Wolfgang Michel, Kyushu University, Fukuoka 1989

Georg Meister: Der Orientalische Kunst- und Lust-Gärtner


Der Orientalisch=Indianische Kunst= und Lust=Gärtner / Das ist: Eine aufrichtige Beschreibung
Derer meisten Indianischen / als auf Java Major, Malacca und
Jappon, wachsenden Gewürtz= Frucht= und Blumen=Bäum wie auch
anderer raren Blumen / Kräuter= und Stauden=Gewächs sampt ihren
Saamen / nebst umbständigen Bericht derselben Indianischen Nahmen / so
wol ihrer in der Medicin als Oeconomie und gemeinem Leben mit sich
führendem Gebrauch und Nutzen;
Wie auch
Noch andere denckwürdige Anmerckungen / was
bey des Autoris zweymahliger Reise nach Jappan, von Java
Major, oder Batavia, längs derer Cüsten Sina, Siam, und rück-
werts über Malacca, daselbsten gesehen und fleißig observiret worden;
auch Verrnittelst unterschiedlicher schöner ins Kupffer gebrachter
Indianischer Figuren / von Bäurnen / Gewächsen / Kräutern /
Blumen und Nationen entworffen und
fürgestellet durch
George Meistern /
Dieser Zeit Churfl. Sächs. bestallten Indianischen
Kunst= und Lust=Gärtner.
Mit Churfl. Sächs. Durchl. gnädigstem PRIVILEGIO
Dresden / In Verlegung des AUTORIS,
druckts Johan Riedel / Anno 1692.


 INHALT


Widmung

Hochgeehrter und geneigter Leser/

Cap. I.

Cap. II.

Cap. III.

Vor=Bericht.

I. Von der Hottentotten Gestalt/ Kleidung und Zierrath.
II. Von der Hottentotten bestialischen Sitten/ und Gebräuchen in Essen und Trincken.
III. Von der Hottentotten miserablen Wohnung/ darinnen sie sich denen Bestien gleich/ verhalten.
IV. Von der Hottentotten Sprache/ und andern merckwürdigen Dingen.
V. Von der Hottentotten einfältiger Schaaf= und Vieh=Handel mit denen Holländern.
VI. Von der Hottentotten Policey/ und seltsamen Kriegs=Manier.
VII. Kurtzer Bericht von der Hottentotten Glauben und Religion.
VIII. Von der Hottentotten bestialischen Tod oder Trost=losen Absterben.
Grab=Schrifft:

Cap. V.

Cap. VI.

Cap. VII.

Cap. VIII. Indianische Baum=Schule/ Oder ...

I. Arbor Areka oder Pynan Baum in Surratu Supary, die Arabier nennen ihn Tuuffel.
II. Der Mußcaten Nuß=Baum auff der Banda, den Moluccis gleich über.
III. Der Mägel=Baum auff Ternaten auff Malleyisch Schungke, Portugisisch krabe genannt.
IV. Von Canel= oder Zimmet=Rinden=Baume.
V. Vom Baum Camphora, in Jappanischer Sprache Cusnocy genannt.
VI. Von Laurier-Baum in Jappanischer Sprache Cussutabo.
VII. Von Pisang oder Indianischen Feigen=Baum.
VIII. Vom Baum Mangas.
IX. Vom Baum Mangas Tangas. ; X. Von der Frucht Caffri.
XI. Von der Frucht de Lanze. ; XII. Vom Baum Limon oder Matzschan, Tieger=Limonen/ von denen Holländern Pumpelmus genannt.
XIII. Vom Baum Annone.
XIV. Vom Baum Sursack oder Jacca, die Araber heissen ihn Panax, die Persianer nennen ihn Fanax.
XV. Vom Baum Grude.
XVI. Vom Baum Capuck oder Capas Pussar. ; XVII. Vom Baum Cattun, oder auch Capas Kitzil genannt.
XVIII. Vom Baum Sappan, oder Brasilien=(Presilgen) Holtz.
XIX. Vom Baum Ligne merde, auf Teutsch der Dreck=Holtz Baum / auf Malleyisch Ceyudey. ; XX. Der Baum Colobrium, auf Malleyisch Campang garum garum.
XXI. Von der Frucht oder Baume Duryoens, auf Malacca und Batavia.
XXII. Vom Baum Tamarino.
XXIII. Von dem Baum Caions, oder von den Holländern Casuben oder Käettshu genannt.
XXIV. Von dem Jambos-Baume.
XXV. Vom Baume Triste.
XXVI. Von Baume Derays, das ist Wurtzel=Baum/ und die Bambus oder Rohr von Indien.
XXVII. Von dem Bambusen, auff der Cüste Coramandel aber Manabù oder Zucker=Rohr genannt.
XXVIII. Von den Carambolas-Baum. ; XXIX. Von Anschelycken-Baum.
XXX. Von Catappas-Baum. ; XXXI. Indianische Granat=Aepffel=Bäume auf Malleyisch Talyma von denen Portugiesen Fruta Romma genannt.
XXXII. Von Plimbing-Baum.
XXXIII. Der Baum Namnan, oder auf Maleyisch Puckienschyn. ; XXXIV. Vom Guabes-Baume.
XXXV. Vom Baum Massan auf Portugisisch/ auf Maleyisch Wyderi genannt. ; XXVI. Von Pappeyen.

Cap. VIIII.

I. Von Cammonia. ; II. Von Christa Pavionis, auff Portugiesisch Vuly Pavan oder Pfauen=Schwantz.
III. Von Fuly Mugri, auff Portugies. auff Mall. Malladi Sussum, Italiänisch Iasmin Delmin genannt. ; IV. Von Fuly Sappattes oder auff Mall. Punga Reya, das ist Königs=Blumen/ item auf Lateinisch Altea sive Cätte marabica, sive Rosa Sinensis, ...
V. Von Fuly Eywanne, auff Malleyisch Patschar. ; VI. Von Fula Aros Brancho auff Mall. Pelet Settangan.
VII. Eine andere Arth Kätzschebyring auff Japoonisch Kutschines. ; VIII. Von Arbor Margosy oder Margosy de Costa.
IX. Von Fula Cupang, auff Mall. Daun Curape. ; X. Fula Mastile, auff Malleyisch Daun Massputy. ; XI. Von Kaeyjumas, oder Gold=Baum.
XII. Frute Ubas, Oder Indianische Wein=Reben.
XIII. Von Pfeffer oder Ladu, item Canaryn, von den Malabaren Molonga, von den Malaccern Lada, ...
XIV. Von den drey Sorten Canna Indica. ; XV. Von Ingber/ auf Malleyisch Gahe, Aliaa von den Arabern/ Persiern und Türcken ...
XVI. Vom Wachsthum der Cardamomum.
XVII. Von Purpury oder Curcuma.
XIIX. Von Cubeben, von den Arabern Quabebe, von den andern Indianern Cubachini oder Cubabchini genannt. ; XIX. Von Foliis Bettele, auf Malleyisch Daun Syry.
XX. Von Foliis Syryboae. ; XXI. Von der Erd=Frucht Ananassen.
XXII. Von der Frucht Battattes, auf Malleyisch ubi Battattes.
XXIII. Item es giebet auch eine Art Ubi Utan. ; XXIV. Von sonderbahrer Arten Bohnen und Schoten/ von den Portugiesen Fabe grande genannt.
XXV. Eine andere Art Cäsi Fistula, oder Trummel=Stöckgen genannt.
XXVI. Prynschelle oder Focke focky SoLanum, oder auf Malleyisch Turongk genannt. ; XXVII. Vom Kraute Margosae.
XXVIII. Von der Frucht Caeyan. ; XXIX. Von Amsion oder Opium.
XXX. Vom Bangue.
XXXI. Stramonia seu Datura, auf Deutsch Dorn=Aepffel/ die Holländer heissen es Dotter.
XXXII. Urtica Indica, oder auf Malleyisch Sedan Pottor, Teuffels=Bohnen/ auf Latein genannt Latris.
XXXIII. Ceygusätu, oder Zucker=Rohr.

Cap. X.

Kurtze Benennung der Niederländischen nach Nange Säqui gebrachten Wahren:
Der Japponer Pfaffen und ihre Götzen=Tempel.
Der Japponer lästerliche Verspeysung des heiligen Crucifixes.
Der Japponer scharffe Justitie.
Jappansche Baum=Schule.
De Arbore Schootitzu.
Arbor Fickofatzsch. ; Arbor Nifuschyn Schrogath, oder weisser Jappaner.
Arbor Mominocy. ; Arbor Zeckynansur. ; Arbor Tzinsinqua.
Arbor Cottemarequa. ; Arbor Sarnomery. oder der Affen=Baum. ; Arbor Jenoacy.
Arbor Hambu. ; Arbor Ittabo. ; Arbor Danniwattasch.
Arbor Hitabonocy. ; Arbor Zuwacky, oder Sandanqua auf Chinesisch. ; Arbor Tzschycuny, oder Fannaschiba.
Arbor Juminocy. ; Arbor Moemi Ittabo.
Arbor Varschnocy, oder Numra, item Uruschnocy. ; Arbor Tzschutzindsie oder Satzoky.
Arbor Insur genannt. ; Nocky Schinocky. ; Arbor Tschironoky.
Arbor Kutzschines noky. ; Arbor Fannadatzschibanna.
Arbor Ittabo noky ; Arbor Fickofatz noky. ; Arbor Meimwy
Arbor Viacuschyqua. ; Arbor Isnoacy.
Fanny nyfunschyn, oder tutae Munde, auf Portugiesisch/ genannt die gantze Welt. ; Cumigummy, oder Reiß=Blume. ; Miacopanna noky. ; Fieba.
Stotzoba, oder Einblat. ; Schinobu, oder Tausend=Knecht. ; Fuschina fanna.
Tecu. ; Iummadoschyn oder fumaria. ; Commawiky, oder blaue Violen.
Vego, eine Arth Vilix oder Farren=Kraut. ; Dinnanscho. ; Omotto. ; Schinkykoë.
Mitzsnofanna oder Wasser=Blume. ; Iammoran. ; Zutta.
Cruoky. ; Tsäga. ; Tzischin.
Schrogury Lilium Album, oder weisse Lilien. ; Gymmigury, oder Lilium Damuselle, oder Fricktularia. ; Cannakogury. ; Tuxamyra oder Fingapanna.
Item die Wurtzel Rann. ; Iammawiky.
Schoosie oder Muzupa. ; Kysnotory. ; Ihyre oder Malleyisch Claati Eyer, Latein Colcaasiae.
Dooy itzfincko. ; Kychgo oder Asangau.
Zumani. ; Nyschin.
Quaquare oder Radix Sina.
Coebe. ; Fasnofanna oder Nymph. Album minor.
Schobu acorus oder Calmus. ; Fatasiro oder Sigillum Salomonis, oder Weiß=Wurtzel. ; Vohsnofanna. (Vohs ist ein Stern) (Fanna eine Blume.) ; Famma Boofu.
Munxsa oder Muxsa.
Kysinso. ; Aouy, oder Malve Hortensis, oder Pappeln. ; Duasingy oder Gramen Bulbosum.
Hemionitis oder Polypodium. ; Keeshnofanna.
Iamamiiuncka. ; Zoosie.
Cysitory oder Feldhüner. ; Von Herba Thee, oder auf Jappansch Tzshë noky.
Mumynoky, oder Pfrschen. ; Item eine ander Arth Mumynoky oder Apricolen genannt. ; Eine Art Jappanischer Feigen.
Micang. ; Item eine Art Kinkang genannt. ; Nasch oder große Pirnen.
Curry noky, oder Castanien. ; Maramelle oder Quitten.
Puttha oder Wein=reben. ; Specificatio Derer Jappanischen Bäume/ Blumen/ Stauden/ und anderer Gewächse.

Cap. XI. Von der Jappaner und Chineser zierlichen Gartenbau, und was dem anhängig.

Cap. XII.

Cap. XIII. In sich haltens zween Gespräche.

Etliche wenige Anmerckungen der Japponer, so ich selbsten beobachtet, ...
Este Rück=Reise über Malacca, von Jappon wieder nach Batavia.
Ein Gespräch Teutsch und Orientalisch Malleyisch/ wie es auf Batavia itzo insgemein von denen Inwohnern schlecht und ohne große Ceremonien gesprochen wird.
Ein ander Mallyesch und Teusches Gespräch/ zwischen einem Malleyer und Malleyerin, Nahmens Calematte und Magumba, mit etwas Liebes=Sachsen vemenget.
Indianisch=Prtugisisches und Teutsches Gespräche/ zwischen zweyen Soldaten/ Namens Orlam und Orenpare, Orlam ist ein alter in Indien schon einige Jahre gewesener/ Orenpare aber ein neuer aus Holland kom[m]mender Soldate/ der eine ein Holländer/ ...
Begreifft die andere und letzte Reise des Autoris von Jappan zurück nach Batavia, und endlich gar nachm Vaterlande, oder Holland und Teutschland.
Testimonium von Herrn D. Cleyer.
Monsieur Meister.
Specification Arbores Indiae,

Cap. XVII. Lista, oder Verzeichnüs vieler Indianischen Semina oder Saamen, ...

Von Auffziehung des Wassers aus der See in Wolcken, und andern merckwürdigen Begebnissen.
Von der Hottentotten ihren Melcken. ; Von ihren delicaten Butter machen.
General-Carga oder Haupt=Specification ...
Erzehlung von der Holländern ihren Negotien und Commercien-Handel mit denen Indianern.
Haupt=Carge oder Liste, worinnen der Holländischen Ost=Indischen Compagnie ...
Specification der Holländischen Mützen/ Maaß und Gewichte.
Müntz und Gewicht auff Batavia in Indien.
Müntz/ Maaß und Gewichte im Königreich Macassor. ; Ceylon und die Mallabarische Cüste in der Stadt Wingerla. ; In der Stadt Galen. ; Müntz und Gewichte in der Stadt Colomba.
In der Stadt Cannara. ; In Königreich Persia.
Im Königreich Suratta. ; Müntz und Gewicht in Pegu. ; Maaß und Gewichte zu Golconda.
Müntz und Gewichte zu Pallicatta ; In Calicolang.
In der Stadt Cutchin. ; In der Stadt Jaffena patnam. ; In der Stadt Tutu Coryn.
Zu Ugli in Bengalen. ; In Ragi mahol. ; Auff Sumatra, oder der Welt Cüste/ Maaß/ Müntz und Gewichte. ; Im Königreich Siam.
In der Stadt Tonquin. ; Im Käyser=Reich Jappan.

Cap. XXI. Kurzte Erzehlung noch einiger aus Holland nach Flandern gethanen Reise, umb einige daselbst kostbahre Gärten zu besehen, und der endlich-glücklichen Arrivierung zu Dresden.

Cap. XXII. Oder Anhang/ ...

Register über ein und andere in den Indianischen Gärtner enthaltene merckwürdige Dinge.

[S.198]

Cap. X.

Kurtze Relation von dem weitberühmten Keyser-Reiche Japan, wie auch theils noch einiger raren Bäume, ingleichen etlicher daselbst wachsenden Blumen und Kräuter, und was sonsten zu meiner Zeit Denckwürdiges sich zu getragen, nehmlich auff meinen dahin gethanen zweyen Reisen, deren die erste von Anno 1682. biss Anno 84. die andere von Anno 85. biss 87. mit dem Edlen Herrn D. Cleyern, Er als Admiral über 6. Schiffe, und Oberhaupt der Hollandischen Negotion, ich aber nach meiner Wenigkeit als desselben Hoffmeister (leut meines Abschiedes, welchen bey meiner Wieder-Abreise nach dem geliebten Vaterlande, zu mehrer Beglaubigung dieser Relation, der geneigte Leser zu sehen belieben kan,) mit GOTT angefangen, und durch dessen gnädigen Beystand vollendet worden.

Die erste Reise anbelangend / geschahe / als wir in dem Batavischen Hafen 6. Schiffe unsere Ancker lichteten / den 28. Junii, styl. novi, obgedachten 1682. Jahres. Unsere nechste Passagie fiel von dem Hafen nach der Straat Sunda, wo wir von derselben an Summatra, oder der West-Cüste / so gleich unglücklichen waren / daß wir feste zu sitzen kamen zwey Tage lang / biß die andern Schiffemit ihren Booten und Schluppen wieder zurücke und Seewerts-ein puxirten, iedoch / GOtt Lob / ohne Schaden / welches zwar sonder große Mühe / Furcht undSchrecken nicht abegienge; Dieses war schon das erste Angeld unserer in Hoffnung lebenden Cupang, oder Jappanischen Itzipo und Goldstücken. Nachdem wir nun wieder ausser der Gefahr uns in besserer Tieffe funden / passirten wir mit noch ziemlichen favorablen Wetter und Winde Westen-Sumatra, oder West-Cüste / wo wir ungefehr Siam über von denen Pulumaon, oder kleinen Insulen also genannt / frischen Port einnahmen / und ein paar Tage vor Ancker lagen; Mittler Zeit kamen die von dem Könige von Siam dahin geboonifirten Malleyer zu uns an Port / mit solcher kleinen Fahrzeugen voll Früchten / Pisan gaacca, und andern mehr / welche / wenn sie wieder an Land kommen / ihre Knoyjes, oder Kähngen auff den Kopff nehmen / und Puschwerts - ein lauffen können. Nachdem wir nun mit Wasser und Holtz uns hier versehen / giengen wir wieder unter Segel / und passirten auf der lincken Hand das Königreich Siam, Campio da vorbey / item Dungcyn, Maccau, Ilie de Formosa, wo das tapfre Castell Teban drauf lieget / welche wir auf der rechten Hand liegen liessen / item Nanckyn, Hoctsu, biß an die Cüste Chinæ, also daß sich unsere Passagie allhier in die 700. Meilen erstreckte. Im weitern fortsegeln giengen wir öffters gantz nahe unterm Lande weg / wor wir zum meisten am Tage hohe Gebürge / und zu Nachtzeiten große Feuer sahen / weil hier in China große Städte / und das Land wohlbewohnet ist. Ob nun wohl von denen Chinesischen Fischern einige um und neben unsern Schiffen herfuhren / durffte sich doch keiner von ihnen / wie gern er auch gewolt / erkühnen / zu uns an Port zu kommen / weil es ihnen von dem großen Tartar Cham bey Leib- und Lebens=Straffe verbothen. Nunmehro lieffen wir rectà von Formosa, (welches man 800. Meilen von Java Major hält /) nacher Jappon über / ungefehr noch 100. Meilen / biß auf die Insul Pungo, und Handel Stadt, Nanga Säcqui; Doch / ehe wir noch dahin gelangten / passirten wir erstlich die Insul Maxima Laurada und Gotha, von dennen man nach Nanga Säcqui viel Holtz und Saltz abführet.

Nachdem wir nun 6. Wochen von Batavia abgesegelt / lieffen wir endlichen (dem Höchsten sey Danck!) ohne Schaden unserer Schiffe / und mit gesundem Volcke / den 6. Augusti, Anno 1682. glücklich in Hafen obgedachter Insul Pungo ein. Welches mit nachfolgenden Ceremonien geschahe: Ein paar Canonen Schüsse von mehr gedachter Insul Pungo lieget eine etwas erhabene Klippe in der See / welche unterschiedene kleine noch umb sich her hat / und die Holländer wegen ihrer Nachricht / nicht zu stranden / die Gluckhenne mit ihren Küchlein heissen; alsdenn läufft man in den Golfo, wo auf der lincken Seiten ein grosser Berg zu sehen / welchen die unsere den Pfaffenberg / die Jappaner aber den Jamma woxy heissen. Die Ursach ist diese / weil noch unter der Regierung des grausamen Tyrannen und Keysers Teycosama, Anno 1631. von denen Portugiesen bekehrten neuentdeckten Christen / sie hier von diesem Berge in die See die armen Patres grausamer Weise abgestossen. Ungefehr der Helffte des Golfi liegen auff beyden Seiten des Keysers Wachten / wofür wir unsere Stücke zu Ehren des Keysers löseten / iedes Stück mit sieben oder achten / nebst Abewchen aller unserer Flaggen und Wümpels. Nachdeme nun dieses geschehen / liessen wir alle unsere Boote und Schluppen ohne Manschafft in den Golfo treiben; wo denn alsofort die darzu commandirte oder ordinirte Jappaner mit ihren Barquen, (ist eine Arth Fahrzeug / ungefehr mit 6. oder 8 Rudern) sie auffiengen und in Verwahrung nahmen.

Nachdem dieses geschehen / gelangten wir allgemach gegen die Stadt Nanga Säcqi, oder der Holländischen Logie, Gegen der Insul Desima über musten wir wieder unsere Stücken lösen: alsdenn liessen wir die Ancker nahe bey gedachtem Eyland Desima fallen.

Des andern Tages kahmen sie mit ihren Barquen an / und lichteten von allen Schiffen alles Kraut und Loth / item Musqueten, Digen und all Schiffs-Armatur, ausgenommen die Stcücken / welche sie vor einigen Jahren aus Mißtrauen / nebst dem großen Ruder / auch abgenommen / und biß zu ihrer Wiederwegreise an Land bringen lassen. Auß nun dieses verrichtet / das Kraut und Loth / und alle Arma, wie sie Nahmen haben mögen / hinweg gebracht / kahmen alsdenn zwey Keyserliche Officirer (welche sie aber Pangosen nennen / und nach unser Bedienung so viel als Capitains zu schätzen) mit etlichen Dollmetschern zu uns an Port; Ihre Verrichtung war diese / daß sie auff allen Schiffen eine genaue Musterung oder Visitation anstellten / und iedes Nahmen und Alter auffschrieben. Hiernechst blicken diese Pangosen so lange auffm Admoral Schiffe / biß den dritten Tag ihre Barquen kahmen mit ihren Culias, (welches ihre Tagelöhner seyn) und alle unsere Wahren ausluden / und nach mehr gedachter Insul Desima in sichere Backhäuser brachten / iedoch alles wohlgezählet und gewogen.

Kurze Benennung der Niederländischen nach Nange Säqui gebrachten Wahren:

Die Waaren / so die Holländer itzo nach Jappan brachten / und dieser Zeit angenehm seun waren diese: Als viel Tausend Pickel, Chinesische und Benjalische / meist weisse rohe Seide / item viel 1000. Packe weisse Leinwand oder Cattun, Parcal Salpures, gebleichtes und ungebleichtes / etliche Tausend Curschyen Armosyn oder Seiden-Taffend / allerhand Farben / 1. Cursch sind 20. Stück / der Compagnie oder denen Holländern kömmt ungefehr 1. Cursch 50. Thaler zu stehen / und bey denen Jappanern bekommen sie 20. Cupang an göldner Müntze davoll thut zusammen 200. Thaler / 1. Cupang zu 10. Thalern gerechnet / und also viel und noch mehr Profit bey allen und ieden Waaren / nachdem sie solche nöthig haben / desgleichen unzehlich viel Pansies, ist diese sonderbare Art Seidner Stoffen / item Gilams, Chinesische weisse gefigunrierte Pelings, Taffaseylis und Ginggang, item etliche Tausend Kattis, 1. Kattis ist 5. Viertel-Pfund / schwartzen Pfeffer / item Siams Sappan oder Brasilien=Holtz bey uns genannt / wormit die Japponer roth färben / item Muscaten=Nüsse / und Näglien / item Agtsteine und rothe Corallen / welche sie in großem Werth an sie verhandeln / und verbotene Waaren seyn / maßen sie / die Japponer, vor eine Coralle von den besten und grösten aus Sicilien / welche als eine große Mußgveten=Kugel sind / 200. auch 300. Thaler / nach Proportion ihrer Größe / davor geben / der Agtstein ist auch gute Waare bey ihnen / iedoch geben sie vor die Blut=Corallen mehr / denn die Grandessen bedienen sich solcher an ihre Sebel / und Riemen an ihre Geld=Beutel zu machen / item Zuckercandy / Puder=Zucker / rohe Felle / woraus sie Degen- und Sebel-Scheiden machen / und Schachteln überziehen / wilde Pferde-Häute / item wilde Kühhäute / wilde Bockshäute / item Hirsch- und Reh-Felle / welche die Holländer ohne gar gemacht von Siam anhero bringen / und gleichfalls einen grossen Profit dran haben.

Hier ist zu mercken / daß die Culias oder der Jappaner ihre Tagelöhner / Schreiber und Dollmetzscher / die Holländer hier als gezwungen müssen losen und laden lassen / unangesehen sie diese Arbeit mit ihren eigenen Matrosen versehen könten / dieses geschiehet umb zweyer Ursachen halben / 1. aus Mißtrauen / daß kein Unterschleiff mehr oder weniger / als sie ansagen / geschehen / 2. damit ihr armes Land=Volck etwas verdiene und ohne betteln sich hinbringen könne / wie sie dest ieden Culi, so viel der Gouverneur von Nange Säcqui selbsten verordnet / 10. Groschen 6. Pfennige unsers Geldes geben müssen / ohne die Schreiber und Dollmetzscher / welche ersten sich auch nicht zu tode arbeiten / denn wenn sie Feyerabend machen / wird alles eingeschlossen / und durch die obgedachten Pangosen mit sonderbaren Zeichen und Merckmahlen bemercket / mit Strohbändern / und die Krampen von Lucken / auf eine seltsame Manier / welches ihnen kein ander leichtlich nach mache wird / verbinden: absonderlich aber wird noch zu allem Uberfluß mit Pappier und Stempel alles versiegelt / desgleichen geschiehet auch auff dem Eyländgen Desima an den Back=Häusern / welches Signet oder Stempelgen ich aus Curiosität mit heraus gebracht / wie gleichfalls der curiöse Leser hierbey gedrucket sehen kan / welches mit ihrer Dinte oder Tusche geschicht. Die Culias gehen gantz nackend / biß auf ein wenig Leinwand / so die Scham bedecket / wenn sie arbeiten / schreyen sie grausam unter einander: Gassæ, Gassæ, welches so viel / als tapffer drauff / ihrer Opinion nach / heissen soll; unter wehrendem Feyerabend oder Nachtszeit haben zwar die Holländer zu ihren Gütern die Schlüssel / aber wie gedacht die Japponer alles versiegelt / und heisset auff beyden Seiten: Noli me tangere; welches alles aus bösem Verdacht geschiehet; auff Seiten der Japponer darumb / daß die Holländeischen Kauff- und Handels- Leute die Waaren zu wenig ansagen. Per Exempel: Sie liefern oder sagen an so viel Curschjes Armosyn, so viel Pückel Seide / item Stücken Daffaselis ginggang, oder Banges Belang gülang & c. item das Curschjen hat 20. Stück / welches auff der Cüste Coromandel und Benjalen so eingebackt wird; So præsumiren die Japponer, wies die Holländer wohl ehr gethan / daß sie ihre Particular-Güter in solche mit unter gestecket / und hernachmahls ein Churschje 25. oder wohl gar 30. Stücke seyn. Wenn sie hernach des Nachts wieder auffgemachet / und mehr finden / als sie angegeben haben / so wird / was darüber / in der geheimen Stille an die Japonner verkaufft; denn was nicht ist gesehen worden und gelaschiret / muß die Helffte noch so viel gelten / weil kein Wage=Geld in die Keyserliche Geld-Cammer davon gegeben wird / die angesagten Compagnies-Waaren aber werden alle genau taxiret / und Campang gehalten. Darnach werden der Compagnies Diener ihre Particularia gleicher maßen taxiret / wollen sie solche nun umb den Preiß geben / gut / wo nicht / mögen sie dieselbe nach ihren Belieben wieder mit nach Batavia nehmen. Wenn denn die Taxa geschehen / bekommet ein iedweder Holländer einen Jappanischen Dollmetscher in ein Hauß / und zwar zu dem Ende / wenn Kauffleuthe kommen / daß er ihnen sagen kan / was vor Waaren / wie viel und theuer dieselben seyn; ja diese Dollmetscher verkauffen selbsten mehr die Waaren als die Kauffleuthe / dieweil sie schon die Taxa haben / und geben den Holländern das Geld / welches aber in der Geld-Cammer / ehe es die Holländer einstreichen / nach Keyserlicher Ordonance gewogen wird / und nach Proportion viel oder wenig / einen Theil hiervon geben müssen / welches der Käyser von Jappon in die also genante Geld= oder Schatz=Kammer bekommt.

Wenn nun die Waaren verkauffet / und nach Nange Säqui gebracht / kommen alsdenn ihre Kauffleute und Crämer / schlagen und bauen hier auf Desima hinter der Compagnies oder der Holländer vergö?ten [S. 136]

Garten ihre Buden auf / und bringen allerhand Waaren / gantze Kisten voll / zu marckte; welche bestehen vornehmlich in allerhand Lackwergen / allerhand künstl. Schmuck-Kästgen / Cabinetten, Cantoren / item schöne Rotteng oder Spatzier=Stängen / welche gelbig und viel Glieder haben / heissen in ihrer Sprache Jocadecki, item, Blum= und Bilderwerck / so von Seiden-Stuffen sehr artig beleget sind / desgleichen allerhand Vögel / welche so künstlich und mit ihren naturellen gesticket / also daß man sich drüber verwundern muß. Item, von allerhand Sorten Porcellanen, als schöne auf ihre art wohlgeschilderte Schüsseln und Teller. Item Theé-Köpgen / mit ihren kleinen Schüsselgen / oder also genannten Pyrings. Weil ich nun als Hofmeister von dem schon gemeldten Oberhaupt und Admiral dieser Holländischen Negotien-Schiffe war / und Commission hatte / von diesen Jappanischen Crämern allerhand einzukauffen / bevorab an Porcellanen, vor meines Herrn und Compagnies Küchen; wurden mir von den Verkauffern an statt der Zugabe allerhand Curiositäten gegeben und verehret / welches meistens kleine von Porcellanen nackte Cupidjens waren / so mehr in die Venus-Cammer / als in eine Kirche bey zulegen waren / welche der Jugend ärgerliche Bildergen auf ihrer Sprache Missoraty guser heissen / welches so viel als eine Rarität bedeuten soll / mit welchen ohne Scheu und Scham die kleinen Kinder auf den Gassen spielen / und zwar mit der Eltern guter Zufriedenheit / welche drüber lachen / vorgehend / daß sie hierbey lernen müssen / damit wenn sie größer würden / zu ihrer besten Vergnügung diente / und und reitzen also diese Heidnische Bestien an statt von verbiethen die Kinder oder unschuldige Jugend zu der schändlichen Wollust an / daß sie so viel eher als sonsten wol geschehe / damit den Anfang machen / welches sie mit diesem schönen Exempel / als wir sie drum strafften / explicirten: Wenn der Baum jung und schöne Früchte trüge / hätte man ihn am liebsten / wenn er aber alt und nicht mehr könte geben / was er vorhin gethan / würde er nicht mehr geachtet / dahero auch so ein alter Baum / der nicht mehr kan in ihrer Sprache Neymerro heisset / ist zu verstehen / wo alles schlap und traurig hencket / weder Safft noch Krafft ist / ich meine einen alten Apffel= oder Pirn=Baum / ein ander mag es auslegen wie er selbsten beliebet. Sonst im übrigen schlagen sie ihre Kinder nimmer / sondern ziehen die Kinder mehr mit Worten als Schlägen. Wenn sie in ihren Schulen sind / habe ich mit Verwunderung angemercket / daß sie ohne ihre Lectiones den Lehrmeister viel her zu sagen wissen / ein iedweder von ihm selbst / an statt des heimlichen Uberlesens / geschiehet solches laut; dahero so ein verzweiffeltes Prüllen und Plöcken in ihren Schulen ist / als wenn etliche hundert Mann biß auff das Schlagen mit einander zancketen. Und habe mich müssen verwundern / wo es doch müglichen / daß nicht einer dem andern discommendire oder irre mache; sonsten sitzen sie / wie die unseren auff Bäncken / diese auf geflochtenen Stroh=Mattgen / mit den Beinen Creutzweiß über einander geschlagen / gleichwie die Frantzösischen Schneider vorn Läden in Pariß.

Ihre Zeitbelangend / so haben sie das Jahr in 13. Monath eingetheilet / ieder 26. Tage lang / ihr neues Jahr / so sie Summatxsch heissen / ist nach unser Zeit oder styl. nov. nach dem 14. Februarii. Dieses ist notabel hier an zumercken / daß die Jappaner diese fast rühmliche Gewohnheit haben / ehe das neue Jahr kommet / fordern sie von ihren Debitores alle ihre Schulden ein / woferne er aber nicht bezahlen kan mit Gelde / muß er alles verkauffen was er hat / Hauß und Hoff, ja was noch mehr ist / auff eine gewisse Zeit seine Kinder / biß sie durch Arbeit den Schuld=Rest oder Creditorem befriediget / oder aber muß darvon lauffen / biß alsdenn wenn die Schuld nicht von Importanz ist / und sie wieder kommen / ist alles bezahlet / und wird derer im neuen Jahre nicht mehr gedacht / wiewohlen es meistentheils / bey dem kläglichen Unterpfande der armen Kinder verbleibet / denn ehe sie Hauß und Hoff stehen lassen / und davon lauffen / geschiehet es offters / daß Sie ihre Mannbaren Töchter an einige Alcuteures oder Kupler / so sie Cutschuwas oder Ruffian heissen / so lange verkauffen / wofür den Eltern / 50. Theil auff ungefehr 6. oder 8. Jahr / auch wohl 100. Theil nachdem sie schön von Gestalt des Leibes als Gesichtes seyn / geben / ein Theil unser teutschen Müntze ausgerechnet / thut 1. Thaler 12. Groschen / item desgleichen geschiehet auch von dem armen Land Volck / so viel Kinder haben / und nicht wohl dieselben zu ernehren gedencken / verkauffen sie / was Töchter seyn / gleicher maßen an diese Cutschuwas / auch noch bey jungen Jahren / wo sie hingegen / was sie den Eltern am Gelde gegeben und vorgestrecket / hernachmahlen bey ihren Mannbaren Jahren alles duppelt Capital und Interesse wieder verdienen müssen; Wie denn in Nange Säqui eine besondere Stadt mit einer eigenen Ringmauer umbgeben / vom hohen Magistrat geduldet wird / worinnen mehr als ein hundert solche Cutschuwas oder Kupplers wohnen / welche in die 300. Häuser / wegen ihrer ehlichen Familien, besitzen. Solche Stadt heissen sie Mariamma, wie dann dieses schändliche Laster der öffentlichen Hurerey bey dieser Nation der Japponner vor keine Sünde oder Untugend gehalten wird. Dahero ohn allen Scheu und Scham die getrauten Männer von diesen Mariammen, bevorab an ihren Festtagen zu ihrer schändlichen Wollust einige zu sich holen lassen / und allerhand Leichtfertigkeit mit ihnen treiben; und geschicht gemeiniglich an ihren vornehmsten Tempels-Tagen / als den 13. wenn der Mond halb / und 26. wenn er aus ist / oder wenn sie sonsten ein Haupt= und Denck=Fest ihren nichtigen Abgöttern zu Ehren celebriren. Und als ich aus Curiosität nach dem Preiß gefraget / erhielt ich zur Nachricht / daß ein iedweder Liebhaber insgemein 3. Theil oder 5. Thaler iedesmahl geben müste / welches ein so festes Gesetze / als eine drey- oder Heller=Semmel / worüber eigne Schreiber / so in der Mariamschen Pforren zu dem Ende gehalten werden / welche genau die Nahmen derjenigen Bürger oder Liebhaber aufschreiben / zu denen die Mariammen geholet werden / und zwar zu dem Ende / weil sie müssen einen Theil dem Bürgermeister von Mariamme davon geben / als welcher auff Rechnung sitzet / und wird dieses Geld zu Conservirung und Erhaltung zum baulichen Wesen / Gassen und Brücken angewendet; wie denn zu Nange Säqui alleine 200. kleine als große Brücken gebaut seyn. Dieses aber deuchte mir von allen zu viel zu seyn / wie sie mir selbsten gesaget / daß mitten in ihrer Fröhlichkeit die armen Weiber / deren mancher Japponner nach Proportion ihres Vermögens wohl 3. / 4. und mehr hat / noch dabey stehen / und das Licht halten müssen; verstehe / wenn die Mariammen vor denen Männern (umb ihnen einen bessern Appetit zu erwecken) tantzten; und ohne einziges scheel sehen / oder die geringste unfreundliche Mine / Confecturen aufftragen / und Herba-Thee. Wasset einschencken. Welches in Wahrheit viel ist / und die Europæischen Weibergen schwerlich thun würden. Damit wir uns aber in dieser mehr Straffens - als Lobens - würdigen Sache nicht allzulange auffhalten / so wollen wir ferner ein wenig weiter gehen / und in etwas ihren Abgöttischen Dienst besehen; wietwohl mein Vorsatz hier nicht ist / ex fundamento oder ausführlichen viel zu schreiben / welches viel Zeit erfodern solte; Sondern was ich nur selbsten ein wenig gesehen / und nach meiner Einfalt (nachdeme ich die Sprache in etwas erlernet) durch Fragen angemercket habe. Wolte aber ein Liebhaber von ihrem vielen / und zum theil lächerlichen Götzen-Bildern / Affen und allerhand Gethiere ferner was lesen / dem will ich Arnold. Mondani Denckwürdige Gesandschafft an den Keyser von Jappan bester maßen recommendiren.

Der Japponner Pfaffen und ihre Götzen=Tempel.

IHre Pfaffen anbelangend / gehen mit gantz abgeschornen Häuptern / mit langen / schwartzen Röcken bekleidet / auch des Winters / wo es hier im Januario und Februario ziemlich frieret / und Schnee auff denen Gebürgen würfft / ohne bedeckt einher gehen Einige dürffen heyrathen / einige auch nicht. Ihre Götzen-Tempel (so viel ich hier zu Nange Säcqui mit meinem Herrn gesehen) sind theils aus Steinen / theils aus Holtz gebauet / und auff ihre Art mit schönen Laubwerck und Götzen=Bildern gezieret / welche langs am Gebürge angebauet liegen / mit vielen ihrer Art Altären. Item ich habe auch in denselben viel theils hölzerne Püchsen / wie in unsern Apotheken / theils auch Siamsche Potten / mit goldenen Jappanschen Littern bezeichnet / an den Wänden / als an einem Bücher-Schrancke / oder Repositorio aufgepruncket stehen sehen / in welchen (wie sie mir sagten) der Verstorbenen Asche verwahret wird; als derer Leichname / an statt der Beerdigung / auff ihr selbst eigenes Anhalten / verbrannet worden: welches zwar nicht von allen geschiehet / sondern nur von den jenigen / welche dieses Element des Feuers in ihrem Leben als einen Gott verehret. Andere / so an das Wasser geglaubet / werden in das Wasser oder in die See geschmissen. Die meisten aber in die Erde vergraben oder eingemauert. Wenn sie die Leichname verbrennen (wie ich vielmahl selbsten gesehen) geschiehet solches also: Sie lassen den allgemeinen Abgott Namanda in Gestalt eines Menschen von Sandel oder andern wohlriechenden Holtze schnitzen / und geben solches den Verstorbenen / statt eines Crucifixes, in die Armen / schräncken einen Hauffen Holtz über einander (als wie man den uns die Hexen oder Zäuberer verbrennt) setzen den Cörper darauff / welcher in einem 4. oder 5. Fuß hoch schwartzen Fasse (nach dem der Mensch groß oder klein ist) mit den Beinen Creutzweis über einander geschrenket sitzet / zu welchen auch (wann es Mannes Personen sind) zwey Jappanische Sebel / oder so er arm gewesen / nur einer gestecket wird; hernach zünden sie den Holtzhauffen an / legen auff selbigen noch viel Sandel und ander wohlriechendes Holtz / und verbrennen ihn. Die Asche aber wird (wie oben gedacht) gesammlet / und in den Tempeln / derer sie viel haben / beygeleget.

Der Japponner lästerliche Verspeyung des heiligen Crucifixes.

DAs vornehmste aber / so ich hier bey ihrer Religion oder Heydnischen Gottes-Dienste melden wollen / ist dieses grausame Beginnen / das diese blinde und verstockte Art der Japponeser / nach dem Tage des Neuen Jahrs / hier zu Nange Säqui in Gewonheit hat / nehmlich dieses: Sie haben noch ein Reliquium, oder von denen Portugiesen hinterbliebenes Crucivix, von Metall gegossen / ungefehr einer halben Ellen lang / welches / damit es Niemanden zu dem Christenthum reitzen / sondern vielmehr die annoch heimlichen Christen gekräncket und beschimpffet erden möchten; So wird solches von Büttel und Schergen aus einem festverwahreten Gefängnüß / wo nur die hohe Obrigkeit die Schlüssel darzu hat / an einen Strick gebunden / und heraus geschleppet / durch alle Gassen der Stadt / und zwar zu dem Ende / damit aller Gassen und iedes Hauses gantze Familie von größten biß zum kleinsten Kinde herfür kommen muß / und dasselbe aus 88. Gassen gantzer 14. Tage lang mit Kothe werffen / anspeyen / und mit Füssen treten; und dieses nicht in Tumultu, oder obiter hin / nach iedes Belieben / sondern nach sonderbarer Ordnung / gleich wie bey einer Musterung einer ins Feld gehenden Armeé geschiehet / einer nach dem andern / wie ich selbsten zwey Jahr mit Augen gesehen habe; wobey sonderbare Gerichts-Herren und Schreiber geordnet sind / welche alle Familien genau untersuchen und auffschreiben / wer zu gegen oder absent ist. Solte es geschehen / daß eben in diesem Hause / Gasse oder der Person Familie, das andere Jahr diese itzt gemerckte Person wieder nicht zugegen / und das dritte Jahr also continuiren sollte / wird er auffgesuchet / und als ein heimlicher Christ ohn einige Gnade ins Gefängnüs geworffen / hart gepeiniget / und nach befinden / von Leben nach ihrer Manier gecreutziget / oder sonsten schmählichen zum Tode gebracht / und zwar nicht allein vor seine Person / sondern sein gantzes Hauß und Familie, Weib und Kinder / sie sind Christen oder nicht / desgleichen seine zwey neben über wohnenden Nachbarn mit allen Familien / und zwar darumb / daß sie solches der hohen Obrigkeit nicht angezeiget / welche Unschuldige öffters solches selbsten nicht gewust; also scharff werden die Christen hier von denen Japponern oder ihrer eigen Nation verfolget / und dieses / wie oben berühret / mit dem Crucifix, ist das erbärmliche Glaubens=Bekäntnüs / welches in Wahrheit einen Christen / er sey was Religion er wolle zu gethan / das Hertze brechen möchte / nehmlich wer es mit Augen siehet / und kein Wort darzu sagen darff; Ich vor meine Person / nahm hier Ursache / weil ich ohne diß mein Zimmer alleine hatte / und meinen GOtt vielmahlen in diesen Heidnischen Ländern durch Sünden verunehret / auf meine Knie zufallen / und dieses grauseme Trauer=Spectacul mit Thränen zu begleiten. Wir lassens ietzo barbey / und es sie an jenem großen Gerichts=Tage mit denen verstockten Jüden verantworten / und melden noch mit wenigen von ihrer sonsten strengen Policey und administrirung der Justitiæ noch dieses:

Der Japponner scharffe Justitie.

ANNO 1686. als ich das ander mahl in Jappan war / wurden auff einmahl 18. Personen / welche was Particular-Güter von ein oder andern Compagnies Diener den Holländern heimlichen behandelt und abgekauffet hätten / also fort ins Gefängnüs geführet / und wenig Tage hierauff zu Nange-Säqui gecreutziget / und mit Speren durchstochen; welche schreckliche Execution, bevor durch ein Perspectiv, wir genau von unsern Desima sehen kunten. Dergleichen Execution gieng auch vor mit einem / der es zwar besser / als diese arme Schlucker / verdienet. Nehmlich Anno 1684. als ich das erste mahl da war) war ein Bürger / Josseymon in Nange-Säqui, welcher einen liederlichen Brüder hatte / und Fatschyseymon hiessen auch in Jedo der großen Käyserlichen Residentz=Stast / bey einem sichern Reichs=Rathe als ein Knecht dienete / und ein sonderbarer Liebhaber der 3. Haupt=Laster / des Spielens / Sauffens und Hurens war / derselbe sprach seinen Bruder öffters umb eine Beysteuer Geld an / weil seine Gagie bey weiten nicht zureichen wolte / mit Borband / daß ers zu dieser oder jener Notwendigkeit emploiren wolte / biß endlichen sein Bruder ein weit anders erfuhr / und Fatschyseymon nichts mehr per Wexel / übermachte; welches diesen Bösewicht verdreust und hingehet / und diesen seinen armen unschuldigen Bruder beym Käyser angiebet / ob wäre sein Bruder zu Nange-Säqui ein heimlicher Christe; dessen Boßheit wurde so lange geglaubet / biß man dessen einanders versichert ward. Nun pflegt man da einem solchen Angeber oder Christen=Verräther 300. Theile (ist so viel als 450. Thaler unsers Geldes) zu geben / weil es vom Keyser verwilliget ist; Solches wurde diesem Fatschyseymon auch geboten / iedoch so lange inne behalten / und er für seine Person in Verwahrsam genommen / biß zu Austrag der Sache und gründlichern Beweißthums. Immittelst gienge ein starcker Befehl vom Keyser an den Gouverneur, jenen mit aller Familie, nebst seinen nechsten Nachbaren / gefänglich einzuziehen / welches auch geschahe. Nachdem aber die gantze Stadt und alle Nachbarn diesen Josseymon ein ander Zeugnüs gaben / wurden alle diese Gefangene wieder perdoniret / jener aber hier zu Nange Säcqui gecreutziget.

Jappansche Baum=Schule.

Nun folgen einige rare Bäume / Kräuter- und Jappansche Blumen-Gewächse / so ich nach meiner Wenigkeit / als ein Liebhaber / in beyden Reisen angemercket / untersuchet / und vor meinen Herrn per passa Tempe elominiret habe. Gleichwie die Capo bona Esperance unter dem Tropico Capri corni oder 35. Grad unter dem Süder-Pol / also lieget das große König= oder Käyser- und Gold=Reich Jappan fast so viel Grad unter der Norder=Breite; Dahero dero Clima fast mit jenen an Fruchtbarkeit und Witterung überein kömmet. Weil aber Jappan an statt der dorr Viehischen und dummen Bestien der Affricaner und wilden Hottentotten, fast mehr als Tausend Jahr von einer klugen und witzigen Nation bewohner worden / wiewol nicht wegen Unwissenheit / sondern Verstockung / diese jenen in ihrem Heydenthume nichts nachgeben / sondern / sie nicht zu richten / einmal mehr Verantwortung haben werden; So ist doch an dem / daß die Jappaner / was Kunst / Wissenschaften und weltliches Beginnen anbelanget / keinen Europæer / er sey so künstlich als er wolle / zum Lehrmeister benöthiget sind. Also hat auch diese Nation im Anpflantzen der Bäume / Lust=Gärten / allerhand Blumen und Kräuter wie nicht weniger von der edlen Medicin, grosse Scientz. Ja ich sage / daß sie hierinnen ihr bestes gethan und es an keinen Kosten und Mühe ermangeln lassen. Was ihnen gefehlet / haben sie durch schweres Gold von denen Chinesern, als ihren alten Uhrahnen / und andern Indianern / auch nechsten Nachbarn / ihnen zuwege gebracht. Deren nur ein Schatten die wenige Zeit / so viel die strenge Freyheit erlauben wollen / ich in etwas angemercket habe / und hier folgen soll.

[...]

Cap. XI.

Von der Jappaner und Chineser zierlichen Gartenbau, und was dem anhängig.

ICh füge hier nicht unbillig an / wie die Japponesen und Chinesen ihre Gärten bauen / und an statt schöner Statuen mit Klippen zieren / keine grössere Ergetzligkeit mag sich diese Nation einbilden / als wenn sie nur große und hohe Klippen in ihren Gärten haben / welche zwar nicht von der Natur / sondern von ihren eignen Händen inventiret und also movirlichen gemachet sind / daß sie solche Klippen und artige Felsen / bald hier weg nehmen / und an einen andern Ort oder Garten ohne Schaden transportiren können / welche Klippen ihnen an statt der von Marmor und Alabaster gearbeiteten Statuen dienen / sie pflegen auch eine hohe Klippen mitten in Garten zusetzen / welches also geschiehet / sie machen von der Erde auff einen hohen Berg / und besetzen denselben mit allerhand Steinen / welche zum theil mit Moß bewachsen / oder sonst von Natur artig gewachsen sind / von unten biß oben an / blso / daß tausend von Europæern / wer sie sonsten noch nicht gesehen / meinen solten / daß sie GOTT und die Natur und keine Menschen Hand gebildet habe. Auch wissen sie diese Klippen artig von einander zu spalten / sie haben in denselben allerhand rare Speluncken, Löcher / Klüffte und Thüren / aus welchen Wasser von Natur herab fallen / so haben sie auch allerhand Arten Becken / da das Wasser hinein läufft / als rundte / viereckigte / oval, und dergleichen mehr / in diese Becken setzen sie allerhand Sorten Fische / bevor kleine / welche wie Gold blincken / und wie Silber scheinen / die Helffte bedecken sie mit grünen Graase / so auff denen Teichen oder Wasser von Natur zu wachsen pfleget / von allerhand Gattungen / wenn der Berg kein Wasser giebt / so helffen sie sich vermittelst der Röhren / welche also beleget sind / daß es durch alle Stein und Klippen muß durch und herab lauffen. In denen großen Steinen und Klippen haben sie einen Fuß tieff rundte oder länglichte Löcher / welche sie mit Erde füllen / und hernach ihrer Art kleine Bäumgen hinein pflantzen / welche zum theil Früchte / die meisten aber allerhand Art schöne und wohlriechende Blumen tragen / wie auch allerhand Zwiebel-Gewächse / welches ziemlich rar und angenehm zu sehen ist / wenn eine Blume verblühet / so kömmt schon die ander wieder herfür / weilen auch alle Klippen und Felsen hohl ausgehauen sind / so haben sie an denselben allerhand Bilder stehen / aus dessen Köpffen ebener massen Baum= und Blumen=Gewächse / hervor wachsen und blühen / oder große rundte Köpffe auf den ihren tragen / aus welchen allerley schöne Blumen blühen / sie haben auch Statuen in guter Ordnung / zuweilen noch fester an der Klippen / andere das man rund umb dieselbe gehen kan / in denen Klüfften oder Speluncken haben sie allerhand gemahlte Abgötter / wie auch andere Bilder / so haben sie auch an den Felsen rundte Löcher / worinnen sie Vogel=Nester mit ihren Eyern stecken / andere legen Eyer von Porcelleynen gemacht hinein / die Nester nehmen sie von denen brütenden Vögeln aus dem Weide hinweg / weil sie so viel natureller als wenn sie von Menschen Händen und ihrem Fleisse gemachet wären. Ihre Garten=Bethen theilen sie wohl und artig ein / und setzen dieselben mit gehauenen oder gebackenen Steinen zierlich aus / andere nehmen das Graaß Duafingy oder Gramen Bulbosum, von welchen sie schöne Laub=Wercke pflantzen / lässet sich gleichfalls wohl mit der Scheere beschneiden / gleich unsern Teutschen ausgesetzten Lust-Stücken von Buxbaum / præsentiret sich aus der maßen wohl und zierlich / derowegen darff ihm kein Europæer einbilden / daß wir alleine klug und diese Menschen tumme Bestien wären / wenn wir sie von aussen ansehen / vermeinen wir daß sie arme blinde Menschen gegen uns zu rechnen seyn / und wenn sie uns ansehen / fallen sie in gleiche Gedancken / wie sie denn / die Japponeser / ungescheuet sagen / daß wir keinen so nachsinnlichen Verstand hätten als sie / wie sie in nachgesetzten Worten von ihnen also selbsten rühmen / und zu den Holländern sagen / Holländermann schlimm / Japponermann noch schlimmer / oder Hollande Fuckyeyekeri, welchs so viel heissen oder hedeuten soll / die Teutschen sind unverständige Narren / er sey was Nation er wolle / wolches man wohl auff ihrer Seiten von ihnen / was der blinde Unverstand und das wahre Erkäntniß GOTTES belanget / füglicher sagen kan. Ubrigens kan ich nicht in Abrede seyn: Ist ein Volck unter der Sonnen von klugen Conduiten, verschmitzten Maximen, sowol in Staats / Regierung / und Negotien, als Tapfferkeit und eines unerschrockenen Muthes im Kriege / so sinds in Wahrheit die Japponeser / welche an Klugheit und Verstand denen Staatssüchtigen / und 10. mahl klugen Frantzosen nichts nachgeben / wie solches auch aus ihrer künstlichen Arbeit / unvergleichlichen Schildereyen / Lackwerck / Gold=Arbeit / vortrefflichen Sebeln / als schönen Porcelleynen-Gefäß / genugsam erhellet.

Cap. XIV. Etliche wenige Anmerckungen der Japponner, so ich selbsten beobachtet, wie auch, was bey unser ersten als andern Reise von 1685. bis 1687. nach Jappon, als deren Rück-Reise, über Malacca wieder auff Batavia, passiret.

DIe Japponner sind gegen Frembde und Ausländische Völcker eine fast hochmüthige / stoltze und ernsthaffte Nation, und vermeynen / daß Niemand in der Welt zu finden / der / theils wegen ihres Landes Reichthum / als dessen Einwohner vortrefflichen Verstandts / mit ihnen zu vergleichen sey. Doch / wie hochmüthig und tapffer sie scheinen / ist es auch ein furchtsames und mißträuliches Volck / weil sie niemanden weiter trauen / als ihre Augen sehen können. Dahero des grosen Keysers Unter-Könige alle / samt ihren Weibern und Familien zu Jedo in des Keysers großen Residenz-Castell, so drey Meilen in Umbkreiß ist / wohnen müssen; weil die Stadt sieben Holländische Meilen groß ist / als drey guter Tage=Reise lang / oder so weit der Horizont reichet / man noch kein Ende von denen Gassen sehen kan. Woferne aber ja einer mit Erlaubnüs des Keysers in seinem Königreiche eine Zeitlang residiren will / muß er alle Weiber und Familien daselbsten zu Jedo zum Unter-Pfande lassen. Diesen ihren Keyser müssen sie wie einen Gott fürchten und ehren. Sein bloßer Winck ist ihnen ein strenges Gesetze / und wenn er von ihnen verlanget / ihren Kopff / oder Leib selbst auffzugschneiden / schätzen sie solchen Tod für eine sonderbare Keyserliche Gnade. Sonsten ist es (bevor die Manns-Personen) ein starckes ansehnliches Volck / mit geschornen Häuptern / in Kleidung mit langen Röcken / und auf der lincken Seiten / was ein wenig Staats ist / mit zwey langen Sählen betlendet; Die Frauen=Leuth etwas kleiner von Statur, weiß von Haut / als die von Europa / ja gegen Norden / oder unter keinem allzu sehr warmen Clima wohnen; haben etwas kleine Augen / welche bey dieser Nation der Japponer (gleich wie bey denen Türcken / oder auch Tereschen / die grossen Augen) für eine sonderbare Zierligkeit gehalten wird. Sonsten sind sie über alle massen freundlich / getreu und verschwiegen / und ist zu bejammern / daß solche schöne / von GOtt und der gütigen Natur wohl=gebildete Menschen in dem Heydenthumb leben / und (welches am meisten zu bejammern) in dieser ihrer abgöttischen Blindheit sterben müssen.

Der Männer in etwas noch zu gedencken / so ist es ein überaus trotziges und hartnäckiges Volck / daß sie lieber sterben / als viel umb gut Wetter oder Gnade bitten wollen. Sie sind mit ihren scharffen Säbeln ein Curte Capesse zu spielen / oder wie der Jappanner in seiner Mutter=Sprache redet / Adamekirmesch, unvergleichlichen geübet / wie denn die junge Mannschaft / wie ich selbst gesehen / ihre Säbel an denen armen Sündern welche doch ihr Recht schon ausgestanden / und man billig nun ungestöret solte ruhen lassen / also prohiren: So balde das Creutzigen geschehen / und mit einer scharffen Lantze das Hertze durchstochen ist / kommen diese Junckerichen oder Grandessen Söhne / einer hauet den Kopff / der ander den halben Leib mit den rechten Arme / ein ander den lincken abe / und dieses so lange biß nichts mehr an Creutze hanget. Hier kommen hernachmahlen die Henckers=Knechte ein Sauff=Geld zu verdienen / neben mit einer großen Nadel und Vindfaden alle diese Stücke und den Cörper wieder zusammen / alsdenn kommen andere und spiele- dergleichen Com]oedie welches wohl Tragoedie heissen möchte / so lange biß anders nichts als ein wenig Knochen und kleine Stücken Fleisch übrig bleiben / welche hernachmahls die nechsten Freunde in einen Sack zusammen lesen / und Nachts in die Erde verscharren. Ich habe mir auch vor gewiß von denen Jappannern so zu uns auf Desima / von Nange-Säqui kamen / erzehlen lassem / aber selbsten nicht gesehen / daß wenn einer einen neuen Säbeln in Jedo gekaufft hat / und auff solche Weise zu probiren sich keine Gelegenheit præsentirte / dürffte diese Gewissen lose Jugend wohl die Kühnheit nehmen / daß sie bey Abends Zeit in vorbey gehen / wenn ein oder ander vor seiner Thür sich badet / den Kopff abehauen / es sey wer es wolle / und wenn schon inquiriret würde / könnte man den Thäter so leicht nicht erfabren / weil diese Stadt Jedo gantzer 7. Meilen groß / und mit vielen Tausend Menschen angefüllet ist / welchs endlich wohl zu glauben stehet / weil mancher in unsern Teutschen Landen feinen Leib=Hund mehr / als diese eines Menschen oder ihres Nechstens Leben / æstimiret / wer hiervon ein Liebhaber zulesen / den recommendire ich nochmahlen mehr erwehnten Arnoldi Montani Denckwürdige Gesandschafft an unterschiedliche Keyser von Jappan / bevor unter der Regierung des grausamen Wütterlichs und Staatssüchtigen Tyrannen Taikosam]æ, wie er des Reichs Nachfolger und also genannten Quabakondone oder seinen Vetter / nebst seinen Weibern und gantzen Familien mit Strumpff und Stiehl ausgerottet / wie pag. 168. und viel andern Blättern weitläufftig zu lesen / welcher Blut=Eigel vor seine Person der Quabakondone zwar diesen Todt des Bauchschneidens als eine Keyserliche Gnade wohl verdienet hatte / so waren doch hingegen so viel hundert Seelen der armen unschuldigen Familien wohl zubeklagen. Doch aber kan ich nicht mit stillschweigen übergehen / sondern nur mit wenigen noch melden / daß fast kein Königreich unter der Sonnen mehr mag gefunden werden / welches reicher von Golde / als eben Jappon von sich rühmen könte / so ich daher gemercket / weil bey den großen und schrecklichen Brand zu Jedo Anno 1656. eben zu der Zeit als der Herr Zacharias Wagner von Dreßden aus Sachsen bürtig / daselbsten Ober= Haupt und Holländischer Abgesanter zu Jedo war / so die Japponner zu meiner Zeit noch kennten / und ihn den Donnermann heissen / weil er allezeit ernsthafft und scharff sich gegen sie erzeiget hätte / in welchen schrecklichen Brande aber nicht alleine über die Hundert Tausend Häuser in wenig Zeit oder Tagen verbrennet / sondern auch über Hundert Tausend Menschen jämmerlich verunglücket / maaßen die große Käyserliche Residentz und viele kostbare Palläste derer Unter=Könige auch nicht davon befreyet gewesen. Unter andern ist merckwürdig / daß des Käysers vortreffliche Rüft= und Kunst=Cammer worinnen viel Milionen an Goldreichen Kostbarkeiten der Säbel / und anderen güldenen Armaturen gewesen / mit verbrennet / dahero solche große Gold-Klumppen zusammen geschmoltzen / daß der stärckste Mann / wäre es auch ein Hercules selbsten / sie nicht auffheben kan, dahero hat der Käyser die Gold=Minen auff 3. Meilen in Umbkreiße von obgedachten Brande an rund-umb schliessen lassen / umb werden noch biß dato von Pangosen und Soldaten bewachet / damit diese Gold=Klumppen erstlichen wieder vermüntzet würden / unangesehe] / ohne was zu Auszahlung der großen und mächtigen Miliz, und andern fast unschätzbaren Ausgaben des Reichs angewendet / haben alleine die Holländer in die 30. Jahr her vor ihre Commertien oder Kauffmanns=Güter iedes Jahr minstens 50. Tonnen Goldes von mehr gemelten Klumppen gemüntzter Cupang und Itzebo hier abgeführet / ohne was die Chineser hiervon bekommen / nicht zu rechnen / welches der Holländer ihres alleine uff 1500. Tonnen Goldes sich beläuffet / an Contanten ohne ihre ander Landes-Waaren. Hier lasse ich nun den Leser selbsten urtheilen / ob in Jappan nicht fast mehr an Gold / als in unsern Landen Zien ihr überflüßiges Reichthum sich erstrecket / wies dennalhier zu Jedo bevorab des Käysers Thron oder Reichs=Stühle mit großen und breiten Dächern und in denen Reichs-Räthen ihren Zimmern die Seulen mit guten goldenen Blechen beschlagen sind. Sonsten unser andere Reise Anno 1685. in Hinwege nacher Jappan belangende / war anfänglichen meistens Favorabel, alleine als wir bey der Insul Formosa angelanget / bekamen wir einen so harten Norden-Sturm / daß wir nicht anders vermeinten / wir würden alle Schiffe / derer 6. an der Zahl waren / hier lassen müssten / zumal auch die finstre Nacht uns schlechte Hoffnung zum Leben machte / indem wir nicht wusen / ob uns der Sturm auf Klippen oder auf Land und Syrten setzte / die meiste Gefahr aber ware / daß wir untereinander in umlegen einer ehe als der ander / uns selbsten / weil es Stock finster war / in den Grund versegelt hätten / wenn Gottes Wunder=Güte nicht so groß / und unser zeitliches Verderben in Gnaden abgewendet hätte / ich vor meine Person / wie auch die meisten vermeinten / wohl nimmer ein Land von Jappon / weniger Batavia, zum allerwenigsten aber unser geliebtes Vaterland wieder zu sehen / weil alle unser Hoffnung hier ab zukommen auff Gläsern Steltzen gienge. Doch GOtt / welcher ein HERR über aller Meeres=Tieffen Sturm / Wind und Wetter ist / brachte uns endlich ohne sonderbaren Schaden wieder / als zum andern mahl / an Jappon / und in den glücklichen Hafen zu Nange Säqui ein / welchen nochmahls Preiß und Danck dafür gesaget sey. Bey unsern Negotien passirte nichts sonderbares / als wie schon gedacht / daß die armen fast unschuldigen Menschen wegen fast keiner Schuld / oder kleine zwar contra Befehl des Käysers / wegen Particular-Handel der Commercien von den Japponnern / 18. Mann schmählichen nicht allein vor ihre Person gecreutziget worden / sondern auch / welches fast ohne Thränen zu vergiessen / der aller unmittleidigste Mensche von Christen / nicht mit an sehen sollen / viel ihrer unschuldigen Kinder zugleiche von denen Scharffrichtern / so hier grün gekleidet gehen / (damit sie vor andern zu erkennen /) jämmerlichen die Köpffe abgehauen / welche unschuldige Lämmer nebst ihren Vätern als sie nach ihrem Golgatha in starcker Begleitung des Käysers Soldaten / mit Ober= und Unter=Pangosen vor unsern Desima vorbey und wie gedultige Schafe zu ihrer Schlacht=Banck abe giengen / uns freundlich grüsseten / sich beugeten und gute Nacht nahmen / welchs in Wahrheit einen fast das Hertze brechen machte / wenn man das lichte Verbrechen und die unschuldige Unschuld des Todtes bey sich erwegete / bevor der armen unschuldigen Kinder / welches ich nimmermehr vergessen werde.



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