er seine Freiheit nur dadurch zu erhalten glaubte, wenn er sich noch entfernte, ehe er gebunden wäre. Von den Mitteln entblöst, auf eigne Kosten nach Europa zu reisen, entschied ihn der Rath seines ehrwürdigen Freundes des Kapuciners und königlichen Dolmetschers, Du Mans in Ispahan, auf der holländischen Flotte, die eben bei der Insel Ormus lag, Dienste zu nehmen. Er fand auch hier die beste Gelegenheit, seine nie aufhörende Wisbegierde zu befriedigen. Die Flotte, auf der er war, gieng fast in allen Gegenden von Südasien an Land, und so bekam Kämpfer Gelegenheit Arbien, die Küsten des mogolischen Reichs, Malabar, die Insel Selan (Zeylon) zu sehn. In welcher Zeit diese Reise geschah, kan ich nicht genau bestimmen. Aus dem Stambuch des Verf. weis ich nur, daß er im Jenner 1689 zu Cochin und im May zu Coylang auf der Küste Malabar sich befand.
Von Selan brachte ihn die Farth seiner Flotte an die Küsten des bengalischen Meerbusens, und von da reisete er weiter an der Insel Sumatra die Länge herab nach Batavia auf Java. Er kam hier im September 1689 an, und blieb bis in den May des folgenden Jahrs. Er verwandte diese Zeit besonders auf das Studium der Naturgeschichte von Java. Auch diese Beweise seines nie ermüdeten Fleißes besizt das Museum Britannicum.
So wie gewöhnlich fand Kämpfer auch hier bald den nähern Zutrit zu Männern vom ersten Rang, ob diese gleich sonst in der Hauptstadt des holländischen Indiens durch ein stolzes Gefühl ihrer Würde den Fremden abzuschrecken pflegen, und gewis nicht jeden Chirurgus ihrer Schiffe so gut aufnehmen werden; aber nicht jeder Schifschirurgus ist auch ein Kämpfer. Ihn würdigte besonders der Generalschazmeister, Johann Parve, seiner besondern Freundschaft. Neben ihm rühmt Kämpfer die Gefälligkeit des W. Lycochtons eines Mitglieds des großen Raths von Indien, und des Cornelius Outhoorns, Bruder des General=Gouverneurs, der nachher als Gesandter die Reise mit ihm an den japanischen Hof machte. Hier in Batavia nüzte ihm besonders der reiche botanische Garten dieses Mannes, so wie der eines Hrn. Mollers.
Kämpfer machte noch eine botanische Exkursion auf die nahgelegne Insel Eidam, und trat endlich am 7ten May 1690 die Reise nach Siam an, wo er am 6ten Junius ankam. Diese Reise ist im ersten Kapitel des ersten Buchs des Werks, das ich herausgebe, vom Verfasser selbst beschrieben worden; und man lernt eben da, mit welchem Forschungsgeiste Kämpfer die kurze Zeit von nicht einem vollen Monat nüzte, seine und des europäischen Publikums Kentnisse über Siam zu erweitern.
Unmittelbar vor seiner Ankunft in diesem Sitze des schändlichsten Despotismus hatten die berühmten von den Vätern der Geselschaft Jesu angegebnen Gesandschaften Ludwig XIV noch Demselben Anlas zu sehr ausführlichen und genauen Beschreibungen gegeben. Die Tachard, Chaumont, Gervaise, Choisy, Forbin und, - den ich zuerst hätte nennen sollen - la Loubere sind ihre Verfasser. Man hätte denken sollen, daß nach so vielen und fleißigen Untersuchern einem Reisenden, der unmittelbar nach ihnen kam, nichts mehr würde übrig gelassen seyn. Aber dieser Reisende war Kämpfer - und er hat in vier Wochen Manches gesehn, was seinen Vorgängern, die Jahre dort zubrachten, entwischt war. Seine Uebereinstimmung mit dem Besten derselben ist zugleich ein Beweis der Richtigkeit seiner Nachrichten überhaupt. Ueber die Zeitrechnung, Geschichte, Religion und Sitten der Siamer hat er besonders viele erhebliche Bemerkungen geliefert; und von der bekanten Revolution, welche die Franzosen und den Constantin Phaulkon verbante, giebt Kämpfer verschiedne ganz neue Nachrichten, welche von denen der französischen Schriftsteller etwas abweichen. Er verdient hierin ohne Zweifel mehr Glauben als diese, welche aus Siam vertrieben waren, und also nicht so genaue Nachrichten liefern konten, als Kämpfer, der nach ihnen seine Nachrichten im Lande selbst einzog.
Kämpfer verlies Siam am 4ten Julii 1690. Seine Reise nach Japan, wo er am 26sten September ankam, ist im dritten Kapitel des ersten Buchs dieser Geschichte und Beschreibung von Japan umständlich beschrieben. Ich füge demselben noch einen zweiten Brief unsers Kämpfers an seinen Bruder Joachim Kämpfer bey, der sich damals in Leiden als Doctor Juris aufhielt.

Hochgeehrtester, herzwehrtester Herr Bruder.
Meine Reise von Batavia habe durch günstigen Zulaß meiner Herrn Patronen daselbst auf Siam genommen, und nachdem diesen Hof und des Landes Gelegenheit zur Genüge beäuget, die Reise anhero genommen, die aber wegen der contrairen Nordostsaison nicht nur sehr lange, sondern voller Gefahr und Inkommodite gewesen, daß wir zwischen China und Japan allein bey zwey Monat in Ungewitter und steter Gefahr zugebracht, woselbst Cajüt und Ruder zerschlagen, das Schif leck sc. und ist mein particulierer Schade nicht der geringste gewesen, denn ausserdem, daß ich durch schlechte kalte Schifskost, durch Angst und Ungemach zu einer gefährlichen Krankheit gedisponiret worden, die, so bald ich den 25sten September alhier angelandet, mit Veränderung der Speise in eine Colik, und schweren Intrige der Zufällen, wovon jetzo allererst genese, ausgebrochen, so sind auch meine wenige Waaren, womit meine Depensen pflege gut zu machen, durchs Salzwasser verdorben, und durch diesen selben Liqueur (welches mich alleine zu Herzen geht) das gröste Theil von meinen Mascptis Tartaricis et Persicis, als ein ungeleimtes persianisches Papier, zu Pap und Brey vergangen, die ich anders in ein Werk sub Titulo: Hodeopericum Russo - Tartarico - Persicum zu digeriren, als ein erster Theil meiner asiatischen Reisen, mir, wie wohl an keinen nie geoffenbart, so fest vorgenommen hatte, wovon ich jetzo fast ganz destitut und unvermögend geworden. Meinen Phoenicem Persicum, wovon dem Hrn. Bruder den ersten Bogen übersandt, habe keine Zeit gehabt abzuschreiben, mus bis zu meiner persönlichen Ueberkunft nachbleiben. Nach herzlichster Begrüssung meiner Gebrüder, Fr. Mutter und Schwestern verbleibe
Nagasacki in Japan 1688.
Mhhln Bruders schuldigster Diener Engelbert Kæmpffer.

Diese Jahrszahl 1688 ist offenbar falsch, wie die bisher von mir mit zuverläßigster Genauigkeit angegebne chronologische Data von der kämpferischen Reise deutlich beweisen. Vielleicht hatte Kämpfer das Datum unter diesem Briefe vergessen und da sezte eine andre Hand aus Conjektur das Jahr 1688 hin, vermuthlich eben diejenige, welche auch in der einen meiner Handschriften 1690 in 88 verwandelte. (S. dieses Werk p. 4 in der Anmerkung) Das noch vorhandne Stambuch beweist es deutlich, daß Kämpfer nicht vor 1690 nach Japan kam, und dieser Brief mus also zwischen 90=92 geschrieben seyn.
Wie vortreflich Kämpfer seinen zweyjährigen Aufenthalt in Japan genuzt habe, davon darf ich nichts sagen. Das Werk, das ich hier dem Leser vorlege, ist der redendste Beweis. Ich begnüge mich den Leser nur an einen Umstand zu erinnern, der Kämpfers Verdienst noch ungemein erhöht. In einem Lande, wo jeder Fremde ein Gefangner ist; wo die Regierung mit der eifersüchtigsten Wachsamkeit alle Schritte und Handlungen der Ausländer beobachtet; wo den Unterthanen der Umgang und die Verbindung mit diesen bey härtester Strafe untersagt sind; - in einem solchen Lande noch eine so volständige und genaue Beschreibung desselben verfertigen: - gewis dazu gehört ein Grad von Wisgebierde, ein Talent des Spähens und Forschens, die man nur bey den seltenenn Menschen findet, die dazu gebohren wurden, die Kentnisse des menschlichen Geschlechts von sich selbst zu erweitern.
Das fünfte Buch dieses Werks enthält Kämpfers innere Reisen in Japan. Er verlies das östlichste Reich von Asien am 31sten October 1692, und am Ende des Jenners 1693 finde ich ihn schon in Batavia. Er verweilte hier nicht lange, sondern trat bald die Rükreise nach Europa auf dem gewöhnlichen Wege der holländischen Schiffe an. Im Junius war er auf dem Vorgebürge der guten Hofnung. Im Anfang des Jahrs 1694 kam er in Holland an, und wurde im folgenden April zu Leyden M. D. Zur Inaugural=Disputation gab er Decadem Obseruationum Exoticarum, als die erste Probe der Schätze, die er den Wissenschaften mitbrachte. Die Beobachtungen, welche Kämpfer hier lieferte, sind hernach insgesamt in seine Amoenitates exoticas eingerükt. Hier ist das Verzeichnis derselben:

1) Agnus Scythicus, siue Fructus Borometz, steht im Fasc. 3. p. 505 der Amoenit.
2) Amarities Maris Caspii, in dem Fasc. 2, p. 253 der Amoenit.
3) Muminahi, sive Mumia nativa Persica in dem Fasc. 3. p. 516 der Amoenit.
4) Torpedo Sinus Persici im Fasc 3. p. 509 der Amoenit.
5) Sanguis Draconis im Fasc. 3. p. 552 der Amoenit.
6) Dracunculus Persarum im Fasc 3. p. 524 der Amoenit.
7) Andrun, morbus regioni Malabaricae endemius & communis; im Fasc. 3. p. 557 Amoenit.
8) Perical, Morbus Malabaricus vernaculus; in Fasc. 3. p. 561 der Amoenit.
9) Curatio Colicae per Acupuncturam, Japonibus usitata, in Fasc. 3. p. 582 der Amoenit.
10) De Moxa, in Fasc. 3. p. 588 der Amoenit.

Kämpfer kehrte nun endlich in seine Vaterstadt zurük, und der damals regierende Graf von der Lippe, Friedrich Adolph, ernante ihn zu seinem Leibmedicus, Dieses Amt und der Ruf von seiner großen Geschiklichkeit erwarb ihm bald eine sehr ausgebreitete Praxis, nicht nach seiner Neigung, wie er in der Vorrede zu den Amoenitatibus versichert, weil die Geschäfte des Arztes und des Hausvaters ihn zu sehr von dem Lieblingsgeschäfte ableiteten, das er seinen reifern Jahren vorbehalten hatte - nemlich der ruhigen Verarbeitung dessen, was er in der Blüthe des Lebens gesamlet hatte.
Um seine Arbeiten, und besonders die ökonomische Verwaltung eines väterlichen Guts, (Steinhoff bey Lieme ohnweit Lemgo) einigermaßen zu erleichtern, verheirathete sich Kämpfer noch im 49sten Jahre mit der Tochter des Churfürstl. Braunschweigisch=Lüneburgischen Hoffaktors, Wilfach zur Stolzenau. Seine Ehe war nicht glüklich. Sehr naif sagt Kämpfers Neffe, er habe in dem Ehestande gefunden, was er vorher auf der Reise zwischen China und Japan erfahren. Der wahrscheinlichsten Vermuthung nach war unser Kämpfer, bey diesen Stürmen, die noch sein Alter bewölkten, nicht der schuldige Theil. Er zeugte noch drey Kinder, die aber noch vor ihm starben. Sein Tod scheint (nach einer Anspielung des Parentators) durch seine unartige Gattin befördert zu seyn. Er erfolgte, nach öftern Anfällen von Colik, in den leztern Jahren, am 2ten November 1716, da er einige Wochen über sein 65stes Jahr gelebt hatte.
Kämpfer hatte auf seinen weiten Reisen nicht nur seine Kentnisse vermehrt, und seinen Verstand gebildet; sondern auch seinem moralischen Charakter die Güte und Ausbildung gegeben, die bey einem Manne von so edler Wißbegierde und gesunder Vernunft allemal erwartet werden können. Schon seine Schriften zeugen den redlichen, ehrlichen und vorzüglich wahrheitsliebenden Mann, dem sein Leben unter Menschen von mancherley Farbe und Denkart eine gefällige Geschwindigkeit gegeben hatte.
Auch die der Leichenpredigt angehängte Biographie versichert, daß Kämpfer sich die algemeine Achtung seiner Landsleute erworben, und daß selbst der Neid seiner habe schonen müssen. Er war, sagt sie, in der Conversation gegen Höhere ehrerbietig, gegen Alle dienstfertig und leutselig, gegen die Dürftigen mitleidig und hülfreich. Sein Haus stand allen Nothleidenden, auch den Armen, Fremden, und Einheimischen immer offen. Auch in der Beobachtung der äußern Religionspflichten bewies er sich als einen guten Christen. Er bediente sich andächtig des Heil. Abendmals, wohnte dem öffentlichen Gottesdienste regelmäßig bey, und ersetzte ihn, wenn er durch Geschäfte oder Krankheit gehindert wurde, durch einen häuslichen. Auch wenn er gesund war, hielt er täglich mit seinem Gesinde Bätstunde.
Als Schriftsteller erscheint Kämpfer ganz vorzüglich in dem vortheilhaftesten Lichte. Sicher ist er einer der besten seiner Zeit, - und einer der ersten in seiner Zunft. Ich glaube hier nicht partheiisch zu seyn, da einer der grösten Kenner von Reisebeschreibungen und der Mann, der vielleicht die meisten Schriftsteller gegeneinander gewogen hat - der Herr von Haller, - unserm Kämpfer keinen Reisebeschreiber vorsetzen wil.
Man mus diese Gattung von Schriftstellern etwas genauer aus eignem kritischen Gebrauch kennen, wenn man Kämpfers Verdienst ganz schätzen wil. Man mus es wissen, mit welch einer Ignoranz manche ihre Reisen (deren Beschreibung sie doch hernach dem Publikum vorlegen) antreten, und dann Kämpfern dagegen halten, der seine Reisen so wohl vorbereitet antrat, und es in Wissenschaften und Sprachen, die auch bey den Gelehrten seiner Zeit selten waren, so weit gebracht hatte. Man mus es wissen, mit wie gutherziger Leichtgläubigkeit sich manche Reisende hintergehen lassen, und welche Sucht andre haben neue Mähren zu erzählen, um ihre Landsleute zum Staunen - über die Dinge, die nicht sind - zu bringen; - um den Mann recht zu verehren, der mit der äußersten Sorgfalt seine Bericht einzog, seine Zeugen wohl abwog, nirgend das Wunderbare, immer das Natürliche suchte. Man kan Kämpfer nicht lesen, ohne sich überzeugt zu fühlen, daß er der gewissenhafteste Freund der Warheit war; und ohne über den scharfen Blik und die Genauigkeit zu erstaunen, mit der er Alles bis ins kleinste Detail (nach seinem eignen Ausdruk) beäugte.
Mit lichtvolster Deutlichkeit stelt Kämpfer seinem Leser alles dar, was er beobachtete, und läst ihn Alles bis auf Kleinigkeiten bemerken. Wenn es auf Untersuchung der Gründe und Ursachen gewisser Dinge ankömt, so zeigt Kämpfer einen großen Scharfsin, der mit einer vorzüglichen starken Dosis von gesunder Vernunft versezt ist. Sehr ost habe ich es bewundert, wie richtig der trefliche Mann von beiden geleitet wurde. Sein lateinischer Styl ist so gut, daß sogar eine Sage entstanden ist, Grävius habe Kämpfers Handschriften ins Lateinische übersezt. Ich weis nicht, woher diese Behauptung entstanden ist; sie thut aber, wie ich gewis glaube, Kämpfern Unrecht, denn es ist nicht wahrscheinlich, daß Kämpfer sich schon 1694, wie er in Holland war, und den Grävius (wie ich aus seinem Stambuche weis) freilich kennen lernte, von ihm seine Amoenitates exoticas (um nur diese zu nennen) habe übersetzen lassen, da er sie erst 18 Jahre nachher herausgab. Noch unwahrscheinlicher aber ist es, daß Kämpfer alle seine Schriften nachher zur Uebersetzung dem Grävius zugeschikt hätte, da auch die Vorrede der Amoenitatum (die er sich doch schwerlich wird haben machen lassen) von gleichem Styl mit dem Werke selbst ist. Kämpfer hat auch auf seinen Reisen schon einen großen Theil seiner Beobachtungen lateinisch niedergeschrieben, und die Falschheit dieser Beschuldigung müste also noch mehr offenbar werden, wenn einmal seine im Museo Britannico befindliche Handschriften bekant gemacht würden.
Sein deutscher Styl - nun freilich, der ist, wie ihn sein Jahrhundert mit sich brachte. Kämpfer hatte den grösten Theil seines Lebens in fremden Ländern zugebracht, und nach seiner Rükkunft nicht Muße genug, seinen deutschen Styl zu bilden, wozu ihm ohnedem gute Muster abgiengen. Präcision und genaue Bestimmung Alles dessen, was der Verfasser sagen wil, fehlt diesem Styl zwar nicht. Aber oft ist er verwickelt, undeutlich, durch lange Zwischensätze verzerrt. Doch der Leser kan schon aus den oben eingerükten Kämpferischen Originalbriefen und den Proben, die ich noch weiter unten geben werde, selbst urtheilen.
Kämpfers Kentnisse beschränkten sich nicht blos auf sein eigentliches Fach, die Medicin, zu der er, wie wir schon gesehn haben, erst in reisen Jahren übergieng; in der er aber doch einen vorzüglichen Grad von Volkommenheit erreichte. Dies beweist nicht nur seine glükliche Praxis - ein oft zweideutiges Kenzeichen - die ihm in Georgien wie in seinem Vaterlande so viel Beifal erwarb; sondern vorzüglich seine wichtige Bereicherungen verschiedner Theile der Medicin, besonders der materia medica. In der Naturgeschichte - ein damals noch wenig bearbeitetes Studium un dür das unsre Akademien noch keine Lehrstühle hatten - half Kämpfer mit die Bahn brechen. Die meisten Beschreibungen in den Amoenitatibus werden noch jetzt nach so vielen Entdeckungen enuerer Zeiten von den Kennern als die besten ihrer Art geschätzt; z. E. die Beschreibung der Palme, der Asae foetidae, des Thees u. s. w. Auch die Naturgeschichte von Japan im ersten Buche dieses Werks und die Beschreibung der vielen japanischen Pflanzen im fünften Fascikel der Amoenitatum ist Beweis von Kämpfers Eifer und ruhmwürdigen Bemühungen für diese Wissenschaft.
Geschichte überhaupt scheint das Fach zu seyn, für das Kämpfer geboren war. Er hatte überwiegende Wahrheitsliebe, unermüdeten Forschgeist, scharfsinniges Urtheil und Geduld. Die letztre dieser Eigenschaften machte ihn fähig, die japanischen Annalen, die mit der ermüdendsten Trockenheit geschrieben und vol der degoutantesten Ungereimtheiten waren, in einer Sprache, die er erst zu erlernen hatte, zu lesen und zu excerpiren. Und welch Verdienst hat nicht Kämpfer um die genauere Entwicklung des politischen Systems von Siam und Japan, auch von Persien im ersten Fascikel der Amoenitatum erworben. Wenn man es weis, mit welcher Gefahr in den orientalischen Reichen statistische Nachrichten gesamlet werden; so wird man kaum begreifen, wie K. alles so genau und volständig habe erfahren können. Man sehe, um ein Beispiel zu nehmen, nur einmal seine Nachricht von den persischen Einkünften in den Amoenit. p. 90.
Wie fähig Kämpfer auch in politischen Geschäften war, beweist das Vertrauen des schwedischen Hofes, (wo damals beide Puffendorfe die Geschäfte leiteten) ihn, einen Fremden, bey einer so wichtigen Gesandschaft zu gebrauchen.
Kämpfers Wisbegierde war nach allen Seiten gerichtet. In Entwickelung der verschiednen religiösen und philosophischen Systeme von Asien bewies er vorzüglich seinen Untersuchungsgeist. Das dritte Buch dieser Geschichte und seine schöne Nachrichten von den Johannischristen im Fasc. 2. p. 435 der Amoenit. zeigen, wie sehr Kämpfer von allem Wissenswürdigen sich genau zu unterrichten bemühte.
In allen seinen Studien wird er besonders durch seine ausgebreitete Sprachkentnis unterstützt. Diese gieng weit über den Kreis der meisten Gelehrten. Kämpfer verstand nicht nur die gelehrten Sprachen, die lateinische und griechische, sondern auch die meisten der europäischen, die französische, portugiesische, holländische, englische, schwedische, polnische, russische, und dann die meisten der asiatischen, die arabische, persische, malayische, mehrere indische, sinesische und japanische. Die gründliche Kentnis, welche sich Kämpfer in letztrer erworben hatte, ist Beweis genug, daß er diese Sprachen nicht blos für einen vorübergehenden Gebrauch, als Reisender; sondern tiefer und als Gelehrter studiert habe.

II.

Ich habe jetzt noch von Kämpfers Schriften besonders zu reden, und mus sie leider! in gedrukte und ungedrukte abtheilen.
Der ruhmwürdige Mann trat seine weiten Reisen mit dem festen Vorsatz an, zu beobachten, Natur und Menschen zu studieren, besonders das Neue, und nicht genug untersuchte sich zum Vorwurf zu wählen, und das Resultat dem Publikum mitzutheilen. Schon in Nangasacki dacht er sich, wie wir oben in seinem eignem Briefe gesehn haben, die Titel seiner künftigen Werke. Der Sturm zwischen Sina und Japan und die salzige See verdarb einen Theil seiner schätzbaren Handschriften, und seine nachher gar zu beschäftigende Praxis zwang ihn, sie fast achtzehn Jahre in seinen Schränken vergraben zu lassen, wo sie schon anfiengen, wie er selbst sagt, von den Motten benagt zu werden, als Kämpfer endlich einige Muße bekam, sie wieder hervorzusuchen. Schon im Alter von sechzig Jahren wolte er doch noch gern seine gelehrten Schätze ordnen und in mehrern Werken bekant machen. Nur als eine Probe und einen Vorschmak - der die Leser nach Mehrern lüstern machen solte - gab er 1712 seine berühmten Amoenitates ein Werk, das wegen der Mannigfaltigkeit des Inhalts und der Gründlichkeit der Behandlung in der That einen ungemein vortheilhaften Begrif von den Kentnissen machen muste, die unser Kämpfer mit nach Europa gebracht hatte. Er hat es in fünf Fasciculos vertheilt. Der erste enthält 16 Relationes de aulae Persicae statu hodierno, welche theils von dem damaligen persischen Schah, vornemlich aber von der ganzen Einrichtung des Ispahanischen Hofes ungemein genaue und unterrichtende Nachrichten geben. Der zweite Fasciculus enthält 14 Relationes et Observationes Historico - Physicas de Rebus Variis. Der bestimte Inhalt ist folgender:

1) In mari Caspio nullae voragines; ejusdem pelagi amarities.
2) Okesra, peninsula Mediae, naturae prodigiis conspicua.
3) Turris cornuta in Regia Persarum urbe Isphahano.
4) Monumenta campi Persepolitani, rupi insculpta, quae vocant Naksji Rustaam i. e. Simulacra Rustanica.
5) Palatii Istachr sive Persepolitani rudera, vulgo Tjiehil menaar dicta.
6) Antiquitatis monumenta in campo Sjubasar novae Persepolis.
7) Sjeich Chodsja Hafes & Sjeich Saadi Sjirasi, illustrium Persiae Poetarum, Sepulturae.
8) Oenopoeia Sjirasensis.
9) Memorabilia Montis Benna, in Pesidis Provincia Laar.
10) Rudera Diluvii Mosaici in Persia.
11) Sabii, s. Christiani S. Johannis Baptistae circa Tigridem & fines Persiae.
12) Investigatio Innocentiae per Crocodilos & Ignem, apud Gentiles Orientes hodie usitata.
13) Chartopoeia Japonica.
14) Regnum Japoniae optima ratione, ab egressu civium & exterarum gentium ingressu & communione clausum.

Der dritte Fascikel enthält Observationes Physico - Medicas curiosas, nemlich:

1) Agnus scythicus seu fructus Borometz.
2) Torpedo sinus Persici.
3) Muminahi sive Mumia nativa Persica.
4) Dracunculus Persarum in littore sinus Persici.
5) Historia Asae foetidae.
6) Djierenang sive sanguis Draconis ex fructibus palmae coniferae spinosae elicitus,
7) Andrum, sive Hydrocele regioni Malabaricae endemia.
8) Perical sive Hypersarcosis ulcerosa pedum, Malabaricae genti vernacula.
9) Tripudia Serpentum in India Orientali.
10) Gemina Indorum antidota.
11) Curatio colicae per acupuncturam.
12) Mora, polychresta cauteriorum materia.
13) Theae Japonensis historia.
14) Ambra vindicata.
15) Inebriantia Persarum & Indorum pharmaca.
16) Ligaturae magicae Macassarorum.

Der vierte Fasciculus enthält blos Relationes botanico - historicas de Palma dactylifera in Perside crescente; und der fünfte Catalogum plantarum Japonicarum.

Kämpfer hat diesem Werke auch Abbildungen der Pflanzen und anderer Gegenstände beigefügt, die er selbst mit großem Fleis und Genauigkeit verfertigt hatte, die aber durch die Schuld seiner ungeschikten Kupferstecher sehr schlecht, und oft fast ganz unkenbar, gestochen sind. Er klagt selbst in der Vorrede darüber: Chalcographi rudes, sagt er, & morosi ingenii imagines mea manu accurate & ad typum sed diversa magnitudine delineatas, dum in decentem formani ex majori vel minori reducere debebant, ita deformarunt, vt nisi ad illustrandas res omnino essent necessariae, eas, velut libri dedecus repudiarem.
Den leztern Beinamen verdienen die meisten dieser Kupferstiche allerdings. Die Kämpferischen Originalzeichnungen befinden sich noch im Museo Britannico, und ich bin überzeugt, daß viele Gelehrte und besonders die Kenner der Naturgeschichte meinem Wunsche beitreten werden, daß die Verlagshandlung diese Zeichnungen (die durch die wilfährige Vermittelung der gelehrten und ruhmwürdigen Aufseher des Musei Britannici zu diesem Zwek gewis zu erhalten wären) von neuen durch geschikte Känstler stechen ließe, und sie einer neuen Ausgabe der Amoenitatum beifügte. Gewis verdiente es ein so nuzbares und vortrefliches Werk auf diese Art noch einmal in Umlauf gebracht zu werden, und es würde an äußerer Schönheit wie an Brauchbarkeit sehr gewinnen.
Kämpfer schikt es indes - so vorzüglich es auch schon ist - nur als einen Vorläufer in die gelehrte Welt, die er, so wie besonders auch die Buchhändler, auf seine andern noch größern Werke dadurch aufmerksam machen wolte. Folgende deroselben nante er in der Vorrede bestimt, und bot sie den Verlegern an.

1) Japoniam nostri temporis, das er in Quart mit etwa 40 Kupferstichen in deutscher Sprache herausgeben wolte. Das Journal des Sçavans wünschte bald nachher, (Tom. 55, p. 471) daß Kämpfer dies Werk in lateinischer Sprache herausgeben möchte, damit es die Gelehrten aller Nationen von Europa lesen könten.

Herbarii Trans - Gangetici Specimen in Folio, in lateinischer Sprache mit etwa fünfhundert Kupferstichen. Doch wolte er, ehe er dieses Werk herausgäbe, noch des berühmten Rumph Hortum Ambonensem abwarten, ne, sezt der edelbescheidne Mann hinzu, ab eo acta agam & sylvis inducere ligna videar.

Hodoeporicum tripartitum in Folio. Diesem Werke wolte Kämpfer soviel Kupfer beifügen, als nur irgend der Verleger zu wagen Muth hätte. Er überlies es auch dessen Belieben, ob es in lateinischer, deutscher oder holländischer Sprache erscheinen solte? Aus diesem Werke waren die meisten der in den Amoenitatibus gelieferten Proben entlehnt, doch versichert Kämpfer ausdrüklich, daß das Hauptwerk dadurch gar nicht arm gemacht sey. Es geschehe diesem nicht, sagt er, quod solet hortis angustioribus, in quibus avulsis paucis flosculis, caules saltem et folia remanent.

Diese Ankündigung so ausnehmend wichtiger Werke muste gewis das Publikum sehr lüstern machen; die Amoenitates lieferten so interessante Proben, fanden algemeinen Beifal und erregten den Wunsch, daß die Hauptwerke auch noch erscheinen möchten; - aber doch wolte sich keiner der Mittelsmänner zeigen, die ost, wie es scheint, ihre Waare weniger kennen, als irgend eine Art von Kaufleuten, oft aber auch zu partheiisch von den Gelehrten getadelt werden, wenn sie ihre Kapitalien nicht so gern auf Werke, die zwar Jahrhunderte überleben, aber auch erst in Jahrhunderten mit Vortheil verkauft werden, wenden wollen, als auf pieces du jour, die in einigen Messen abgehen und dan - ohne Schaden des Verlegers - vergessen werden. - Die Größe der angebotnen Werke und die Menge der Kupfer schrekte wahrscheinlich ab, und Kämpfer fand in den vier Jahren, die er noch nach Erscheinung der Amoenitatum lebte, keinen Verleger.
Seine Handschriften blieben also in den Händen seiner Erben, unter denen sein Bruderssohn Johann Herman Kämpfer M. D. war. Dieser, scheint es, hatte den Gedanken, die Werke seines Oheims nicht vermodern zu lassen; wenigstens hat er die Geschichte und Beschreibung von Japan ganz zum Druk abgeschrieben, auch mit einer Zuschrift an den König von Großbritannien Georg II und dessen Kronprinz begleitet. Was ihn hinderte, seine Absicht wirklich auszuführen, weis ich nicht; wahrscheinlich aber war der Hauptgrund auch bei ihm, daß ein Verleger fehlte.
In England lebte damals Sir Hans Sloane, ein Mann, den seine Natural History of Jamaica vielleicht nicht so berühmt gemacht hat, als seine ausnehmende Wisbegierde und seine Neigung, alle merkwürdige Produkte der Natur und Kunst und besonders auch wichtige ungedrukte Handschriften zu sammeln. Er hatte sich auf den westindischen Eylanden ein Vermögen erworben, das ihn fähig machte, seine Neigung zu befriedigen. Bei einer sehr ausgebreiteten Correspondenz entgieng seiner Aufmerksamkeit nicht leicht ein derselben würdiger Gegenstand, und so hatte Kämpfer auch nicht umsonst für ihn seiner Handschriften in der Vorrede der Amoenitatum erwähnt. Er trug dem Königl. Großbrittannischen Leibmedicus, D. Steigerthal, bei einer Reise nach Hannover auf, sich in dem benachbarten Lemgo nach den Kämpferschen Handschriften zu erkundigen. Kaum hatte er die angenehme Nachricht erhalten, daß Kämpfers gelehrte Nachlassenschaft zu haben wäre, so kaufte er alle (wie er glaubte) noch übrige Papiere und Zeichnungen desselben für eine beträchtliche Summe Geldes an sich.
Sloane wolte sie zwar nicht in seiner litterärischen Schazkammer vergraben; er ermunterte vielmehr einen gelehrten Schweitzer, Johann Caspar Scheuchzer, der in London als Arzt und Mitglied der Königl. Societät der Wissenschaften lebte, die Kämpferschen Handschriften nach und nach, freilich nicht in der Originalsprache, sondern in einer englischen Uebersetzung bekant zu machen. Man fieng mit der Geschichte von Japan an, die 1727 erschien, und der bald nachher eine französische von Des=Maizeaux folgte.
Nach Kämpfers eignen oder nach den japanischen Zeichnungen, die K. mitgebracht hatte, fügte Scheuchzer seiner Uebersetzung 45 Kupfertafeln bey, die auch zu der französischen nachgestochen wurden. Man muß gestehn, daß Sloane seinen Mann sehr gut ausgewählt hatte, dem er die Bekantmachung des Kämpferischen Werks übertrug. Scheuchzer gieng ganz in die Materie desselben ein, und seine Introduction ist eine vortrefliche Abhandlung. Sie enthält eine fast ganz volständige Litteratur der Geschichte und Geographie von Japan, zu der Scheuchzer fast alle Hülfsmittel in Sloane's reichen Bibliothek vorfand. Die Uebersetzung war, wie Scheuchzer selbst gesteht, nicht leicht, da er nicht in seiner Muttersprache übersezte, und da sein Original wirklich oft sehr dunkel, verwickelt, eine Idee in die andre schraubend ist. Doch hat der gelehrte Schweizer - soviel ich nach meinen Handschriften urtheilen kan - diese Schwierigkeiten meistens sehr gut überwunden, und des Verf. Ein wohl getroffen; nur zuweilen verleitet ihn seine Absicht, Alles recht deutlich un klar zu machen, daß er mehr paraphrasirt als übersezt, Kämpfers Ideen zu sehr amplificirt, eigne Bestimmungen hinzusezt u. s. w. Die französische Uebersetzung ist, so weit ich sie verglichen habe, eine recht gute Kopie der englischen. Doch der Leser sol selbst nachher aus Proben von beiden urtheilen.
Kämpfers Werk fand gleich anfangs bey seiner Erscheinung in England, Frankreich, Holland und überal ungemeinen Beifal. Man erkante es für eines der gründlichsten, genauesten und richtigsten seiner Art. Die Neuheit der Materie und die große Armuth an Nachrichten über Japan gab ihm noch mehr Reize. Diese Achtung hat sich immer erhalten, und die grösten Gelehrten haben es fleißig gebraucht. Ich wil nur einen nennen, der seine Belesenheit in den Reisebeschreibungen so treflich genüzt hat, Montesquieu. Man findet in seinem unsterblichen Werke den Namen des Lemgoer Gelehrten sehr oft, - eine Auktorität, die ihm Ehre bringt.
Der bekante Jesuit Charlevoix, der bald, nachdem Kämpfers Werk erschienen war, eine Histoire & Description generale du Japon schrieb, und der, weil K. von dem Betragen seiner Ordensbrüder und Glaubensgenossen in Japan kein günstiges Zeugnis ablegte, ihm sehr ungeneigt ist, und beständig darauf ausgeht, Fehler bei ihm zu finden, - dieser Charlevoix gesteht doch, daß Kämpfers Werk sehr viele merkwürdige Nachrichten und Untersuchungen über den Ursprung der Japaner, die Beschaffenheit des Landes und die politische Verfassung desselben enthalte. Die Religionssysteme, sezt er hinzu, habe niemand besser als K. entwickelt, und sein Werk liefre sehr interessante Beschreibungen, eine sehr genaue Naturgeschichte und geographische Beschreibung dieser Inseln. Doch sagt er, sey es noch nicht volständig genug, und enthalte beinahe Alles, was in den vorhergehenden Werken über Japan fehle, aber nicht alles dasjenige, was man in diesen finde. Ein Tadel, der beinahe in ein Lob verwandelt werden könte, wenigstens bei Kennern der Geschichte dem Werke keinen Abbruch thun würde. Er ist aber auch im Ganzen nicht einmal gegründet, weil Kämpfer gewis sehr oft seine Vorgänger berichtigt, ob er sie gleich nicht allemal nent, und weitläuftig widerlegt.
Ein so wichtiges Werk ihres Landsmanns konten indes die Deutschen immer nur in fremder Sprache lesen, und wie es schien, war das Original desselben auf immer unserm Vaterlande entwandt. Zwar hat der deutsche Uebersetzer von Du Halde Beschreibung des Chinesischen Reichs diesem Werke auch eine Uebersetzung der Kämpferischen Beschreibung von Japan angehängt. Aber theils hat diese Arbeit schon das erhebliche Vorurtheil wider sich, daß sie nur die Uebersetzung einer Uebersetzung eines deutschen Originals ist, und also bei weitem uns nicht die Stelle des lezteren ersetzen kan, theils habe ich bei Vergleichung dieser und der englischen Uebersetzung gefunden, daß jene sehr übereilt gearbeitet ist, und sehr oft den Sin des Scheuchzerschen Kämpfers verfehle. Die Ursachen, warum diese Arbeit so schlecht geraten muste, waren ohne Zweifel Buchhändlerische. Der Verleger wolte Kämpfers Werk dem Du Halde anhängen, aber er wolte ihm nicht viel Plaz geben. Er lies es daher, wie der Uebersetzer selbst in der Vorrede sagt, mit äußerster Sparsamkeit enge zusammendrucken. Und vermuthlich gab er auch dem Uebersetzer einen Wink mit dem Gedanken, nach eben der Oekonomie zu verfahren, die er bey den Lettern beobachtete. So wurden nun die Ideen enge zusammengerükt, viele ganz verdrängt, oder doch sehr unkentlich, schief und falsch ausgedrükt; so wurden oft Epitheta, Zwischensätze u. s. w. ausgelassen, und so entstand eine Uebersetzung, die - gegen das wahre Original gehalten - schwerlich diesen Namen verdient.
Immer blieb also noch der Wunsch, das Kämpferische Werk in der deutschen Urschrift zu erhalten, die man nirgend anders als im Museo Britannico vermuthen konte. Sie ist auch wirklich noch daselbst vorhanden, aber nach der Verfassung des Instituts nirgend anders, als im Gebäude desselben zu gebrauchen. Scheuchzer hatte ausdrüklich versichert, daß Sloane alle Kämpferische Handschriften gekauft habe, also konte man freilich nicht leicht den Gedanken haben, daß vielleicht noch in Lemgo das Original der Beschreibung von Japan sich finden möchte. Es war aber wirklich noch in zwei Handschriften vorhanden, die ein halbes Jahrhundert bei der einzigen lezten Erbin unsers Kämpfers, einer Bruderstochter, verborgen lagen. Diese starb im Jahr 1773; die Meiersche Buchhandlung kaufte beide Handschriften an sich, und schikte sie mir nach Berlin, da ich die mir angetragene Herausgabe angenommen hatte. Hr. Oberconsistorialrath Büsching untersuchte mit mir beide Handschriften, und kündigte diese wichtige Entdeckung in seinen vortreflichen: Wöchentlichen Nachrichten, (1773, S. 249) zuerst dem Publikum mit aller der Wärme an, die ihm sein eifer für die historischen Wissenschaften eingeben muste, und bewies, wie nüzlich die Bekantmachung des Kämpferischen Werks nach diesen Original=Handschriften sey.
Diesen Namen darf ich ihnen kühn und mit Wahrheit beilegen. Den Titel der einen habe ich schon oben volständig angegeben. Diese Handschrift ist eine Abschrift des Kämpferischen Neffen, Johann Herman, "nach des Oheims, wie er selbst sagt, überal eignen wahren Handschrift." Die andre Handschrift (die ich um sie zu unterscheiden, die Handschrift des Oheims, so wie die erste Handschrift des Neffen, nenne) hat kein Titelblat, ist aber Kämpfers Originalhandschrift. Nicht nur hat die ehemalige Besitzerin sie immer dafür ausgegeben; sondern die oben eingerükten Briefe aus Gamron und Nagasacki sind noch im Original in Lemgo vorhanden, und da haben mehrere glaubwürdige Manner (von denen ich nur den Verleger dieses Werks Hrn. Rath Helwing nennen wil) auf meine Bitte eine Vergleichung zwischen der Schrift der Briefe und meines Mascpts des Oheims angestelt und mich versichert, daß beide von einerlei Hand gewis geschrieben wären. Einige Worte, die Kämpfer in sein Stambuch und andre Bücher geschrieben hat, ergeben eben dieses. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Kämpfer ein so wichtiges Werk mehr als einmal schrieb, zu dem er manche einzelne Theile schon auf seinen Reisen mehr oder weniger ausgearbeitet hatte; - es kan also auch sehr wohl seyn, daß der Mascpt im Museo Britannico wirklich auch von Kämpfers Hand und vielleicht später und volkomner geschrieben ist. Von meinem Mascpt des Oheims bleibt dies in jedem Fal bewiesen. Man sieht demselben auch schon an, daß es das Werk des Autors, nicht des Kopisten ist. Manche Blätter sind in demselben doppelt, manche fehlen, oft ist drin corrigirt, weggestrichen, zugesezt. Dagegen ist das Mascpt des Neffen ganz rein, ordentlich und für den Druk geschrieben. Beide Handschriften stimmen meistens ganz genau mit einander überein, zuweilen ist ein Wort oder auch wohl eine Periode verschieden. Zuweilen fehlt auch wohl in dem einen, was in dem andern steht. Eben so stimmen sie auch mit der englischen Uebersetzung ziemlich zusammen, wenn ich Scheuchzers schon angeführte öftere Ampflification und Verschiedenheiten in den nominibus propriis abrechne. Nur zuweilen fehlen größre oder kleinre Stellen in der englischen Uebersetzung, die sich in beiden oder der einen meiner Handschriften finden, und umgekehrt.
Um nun das Kämpferische Werk jetzt dem Publikum in der erreichbarsten und möglichsten Volkommenheit zu liefern, habe ich mir bey Herausgabe desselben folgende Gesetze gemacht.
1) Ich sehe die vielleicht früheste und unvolkommenste Originalhandschrift Kämpfers; - die zum Druk fertige getreue Abschrift des Neffen, und die Scheuchzerische Uebersetzung aus einer wahrscheinlich gleichfals eigenhändigen Handschrift des Verfassers als drey Quellen an, denen ich ihren Rang ohngefehr nach der Ordnung, wie ich sie genant habe, bestimmen möchte.
2) Aus diesen drei Quellen zusammengenommen glaubte ich Kämpfers Werk liefern zu müssen. Ich habe also die Handschrift des Oheims zum Grund gelegt, mit ihr, Wort für Wort, die Handschrift des Neffens und mit beiden Saz für Saz die engliche Uebersetzung verglichen.
3) Wenn ich Varianten meiner drei Quellen bekam, habe ich mich für die wahrscheinlichste entschieden und sie in den Text aufgenommen, die andren aber in der Anmerkungen angezeigt. Nun wäre es überflüssig und unnütze Vergrösserung des Werks gewesen, wenn ich dies bei den bloßen Paraphrasen und Ampflificationen der Scheuchzerschen Uebersetzung, die sich fast auf allen Seiten finden, hätte thun wollen. Ich habe also dem Leser nur in einigen Beispielen von denselben einen Begrif gemacht.
4) Kämpfers deutscher Styl ist von der Art, daß ihn in unsern Zeiten niemand mit Vergnügen lesen kan; der Verleger verlangte also, daß ich das Kämpferische Werk lesbar machen und seinen Styl modernisiren möchte. Ein Wort, bey dem der strenge Historiker - der sich an einige Beispiele der Franzosen erinnert - schon übel zu ahnden pflegt. In der That fürchtete ich selbst anfangs die Vorwürfe, die man meinem Kämpfer und mir machen möchte, so sehr, daß ich den Verleger zu bewegen suchte, er möchte das Werk ganz, wie es da wäre, in seiner Ursprache abdrucken lassen. Allein er bewies mir sehr gründlich, daß er das Werk deswegen verlegte, weil er's verkaufen wolle, daß die strengen Historiker ihm wenig Exemplare abnehmen würden, daß sie also kein großes Recht hätten, ihm Vorschriften zu geben, daß ich so modernirsiren könte, daß diese strengen Herrn keinen Grund zu Beschwerden hätten u. s. w. Ich empfand, daß der Verleger am Ende mit großem Recht eine entscheidende Stimme haben müsse, und ich sah am Ende immer mehr ein, daß sein Vorschlag bey weitem der beste sey, um Kämpfers Werk recht nutzbar zu machen. Sein Styl ist in der That an vielen Stellen nicht lesbar, und ein großer Theil des Publikums, das viel Gutes daraus lernen könte, würde das Werk blos deswegen nicht zur Hand nehmen. Und warum könte ich diesen Styl nicht umschaffen, ohne doch irgend eine Kämpferische Idee verlohren gehn zu lassen? Und wenn ich es thäte, was hätten die Gelehrten zu klagen, oder vielmehr warum wolten sie mit meiner Arbeit nicht zufrieden seyn, und Kämpfers Werk, so wie ich es ihnen vorlege, für das wahre Original ansehen?
Ich machte mir also die Regel: Mit strengster Gewissenhaftigkeit und mikrologischer Genauigkeit Kämpfers Sin und Gedanken ganz ungeändert zu lassen, schlechterdings nichts zuzusetzen, nichts abzunehmen; aber auch diese ungeänderten Gedanken so leßbar und in einem so polirten Style zu liefern, als es nur immer ohne Verletzung der historischen Treue geschehn konte.
Wenn ich diese Regel streng beobachtete, so glaubte ich Alles gethan zu haben, um jede Classe von Gelehrten und Liebhabern, die Forderungen der Kritik und die des Jahrhunderts zugleich zu befriedigen.
Ob ich sie beobachtet habe, darüber wil ich meine Leser selbst zu Richtern machen. Ich lege ihnen hier Stellen aus beiden Handschriften und meinem umgearbeiteten Text vor. Ich wähle mehrere Stellen, und versichre, daß es keine ausgesuchte, sondern solche sind, die ich von ohngefähr aufschlage.
Um den Leser zugleich in den Stand zu setzen, die Scheuchzersche Uebersetzung sowohl mit den Kämpferschen Handschriften, als mit meinem Text zu vergleichen, wil ich diese auch beifügen. Hier sind diese Proben.

1)Vorrede des Verfassers.

Handschrift des Oheims.
Teutschland wurde noch von dem Aller=Christl.= und unchristlichstem Feinde beunruhigt, wie die schwedische Gesandschaft, wobey ich mich verhielt, von dem persischen Hoffe ihren Abscheid bekam. Ich befunde es meinem Gemühte erträglicher zu seyn, eine noch fernere Reise, und also die priuat - und freywillige Unruhe anzugehn, als meinem Vatterlande zu nähern, und mich dessen allgemeinem Uebel und gezwungenen Kriegsraisons zu unterwerffen. Nahme Derohalben von unserer Ambassade, (die mihr die Ehre thäte, eine Meile aussert der Residenz zu begleiten) meinen Abscheid mit Vorsatz in Beschauung andrer Länder, Völker und Höffe des fehrnern Asiens noch einige Jahre durchzubringen. Wie ich nun jederzeit gewohnt, keine grosse Wechsel von Hauß zu ziehn, sondern dieselbe aus meinem Schubsacke zu heben, so habe denselben auch diesesmal durchgesucht, und darinn gefunden, womit ich mich bey frömden Völkern reichlich durchgebracht, auch der in Indien angetroffenen Illustren Republick Niederländischer Gesellschaft u. s. w.
Mein Text.
Noch wurde Deutschland von dem allerchristlisten und unchristlichsten Feinde zugleich beunruhigt, als die schwedische Gesandschaft, bey der ich in Diensten stand, am persischen Hofe ihren Abschied bekam. Ich fand es daher rathsamer, noch eine fernere Reise zu unternehmen, und mich freiwilliger Unruhe auszusetzen, als mich meinem Vaterlande zu nähern, und mich seinem algemeinen Uebel und vom Feinde erzwungnen Kriegsbedingungen zu unterwerfen. Ich nahm also von unsrer Gesandschaft, (die mir die Ehre erwies, mich noch eine Meile außerhalb der Stadt zu begleiten) Abschied, mit dem Vorsatz, noch einige Jahre auf die Reise durch die Länder des entferntern Asiens und die Kentnis noch mehrerer Völker und Höfe zu wenden. Und so wie ich nun immer gewohnt war, keine große Wechsel aus meinem Vaterlande zu ziehn, sondern sie meistens in meinem eignen Schubsak suchen muste, so muste ich mich auch jetzt nur zu diesem wenden, und fand darin auch reichlich dasjenige, womit ich bey fremden Nationen untrehalten, und jetzt auch u. s. w.
Handschrift des Neffen.
Teutschland wurde noch von dem Allerchrist= und Unchristlichsten Feinde beunruhiget, wie die Suedische Gesandschaft, wobey ich mich verhielte, von dem Persischen Hoffe ihren Abscheid bekam. Ich befunde es meinem Gemüthe erträglicher zu seyn eine noch ferner Reise und also die priuat und freywillige Unruhe anzugehen, als meinem Vaterlande zu nähern und mich dessen allgemeinem Uebel und angezwungnen Kriegsraisons zu unterwerffen. Nahme Derohalben von unsrer Ambassade (die mir die Ehre thäte, eine Meile außer der Residence zu begleiten) meinen Abscheid, mit Vorsatz in Beschauung anderer Länder, Völker und Höffe des fernern Asiens noch einige Jahre durchzubringen, wie ich nun jederzeit gewohnt, keine greße Wechsel von Hause zu ziehn, so habe denselben auch diesesmahl durchgesucht und darin gefunden, womit ich mich bey frembden Völkern reichlich durchgebracht, auch der in Indien angetroffenen Illustren Republick Niederländischer Gesellschaft u. s. w.
Scheuchzerischer Text.
Germany wat as yet engaged in war with the Ottoman Porte and the most Christian King when the Swedish Embassy, which I had the honour to attend as Secretary was dismissd by the Persian Court. It agreed best with my Inclination to undertake a farther Journey and I chose rather to lead the restless and troublesome life of a Traveller, than by coming home to subject myself to a share in that train of calamities my native Country was then involved in. Therefore I took my leave of the Ambassador and his retinur (who did me the honour to attend me a mile out of Ispahan) with a firm resolution to spend some zears longer in seeing other Eastern Courts, Countries and Nations I was never used to receive large supplies of money from home; T was by my own industry I had till then supported myself, and the very same means maintain'd me afterwards, as long as I staid abroad, and enabled me to serve the Dutch East India Company &c.
2) Aus dem sechsten Kapitel des ersten Buchs.
Handschrift des Oheims.
Es wird unsere Meynung bekräfftiget durch das Gewicht der beiderseits verschiedenen Religionen, den so die Japaner von den Sinesen ausgegangen, wurden sie derselben geistliche Lehre und Gottesdienst mit ihnen in das ohnbewohnte neue Land mitgebracht und auf ihre Nachkommen fortgepflanzt haben. Nun befindet man aber, daß die vätterliche Religion der Japaner (die sie Sinto und ihre Götzen Came nennen) diesem Reiche allein eigen seye, also u. s. w.
Mein Text, pag. 101.
Die so verschiedne Religion beider Nationen giebt unsrer Meinung noch ein sehr großes Gewicht. Wären die Japaner von den Sinesen ausgegangen, so würden sie ohne Zweifel die Religions ehren und den Götzendienst der letztren mit sich in das neue, unbewohnte Land überbracht, und auf ihre Nachkommen fortgepflanzt haben. Nun ist es aber außer allen Zweifel gesetzt, daß die väterliche alte Religion der Japaner (die sie Sinto und die Götzen Came nennen) ihnen allein eigen sey, und daß u. s. w.
Handschrift des Neffen.
Es wird unsre Meynung bekräftiget durch das Gewicht der beiderseits verschiedenen Religionen denn so die Japaner von den Sinesen ausgegangen wurden sie derselben geistliche Lehre und Gotterdienst mit ihnen in das ohnbewohnte neue Land mitgebracht und auf ihre Nachkommen fortgepflanzt haben. Nun befindet man aber ausser allen Zweifel, daß die väterliche Religion der Japaner (die sie Sinto so wie ihre Götzen Came nennen) u. s. w.
Scheuchzerischer Text, pas. 85.
Another argument against the descent of the Japanese from the Chinese I could draw from the difference of the religion of both nations. If the Japanese were a colony of the Chinese, they would have doubtless brought over from thence into the uninhabited Islands of Japan the Religion and Worship of their ancestors and propagated the same upon their posterity. But this appears quite otherwise. The old and probably original religion of the Japanese &c.
3) Aus dem achten Kapitel des ersten Buchs.
Handschrift des Oheims.
Es rühmt sich dieses Reich eines gesunden Climats. Die Lufft aber ist sehr ungestüem, durchgehends kalt und des Winters mit vielem schnee beladen, doch in den Hundestagen unerträglich heiß. Der Himmel erzeiget sich das ganze Jahr durch mildreich in Bewässerung des Landes, sonderlich in den Monden Junius und Julius, die bey ihnen dannenhero Satsuki, d. i. Wassermonden genannt werden, doch helt der Regen nicht so continuirlich noch precis auf besagte Zeiten, daß man es einer Indischen Saison vergleichen möchte, u. s. w.
Mein Text, pag. 118.
Es rühmt sich dieses Reich eines gesunden Climats. Die Luft aber ist sehr ungestüm, durchgehends kalt und des Winters mit vielem Schnee beladen, allein doch in den Hundstagen unerträglich heiß. Der Himmel ist das ganze Jahr durch mildreich in Bewässerung des Landes, besonders in den Monaten Junius und Julius, welche bey ihnen deswegen Satsuki, d. i. Wassermonden genant werden. Doch fält der Regen nicht so anhaltend noch so genau auf besagte Zeiten, daß ich es einer irdischen Witterung u. s. w.
Handschrift des Neffen.
Es rühmt sich dieses Reich eines gesunden Climats. Die Luft aber ist sehr ungestühm, durchgehends kalt und des Winters mit vielem Schnee beladen, doch in den Hundestagen unerträglich heiß. Der Himmel erzeiget sich das ganze Jahr durch mildreich in Bewässerung des Landes, sonderlich in den Monden Junius und Julius, die bey ihnen dannenhero Satsucki d. i. Wassermonden genannt werden. Doch hält der Regen nicht so continuirlich und precis u. s. w.
Scheuchzerischer Text, pag. 102.
Japan boasts of a happy and healthful Climate. The Air is very inconstant and subject to frequent changes, in the Winter loaded with snow, and liable to sharp Frosts, in the Summer on the contrary, particulary during the Dog-days, intolerably hot. It rains frequently throghout the whole year, but with the greatest profusion in the Months of June and July, which are for this reason called Satsuki, that is Watermonths &c.
4) Aus dem ersten Kapitel des dritten Buchs.
Handschrift des Oheims.
Wie unter allen asiatischen Völkern und Heiden, also ist unter diesem Volke die Freyheit des Glaubens, so lang er der weltlichen Regierung nicht schädlich fället, jederzeit zugelassen worden. Wannenhero ausser der einheimischen und in diesem Lande entsprossenen Religion noch verschiedene andre streitige Religionen alhier platz genommen haben. Man hat derselben in unserm Seculo vier gezählt, die an Vielheit der Nachfolger eine der andern zu Zeiten die Wage gehalten; als Sinto, das ist, der Weg einheimischer Götzen, u. s. w.
Mein Text, pag. 251.
Die Freiheit der Religion und des Glaubens ist unter allen heidnischen Völkern Asiens zu allen Zeiten völlig frey und unbeschränkt gewesen; so lange diese Freiheit nur nicht irgend nachtheilige Folgen für dem Staat befürchten lies. So auch in Japan. Daher ist es verschiednen fremden Religionen sehr leicht geworden, sich neben der von den ältesten Zeiten her herschenden und (wie die Japaner behaupten) hier entsprossenen Religion einzudringen und in dem Reiche auszubreiten. Man hat in unserm Jahrhundert besonders vier Hauptreligionspartheien u. s. w.
Handschrift des Neffen.
Wie unter allen aisatischen Heiden, also ist unter diesem Volke die Freyheit des Glaubens, so lange Er dem weltlichen Regiment nicht schädlich und nachtheilig fället, jederzeit zugelassen worden. Wannenhero ausser der einheimischen und in diesem Lande entsprossenen Religion, noch verschiedene andre streitige Religionen alhier Platz genommen haben. Man hat derselben in unserm Seculo 4 gezehlet, die an Vielheit der Nachfolger eine der andern zu Zeiten die Wage gehalten.
Scheuchzerischer Text, pag. 203.
Liberty of Conscience, so far as it doth not interfere with the Interest of the secular Government or affect the peace and tranquillity of the Empire, hath been at all times allowed in Japan, as it is in most other countries of Asia. Hence it is that foreign religions were introduc'd with case and propagated with success to the great prejudice of that, which was establishd in the country from remotest antiquity &c.
Diese Proben werden hinreichen dem Leser von meiner Manier in der Umarbeitung der Kämpferischen Handschriften Begrif zu geben. Soviel wie möglich habe ich mich auf die Worte meines Verfassers nicht verlassen, - und nie, schmeichle ich mir, bin ich seinem Sin (wie er sich nemlich aus allen drey Quellen ergab) untreu geworden.
Um auch noch von der französischen Uebersetzung Proben zu geben, wil ich die beiden zuletzt angeführten Stellen auch in dieser hersetzen:
1) Aus Buch 1, Kap. 8.
Les Japonois se vantent de vivre sous un clima heureux & agréable. Le tems y est neanmoins fort inconstant & sujet à des frequens changemens; l'hiver l'air est chargé de neige & produit de grandes gelées; l'êté au contraire, surtout durant le Jours caniculaires, il est d'une chaleur insupportable. Il pleut souvent pendant toute l'année, mais d'une maniere extraordinaire aux mois de Juin & de Juillet, qu'on appelle pour cette raison Satsuki ou les Mois de l'Eau. Cependant il s'en faut bien, que la saison des pluyes, n'ait au Japon cette regularité qu'on remarque dans les Contrées plus chaudes des Indes Orientales &c.
2) Aus Buch 3, Kap. 1.
La Liberté de Conscience entant qu'elle ne deroge point aux interets du Gouvernement civil & ne trouble pas la paix & la tranquillité de l'Etat, a toujours été accordé dans le Japon, aussi bien que dans la plupart des autres Contrées de l'Asie. De là vient, que les Religions etrangers s'y sont introduites avec tant de facilite, & y ont fait de si grands progrés au préjudice de l'ancienne religion, etablie dans le pays du temps immemorial. Depuis un siecle il y a eu quatre Religions principales, & qui se sont distinguées pas le nombre &c. &c.
Soviel von der Litterärgeschichte der Geschichte und Beschreibung von Japan und meiner Art der Umarbeitung. Den Plan des Werks und meiner Zusätze gebe ich noch unten an, wenn ich noch vorher von dem Schiksal der übrigen Kämpferischen Handschriften geredet habe.
Dieses war nicht so günstig wie das der japanischen Geschichte. Diese so wichtige und mit so vielem Fleis, Mühe und Gefahr gesamlete Mascpte liegen nun schon seit sechzig Jahren unter so vielen andern Schätzen des Musei Britannici verborgen. Zwar hat Jöcher schon vor geraumer Zeit unter den gedrukten Werken Kämpfers, eine Beschreibung seiner Reisen nach Moskau, Persien und Ostindien nebst der Rükreise von Batavia nach Amsterdam angeführt, die gleichfals J. E. Scheuchzer ins Englische zu übersetzen angefangen, und Cromwell Mortimer nach jenes Tode fortgesezt haben sol. Er giebt auch sehr zuversichtlich das Jahr 1731 an, da sie in London erschienen wären. Diese Nachricht haben nachher mehrere Litteratoren Jöchern auf Treu und Glauben wörtlich nachgeschrieben; Jöcher selbst aber hatte sie wahrscheinlich aus Niceron, dessen Werk ich jetzt nicht zur Hand habe und vergleichen kan. Der grösten Wahrscheinlichkeit nach aber ist dieses wichtige Kämpferische Werk nie erschienen. Nirgend habe ich eine Spur von seiner Existenz - und schon lange such ich auf allen Straßen, wo diese Spur sich finden könte - gefunden, die nicht, wie gesagt, mich ganz sichtbar immer zu Jöchern zurükgebracht hätte. In keinem Journal, deutschen und ausländischen, aus der angegebnen Periode, finde ich dieses Werks gedacht, und in litterarischen Werken habe ich nie eine Erwähnung gelesen, die bewiese, daß jemand das Buch vor Augen gehabt hätte. Vielmehr reden alle Gelehrte - die Kämpfern etwas mehr als von Hörensagen kennen, immer von seiner Reisebeschreibung als von einem ungedrukten Werke. Ich wil nur einen der ersten anführen, Hr. O. C. R. Büsching, der (S. wöchentl. Nachrichten 1773, p. 239) gleich anfangs, wie er die Nachricht erhielt, daß noch Kämpferische Handschriften vorhanden wären, wünschte: die wichtige Reisebeschreibung möchte unter denselben seyn. Und sicher würde ein Mann, der die Litteratur seines Fachs so gut kent, es wissen, daß dies Werk schon gedrukt wäre.
Auch Hr. Planta führt unter den noch ungedrukten Handschriften Kämpfers diese Reisebeschreibung an.
Ich glaube also mit gröster Wahrscheinlichkeit zu vermuthen, daß diese Reisebeschreibung noch bis jezt nicht gedrukt sey, auch, meine ich, die Quellen entdekt zu haben, aus der diese falsche Sage abgeflossen seyn mag. Sloane wolte die Kämpferische Reisebescheibung gleichfals bekant machen und durch Scheuchzer übersetzen lassen. Dieser mus auch wirklich die Arbeit angefangen haben und ein Cromwell Mortimer hat sie nach seinem Tode fortgesezt. Dieses wird im Journal des Sçavans, Anneé 1730 Novembre, p. 418 angezeigt und zugleich gemeldet, daß das Werk auf Subscription in zwei Foliobänden mit 50 Kupferstichen im nächsten Winter erscheinen werde. Wahrscheinlich haben Jöcher oder Niceron und andre Litteratoren diese Anzeige vor Augen gehabt, und aus ihr etwas zu voreilig die wirkliche Herausgabe der Kämpferischen Reisebeschreibung gefolgert. Das Jahr 1731 trift so genau zu, daß ich diese Vermuthung für die beste Erklärung eines so falschen Gerüchts halten mus. Nichts könte mir angenehmer seyn, als der Beweis, daß meine Vermuthung falsch und Kämpfers Reisebeschreibung in einer Scheuchzerschen und Mortimerischen Uebersetzung vorhanden sey. Die wichtigsten bisher noch ungenuzten Bereicherungen für die Geographie und Geschichte fast aller asiatischen Länder wären sicher von diesem Werke zu erwarten.
Außer dieser wahrscheinlich falschen Sage von noch einem gedrukten Kämpferischen Werke hatte man bisher von allen hinterlassenen Handschriften des ruhmwürdigen Mannes nur einen dunkeln Begrif, und die einzige zuverläßige Nachricht war seine eigne schon oben angeführte in der Vorrede zu den Amoenitatibus. Um doch wenigstens die Titul von diesen Handschriften zu wissen, wandte ich mich an Hrn Planta, Aufseher des Musei Britannici in London, und fand an ihm einen eifrigen Freund der Litteratur, der mit der wilfährigsten Gefälligkeit mir ein Verzeichnis der Kämpferischen Manuscripte mittheilte, die noch jezt in der eichen brittischen Samlung aufbehalten werden. Ich communicirte dieses Verzeichnis (wie ich es erhielt) seinem wichtigsten Theile nach Hrn O. C. R. Büsching, der es dann (wöchentl. Nachrichten 1775, p. 113 und f.) dem gelehrten Publikum bekant machte. Hr. Prof. Lichtenberg, der sich damals in London aufhielt, war so gütig, mir noch einige Zusätze zu schicken, und nach ihnen kan ich also hier folgendes Verzeichnis aller Kämpferischen im Museo Britannico befindlichen Handschriften vorlegen.
1) Die Originalhandschrift der Amoenitatum exoticarum in einem Foliobande. Hr. Büsching hat schon ganz richtig vermuthet, daß hier vielleicht noch mehr als in den fünf gedrukten Fascikeln und besonders der sechste vorhanden seyn möchte, den Kämpfer wegen der dazu gehörenden Zeichnungen, für die er keinen guten Kupferstecher hatte, nicht mittheilen konte.
2) Persiae Descriptio auf groß persische Papier in einem Foliobande.
3) Ein großer Folioband enthält folgende Stücke, von Kämpfer geschrieben:
a) Iter Regis Abbas ad Korasani Mesced cum distantiis Iocorum.
b) Apographon Litterarum Joannis Melman de rebus Tartarorum.
c) Excerpta ex Itinere Jenkinsonii.
d) Relationes variae de rebus Tartarorum.
e) Excerpta ex Diario Autoris Oct. 18. 1683 circe Fossam Scyticam.
f) Res Moscoviticae.
g) Observata varia miscellanea de rebus Persicis.
h) De hortis in et circa Ispahanum.
i) Memoria inquirendorum in Persia simplicium.
k) Diarium Itineris ad Okesram, Mediae Peninsulam, suscepti 1684.
Eine leicht anzustellende Vergleichung müste zeigen, ob dieses Tagebuch noch von der Relatione 2 de Okesra, penincula Mediae im Fasc. 2 der Amoenit. exot. p. 262 &c. verschieden sey?
l) Monumenta Campi Persepolitani.
Auch dieser Aufsaz müste mit der Relat. 4 im Fasc. 2 der Amoenit. die eben den Titel führt, verglichen werden.
m) Collectanea de Palme.
Diese sind ohne Zweifel nun schon im vierten Fascikel der Amoenit. von Kämpfern selbst völlig verarbeitet.
4) Iter Autoris ex Persia in India susceptum An. 1688.
Excerpta ex Abrahami Rogerii verborgen Heydenthom.
Notitiae Malabaricae.
Excerpta ex Lit. D. Jageri Batav: 1687, 25 Nov. - de Rebus Indicis.
Excerpta ex Lit. Ejusd. ad G. E. Rumphium.
Instructions de la Compagnie des Indes Orientales au Gouverneur General & au Conseil de Batavia.
Alphabeta & Notitiae Siamicae.
Plantae in Insula Edamo repertae.
Plantae ad Ostium Siamense repertae.
Plantae Horti Dni. Directoris Generalis & aliorum.
Excerpta ex diario Firandi in Japonia annis 1633 & 1639.
Diese Excerpte sind ohne Zweifel aus den Reisejournals der holländischen Gesandten gemacht, und wären vorzüglich wichtig, weil gerade in die angezeigten Jahre die interessante Periode der Vertreibung der Portugiesen und Ausrottung des Christenthums und Einrichtung des jetzigen holländischen Handels in Japan fält.
De Moxa
Dieser Aufsaz ist wiederum vermuthlich schon in dem Fasc. 3 der Amoenit. p. 589 sc. gedrukt.
Excerpta ex Epistolis Japonicis.
Miscellanea de rebus Japonicis.
Vor diesem Bande befindet sich eine Abbildung der wunderbaren Moskowitischen Hand.
5) Iter ad Bugum provinciae Laar in Junio 1686, una cum excursu ad pagum Meiman & reditu ad urbem Gamron.
Excursus ad Disguum, Majo 1688.
6) Excursus Ispahano ad Thermas Regis Abassi Junio 1684.
Sultani Ekberts in Ispahanum introitus Januar 1688.
Excerpta ex diario Annorum 1684, 85, 86.
Iter Ispahano Gamronum, Nov. 1685.
Excerpta ex Diario Joannis Cunaei a Direct. Generali ablegati ad Regem Persiae an. 1651.
Diarium Itineris Huberti de Laires in Persiam 1666.
7) Delineationes Plantarum Japonicarum manu Kaempferi.
Vermuthlich finden sich unter diesen noch mehrere, als schon dem Catalogo plantarum Japonicarum im Fasciculo quinto der Amoenitatum beigefügt sind.
8) Descriptio Plantarum Japonicarum & earundem Characteres Japonici.
Auch diese wäre mit dem eben erwähnten fünften Fascikel der Amoenit. zu vergleichen.
Index in delineationem & descriptionem contextus a J. C. Scheuchzer.
Descriptioni praefixae Icones aliquot Plantarum persicarum.
9) Engelb. Kaempferi Batavia Amstelodamum reditus.
10) Plantarum Persicarum rudis tam delineatio quam descriptio Eng. Kaempferi, Ispahani 1685, auf persischem Papier.
11) Descriptio & Delineatio plantarum Persicarum circa Omrusium & Gamronum, ab eod. Annis 1687, 88. auf persischem Papier.
Descriptio Torpedinis.
Ist wahrscheinlich eben die, welche sich schon in dem Fasc. 3 der Amoenitatum p. 509 &c. befindet.
12) Lexicon Linguae Persicae. Item grammaticae aliquot observationes, manu & studio Eng. Kaempferi. Charta Persica.
13) Notitiae Persicae & Miscellanea varia ad Historiam Persarum naturalem & politicam spectantia.
Plantarum, materialium & compositorum medicinalium catalogus, Arabico - Persico - Turcico - Latinus.
Excerpta ex tractatu Equitis Chardinii de Coronatione Regis Solymanni tertii & ex Ejuds. Itinere Persico.
14) Diarium Itineris Kaempferi Batavia Siamum indeque Japoniam.
Dieses Tagebuch verdiente mit dem ersten und dritten Kapitel des ersten Buchs der Geschichte von Japan, welche eben diese Reise beschreiben, verglichen zu werden.
15) Miscellanea varia ad Siamensium Historiam naturalem & Politicam spectantia.
16) Inscriptio laminae Martis a collo gestatae ab Arabe penes Abicheora.
Miscellanea Persicae Historiae Politicae & Naturalis.
Iter Engelberti Kaempferi Astracano per Mare Caspium in Persiam cum Relatione rerum Ispahani transactarum.
Iter Ejusd. ad Aulam Moscoviticam indeque Astracanum. Ao. 1683.
17) Several Mss. Writings of Dr. Kaempfer relating to the Persian Language.
18) Drawings of Persian Habits', Animals and Some Towns.
19) Delineatio Moscoae, Oscae, Wolgae Fluminum; It. Maris Caspii Littorum.
20) Original Drawings of Dr. Engelb. Kaempfer Drawn by himself and corrected in his travels through Muscovy, Persia and the Eastindies.
Dieses sind ohne Zweifel die Zeichnungen, welche Kämpfer seiner Reisebeschreibung bestimt hatte.
21) Medicinalia Javanensia, excerpta ex Horto Malabarico, manu Kaempferi.
Dies ist das Verzeichnis, welches Hr. Planta im Merz 1775 die Güte hatte mir mitzutheilen; Hr. Lichtenberg beschenkte mich bald nachher noch mit folgender Nachlese.
22) A chronological Table of the Japanese Emperors.
Ist vermuthlich entweder die Grundlage des zweiten Buchs dieses Werks, oder auch nur das Verzeichnis der japanischen geistlichen Erbkaiser, welches man auf der 61sten Kupfertafel findet.
23) Osaccomonogattarri, d. i. ein Discurs über die Begebenheiten von Osacca Ein japanischer Tractat, den Kämpfer übersezt hat. (Vermuthlich ins Lateinische?) Scheuchzer meldet auch in seiner Introduction p. 48 davon, daß es ein weitläuftiger Bericht sey von den innern Kriegen, welche in Japan nach dem Hintrit des Taikosama, zwischen den Staatsräthen, die diese Monarch bestelt hatte, und dem Ongoschiosama, den er zum Vormund des Fide Jori seines einzigen Sohns und Erbens ernant hatte, ausbrachen, und den Begebenheiten, welche auf dieselben folgten.
24) Extracta ex libello Japonico: Djunre no Feng.
25) The war of Arima, being the extract of a Japanese Traetise Simaboraki, i. e. conflictus simabaricus.
Scheuchzer, der auch dieses Werks erwähnt (s. 1. c.) sagt, daß er Kämpfer ganz übersezt habe. Der Inhalt desselben ist die Rebellion der Christen zu Arima, die sich 37000 an der Zahl in das Schlos an dem Meerbusen von Simabara flüchteten; die Belagerung und Uebergabe dieses Schlosses; die unvergleichbare Niedermetzelung der Belagerten, und die gänzliche Ausrottung der christlichen Religion in Japan. Von gleichen Inhalt ist
26) Of the Rebellion of the Christians at Arima.
27) Collectanea varia de Regno Siam.
28) Journey from Nagasacki to Jedo in 1669.
Wahrscheinlich auch das Reisebuch eines holländischen Gesandtens.
29) Calendarium Japonicum ad annum 1688.
30) Journey to court (vermuthlich auch den japanischen) in 84, 85, 86.
31) Some Remarks relating to the Dutch Commerce.
32) Loci communes containing miscellaneous observations relating to the Empire of Japan.
33) Collectaneorum Japonicorum Lib. 1 & 2, containing many curious remarks and observations relating to the Japanese Empire, extract of Japanese books &c.
34) a Vocabulary' Japanese & high german; the Japanese words being expressed in latin characters.
35) Adversaria, notitiae diversae, Epistolae ab Engelb. Kaempfero pro se & aliis exaratae.
36) Epistolae aliquot Rev. P. Du Mans Capucini ad Engelb. Kaempferum cum quibusdam ipsius (Kaempferi) ad alios litteris in India scriptis.
Diese leztren Briefe sind ohne Zweifel diejenigen, welche Kämpfer dem sechsten Fascikel der Amoenitatum exot. bestimte, aber, weil er keinen guten Kupferstecher für die dabey befindlichen Zeichnungen finden konte, nicht lieferte.

Und nun wird nicht schon dieses lange Titelregister jedem Kenner der Menschheits= und Naturgeschichte, der Geographie und der Sprachkunde sehr reizend seyn, und wird es ihm nicht den Wunsch entlocken, daß diese vortreflichen Nachrichten doch nicht auf immer vergraben bleiben möchten? - Dieser Wunsch kan erfült werden, wenn das Publikum nur wil. Das brittische Museum sucht keine Ehre darin, Schütze zu besitzen, deren Werth niemand kent, und seine gelehrten und erleuchteten Aufseher sind weit erhaben über die gewöhnliche Eitelkeit der gemeinen Köpfe unter ihren Collegen, die mit eifersüchtigem Neide - gleich den Verschnittenen der Harams des Orients - ihre Handschriften vor dem Genus bewahren. Hr. Planta - dessen zuvorkommende Gefälligkeit in dieser ganzen Angelegenheit ich nicht dankbar genug rühmen kan - hat mich in den Stand gesezt, dem deutschen Publikum die besten und genauesten Kopien der Handschriften so wie der Zeichnungen zu versprechen, - sobald nur das Publikum mit Ernst erklärt hat, daß es die Originalwerke eines der schätzbarsten Deutschen nicht möchte vermodern lassen. Und die Verlagshandlung dieses Werks erbietet sich, die sämtlichen Kämpferischen Werke aus den Handschriften des Musei Britannici gedrukt zu liefern, sobald sie nur weis - daß sie es ohne Schaden thun könne.
Die wichtigsten unter diesen Handschriften sind ohne Zweifel die Beschreibung von Persien, das persische und japanische Lexicon, die Nachrichten von Siam und den übrigen Theilen Indiens - und vorzüglich die Reisebeschreibung, die, wie man schon bemerkt haben wird, ganz volständig durch Rusland, Persien, Indien, Japan und hernach wieder nach Holland zurük, - vorhanden ist.
Die Aufsätze, welche von andern herrühren und vonKämpfer nur copirt sind, so wie auch andre (dem Titel nach zu urtheilen) mindrer Wichtigkeit könten vors erste noch zurükbleiben.
Um überhaupt nur zu veruchen, ob dies Unternehmen sich wohl hinreichende Unterstützungen versprechen dürfe? frag ich hiermit an, ob ich Hrn Planta und die übrigen gelehrten Aufseher des Musei Britannici ersuchen sol, mir Ihrem gütigen Versprechen gemäs Abschriften zu besorgen, nur vors erste
1) Von allen dejenigen Aufsätzen, welche Japan angehn, welches, begreift man wohl, das Werk, das ich hier dem Leser vorlege, noch weit volständiger machen würde.
2) Von allen Papieren und Zeichnungen, welche die Kämpferische Reisebeschreibung einschließen.
Wer die Bekantmachung dieser so wichtigen Werke wünscht, beliebe nur bey der Verlagshandlung oder bey mir sich als einen sichern zuverläßigen künftigen Käufer dieser Werke anzugeben. Sobald die Zahl derselben groß genug ist, sol ein Verzeichnis dieser ehrenvollen Beförderer eines so wichtigen litterarischen Unternehmens gedrukt werden, ich werde mich alsdann auch noch genauer nach der Größe und Beschaffenheit der Handschriften und Zeichnungen erkundigen; mit Zuziehung des Verlegers einen Kostenanschlag machen, und sobald ich dazu in Stand gesezt werde, öffentlich anzeigen, ob die Hofnung die Kämpferischen Werke zu erhalten zur Gewisheit erhoben oder vernichtet sey? - Der vorgeschlagne Weg, denk ich, ist der beste, diese Frage zuverläßig beantwortet zu erhalten. Daß der künftige Preis dieser Werke mit gewissenhaftester Billigkeit bestimt und die ersten Beförderer erhebliche Vortheile genießen werden, - versteht sich von selbst.
III.
Ich kehre nun noch einmal zu der Geschichte und Beschreibung von Japan zurük, von deren Inhalt, so wie von dem, was ich ihr beizufügen gedenke, ich jezt dem Leser noch Rechenschaft zu geben habe.
Kämpfer hat den reichen Inhalt seines Werks in fünf Bücher geordnet. Das erste enthält außer der Beschreibung der Reise von Batavia nach Siam und von da nach Japan Nachrichten von den damals noch ganz neuen interessanten Begebenheiten in Siam und von der politischen und religiösen Verfassung dieses Reichs. Ueber die Erheblichkeit dieser Nachrichten habe ich mich schon oben erklärt; meine Anmerkungen zu diesen Nachrichten enthalten meistens Vergleichungen mit den französischen Schriftstellern, die wenige Jahre vor K. in Siam waren.
Die Beschreibung von Japan fängt Kämpfer in vierten und fünften Kapitel mit eine Geographie dieses Reichs an, der man es ansehn wird, daß sie ausserordentlich genau und volständig ist. An ihrer Zuverlüssigkeit kan man auch wol nicht zweifeln, da Kämpfer hier einer japanischen Geographie, Sitzi Jossu, die noch jetzt im Museo Britannico verwahrt wird, gefolgt ist. Zur Erläuterung dieser Beschreibung dient die beigefügte Charte.
Nach der Beschreibung des Landes stelt Kämpfer (Kap. VI) Untersuchungen über den Ursprung seiner Bewohner an. Er bemüht sich der Marschroute nachzuspüren, welche die ersten Japaner vom babylonischen Thurm bis zu dem Meere, das ihre Inseln vom festen Lande Asiens trent, genommen haben möchten. Diese Bemühung wird freilich in unsern Zeiten - da man es nicht mehr durchaus nothwendig hält zu glauben, daß alle Vorfahren des ganzen jetzigen Menschengeschlechts, zum Thurm von Babel Kalch getragen haben - nicht leicht jemand mehr überzeugen. Aber man erinnere sich an das Jahrhundert unsers Verfassers, und wenn man ihn gelesen, wird man ihm die Gerechtigkeit wiederfahren lassen müssen, daß er seine Behauptung scharfsinnig durchgeführt und durch viele eingestreuete angenehme und richtige Bemerkungen noch immer lesenswürdig gemacht habe. Und dann ist Kämpfer so bescheiden - was sicher nicht alle Erfinder von Hypothesen sind - seine Vermuthungen nur für - Vermuthungen auszugeben. Ein Beweis seines Scharfsins wie seiner Gelehrsamkeit ist es, daß er die Verwandschaft und Aehnlichkeit der Sprachen für das sicherste und untrüglichste Mittel hält, der Verwandschaft und dem Ursprung der Nationen nachzuspüren. So viel ich weis, hatte diese Idee von Kämpfern noch niemand gegeben, wenigstens nicht angewandt. Daß Kämpfer in derselben mit Leibnitz, der sie in den Miscellaneis Berolinensibus T. 1. p. 1. &c. äußerte, zusammentraf, macht ihm allerdings Ehre, indes zweifl ich, ob er sie von ihm entlehnt habe, da er sie vermuthlich schon auf seinen Reisen faßte. Und so hätte Kämpfer das Verdienst, hier zuerst einen Weg bemerkt zu haben, auf dem nachher mehrere Gelehrte mit so vielem Vortheil für die Geschichtskunde fortgegangen sind.
Nach seiner eignen Meinung setzt Kämpfer (Kap. VII) die Behauptungen der Japaner von ihrem Ursprunge und die ältere fabelhafte Geschichte dieser Nation aus einander.
Der übrige Theil des ersten Buchs enthält eine Naturgeschichte von Japan. Man wird Kämpfers Beschreibungen der natürlichen Produkte gewis für genauer und richtiger erkennen, als sie zu seiner Zeit gewöhnlich waren. Sie werden durch die beigefügten Abbildungen erläutert.
Das zweite Buch enthält die politische Verfassung und Geschichte von Japan, die Kämpfer gleichfals ganz aus japanischen Annalen ercerpirte, deren Geist und Ton man auch noch in seinem Auszuge nicht vermissen wird. Deguignes hat in seinem bekanten Werke eine japanische Chronik (und dies ist die einzige, die sich in der königl. französischen Bibliothek befindet) excerpirt. Diese Nachrichten und die Kämpferischen enthalten also Alles, was man über die japanische Geschichte (oder vielmehr nur die Chronologie und Kaiserfolge) bisher zuverläßiges in Europa weis. Um dies nun an einem Orte beisammen zu finden, habe ich mit meines Verfassers Nachrichten, die des Deguignes, und (wo es nöthig) auch der besten sinesischen Geschichtsforscher, als Martinius, Kircher, Couplet u. a. verglichen, und ihre Varianten fleißig angemerkt. Freilich betreffen diese Varianten meistens nur Zahlen und Namen; und mancher Leser wird vermuthlich den Kämpferischen Text so wie meine Anmerkungen sehr dürr und wenig unterhaltend finden. Sie sind auch in der That nicht zur Unterhaltung geschrieben, und ich gestehe, daß dieser Theil der Arbeit für mich selbst nicht der angenehmste gewesen ist. Aber ich hoffe, der gelehrte Geschichtsforscher wird es mir verdanken, daß ich ihm weitere Vergleichungen erspart und ihm Alles, was man über die japanische Geschichte zuverläßig wissen kan, auf einigen Bogen hier vorlege.
Das dritte Buch enthält die Religionsverfassung und Nachrichten von den verschiednen religiösen und philosophischen Sekten in Japan.
Dies Buch wird dem philosophischen Freunde der Geschichte besonders interessant seyn. Es enthält die volständigsten und deutlichsten Beschreibungen von den religiösen Handlungen, Festen u. s. w. so wie die genauesten Nachrichten von den religiösen Meinungen der verschiednen Religionspartheyen in Japan, wobey allemal aufs genaueste unterschieden ist, was von jeder besondern Parthey gilt. Ueberhaupt wird man hier vorzüglich die Bestimtheit und bis zu Kleinigkeiten sich herablassende Deutlichkeit des Verfassers bewundern.
Eben so interessant ist das vierte Buch, welches zuerst eine sehr genaue Beschreibung von Nangasacki liefert, dem einzigen Ort, wo seit Vertreibung der Portugiesen die Fremden d. h. die Holländer und Sineser sich einsperren lassen müssen, und den also auch Kämpfer am genauesten kennen lernte. Diese Beschreibung giebt besonders gute Begriffe von den innen politischen Einrichtungen des Landes überhaupt.
Hierauf (im fünften Kapitel) folgen Nachrichten von dem ehemaligen Handel und der Vertreibung der Portugiesen und Spanier aus Japan; und dann noch volständiger die Einrichtung des Handels der Holländer in Japan. Hier wird man die interessantesten statistischen Nachrichten (und zwar in bestimten Zahlen und Angaben) finden, die auch noch immer die neuesten sind, da seit Kämpfern d. i. seit 1692 kein ihm ähnlicher Forscher nach Japan gekommen ist, oder wenigstens seine Berichte nur im Archiv der holländischen ostindischen Compagnie niedergelegt hat. Diese berühmte Geselschaft könte hier allein sehr erhebliche Supplemente liefern; - aber ich zweifle sehr, daß sie sich dazu entschließen werde, wenn sie gleich von einer genauern Kentnis ihres japanischen Handels wenig zu befürchten haben möchte; - da die Konkurrenz der Nebenbuhler, so lange Japan geschlossen bleibt, immer abgeschnitten bleiben wird.
Nachrichten vom sinesischen Handel nach Japan beschließen das vierte Buch.
Das fünfte enthält die Beschreibung der beiden Reisen des Verfassers von Nangasacki nach dem japanischen Hofe und Residenz Jedo. Diese ist vol von vermischten wichtigen Bemerkungen über Japan, seine Menschen, mancherlei Einrichtungen, den kaiserlichen Hof, die Stadt Jedo u. s. w.
Diesen fünf Büchern wil ich noch (dem von verschiednen Kennern geäusserten Wunsch gemäs) die Japan betreffende Abhandlungen der Amoenitatum exoticarum aus dem Lateinischen übersetzt zusetzen, und ihnen die dazu gehörigen Kupfer beifügen. Die wichtigsten darunter sind die Geschichte des Thees, Beschreibungen andrer japanischen Pflanzen und eine politische Abhandlung über die gänzliche Verschließung des japanischen Reichs für alle Fremden, die nicht Holländer und Sineser sind.
Wenn ich mich von den Pflichten des Herausgebers werde entledigt haben, so denk ich auch noch die des Berichtigers und Erweiterers des Kämpferischen Werks zu erfüllen. Dies war gleich anfangs, wie ich den Gedanken dieser Arbeit faßte, mein Vorsaz, und er ist es auch noch jezt. Seine Ausführung habe ich nun fester und bestimter entworfen, nachdem ich so glüklich gewesen bin, nicht nur die Beistimmung sondern auch den Rath mehrerer Kenner zu erhalten. Unter den öffentlichen Erinnerungen - die mir zu Gesicht gekommen - gehn besonders die in den Göttingischen gelehrten Anzeigen Jahr 1774, p. 726 geäußerten tief und innig in meinen Plan ein. Besonders hat mich dieser vortrefliche Gelehrte auf den Unterschied zwischen systematischer Encyklopädie und kritischem Magazin - den ich mir vorher nicht so lebhaft dachte - aufmerksam gemacht. Die genauern Untersuchungen, zu denen er mich veranlast hat, haben mich gelehrt, daß die Schwierigkeiten, ein System in einer Geschichte aufzuführen, wo tausend Lücken und Mängel tauglicher Materialien sich finden, nicht überwindlich sind. Ein genaues, volständiges und (soviel möglich) kritisches Magazin oder Enumeration aller unsrer Kentnisse von Japan, - ist Alles, was die gelehrte Welt von diesem so wie von allen andern Ländern Asiens erwarten und wünschen kan. Auf dieses beschränke ich mich also - und ich glaube ein nüzliches Werk gethan zu haben, wenn ich dieses meinem Ideal gemäs ausführe.
Die besondern Theile dieses Magazins werden folgende seyn:
1) Ein Catalogue raisonné aller Reisebeschreiber andrer Schriftsteller über Japan vom Marko Polo an bis auf Georgi, der neuerlich sehr unerwartet ganz frische japanische Neuigkeiten gegeben hat. Ich werde mich bemühn, hier soviel möglich den Werth und die Glaubwürdigkeit eines jeden Schriftstellers festzusetzen, das ihm Eigenthümliche auszeichnen, und den Fortschrit unsrer Kentnisse von Japan anschaulich machen.
Die Kämpferische Beschreibung ist ohne Zweifel die genaueste und zuverläßigste von Japan. Aber sie ist bey weitem nicht volständig; sie enthält nicht Alles, was der Geschichtsforscher über Japan zu wissen wünschen möchte, und auch nicht Alles was man wissen kan. Es war Kämpfers Vorsaz auf neue Entdeckungen auszugehn, und in seine Beschreibung nichts aufzunehmen, als was er selbst als glaubwürdiger Zeuge erzählen konte. Ich werde daher aus allen andern vorhandenen Nachrichten meines Schriftstellers Lücken ergänzen, und eine Art von Kommentar zu seinem Werke liefern; und dabey auch meistens die Ordnung desselben beibehalten. Es folgt also
2) Eine Nachlese zu der Kämpferischen Geographie von Japan, die ich so volständig zu machen suchen werde, als es meine Quellen erlauben. Eben dieses gilt
3) Von der Kämpferischen Naturgeschichte von Japan, wo ich aber (wie ich schon voraus sehe) die dürftigsten Beiträge werde liefern können.
4) Für die politische Geschichte habe ich schon beinahe alles in meinen Anmerkungen zum zweiten Buche gethan, was hier die vorhandne Hülfsmittel zu thun erlaubten. Noch einige kritische Untersuchungen über die ältern Traditionen, die Glaubwürdigkeit des Annalisten, und der ganzen Geschichte des östlichen Asiens so wie über das, was bisher vor, vom und nach Deguignes über diese Dinge gesagt ist, bleiben mir hier übrig.
5) Hierauf folgt eine reichere Nachlese zu der Kämpferischen Statistik von Japan, an die ich die Geschichte der fremden Nationen und ihres Handels in Japan, Sineser, Spanier, Portugiesen, Engländer, und besonders Holländer knüpfen werde.
6) Eben so interessant (der Materie nach) aber auch vorzüglich mehrern Schwierigkeiten unterworfen werden meine Nachträge und Untersuchungen über die verschiednen und noch mit so manchen Dunkelheiten umhülten Religionssysteme von japan seyn.
Ich werde sie in eben der Ordnung wie Kämpfer zuerst die Sinto, dann die Budsdo und die mehr philosophischen als religiösen Sekten des Konfutius u. a. folgen lassen. Den Beschlus dieses Reichs wird die von Kämpfern nur kurz berührte Geschichte des Christenthums in Japan seyn. Diese Religion hat hier ohne Zweifel ungemein interessante Begebenheiten hervorgebracht, die besonders den Charakter der Nation in schöner Entwickelung zeigen. Aber diese Geschichte hat hier ihre eignen Schwierigkeiten, - obgleich der Jesuit Charlevoix schon so wortreich über sie geschrieben hat. Aber wenn ich den Wunderwerken des heil. Xaverius nicht auf das Zeugnis der ehrwürdigen Väter der erloschenen Geselschaft Jesu glaube; so darf ich doch auch nicht Alles für Wahrheit annehmen, was holländische und protestantische Schriftsteller von den Portugiesen in Japan erzählen. Und so entsteht eine sehr unbequeme Lage des Geschichtschreibers, der von zuverläßigen historischen Materialien verlassen, immer nur partheiische, widersprechende Zeugen confrontiren, und sich einem gewissen historischen Gefühl und seinen psychologischen Einsichten allein anvertrauen mus, um den wahren Gang der Begebenheiten, die Triebfedern der Handelnden u. s. w. zu dechiffriren.
7) Endlich folgen noch Nachrichten über Gesezgebung, Nationalcharakter, Wissenschaften, Sprache, Schriftarten, Künste, Manufakturen, Gewerbe u. s. w. kurz über die ganze Bildung der Menschheit auf Japans Eylandes; - so gut sich alle diese interessante Kentnisse aus den vorhandnen Hülfsmitteln wollen herausklauben lassen.
Nach diesem Plan denk ich ein Magazin zu liefern, das alle unsre bisherigen Kentnisse von Japan einschließt, das auch ihren Werth bestimt und sie systematisch ordnet, das also alle andre Werke wenigstens den Dilettanten entbehrlich machen, und dem auch der Kenner künftig seine Zusätze und Beyträge beilegen würde.
Ich habe schon viel zu diesem Werke gesamlet, geordnet und gedacht; ich werde ihm auch künftig die meisten der Stunden widmen, die ich von Arbeiten, - welche mir noch näher liegen - übrig habe. Aber die Natur des Werks selbst wird es schon jedem Kenner begreiflich machen, daß ich jezt noch nicht die Messe angeben könne, in der es erscheinen wird.
Jeder Rath und Belehrung für die Ausführung meines Plans wird mir wilkommen seyn, und eben so dankbar werde ich alle Beiträge oder Fingerzeige auf verborgnere Quellen annehmen, aus denen ich meinem Werke mehrere Volständigkeit geben könte. Besonders wären mir ältere und kleinere Schriften der Portugiesen und Jesuiten, auch eben so manche holländische in größere Samlungen nicht schon eingerükte Berichte, und vorzüglich gute Nachrichten von dem Zustande der holländischen Handlung nach Japan in der neuern Periode (d. i. von 1692 bis 1777.) Ich darf es mir erlauben, alle Besitzer solcher Nachrichten um die Communikation derselben zu ersuchen, - da ich diese Bitte nicht sowohl für mich als für die Wissenschaft und das Publikum thue.



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